Magazinrundschau
Swarovskis Parabeln der Genesis
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
05.02.2008. In den Blättern für deutsche und internationale Politik warnt Daniel Leisegang vor dem Schnüffelmonster Google. In Spiked warnt Alexander Cockburn vor naiven Umwelt-Alarmisten. Im Merkur würdigt Wolfgang Ullrich die Transzendenz von Gerhard Richter und Swarovski. In Prospect fürchtet William Skidelsky um die traditionelle Literaturkritik. In Nepszabadsag eruiert der Historiker Dusan Kovac die Aussöhnungsmöglichkeiten zwischen Slowaken und Ungarn. In Outlook India freut sich Sheela Reddy über den indischen Leser. Im New Statesman sucht Andrew Marr den anglikanischen Gott.
Blätter f. dt. u. int. Politik (Deutschland), 01.02.2008

Der Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka beklagt die "schändliche Untätigkeit" der Weltgemeinschaft in Bezug auf den Völkermord in Darfur. Aber auch die afrikanische Selbstbehauptung, die negritude, hat sich für ihn als Chimäre erwiesen: "Die Afrikanische Union überlässt die Menschen in Darfur praktisch ihrem Schicksal, liefert sie der Willkür der mordenden, vergewaltigenden, brandschatzenden Prediger einer rassistischen Doktrin aus."
spiked (UK), 09.02.2008
Alexander Cockburn, Herausgeber des linken CounterPunch und Autor von "A Short History of Fear", beschreibt, welch unheilige Allianz intellektuelle Panik und Massenmoral in der Frage des Klimawandels eingegangen sind. Er selbst gilt als "Klimawandel-Leugner": "Dieser Trend zur Katastrophen-Stimmung ist verbunden mit dem Niedergang der Linken und ihrer optimistischen Vision, die ökonomische Natur der Dinge durch ein politisches Programm zu ändern. Die Linke hat sich auf den Klima-Alarmismus versteift, weil sie hofft, dass, wenn sie die Welt nur von der bevorstehenden Katastrophe überzeugen kann, die Notfall-Reaktionen zu mehr sozialer und ökologischer Gerechtigkeit führen werden. Das ist reine Fantasie. In Wahrheit wird der Umwelt-Alarmismus den wie immer undurchschaubaren Interessen des Großkapitals in die Hände spiele. Tatsächlich hat er es schon. Die Nuklear-Industrie profitiert gerade unermesslich."
Merkur (Deutschland), 01.02.2008

Prospect (UK), 01.02.2008

Weitere Artikel: Ben Rogers porträtiert den Kanadier Charles Taylor, den "wahrscheinlich interessantesten und bedeutendsten lebenden Philosophen englischer Zunge"; exklusiv online gibt es auch ein Interview mit Charles Taylor. In der Titelgeschichte erklärt Michael Lind, warum es um die USA viel besser steht, als mancher Pessimist derzeit glauben mag.
Nepszabadsag (Ungarn), 02.02.2008

Causeur (Frankreich), 31.01.2008
Rue89, Mediapart und Causeur ("Manifest"): In Frankreich entstehen lauter neue Internetmedien jenseits der etablierten Institute, in denen Journalisten davon träumen, endlich mal die Wahrheit zu sagen. In Causeur fragt die bekannte Journalistin Elisabeth Levy, warum auf dem Privatsender Direct 8, der dem Sarkozy-Kumpel Vincent Bollore gehört und von dessen Sohn Yannick geleitet wird, eine harmlose Talkshow über Sarkozy und die Frauen einfach abgesetzt wurde: "Die Medienbosse glauben dass ihre Unternehmen Unternehmen wie alle andere sind. Sie glauben, eine Sendung absetzen zu dürfen, so wie sie entscheiden dürfen, irgendein Produkt ihrer Fabriken nicht zu verkaufen. Die Idee, dass die Ware, die sie verkaufen, etwas Besonderes ist, weil sie zur Bildung (oder Missbildung) der öffentlichen Meinung beiträgt, scheint ihnen gar nicht zu kommen."
Open Democracy (UK), 04.02.2008
Neal Ascherson erinnert an die ersten Studentenproteste von 1968 - in Warschau. "Wie in vielen großen europäischen Geschichten, war der zündende Funke eine Theateraufführung. Am 30. Januar 1968 sollte das Teatr Narodowy zum letzten Mal das klassische Versdrama 'Totenfeier' des Nationaldichters Adam Mickiewicz aufführen. Dem Direktor, Kazimierz Dejmek, wurde jedoch von den Kulturkadern der Kommunistischen Partei gesagt, dass die Inszenierung abgesetzt werden müsse, egal wie groß die Nachfrage sei. Hinter diesen Bossen stand ziemlich sicher der sowjetische Botschafter... Geschrieben 1830 war das Stück bei Generationen von Polen als eine sehr akkurate Bilanz ihrer Leiden und Demütigungen unter Krieg, fremden Besatzern und eigenen Tyrrannen sehr beliebt. Es ist eine verheerende Abrechnung mit den Russen, dem Polizeistaat und der Zensur. Wie Dejmek glauben konnte, damit durchzukommen, bleibt ein Rätsel. Aber er tat es. Das polnische Publikum jubelte frenetisch bei den antirussischen Zeilen, bis die Autoritären - und der Botschafter- aufwachten." Hunderte von Studenten wurden verhaftet, viele von der Uni geworfen, darunter Adam Michnik, Jacek Kuron, Leszek Kolakowski und Zygmunt Bauman.
Outlook India (Indien), 18.02.2008

In weiteren Artikeln prophezeit Reddy, dass nach den Exilautoren nun auch einheimische Schriftsteller von den indischen Lesern die Aufmerksamkeit bekommen werden, die sie verdienen. Und sie resümiert das Jaipur Literaturfestival, das offenbar katastrophal in die Hose gegangen ist. Zu lesen ist außerdem ein Auszug aus Nayantara Sahgals Rede gegen die Verflachung der literarischen Welt.
New Statesman (UK), 04.02.2008

Außerdem erklärt Sholto Byrnes die religiösen Wurzeln der säkularen Freiheiten, und Jeremy Rosen, William Dalrymple und Ziauddin Sardar beleuchten die recht unterschiedlichen Gottesbilder in der menschlichen Geschichte.
New Yorker (USA), 18.02.2008
Was genau hat Israel am 6. September 2007 in Syrien bombardiert? Eine im Aufbau befindliche Anlage zur Produktion von Atombomben, wie es die Times, die Washington Post und eine Reihe anderer Zeitungen behauptet haben? Oder eine Anlage zur Produktion von Chemiewaffen, wie ein syrischer Offizier vermutet? Oder eine Anlage für strategische Waffen, wie ein anderer syrischer Offizier vermutet? Und was genau haben Amerikaner und Israelis vermutet? Wirklich Atomwaffen? Seymour Hersh zeichnet im - teilweise haarsträubenden - Detail nach, wie die verschiedenen Versionen zustande kamen und zitiert am Ende einen langjährigen ehemaligen Mitarbeiter der CIA, der eine grundsätzliche Schwäche der Geheimdienste benennt: "Die Leute glauben immer, sie würden das Ergebnis kennen und dann gucken sie zurück und finden die Belege, die dazu passen. So entsteht ein Gruppendenken, bei dem sich die Leute gegenseitig bestätigen."
Weitere Artikel: Hendrik Hertzberg kommentiert unter der Überschrift "Der Knatsch" die gegenseitigen Attacken zwischen Barack Obama und den Clintons im Vorfeld des Super Tuesday. James B. Stewart beschreibt, wie und warum Stephen Schwarzman, Chef und Mitbegründer der Blackstone Group, zum erklärten Schuft der Wall Street wurde. Zu lesen ist außerdem die Erzählung "Free Radicals" von Alice Munro und Lyrik von Richard Wilbur, Kathleen Graber und Robert Pinsky.
John Updike stellt eine Gesamtausgabe der Romane von Flann O?Brien vor (Everyman's Library). Sasha Frere-Jones porträtiert die R&B, Soul- und HipHop-Sängerin Mary J. Blige. Peter Schjeldahl führt durch neue Ausstellungsräume im Metropolitan Museum of Art, in denen unter anderem Werke von Philippe de Montebello, Corot und weitere Kunst des 19. Jahrhunderts zu sehen sind (hier Bilder). Und Anthony Lane sah im Kino die Actionkomödie "In Bruges" von Martin McDonagh und Eran Kolirins Überraschungsdebüt "The Band?s Visit" ("Die Band von Nebenan"), der in Cannes laufen wird.
Weitere Artikel: Hendrik Hertzberg kommentiert unter der Überschrift "Der Knatsch" die gegenseitigen Attacken zwischen Barack Obama und den Clintons im Vorfeld des Super Tuesday. James B. Stewart beschreibt, wie und warum Stephen Schwarzman, Chef und Mitbegründer der Blackstone Group, zum erklärten Schuft der Wall Street wurde. Zu lesen ist außerdem die Erzählung "Free Radicals" von Alice Munro und Lyrik von Richard Wilbur, Kathleen Graber und Robert Pinsky.
John Updike stellt eine Gesamtausgabe der Romane von Flann O?Brien vor (Everyman's Library). Sasha Frere-Jones porträtiert die R&B, Soul- und HipHop-Sängerin Mary J. Blige. Peter Schjeldahl führt durch neue Ausstellungsräume im Metropolitan Museum of Art, in denen unter anderem Werke von Philippe de Montebello, Corot und weitere Kunst des 19. Jahrhunderts zu sehen sind (hier Bilder). Und Anthony Lane sah im Kino die Actionkomödie "In Bruges" von Martin McDonagh und Eran Kolirins Überraschungsdebüt "The Band?s Visit" ("Die Band von Nebenan"), der in Cannes laufen wird.
Gazeta Wyborcza (Polen), 02.02.2008

In der Debatte um Jan T. Gross' Buch "Fear" meldet sich der Historiker Dariusz Libionka zu Wort, der seinerzeit an der Aufarbeitung des Falles von Jedwabne durch das IPN mitgewirkt hat. Vom Stand der Diskussion ist er enttäuscht: "Gibt es ein Problem? Dann reden wir nicht darüber - so sieht die wissenschaftliche Debatte in Polen aus". Auch wenn er Gross' Thesen streitbar findet, so konstatiert er: "Er berührt Themen, über die wir endlich lernen müssen, vernünftig zu reden. Es wird doch sowieso die ganze Zeit über Juden gesprochen: zu Hause, in der Schule, auf der Straße".
Economist (UK), 02.02.2008

Weitere Artikel: Das chinesische Internet hat inzwischen 210 Millionen Nutzer - die sich, wie der Economist weiß, kaum für nur rudimentär existierendes Online-Shopping, aber sehr für illegale Downloads ausländischer Filme, Klingeltöne, Online-Communities und Online-Multiplayer-Spiele interessieren. Besprochen werden unter anderem Marcus du Sautoys mathematische Geschichte der Symmetrie "Den Mondschein finden", Brett Kahrs psychologische Untersuchung "Wer hat in deinem Kopf geschlafen" über sexuelle Fantasien und Peter Ackroyds kurze Biografie von Edgar Allan Poe mit dem Titel: "Poe: Ein abgekürztes Leben".
Die Titelgeschichte fragt, von einer Bombe mit brennender Zündschnur illustriert: "Hat der Iran gewonnen?"
New York Times (USA), 03.02.2008

In der Book Review berichtet Motoko Rich, dass Daniel Menaker den Randomhouse-Verlag verlässt, um im Internet eine Bücher-Talkshow nach dem Vorbild der französischen Sendung "Apostrophes" zu gründen. Besprochen werden David Rieffs Erinnerungen an seine Mutter Susan Sontag (erstes Kapitel), Kwame Anthony Appiahs neue Studie "Experiments in Ehtics", in der sich der Philosoph mit Experimenten der Hirnforschung auseinandersetzt, und Jonathan Carrs Wahnfried-Saga "The Wagner Clan".