Magazinrundschau
Nur Geld wird nie müde
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
15.05.2012. Mark Zuckerberg hat heute Geburtstag. 28 Jahre alt wird er und noch diese Woche voraussichtlich 25 Milliarden Dollar schwer: New York Magazine und New York Times? Sind beeindruckt. Der Economist? Nicht so sehr. Le Monde diplomatique wundert sich über die griechischen Kommunisten. Die Franzosen wollen keine Frühaufsteher mehr sein, glaubt Elet es Irodalom. Sie sollten sich ein Beispiel an den Chinesen nehmen, findet Eric Hobsbawm in MicroMega. In Le Monde macht sich Driss Ksikes Sorgen über die Islamisten in Marokko. In Litauen gewinnt gerade der Mob gegen die Gerichte, erzählt Open Democracy. Al Ahram stellt ein Orchesterr für blinde Mädchen vor.
New York Magazine (USA), 14.05.2012

Benjamin Wallace erzählt die hollywoodreife Geschichte des Weinfälschers Rudy Kurniawan, der auf Auktionen gefälschte Romanée-Contis, Roumier Musignys und Pétrus für Millionen von Dollar verkaufte und nebenbei die Crème de la Crème der amerikanischen Wein-Experten und -Sammler bis auf die Knochen blamierte. Nun steht sein Prozess bevor - mit einer Strafdrohung von hundert Jahren. Wie fälscht man eigentlich einen Wein? Kleiner Trick: "Man nehme zwei Jahrgänge, sagen wir einen 81er Pétrus (durchschnittlicher Auktionspreis 1.194 Dollar) und einen 83er Pétrus (1.288 Dollar), um daraus zwei Flaschen 82er Pétrus (4.763 Dollar pro Flasche) zu machen. Es ist der richtige Wein, er schmeckt nach seinem Alter, auch wenn er ein bisschen vom typischen 82er abweicht, aber er schmeckt ja auch nicht wie ein 81er oder 83er."
Economist (UK), 12.05.2012

Weiteres: Der Ausblick auf einen "chaotischen Ausstieg Griechenlands aus dem Euro" unter den Bedingungen eines Post-Sarkozy-Splits zwischen Deutschland und Frankreich sollte jeden, der unmittelbar damit zu tun hat, in Angst versetzen und könnte sogar Obamas Wiederwahlchancen empfindlich mindern, warnt dieser Artikel.
Le Monde diplomatique (Deutschland / Frankreich), 11.05.2012

Rolling Stone (USA), 10.05.2012

Elet es Irodalom (Ungarn), 11.05.2012

London Review of Books (UK), 10.05.2012

Außerdem: Benjamin Kunkel befasst sich sehr ausführlich mit neuen Buchveröffentlichungen zum Schuldenkapitalismus und hofft abschließend, dass die Linke sich endlich dazu aufrafft, gerechte Geld- und Schuldensysteme zu entwickeln. Michael Wood bespricht den "imposanten, schönen" Film "Once Upon a Time in Anatolia", dessen Regisseur Nuri Bilge Ceylan "exzessiv dem Bild vertraut". Hal Foster befasst sich anlässlich der großen Ausstellung im MoMA nochmal genauer mit den Fotografien von Cindy Sherman. Ian Jack liest die Memoiren des früheren Londoner Bürgermeisters Ken Livingstone und Rosemary Hill Susannah Clapps Erinnerungen an die feministische Schriftstellerin Angela Carter.
MicroMega (Italien), 10.05.2012
Wlodek Goldkorn unterhält sich für Micromega mit dem britischen Historiker Eric Hobsbawm, der sich freut, dass am Ende seines bislang 95-jährigen Lebens zwar nicht der lange Zeit vergeblich ersehnte Kommunismus, aber wenigstens eine Tendenz zum Staatskapitalismus eintritt. Seine Sympathie gilt dem chinesischen Modell: "Hinter der chinesischen Wirtschaft steht der Wunsch, die Bedeutung einer Kultur und Zivilisation wieder aufzurichten. Das ist das Gegenteil dessen, was in Frankreich passiert. Der größte französische Erfolg der letzten Jahrzehnte war Asterix. Und das ist beispiellhaft. Asterix ist die Rückkehr ins gallische Dorf, das dem Zusammenprall mit dem Rest der Welt widersteht - ein Dorf, das überlebt, aber verliert. Und die Franzosen wissen, dass sie dabei sind zu verlieren."
Außerdem: Maria Mantello befürchtet in einem Leitartikel das Aufkommen einer klerikal-faschistischen Allianz gegen Frauenrechte.
Außerdem: Maria Mantello befürchtet in einem Leitartikel das Aufkommen einer klerikal-faschistischen Allianz gegen Frauenrechte.
Le Monde (Frankreich), 12.05.2012

Eurozine (Österreich), 11.05.2012
Der Schriftsteller Mykola Rjabtschuk berichtet von der in der Ukraine offenbar grassierenden Praxis des raiding, bei der dubiose Gruppen in Firmen und Büros eindringen und einen Anspruch auf die Gebäude geltend machen. Unterstützt werden sie dabei von korrupten Richtern, die ihre gefälschten Unterlagen anerkennen. Im Zentrum dieser Praxis sieht Riabchuk keinen geringeren als Präsident Janukowitsch: "Vor zwei Jahren haben wir Ukrainer zugelassen, dass die raiders unrechtmäßig das Parlament und die Regierung übernehmen. Jetzt lassen wir zu, dass sie einen nach dem anderen von uns zerstören und unterwerfen,... Die Ukraine hat eine Regierung, die sich für nichts interessiert als rohe Gewalt, riesige Geldsummen und zynische Lügen."
Kein Land der EU hat eine höhere Jugendarbeitslosigkeit als Spanien, wo rund die Hälfte der unter 25-Jährigen keinen Zugang zum Arbeitsmarkt findet. Diese jungen Menschen werden von der Krise besonders heftig getroffen, weil sie im Bewusstsein aufgewachsen sind, dass sich Wohlstand und Stabilität von Generation zu Generation erhöhen, erklärt Ramón González Férriz. Zugleich sei dieses Bewusstsein jedoch für die Krise mitverantwortlich: "Die Katastrophe und ihre Konsequenzen als Erfindung einer privilegierten Elite abzutun, deren Opfer alle anderen sind, ist das Verantwortungsloseste, was wir tun können. Nein: wir - die Generation, die jetzt in ihren Dreißigern ist - haben diese Krise mitverursacht, mit unserem Lebensstil, unseren Bildungsentscheidungen, unserem Konsum, unseren überzogenen Erwartungen. Wir haben einen gewissen Konservatismus mit einer gewissen Fortschrittlichkeit kombiniert: alles muss so gut bleiben, wie es jetzt ist, auch wenn wir nahezu alles ändern."
Kein Land der EU hat eine höhere Jugendarbeitslosigkeit als Spanien, wo rund die Hälfte der unter 25-Jährigen keinen Zugang zum Arbeitsmarkt findet. Diese jungen Menschen werden von der Krise besonders heftig getroffen, weil sie im Bewusstsein aufgewachsen sind, dass sich Wohlstand und Stabilität von Generation zu Generation erhöhen, erklärt Ramón González Férriz. Zugleich sei dieses Bewusstsein jedoch für die Krise mitverantwortlich: "Die Katastrophe und ihre Konsequenzen als Erfindung einer privilegierten Elite abzutun, deren Opfer alle anderen sind, ist das Verantwortungsloseste, was wir tun können. Nein: wir - die Generation, die jetzt in ihren Dreißigern ist - haben diese Krise mitverursacht, mit unserem Lebensstil, unseren Bildungsentscheidungen, unserem Konsum, unseren überzogenen Erwartungen. Wir haben einen gewissen Konservatismus mit einer gewissen Fortschrittlichkeit kombiniert: alles muss so gut bleiben, wie es jetzt ist, auch wenn wir nahezu alles ändern."
Reason (USA), 01.05.2012

Open Democracy (UK), 11.05.2012

Newsweek (USA), 14.05.2012

Außerdem: Anna Nemtsova stellt die Familie Dzyadko vor, die die Opposition gegen Putin anführt. Und Trevor Snapp berichtet in einer langen Reportage über ein Flüchtlingscamp im Südsudan.
Al Ahram Weekly (Ägypten), 10.05.2012

New York Times (USA), 13.05.2012

Für die Technologieseiten haben Evelyn Rusli, Nicole Perlroth und Nick Bilton mit allen möglichen Leuten über Mark Zuckerberg und den anstehenden Börsengang von Facebook gesprochen und kommen zu der Auffassung: der Mann hat viel gelernt, heute ist er ein guter CEO. "Als der Instagram-Deal kurz vor dem Abschluss stand zum Beispiel, handelten Mr. Zuckerberg und Kevin Systrom den Kauf in Zuckerbergs 7-Millionen-Dollar-Haus in Palo Alto unter sich aus. Ihre Anwälte und Berater sahen aus der Ferne zu. 'Mark und Kevin saßen draußen und aßen Steaks und Eiscreme, während die Anwälte drinnen Game of Thrones sahen', sagt eine Person, die dabei war. 'Es blieb nicht unbemerkt', sagt diese Person weiter, 'dass zwei Mittzwanziger allein die Bedingungen für den Kauf festlegten'. Der Instagram-Deal unterstrich, wie Mr. Zuckerberg seine Macht in den letzten acht Jahren gefestigt hat. Facebooks Aufsichtsrat, der wenige Tage bevor der Deal veröffentlicht wurde, eine kurze Email über den Kauf erhielt, hat ihn nie zurückgehalten."
In der Sunday Book Review bespricht Adam Hochschild Paul Prestons kürzlich schon von Timothy Snyder hochgelobte Geschichte des Spanischen Bürgerkriegs.
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