Leider immer noch nicht online, aber inzwischen doch etwas diskutiert ist
Hannelore Schlaffers Essay über den Romanisten und
SS-Hauptsturmführer Hans Robert Jauß. Darin verteidigt sie ihren einstigen Mentor, man könnte fast sagen, nicht trotz, sondern wegen seiner NS-Tugenden. Sie preist Denkkraft, Pflichtbewusststein und Disziplin des "sicheren Manns": "Die Kritik an Jauß geht davon aus, dass Männer immer genau zu wissen haben, was gut ist und was böse. Der junge Jauß, der von Nazi-Lehrern erzogen worden war, hätte, so urteilen seine heutigen Richter, die nie der Gefahr der Verführung durch eine Ideologie ausgesetzt waren, schon zu wissen gehabt, was gut sei und was böse. Ich hingegen bekam, was er in der Schule gelernt hatte, was ihm antrainiert worden war und ihn heute schuldig erscheinen lässt, im Deutschland nach dem Krieg zu spüren und habe es
als Wohltat empfunden. Damit bin ich nicht allein: Das ganze Land hat ja, als es die Männer nach dem Zusammenbruch des 'Dritten Reichs' wieder beschäftigte, die Erziehung zu den verbrecherischen Idealen und Tugenden des NS-Staats für sich und für den Aufstieg der Demokratie in Deutschland genutzt, um ein Land einzurichten, in dem es sich gut leben lässt. Es ist ein traurge Wahrheit: Aus
guten Nazideutschen wurden
gute Bundesdeutsche."
Im
Tagesspiegel hat der Romanist
Albrecht Buschmann auf den Text
reagiert: "Die hervorstechende Qualität der Jauß'schen Nachwuchsschmiede sei ihre Vermittlung militärischer Prinzipien gewesen. Da fällt es nur noch am Rande in Gewicht, dass er weder im Krieg noch im Kolloquium '
Mannschaft' war und auch nicht, wie es bei Schlaffer heißt, 'einer der
namhaften Zeugen jener dunklen Phase der deutschen Geschichte'. Jauß war nicht Mitläufer oder einfacher Soldat: Er war
Täter, als Ausbilder auch für Rassenkunde wie als hochdekorierter Frontoffizier."