Magazinrundschau
Die Magazinrundschau
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
08.09.2003. Der Merkur feiert die revolutionäre Kraft des Kapitalismus. Der Economist erinnert George Bush daran, dass es die "bescheidenen Knechtarbeiten" sind, die einen im Amt halten. Im Nouvel Observateur wünscht sich Tzvetan Todorov ein Europa der "ruhigen Kraft". Outlook India sieht am Irak vorexerziert, wie aus einem "unglücklichen Land" ein "gescheiterter Staat" wird. Das TLS führt uns in die Geheimnisse des Kannibalismus ein. Und im Spiegel will Leander Haußmann nicht für die Ostalgie-Welle verantwortlich sein.
Merkur (Deutschland), 01.09.2003
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q11/A6005/merkur.jpg)
Online zu lesen sind zwei Artikel des insgesamt 240-Seiten-starken Konvoluts: Zum einen Rainer Hanks gepfefferte Abrechnung mit den Gegnern der Globalisierung, die noch immer das Vorurteil pflegen, diese mache die Welt ungleicher, also Arme ärmer, Reiche reicher. Nachdem Hank dargestellt hat, dass an diesem Irrglauben nichts daran sei, stellt er fest: "Globalisierungskritik, welche die Moral auf ihre Seite zieht, ist in Wirklichkeit nichts anderes als eine Verteidigungsstrategie leidlich begüterter Mittelschichten der reichen Welt, die im Wettbewerb mit den Entwicklungsländern in einer globalisierten Weltwirtschaft ihren Einkommensstatus nicht mehr halten können. Denn der Preis ihrer Arbeit, bezogen auf die Produktivität, fällt angesichts des wachsenden Arbeitsangebots der Entwicklungsländer auf offenen Märkten. Gerade deswegen muss die Globalisierungskritik ihre wahren Absichten aber camouflieren. Sie ist in Wirklichkeit eine Strategie zur Wahrung von Besitzständen der Ersten Welt. Westliche Gewerkschaften und linke Parteien tun sich zusammen, um im moralischen Gewand der armen Welt Sozial- und Umweltstandards zu empfehlen."
Zum anderen Richard Herzingers Klarstellung, dass es sich bei den großen kapitalistischen Theoretikern - von Adam Smith und David Ricardo, selbst über die Manchesterkapitalisten Richard Cobden und John Bright, bis Friedrich August von Hayek und Milton Friedman - um leidenschaftliche Verfechter der menschlichen Würde und Selbstbestimmung gehandelt hat. "Wenn wir hier von großen Prokapitalisten sprechen, so sind damit jene Denker gemeint, die den Kapitalismus als ein Ideal, als eine emanzipatorische Idee begriffen haben. Wir sprechen nicht von jenen, die den Kapitalismus aus Phantasielosigkeit als eine nun einmal gegebene beste aller schlechten Welten hinnehmen oder ihn zynisch als Ausdruck einer natürlichen Auslese der Stärkeren verstehen. Im Grunde haben sich die Enthusiasten des kapitalistischen Marktes als letzte treue Kinder der Aufklärung ein unverwüstliches Vertrauen in die positive Veränderbarkeit der Welt erhalten. Den Kapitalismus feiern sie als Motor dieser Veränderung - ähnlich wie es Karl Marx und Friedrich Engels taten."
In der Print-Ausgabe schreiben unter anderen Thomas E. Schmidt, Mariam Lau, Christian von Weizsäcker zur neuen politischen Ökonomie von, sowie von Michael Rutschky, Guido Graf, Harry Nutt und Hans Ulrich Gumbrecht zum weiten Feld des kulturellen Kapitals.
Sehr schön auch Jörg Laus "Lob der Entfremdung", das (entgegen der allseits bemühten Chiffre vom "Masturbieren unter Schmerzen") in eben dieser die Antriebskraft von Freiheit, Kreativität und Individualität entdeckt. "Schlimmer als die Entfremdung ist nur ihre Abwesenheit, die Herrschaft des authentischen, ehrlichen, 'einfachen Bewusstseins des Wahren und Guten'".
Economist (UK), 06.09.2003
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q14/A6004/economist.jpg)
Mit Alastair Campbells Ausscheiden ist die britische Regierungskrise keineswegs aus der Welt, warnt der Economist. Tony Blair habe zwar das willkommene Versprechen gegeben, es werde in der Downing Street zukünftig weniger "chaotisch" zugehen, doch seine Ankündigung, dem "spin" endgültig den Garaus zu machen, treffe den Kern der Sache nicht: "Das Problem mit dem "spin" ist nicht, dass es zuviel "spin" gibt - eine Regierung darf ihre Politik in jedem Fall so schimmernd wie möglich darstellen, solange sie dabei nicht lügt - sondern dass es vielleicht nichts gibt, das man be-"spinnen" könne."
Weitere Artikel: Jetzt wo der amerikanische Präsidentensessel wieder zu haben scheint, wird auch die Vorentscheidung um den demokratischen Kandidaten interessant, meint der Economist und erstellt ein Panorama der demokratischen Möglichkeiten. Wie der Economist weiß, wird Mariano Rajoy vielleicht Nachfolger von Spaniens Premierminister Jose Maria Aznar. Nicht dass es da einen großen politischen Unterschied gäbe, aber zumindest einen etwas weltmännisch-jovialeren Stil, und das könnte in einem emotionalen Land wie Spanien schon etwas ausmachen, vermutet das britisch kühle Blatt. Colin Powell, so der Economist, hat mit dem amerikanischen Resolutionsantrag einen Sieg über den Zivilfalken Donald Rumsfeld errungen.
Weiterhin zu lesen ist die erste Folge eines Dreiteilers über Chile, Argentinien und Peru, in der es um "jenen anderen 11. September" vor dreißig Jahren geht, als Pinochets Staatsstreich den chilenischen Präsidenten Salvador Allende zu Fall brachte. Schließlich ein Nachruf auf den französischen Populisten Pierre Poujade und eine kurze Hommage an den prophetischen Komponisten Hector Berlioz, der in seinem eigenen Lande immer noch nicht angemessen gewürdigt werde, dessen Genie die Briten aber gleich erkannt haben (wie könnte es auch anders sein).
Leider nur im Print zu lesen: wie Design und Protest zueinander stehen.
Nouvel Observateur (Frankreich), 04.09.2003
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q9/A6003/nouvelobs.jpg)
Anlässlich eines Essaybandes über Schriftsteller von Proust über Borges und Wilde bis hin zu Nerval ("De la Litterature") erläutert Umberto Eco in einem Interview das fruchtbare Verhältnis zwischen dem Essayisten und dem Schriftsteller Eco. Zupass kommt ihm dabei offensichtlich die beim "romanischen Menschen ausgeprägtere Fähigkeit, mehrere Dinge gleichzeitig tun zu können". Wenn er etwa zwei Sachen zu erledigen habe, von denen eine dringender sei, fange er grundsätzlich mit der anderen an. "Wenn ich etwas für die Universität machen muss, ist das genau der Moment, aufs Land zu fahren und einen Roman zu schreiben. Das gibt mir das Gefühl, ein Ehebrecher zu sein." Sollte man vielleicht auch mal probieren.
Ansonsten viele Buchbesprechungen in dieser Woche, darunter ein gründlicher Verriss von Denis Bertholets Biografie über Claude Levi-Strauss ("langweilig und überflüssig"), ein Roman von Philippe Claudel, ein Debütroman von Cyril Montana und ein Roman über das Leben des Jazztrompeters Chet Baker von Alain Gerber. Und Jacques-Pierre Amette erklärt, weshalb er sich Bertold Brecht zur Hauptfigur seines neuen Romans "La Maitresse de Brecht" auserkoren hat ("Ich fände es schön, wenn der Leser nach der Lektüre meines Buchs Lust hätte, Brecht wiederzulesen").
Anlässlich seines Films "Raja", der die Geschichte eines Mädchens aus Marrakesch erzählt, erklärt Regisseur Jacques Doillon (mehr hier), weshalb dies sein vermutlich letzter Film sein werde. Besprochen wird schließlich "Good Bye Lenin", der jetzt in Frankreich anläuft.
Outlook India (Indien), 15.09.2003
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q15/A5990/outlook.jpg)
Seema Sirohi nimmt zwei Jahre nach den Anschlägen des 11. September den Stand der Dinge in Sachen Terrorismusbekämpfung unter die Lupe: Die Amerikaner büßen Bürgerrechte ein, ohne sich sicherer zu fühlen, der Patriot Act wird selbst von Konservativen als Grundstein für einen Polizeistaat gesehen, der Krieg im Irak hat neuen Terror hervorgebracht, anstatt irgendeinen Teil der Welt sicherer zu machen. Und währenddessen formieren sich im Afghanistan die Taliban neu.
Knapp zwei Wochen nach dem Bombenanschlägen in Bombay gibt Priyanka Kakodkar den Stand der Ermittlungen wieder: Vier Personen, darunter zwei Frauen, wurden verhaftet und haben die Tat gestanden. Sie gehören einer Gruppe namens Gujarat Muslim Revenge Force an. Während ein in Dubai lebender Inder dem Anschein nach die Fäden gezogen hat, sind die vier Täter relativ mittellose Durchschnittsbürger und entsprechen in keinster Weise dem Stereotyp des "jungen, gebildeten Terroristen" - ein Fingerzeig auf die Existenz anderer einheimischer Terrorzellen, entstanden aus der Wut der Verzweiflung.
V. Krishnaswamy porträtiert die Weitspringerin Anju Bobby George, die für Indien die erste Medaille bei einer Leichtathletik-WM holte.
Und Ira Pande ist begeistert von "Ambrosia For Afters", dem "sensationell" guten Roman von Kalpana Swaminathan.
Espresso (Italien), 11.09.2003
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q17/A6000/espresso.jpg)
Der Kulturteil macht stolz mit einem Exklusivinterview mit Carlos Santana auf, in dem dieser sein Desinteresse an weiteren Grammys zeigt und wieder einmal gesteht, dass er an himmlische Wesen glaubt. Monica Maggi reflektiert die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der naturverbundenen Liebe und will tatsächlich herausgefunden haben, dass Greenpeace eine Broschüre für ökologisch korrekten Sex herausbringen will. Erster Tipp: Licht ausmachen. Und Arianna Dagnino informiert uns, dass das Internet die letzte Ecke der menschlichen Kultur erreicht hat und man sich jetzt auch online auf Friedhöfen tummeln kann.
Literaturnaja Gazeta (Russland), 03.09.2003
In dem Artikel "Russland gleitet ab" beschäftigt sich Juri Poljakow mit den gesellschaftlichen Problemen in Russland und sieht einen Grund für die stagnierende Modernisierung und den von ihm konstatierten moralischen Verfall in "dem beinahe vollständigen Verlust sozialer Disziplin". Ein wichtiger Aspekt sei "die geringe Schmerzempfindlichkeit der Russen, die der Staat in der Illusion wiegt, den richtigen Weg hin zu Stabilität und Rechtmäßigkeit gewählt zu haben". Poljakow glaubt, dass Verantwortungslosigkeit und Straffreiheit den inneren Zersetzungsprozess beschleunigen. Das russische Rechtssystem sei "ein surreales Netz, in dessen Maschen nur kleine Fische hängen bleiben, während die großen entkommen".
"Goldrausch" ist die Überschrift eines Artikels von Waleri Fatajew, in dem das Phänomen Beutekunst von einer neuen Seite beleuchtet wird. Seit einiger Zeit tauchen in Russland vermehrt Amerikaner auf, "die auf der Suche nach verschwundenen Besitztümern von Holocaust-Opfern sind und nun Ansprüche geltend machen". Allerdings sei das Unterfangen aussichtslos, "da die USA kein Anrecht auf im Umlauf befindliche Kulturgüter Russlands und anderer Länder haben".
Wer hätte gedacht, dass der berühmte russische Schriftsteller Lew Tolstoj Orientalist war und eine große Affinität zu Indien hatte? "Nur wenige wissen, dass er eine ganze Reihe indischer Gleichnisse und Aphorismen ins Russische übersetzt hat". In Walentin Osipows demnächst auf Russisch erscheinendem Buch "Tolstoi und Indien" wird der geneigte Leser mehr darüber erfahren. Fürs erste müssen wir uns mit einigen in der Literaturnaja Gazeta veröffentlichten Aphorismen und einem zweiten Artikel über den "genialen, aber nicht unbedingt klugen Tolstoj" begnügen, der sich vor allem "für den Irrgarten der menschlichen Psyche" interessierte. Aleksej Warlamow würdigt darin Tolstojs "umfangreiche, aber dennoch präzise Romane, (?) in denen nichts Überflüssiges oder Zufälliges zu finden ist, in denen große Wahrheiten und kleine Details gleichermaßen zu ihrem Recht kommen."
"Goldrausch" ist die Überschrift eines Artikels von Waleri Fatajew, in dem das Phänomen Beutekunst von einer neuen Seite beleuchtet wird. Seit einiger Zeit tauchen in Russland vermehrt Amerikaner auf, "die auf der Suche nach verschwundenen Besitztümern von Holocaust-Opfern sind und nun Ansprüche geltend machen". Allerdings sei das Unterfangen aussichtslos, "da die USA kein Anrecht auf im Umlauf befindliche Kulturgüter Russlands und anderer Länder haben".
Wer hätte gedacht, dass der berühmte russische Schriftsteller Lew Tolstoj Orientalist war und eine große Affinität zu Indien hatte? "Nur wenige wissen, dass er eine ganze Reihe indischer Gleichnisse und Aphorismen ins Russische übersetzt hat". In Walentin Osipows demnächst auf Russisch erscheinendem Buch "Tolstoi und Indien" wird der geneigte Leser mehr darüber erfahren. Fürs erste müssen wir uns mit einigen in der Literaturnaja Gazeta veröffentlichten Aphorismen und einem zweiten Artikel über den "genialen, aber nicht unbedingt klugen Tolstoj" begnügen, der sich vor allem "für den Irrgarten der menschlichen Psyche" interessierte. Aleksej Warlamow würdigt darin Tolstojs "umfangreiche, aber dennoch präzise Romane, (?) in denen nichts Überflüssiges oder Zufälliges zu finden ist, in denen große Wahrheiten und kleine Details gleichermaßen zu ihrem Recht kommen."
New Yorker (USA), 15.09.2003
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q19/A6006/newyorker.jpg)
Außerdem zu lesen: die Erzählung "The Surrogate" von Tessa Hadley und das Resümee eines schwierigen Kinosommers von Noah Baumbach.
Wer hat den Boom auf dem Gewissen? John Cassidy stellt zwei Bücher vor, in denen Paul Krugman and Joseph Stiglitz, zwei führenden amerikanische Wirtschaftswissenschaftler, eine Antwort auf diese Frage versuchen. Außerdem gibt es Kurzbesprechungen, darunter einer "faszinierenden Kuriosiät": "Penelopeia" von Jane Rawlings, eine an Richmond Lattimores Homer-Übersetzungen angelehnte Erzählung der Odyssee aus der Perspektive Penelopes.
Hilton Als stellt ein Theaterstück über Dalton Trumbo vor, einen "Intellektuellen in Drehbuchautorkleidern", der unter anderem die Drehbücher für "Spartacus" und "Papillon" geschrieben hat. Das Zweipersonenstück seines Sohnes Christopher erzählt anhand von Briefen aus der Zeit zwischen 1947 und 1960, als Trumbo als einer der "Hollywood Ten" wegen "kommunistischer Umtriebe" seine Arbeit verlor und für zehn Monate ins Gefängnis wanderte. David Denby bespricht die Filme "Lost in Translation" von Sofia Coppola mit Bill Murray und "Dirty Pretty Things" von Stephen Frears.
Nur in der Printausgabe: Victor Erofeyev schickt "schmutzige Wörter" per Brief aus Moskau, zwei Reportagen über einen "Jesus-Krieg" und "urbane Krieger" sowie Lyrik von David Ferry, Deborah Garrison und Robert Pinsky.
New York Times (USA), 07.09.2003
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q12/A5999/nytimes.jpg)
In ihrer Last-Word-Kolumne wehrt sich Laura Miller gegen den verbreiteten Irrglauben, Lesen sei gut für den Menschen. "Einige der eifrigsten Leser, die ich kenne, sind auch die engstirnigsten Denker. Jemand kann bemerkenswert unsensibel anderen gegenüber sein, obwohl er Berge von Klassikern studiert hat. Und Lesen kann einem, wie im Fall von Emma Bovary, sogar den Appetit auf das richtige Leben verderben."
Aus den weiteren Besprechungen: Ein zweites Debüt, "Brick Lane" (eine Lesung mit der Autorin zum Anhören hier), hat es sogar bis auf den Titel geschafft. Nicht ohne Grund, wenn man Michael Gorra glauben darf, der Monica Alis Selbstfindungsgeschichte in Londons Bangladeshi-Immigrantenszene, "wirklich lohnenswert" fand. Benedict Nightingale hält Helen Sheehys Biografie der Stummfilmschauspielerin Eleonora Duse (erstes Kapitel) für fesselnd, lustig, bewegend - mit einem Wort: vorbildlich. Ebenfalls in höchsten Tönen lobt Will Blythe Sena Jeter Naslunds "Four Spirits" (erstes Kapitel), Roman rund um den Bombenanschlag in der Baptistenkirche im amerikanischen Birmingham, bei dem 1963 vier schwarze Mädchen getötet wurden. "Als wenn Virginia Woolf nach Birmingham gekommen wäre, um für die Bloomsbury Times über die Bürgerrechtsbewegung zu berichten."
Radar (Argentinien), 08.09.2003
Eindeutig interessanteste lateinamerikanische Kulturbeilage dieser Woche ist Radar, die zusammen mit der Tageszeitung Pagina 12 in Buenos Aires erscheint. Darin ein bislang unveröffentlichtes Interview mit Jorge Luis Borges (mehr hier) über den Tod. "Ich werde sterben und ich werde nicht mehr sein, und was kann ich mir mehr wünschen als das, was kann es angenehmeres geben als den Tod, der doch so dem vielleicht Angenehmsten im Leben ähnelt, dem Traum", sagte der altehrwürdige Dichter seiner Interviewerin Liliana Hecker. Das war 1980, sechs Jahre vor seinem Tod. Heckers Gesprächsband "Dialoge über das Leben und den Tod" wurde schon damals gedruckt, aber nie ausgeliefert, weil der Verleger Pleite ging.
Außerdem erinnert Maria Gainza an den argentinischen Künstler Federico Peralta Ramos, "eine Art lokaler Marcel Duchamp, der die Möglichkeiten der Konzeptkunst erahnte, Jahre bevor sie Form anzunehmen begann" und auch nicht davor zurückschreckte, seine Bilder zu zersägen, um sie durch die Tür einer Galerie bugsieren. Das Museum für Moderne Kunst in Buenos Aires widmet ihm derzeit eine Retrospektive. In einem weiteren Text freut sich Rodrigo Fresan, dass der todkranke Rockmusiker Warren Zevon noch ein Album aufgenommen hat, "The Wind". Fresan ist in Deutschland weitgehend unbekannt und noch nicht übersetzt, im spanischsprachigen Raum jedoch gilt der Autor von "Historia Argentina" und "La velocidad de las cosas" als eines der großen Nachwuchstalente.
Außerdem erinnert Maria Gainza an den argentinischen Künstler Federico Peralta Ramos, "eine Art lokaler Marcel Duchamp, der die Möglichkeiten der Konzeptkunst erahnte, Jahre bevor sie Form anzunehmen begann" und auch nicht davor zurückschreckte, seine Bilder zu zersägen, um sie durch die Tür einer Galerie bugsieren. Das Museum für Moderne Kunst in Buenos Aires widmet ihm derzeit eine Retrospektive. In einem weiteren Text freut sich Rodrigo Fresan, dass der todkranke Rockmusiker Warren Zevon noch ein Album aufgenommen hat, "The Wind". Fresan ist in Deutschland weitgehend unbekannt und noch nicht übersetzt, im spanischsprachigen Raum jedoch gilt der Autor von "Historia Argentina" und "La velocidad de las cosas" als eines der großen Nachwuchstalente.
Spiegel (Deutschland), 08.09.2003
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q13/A5998/spiegel.jpg)
Außerdem: Hilmar Schmundt erklärt, warum die Welt der Computerspiele immer mehr der realen Welt zu gleichen beginnt - die Schnellrestaurants im Paralleluniversum des Electronic-Arts-Spiels 'Sims' also beispielsweise neuerdings 'McDonald's' heißen: "Dass die Markenwelt machtvoll in die Phantasiewelt drängt, kann nicht überraschen. Während ein Großteil der Wirtschaft lahmt, expandieren viele Daddelkonzerne unbeirrt weiter. Mittlerweile geben die deutschen Kunden mehr Geld für Computer- und Videospiele aus als für Kinokarten - kaum vorstellbar, dass solch ein Riesenmarkt werbefreie Zone bliebe." Zugleich ruft dann im Internet aber auch schon, wie man erfährt, der Aktivist Tony Walsh etwa "zum virtuellen Protest vor den McDonald's-Filialen in der Spielwelt auf. Und Harrison Ford versichert im Interview, dass er keine Filme mache und jemals gemacht habe, "die zeigen wollen, dass die amerikanische Kultur dem Rest der Welt überlegen ist." Sondern, und das ist dann ja schon bemerkenswert: "Im Gegenteil".
Im Print: Ein Gespräch mit Christa Wolf "über ihr Leben in der DDR" und "ihre Aufzeichnungen aus 41 Jahren".
Und der Titel schließlich beschäftigt sich mit der Attraktivität von Verschwörungstheorien zum 11. September - denn, so will jedenfalls der Spiegel wissen, "schon ein Fünftel der Deutschen glaubt ihren Halbwahrheiten".
Times Literary Supplement (UK), 05.09.2003
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q23/A5989/tls.jpg)
Im nur auszugsweise zu lesenden Aufmacher schmettert Theo Tait den neuen Roman von Martin Amis, "Yellow Dog", als heillos "überartikuliert" ab (mehr zur gegenwärtigen Beststeller-Schlacht hier). Nicht J.G. Ballards (mehr hier) bester Roman, aber immer noch schön schräg findet Bharat Tandon "Millennium People". Darin spürt ein Psychologe den Mördern seiner Ex-Frau nach und stößt dabei auf eine Art marxistischer Matrix-Organisation, für die die britische Mittelklasse mit ihrer liberalen Erziehung und zivilen Verantwortung die ultimative Form des falschen Bewusstseins ist. Außerdem besprochen werden Stephen Fox' Geschichte der atlantischen Dampfschifffahrt "The Ocean Railway" und die Monet-Ausstellung in der Royal Scottish Academy von Edinburgh.