Le Monde hat ein kleines
Dossier zur Verteidigung und Feier der Figur des Dissidenten zusammengestellt. Ausgangspunkt ist wohl jener leider etwas kraftlose Text von
Salman Rushdie, den die
FAZ neulich auf Deutsch (und die
New York Times zuerst
auf Englisch) brachte. Eigens für
Le Monde aber
hat wohl
Liao Yiwu an die Adresse der Franzosen geschrieben, denen er
Wohlgefälligkeit gegenüber Mao und dem jetzigen chinesischen Regime vorwirft. Er nennt Freunde, die im Gefängnis sind, allen voran
Liu Xiaobo: "Wer erinnert sich heute noch in Frankreich an seinen Namen, welche Intellektuelle eilen zu seiner Unterstützung, welcher Sinologe hat sich für seine Freilassung eingesetzt?" Und gerade
die Sinologen scheinen Liao kritikwürdig: "Jeder fürchtet nur um sein
Visum für China, um die Subvention für seine Universität, wenn er ein Konfuzius-Institut einrichten hilft, um die China-Reisen zu Kolloquien, die sich als große Festivitäten in Luxushotels präsentieren."
Zu dem Dossier gehört auch eine kleine
Rede, die
Philip Roth beim Pen-Festival in New York gehalten hat und die
auf Englisch im
New Yorker zu lesen war. Er erinnert sich an seine
Reisen nach Prag in den siebziger Jahren, wo er Freunde der Charta 77 besuchte, bis er festgenommen wurde und kein Visum mehr bekam. Sein Freund
Ivan Klima wurde daraufhin stundenlang verhört. Was Roth in Prag gewollt habe... "'Aber lesen Sie denn seine Bücher nicht?', fragte Ivan die Polizisten, die ihn perplex anguckten. Ivan klärte sie auf: 'Er kommt wegen der Mädchen."
Heftig diskutiert wird auf
Le Monde des Idées außerdem ein
Text der in Frankreich populären Autorin
Nancy Huston und des Entwicklungsbiologen
Michel Raymond unter dem Titel "
Geschlecht und Rasse, zwei Fakten". Sie wehren sich gegen einen Diskurs der Geisteswissenschaften, der alle Natur leugnet und etwa Geschlecht nur mehr als eine "
soziale Konstruktion" verstehen will. "Und die Feststellung, dass sich der Mensch aus einem afrikanischen Ursprung vor 70 bis 100.000 Jahren in verschiedenen Teilen der Welt realtiv autonom entwickelt hat und verschiedene Unterarten oder - pardon! -
Rassen entwickelt hat, nicht eine Meinung, und noch weniger ein politisches Dekret, sondern schlicht und einfach eine Realität. Sie zieht keinerlei Werturteil nach sich. Die moderne Genetik will nur beschreiben."