Die Buchmacher - Archiv

Börsenblatt

328 Presseschau-Absätze - Seite 6 von 33

Die Buchmacher vom 26.03.2007 - Börsenblatt

Seit Jahren streiten Übersetzer und Verleger über angemessene Vergütungen. Für das Börsenblatt suchen der Verleger Nikolaus Hansen und der bekannte Übersetzer Frank Heibert (in einem Interview auf sechs Seiten) nach Wegen aus dem Zwist. "Es kann keine Garantie für ein auskömmliches Einkommen geben. Übersetzer sind freie Unternehmer, die Vereinbarungen mit einzelnen Verlagen eingehen. Die Verlage sind keine Wunscherfüller, genauso wenig wie ihnen irgendwelche Wünsche erfüllt werden", betont der Mare-Verleger. Worauf der Übersetzer fordert, dass seine Genossen mehr verdienen "als ein Hartz-IV-Empfänger, um zumindest eine Chance zu haben, aus dem Würgegriff der Akkordarbeit rauszukommen, wo kein Euro fließt, ohne nicht wieder anderthalb Zeilen übersetzt zu haben." Dies gehe nur mit einer realistisch ausgestalteten Umsatzbeteiligung.

Der Schriftsteller und Kinderbuchautor Lutz Rathenow macht sich Gedanken darüber, warum die DDR-Kinderliteratur derzeit so populär wie nie ist (hier der Artikel). "Das Buch im Osten - ein Medium des Trostes und der Erfahrungsbestätigung auf der einen und ein Aufreger und Rechtfertigungsanlass auf der anderen Seite", lautet sein Ergebnis. Man wolle an die Kinder und Enkel etwas weitergeben, wovon man immer noch nicht ganz genau wisse, was es wirklich gewesen sei: dieses Leben in der DDR.Christina Schulte stellt die Pläne der Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Buchhandlungen vor. Der Verein soll sich für die Belange der kleinen Sortimenter in der Branche einsetzen und die Interessen gegenüber Öffentlichkeit und Politik vertreten.

Im Interview mit Sabine Schwietert analysieren die Kalendermacher Ute Edda Hammer (u.a. verantwortlich für die Marken Harenberg, Weingarten, Brockhaus) und Michael Gilles (DuMont) das Geschäft mit den Jahresplanern. Dass die Buchhändler immer größeres Interesse an Kalendern fänden, führt Hammer darauf zurück, dass diese in kurzer Zeit große Umsätze erzielen könnten; Gilles führt die guten Konditionen (volles Rückgaberecht, lange Zahlungsziele) für die Buchhändler als Gründe an.

Roger Willemsen, Egon Ammann und Uwe Heldt machen sich separat Gedanken darüber, warum ein Autor den Verlag wechselt. Im "Menschen"-Ressort porträtiert Michael Roesler-Graichen die Autorin Andrea Maria Schenkel. Den Fragebogen hat der Germanist Paul Raabe ausgefüllt.

Die Buchmacher vom 19.03.2007 - Börsenblatt

Im Gastkommentar gibt sich der Random-House-Justiziar Rainer Dresen als Möchtegern-Kölscher-Jung zu erkennen. "Als Münchner käme man sonst kaum auf die Idee, einfach nur so zum Spaß nach Köln zu fahren. Denn dafür ist einem Fremden diese Stadt mit ihrer so offensichtlich zur Schau gestellten Lebensfreude und der Vorliebe für dünnes Bier aus Reagenzgläsern doch zu rätselhaft." Bei der lit.cologne hat Dresen dann seine Meinung geändert. "Glänzend unterhalten, merke ich gar nicht, dass mir Bernd Schroeder ein Kölsch nach dem anderen bringt, das gegen jedes Vorurteil sehr gut schmeckt, und sogar die kleinen Gläser finde ich auf einmal sehr praktisch, denn bevor das Bier warm werden kann, ist es schon ausgetrunken." Nett geschrieben, denkt der gemeine Leser - aber bewegen die Branche und den Börsenverein nicht gerade andere Probleme, die im Kommentar aufgegriffen werden müssten? Aber vielleicht interessieren sich die Verbandsmitglieder gar nicht dafür? Im Online-Forum des Börsenblatt, wo über die BAG diskutiert werden soll, herrscht gähnende Leere. Gleichwohl gibt es einen interessanten, da wichtige Fragen aufwerfenden Beitrag, in dem - by the way - auch die Zusammenfassung der Zanolli-BAG-Pleite bei den Perlentaucher-Buchmachern zitiert wird. Hier eine Mail, die in BAG-Kreisen verteilt wird und in der Lorenz Borsche schweres Geschütz gegen den Börsenverein auffährt.

Zum Thema BAG liefert das Börsenblatt diesmal einen vierseitigen Artikel, in dem hauptsächlich die Chronik der und Stimmen zur Misere dargestellt werden. Vorsteher Gottfried Honnefelder verteidigt die Vorstands-Politik zur Rettung (und Übernahme?) der BAG durch die MVB sowie den Artikel im Börsenblatt (hier die Zusammenfassung, hier das Corpus delicti als PDF), der die Rücktritte der Vorstände Ole Schultheis und Martin Ludwig ausgelöst hat. Online hat das Börsenblatt einen Offenen Brief der Buchhändler Christian, Heinrich und Hermann-Arndt Riethmüller (Inhaber der Osianderschen Buchhandlung in Tübingen) veröffentlicht, die schreiben: "Wir betrachten mit großer Sorge, wie aus der existentiellen wirtschaftlichen Krise der BAG eine Krise des Buchhandels zu werden droht, weil persönliche und sachliche Interessen, Eitelkeiten, Vorwürfe und Gegenvorwürfe ein explosives Gemisch ergeben, das Lösungen, die an der Sache orientiert sind,immer schwieriger macht."

Sybille Fuhrmann besucht die lit.cologne und ist ebenfalls begeistert. Der Mix aus Anspruch, Unterhaltung und überraschenden Begegnungen mache den Reiz des Lesefestivals aus.

Weitere Themen: Der Onlineshop booxtra.de ist in der Marke buecher.de aufgegangen. Ex-Dussmann-Chefin Martina Tittel steigt als Partnerin bei der Branchenunternehmensberatung Bommersheim Consulting ein (hier die Meldung). Beim "Rundruf" hat das Börsenblatt Buchhändler nachgefragt, ob denn zu Hause bei den Kunden vermutlich viele ungelesene Bücher herumliegen (seltsame Frage). Im "Menschen"-Ressort stellt Nicola Bardola den persischen Sortimenter Enayatollah Rezai vor, der vier Buchhandlungen am Ammersee leitet. Der "Fragebogen" fällt diesmal flach.
Stichwörter: Lit.cologne, Kölsch

Die Buchmacher vom 12.03.2007 - Börsenblatt

Verkehrte Welt beim Börsenblatt: Da zieht Random House mit medialem Mega-Tamtam eine eigene Volltextsuche auf, und die Branchenzeitschrift vermeldet dies auf 30 Zeilen - vermutlich aus branchenpolitischen Gründen, eben weil "Insight" (hier mehr) dem verbandseigenen Modell mächtig Konkurrenz macht (siehe Zusammenfassung des buchreport). Im gleichen Heft nimmt Chefredakteur Torsten Casimir jedoch kein Blatt vor den Mund und beschreibt - in gewohnt Casimirscher Feuilletonisten-Manier, gleichwohl vergleichsweise schonungslos - die Querelen im Börsenverein um die Zukunft der Wirtschaftstochter BAG. Zur Erinnerung: Die Pleite des Kölner Billigbuchhändlers Zanolli hatte die BAG-Tochter FGM - und, weil die BAG für die Tochter haftet, auch die Mutter selbst - in die finanzielle Krise gerissen. Ein Darlehen der Verbandsschwester MVB (die u.a. das Projekt "Volltextsuche Online" sowie das "Verzeichnis lieferbarer Bücher" betreut) in Höhe von 3 Millionen Euro sollte der BAG helfen. Klausel: Kann die BAG das geliehene Geld nicht zurückzahlen, übernähme die MVB die mehrheitlichen Anteile an der BAG (die bislang beim BAG-Verein liegen). Jüngstes Signal: Krach auf breiter Front. Weil die BAG den Darlehensvertrag immer noch nicht unterschrieben hat, droht der Börsenvereins-Vorstand nun damit, das Angebot zurückzuziehen. Und findet dabei deutliche Worte, wie Casimir unnachahmlich beschreibt: "Dass einem irgendwann der Kragen platzt, kommt vor. Dass jedoch Kragenplatzen ab sofort zum Affektportfolio des Börsenvereins gehört, ist eine sensationelle Läuterung." Fazit: Sollte die BAG das Geld von der MVB ablehnen, so Casimir, hätte dies "womöglich die sofortige Insolvenz der BAG zur Folge". (Update: Inzwischen haben sich die Streithähne versöhnt, wie das Börsenblatt online meldet)

Zum selben Thema schildert Christina Schulte die Lage bei den Kölner Billigbuchhändlern ZMV (die u.a. mit den Resten aus der Zanolli-Insolvenz handeln). ZMV gehört zu 100 Prozent der BAG-Tochter FGM (siehe oben) - die ihrerseits bekanntlich fast pleite ist und deshalb ZMV verkaufen will.

Klaus Wagenbach kritisiert F.C. Delius für dessen Kritik am Verkauf des Rotbuch-Verlags an den Eulenspiegel Verlag (Delius: "Stasinest"). Schon beim zweiten Verkauf des Verlags hätte Delius seine Rechte zurückrufen müssen, weil die "von ihm mitgestaltete und immer wieder propagierte Verlagsverfassung sang- und klanglos gestrichen" worden sei. Jetzt in die "Rolle des Erniedrigten und Beleidigten zu schlüpfen ist zwar verlockend, aber unredlich."

Nachdem sich das schweizerische Bundesgericht mit einem Urteil auf die Seite der Preisbindungsgegner (nämlich der Kartellwächter der "Wettbewerbskommission") geschlagen hat, übt sich der Buchhandel noch in Selbstdisziplin. Wie Sabine Cronau berichtet, biete kein stationärer oder Online-Buchhändler Bücher nach eigenem preislichen Gusto an (buchreport kommt zu einem anderen Ergebnis) - obwohl de facto die Preisbindung seit 1. März 2007 obsolet sei. Jetzt richten die Verteidiger der fixen Preise ihre Hoffnungen in zweierlei Richtungen: der Bundesrat soll ein Ausnahmegesuch erwirken (weil überwiegend öffentliche Interessen betroffen seien) oder der Nationalrat ein Preisbindungsgesetz erlassen (bislang ist die Preisbindung nur in einem sog. Sammelrevers verankert).

Weitere Themen: Im Interview erklärt Christian Scheier, wie Buchhändler per Neuromarketing ihre Kunden zum Kauf animieren können. Wolfgang Schneider porträtiert den Autor Wolfgang Herrndorf. Der Verlag der Zeit hat 2006 den höchsten Umsatz (+6% auf 110 Millionen Euro) und das beste Ergebnis (+14% auf 12 Millionen Euro) der Verlagsgeschichte erwirtschaftet - dank des Engagements mit mehreren Editionen auf dem Buchmarkt. Random House hat für 5,1 Millionen Euro einen 90 Prozent-Anteil am Verlag Virgin Books übernommen.

Die Buchmacher vom 05.03.2007 - Börsenblatt

Im Editorial stellt Börsenblatt-Chef Torsten Casimir eine Zäsur in der Geschichte des Buchhandels fest. Die Nachrichten über neue Filialen von Mayersche (Remscheid), Thalia (Rostock) und Weltbild plus (gleich fünf neue Standorte) seien Indizien dafür, dass auf die Phase des Wachsens durch Zukäufen nun die Phase der Verdrängung folge. Gegen die Übermacht der Filialisten müssten die Kleinen ihren Einkauf rationalisieren, sich eine Nische suchen und mit dem örtlichen Einzelhandel zusammenarbeiten.

Im Kommentar begründet der Verleger Jochen Jung wenig überzeugend, warum wir einen Sprach-Aufpasser wie Bastian Sick brauchen: "Gewiss, Karl Kraus hat diese Arbeit schärfer und gleichsam philosophischer erledigt. Aber Hauptsache, jemand erledigt sie überhaupts. Sick zum Beispiel. Dafür sollten wir dankbar sein." (als Pointe des Kommentars ist der Text übrigens mit Fehlern gespickt)

Gegen den Verkauf des Rotbuch Verlags an Eulenspiegel formiert sich Widerstand. Laut Börsenblatt nennt es der Autor Peter Schneider einen "Alptraum", dass sein Werk künftig in einem Haus erscheine, in dem "Stasi-Offiziere ihre Erinnerungen pflegen". F.C. Delius kritisiert, dass Verleger Axel Rütters Rotbuch nicht vor zwei Jahren hätte kaufen müssen ("schon das war eine faule Nummer"), um den Verlag jetzt wieder zu verkaufen. Als Rotbuch-Programmchef, so das Börsenblatt, sei Olaf Irlenkäuser betraut worden, der bereits von 19999 bis 2004 das Programm verantwortet habe.

Im "Menschen"-Ressort porträtiert Andreas Trojan den Siedler-, Pantheon- und jetzt auch DVA-Verlagsleiter Thomas Rathnow. Trojan ist sicher, dass der gebürtige Bensberger (liegt bei Köln) bei Random House noch aufsteigen werde - doch dazu äußere sich der frühere Tagesspiegel-Literaturchef nicht gerne. Im Fragebogen gibt Eric-Emmanuel Schmitt bekannt, dass er sich am meisten auf die Begegnung mit der thailändischen Masseurin freue.

Weitere Themen: Amazon.de hat erstmals den Umsatz für Deutschland bekannt gegeben: Demnach hat der Onlinehändler 2006 mindestens 835 Mio Euro umgesetzt. Nils Kahlefendt stellt die Neuerungen der Leipziger Buchmesse (mehr Platz für die Besucher durch neue Aussteller- und Publikumseingänge, erweitertes Gastro-Angebot, neue Fachzentren) vor. Volker Bode analysiert die Vergütung im Buchhandel, die je Bundesland Unterschiede aufweist. Birte Pampel lobt Rowohlt und Kiepenheuer & witsch für ihre Internet-Kundenmagazine.

Die Buchmacher vom 26.02.2007 - Börsenblatt

Im Interview mit Holger Heimann wirft Hubert Winkels dem Kritiker-Gewerbe vor, "etwas vom Schaustellertum" zu haben. "Zu vornehm, zurückhaltend zu sein, heißt dann im Zweifel, gar nicht mehr bemerkt zu werden." Man müsse in der Zeit oder in der FAZ "nicht so auftrumpfen wie im Fernsehen oder in einem farbigen Magazin in Konkurrenz zur Idolatrie von Popstars. Es gibt noch einen Raum, in dem Literatur verhandelt wird, in dem das Schrille nicht zwingend ist. Ich unterstelle einfach, dass es ein Publikum gibt, das für die anderen Töne ein Gehör hat."

Christina Schulte stellt das flexible Vergütungsmodell der Erfurter Buchhandlung Peterknecht vor: Gehaltszulagen, flexible Arbeitszeitregelungen, Job-Rotation und Erfolgsbeteiligungen seien bereits eingeführt oder eingeplant.

Rainer Moritz schreibt in dieser Woche über das Problem ständig wachsender Hausbibliotheken. Ohne zu einer Lösung zu kommen: "Keine Sorge, liebe Buchhändlerin, natürlich darf ,Kassandra' bleiben, allein aus historischen Gründen. Wegwerfen, zerreißen, schreddern, verbrennen, zerschneiden ... keiner dieser Vorgänge erscheint akzeptabel. Ja, selbst zu guten Taten - meine überzähligen Werke bei der Diakonie oder der Seniorenresidenz Ewiger Frühling abzugeben - lasse ich mich nicht bewegen. Alle dürfen sie bei mir bleiben, alle."

Im Interview mit Michael Roesler-Graichen bezieht der US-Rechtswissenschaftler Lawrence Lessig beim Thema Copyright eine Gegenposition zu den Verlagen: Starre Regeln engten die innovative Netzkultur ein. Das Urheberrecht sollte sich laut Lessig nicht nur auf das Anfertigen von Kopien beschränken.

Weitere Themen: Die Leipziger Buchmesse eröffnet in diesem Jahr (22. bis 25. März) mit einem Aussteller- und Flächenplus von 5 Prozent. Im Kölner Stadtteil Sülz machen die Bürger mobil gegen den für den Herbst geplanten Zuzug des Filialisten Mayersche - hinter der Aktion stecken fünf kleinere Sortimenter. Der Frankfurter Versandhändler Zweitausendeins will mit Shop-in-Shop-Lösungen die Kooperation mit Buchhändlern einfädeln; auf 40 bis 50 qm sollen rund 1000 Artikel aus dem hauseigenen Angebot präsentiert werden.

Die Buchmacher vom 17.02.2007 - Börsenblatt

Das Börsenblatt widmet sich in dieser Woche schwerpunktmäßig dem Internet. "Das digitale Zeitalter hat nichts von langsamer Beschleunigung; es startet durch", wortwitzelt Chefredakteur Torsten Casimir im Editorial. Sabrina Gab führt den Leser durch die virtuelle Welt von "Second Life" (in dieser Woche auch Titel-Thema im Spiegel), in der der Audio Verlag unlängst eine Hörlounge zur Präsentation des eigenen Hörbuchangebots eröffnet hat. Verlage und Buchhandlungen könnten eine digitale Repräsentanz als Treffpunkt für Autoren, Mitarbeiter und Lektoren nutzen, empfiehlt Bernd Sommerfeld, Buchhändler bei der Fachbuchhandlung Lehmanns in Berlin. Second Life sei ein Ausblick auf die Zukunft des Internet.

Eckart Baier kritisiert das geplante Gesetz gegen Internet-Piraten, das illlegale Angebote nicht stoppen werde und den Verlagen bei der Verfolgung von Verstößen riesige Kosten aufbürden könnte.

Wulf D. von Lucius analysiert in einer vom Börsenblatt abgedruckten Rede die Kosten, die für Verlage durch die Verbreitung von Informationen im Internet enstehen. Besonders die Langzeitarchivierung verschlinge viel Geld, weil Daten migriert und gepflegt werden müssten.

Weitere Themen: Im Interview mit Nicola Bardola erklärt die Verlegerin Ulla Behrendt-Roden (Brockhaus), wie heutige Schüler ihre Wissenslücken schließen - Verlage müssten das Buch mit digitalen Medien verknüpfen, um an der Zielgruppe dranzubleiben. Im "Menschen"-Ressort stellt Michael Roesler-Graichen den Digilibri-Chef Arnoud de Kemp, "Kosmopolit in Sachen neue Medien", "Aktivist des elektronischen Publizierens", vor. Den Fragebogen hat der Typografie-Experte Friedrich Forssman ausgefüllt: Mit wem er gerne einen Tag lang den Platz tauschen möchte: "Kim Jong Il. Ein Tag müsste zum Abdanken reichen".

Die Buchmacher vom 12.02.2007 - Börsenblatt

Dass Literaturpreise gut fürs Image sind, ist nicht neu, wohl aber, dass sie die Autoren auf die Bestsellerliste katapultieren, schreibt Ursula Escherig. Beispiel: Von "Die Habenichtse" (Katharina Hacker) konnte Suhrkamp vor dem Gewinn des Deutschen Buchpreises nicht mehr als 7000 Exemplare verkaufen, in den Monaten danach über 140000 Stück. Als Muster erkennt die Autorin einen Schneeball-Effekt: Hat ein Autor erstmal einen Preis gewonnen, folgen in der Regel weitere. Piper-Chef Wolfgang Ferchl sagt, dies sei auf mangelnde Risikobereitschaft von Jurys zurückzuführen. Joachim Unseld hält die nicht-mehrheitsfähigen Schriftsteller für die meist besseren.

Rainer Moritz regt sich in in seinem Kommentar darüber auf, dass immer mehr taschenbuchartige (eher höherwertige) Bücher auf die Hardcover-Bestsellerliste kommen. "Oder sollen wir die Bestsellerlisten künftig mit Überschriften wie , Hardcover und Taschenbücher, die keine Taschenbücher sein wollen' versehen?"

Regine Meyer-Arlt führt sehr gründlich ein in die chronisch verschwiegene Szene der Rackjobber, die beispielsweise Supermärkte mit Büchern und sonstigen Medien versorgen. Im SB-Handel gäben die Deutschen jährlich mehr als 100 Millionen Euro für Bücher aus. Hintergrund für den Run der Buch-Rackjobber auf die Nebenmärkte: In den angestammten Märkten stagnieren die Umsätze, besonders im Lebensmitteleinzelhandel werden schlummernde Potenziale vermutet. Schnelligkeit sei in diesem Geschäft ein Muss, die Impulskäufer müssten permanent neue Kaufanreize erhalten.

Weitere Themen: Michael Roesler-Graichen unterhält sich mit Christine Haug, die 2006 den Lehrstuhl für Buchwissenschaften an der Uni München übernommen hat, über die "Führungskräfte der Zukunft". Im "Menschen"-Ressort porträtiert Adrienne Braun die Chefin der Paul Pietsch-Verlage, Patricia Scholten. Steffi Hugendubel besucht die Illustratorin Daniela Kulot. Den Fragebogen hat Tom Kirsch, Chef des Filialisten Buch & Kunst (und Bewunderer von Odol-Erfinder Karl August Lingner), ausgefüllt. Der Börsenverein und der Deutsche Bibliotheksverband haben ihren Streit ums Urheberrecht beigelegt. Die Verlage verpflichten sich dabei, den Bibliotheken digitale Inhalte zu angemessenen Bedingungen zu lizensieren - so der schwammig formulierte Kompromiss, der jetzt noch Eingang in die Urheberrechtsnovelle finden muss.

Die Buchmacher vom 05.02.2007 - Börsenblatt

Höhepunkt des Heftes ist der Vortrag von Roger Willemsen anlässlich des Treffens der Arbeitsgemeinschaft Publikumsverlage, den das Börsenblatt abdruckt. Darin erklärt Willemsen, warum die Verlage den Trends (wegen ihrer Produktionsfristen) stets hinterherrennen, weshalb sich große Verlage mit ihren Programmen immer ähnlicher werden, dass die Auswirkungen des Feuilletons überschätzt werden (da dieses selten kaufanleitend sei) und wieso gut konzipierte Veranstaltungen für Verlage notwendig sind.

Im Gastkommentar schildert die Verlegerin Karin Schmidt-Friedrichs, wie sie einem dreisten Bücherdieb das Handwerk legen konnte: Ein Lagerist hat angeblich über 1000 Bücher im Wert von mehr als 75.000 Euro mitgehen lassen - und unter anderem auf dem Amazon Marketplace verhökert. "Müssen wir als Branche - aber auch Internetportalen im Speziellen - die Ladenpreisbildung besser, intensiver und konsequenter kommunizieren", fragt die Verlegerin. Und: "Wie viele Presseexemplare verstecken sich in der schönen Rubrik "neu & gebraucht"?

Im "Menschen"-Ressort stellt Nils Kahlefendt die Quedlinburger Buchhändler Ernst-Ulrich (nebenbei Regisseur) und Jens Jürgens (Konzertsänger) vor. Den Fragebogen hat die Autorin Linn Ullmann ausgefüllt (die High Heels liebt und gerne ein gutes Souffle zubereiten könnte).

Ein Extra-Teil widmet sich dem Reisemarkt: Die Umsätze seien stabil bis steigend, dennoch spürten die Verlage zunehmend die Marktmacht des neuen Verbundes MairDumont. Dieser investiere alleine zehn Millionen Euro in die Erweiterung der Marco-Polo-Kartenserie (hier der Aufmacher-Artikel).

Weitere Themen: Ex-Börsenblatt-Vizechefin Sibylle Fuhrmann wirft einen Blick auf die Übersetzerförderung. Viele Geldtöpfe seien streng limitiert, andere gut verborgen. Die Übersetzerförderung durch die Europäische Union unterstütze keine Einzeltitel, sondern nur "Projekte" (vier bis zehn Titel). Michael Roesler-Graichen schreibt einen Werbetext für die Verbandsplattform Volltextsuche online (eine Erklärung, wie wichtig die Kooperation mit Suchmaschinen ist). Silvia Werfel stellt vier Positionen von Buchgestaltern zur Frage "Sind Typografen stille Diener der Leküre - oder dürfen sie den Leser fordern?" vor - von Jost Hochull, der seine Kunst in den Dienst des Lesers stellt, bis Ludovic Balland, der Texte inszeniert und "Rasterdenken" ablehnt. Sabine Schwietert berichtet von der Premiere der Verleihung des Preises "Hörbuch des Jahres".

Die Buchmacher vom 29.01.2007 - Börsenblatt

Während die österreichischen Kartellwächter grünes Licht für die Beteiligung der Morawa Buchhandelsgesellschaft an Leykam (49%) gegeben hat, darf die deutsche XXL-Kette DBH (u.a. Hugendubel, Weltbild) die norddeutsche Kette Weiland nur teilweise übernehmen. Das Flaggschiff in Hannover muss verkauft werden, meldet Autor hc. Erstmals habe das Kartellamt den Konzentrationsgrad in der Buchhandelslandschaft einer Region bewertet - und eine marktbeherrschende Stellung von DBH befürchtet. Im Interview mit Oberkartellwächter Ulf Böge erklärt dieser, dass 80 Buchhandlungen im Rahmen der Prüfung befragt worden seien. Derzeit prüfe die Behörde den beabsichtigten Zusammenschluss von Thalia und Buch & Kunst.

Im Kommentar vergleicht Bernd Biehl, Chefredakteur der Lebensmittelzeitung, seine Branche mit der Welt der Bücher und empfiehlt den Händlern: "Die Frage ist vielmehr, wer sind meine Kunden, welches Kundenpotenzial habe ich? Der klassische Buchhändler mit seinem intellektuell gesteuerten Sortiment muss sich solchen Marketingfragen stellen und seine Fachkompetenzen herausstellen. Nur einen Ausschnitt von Hugendubel zu bieten, ist zu wenig." Eine Möglichkeit sei die Spezialisierung im Sortiment, bei gleichzeitig hohem Service für das Komplettprogramm.

Nach der Beinahepleite der Börsenvereinstochter Factoring Gesellschaft Media (FGM) und der daraus resultierenden Krise der Mutter Buchhändler-Abrechnungs-Gesellschaft BAG setzen sich die fünf BAG-Aufsichtsräte im Börsenblatt zur Wehr. Im Artikel von Börsenblatt-Chefredakteur Torsten Casimir ist von "dunklen Kräften", Beteiligten "mit krimineller Energie" die Rede. Jedenfalls sei die wirtschaftliche Lage beim Billigbuchändler Zanolli (dessen Pleite die FGM mit in die Krise riss) regelmäßig von den FGM-Chefs geprüft worden - ohne Hinweise auf Ungereimtheiten. Von 2003 bis 2004 seien von der FGM "solide sechsstellige Gewinne" erwirtschaftet worden. Als im November 2006 der Wertberichtigungsbedarf für die Zanolli-Bestände korrigiert wurde (von 13,7 Millionen Euro auf 2,8 Millionen Euro), war die FGM in Not. Jetzt vermuten die BAG-Kontrolleure, dass Bestände aus der Zanolli-Insolvenzmasse "illegal abgeführt" worden sind (was übrigens damals vom Insolvenzverwalter überprüft und von diesem als Gerücht dargestellt wurde).

Nach 14 Klagen von Übersetzern gegen Verlage wegen zu geringer Vergütung (und neun Urteilen in erster Instanz) haben die Verleger einen neuen Vorschlag vorgelegt. Holger Heimann stellt das Münchner Modell vor (hier der Artikel). Demnach sieht der Vorschlag eine Garantiezahlung vor, die sich am bisherigen Seitenhonorar orientiert; dazu eine prozentuale Beteiligung an jedem verkauften Exemplar und an Erlösen aus der weiteren Nutzung der Übersetzung; wie bei den Autoren ist das Garantiehonorar auch im Falle eines wirtschaftlichen Misserfolgs nicht zurück zu zahlen. Ein Solidarfonds soll aus Bestsellererlösen gespeist werden, aus dem insbesondere Übersetzer anspruchsvoller und schwerverkäuflicher Werke zusätzliche Honorare erhalten können. Ob die Übersetzer auf das Modell eingehen, ist zu bezweifeln. Die Vorsitzende des Übersetzerverbandes in Verdi, Gerlinde Schermer-Rauwolf, wies das Modell als "entäuschend und ungenügend" zurück.

Weitere Themen: Der Bertelsmann Club macht erstmals seit sieben Jahren wieder Gewinn - nach der Prognose von Ewald Walgenbach lag der Überschuss 2006 bei fünf Millionen Euro. Google hat mit der University of Texas (fünftgrößte akademische Bibliothek in den USA) einen neuen Kooperationspartner für das Digitalisierungsprojekt Google Library Project gewonnen. Sybille Fuhrmann analysiert das Geschäft mit englischsprachigen Titeln in Deutschland (dazu gibt es hier auch eine Buchhändler-Umfrage). Christina Schulte stellt einen vom Börsenverein in Auftrag gegebenen Bilanzkennzahlenvergleich vor, bei dem die kleinen Buchhandlungen am besten abschnitten - weil sie dem Prinzip Selbstausbeutung folgten. Im "Menschen"-Ressort porträtiert Ursula Roesler-Graichen den Wiley-VCH-Verleger Manfred Antoni. Den Fragebogen hat der Schriftsteller Jürgen Becker ausgefüllt.
Stichwörter: Solid, Fgm, Riss, Texas

Die Buchmacher vom 22.01.2007 - Börsenblatt

Verkehrte Welt in dieser Woche: Während der traditionell börsenvereinskritische buchreport vergleichsweise zurückhaltend über die Beinahepleite der Börsenvereins-Tochter Factoring Gesellschaft Media (FGM, siehe Buchmacher der letzten Woche) berichtet, analysiert das (verbandseigene) Börsenblatt schonungslos die Krise der Wirtschaftstochter: Die FGM-Mutter BAG (steht für Buchhändler-Abrechnungs-Gesellschaft) weise eine Deckungslücke von fünf Millionen Euro auf, die mit einer Drei-Millionen-Finanzspritze der Verbandsschwester MVB teilweise geschlossen werden soll. Ursache der Misere war das Geschäft der FGM mit dem Billigbuch-Dealer Zanolli, von dem die FGM Forderungen in Höhe von 40 Millionen Euro aufgekauft hatte, abgesichert lediglich durch den heillos überschätzten Lagerbestand von Zanolli - nach der Zanolli-Insolvenz blieb die FGM auf einem großen Teil der Forderungen sitzen. Nachdem die BAG-Geschäftsführer Knut Milbredt und Klaus Jost zurückgetreten sind, sei noch offen, ob auch im Aufsichtsrat Konsequenzen gezogen werden. Dessen Ex-Vorsitzender Friedrich Roggenkamp gab zu Protokoll, dass er damals nichts habe wissen können. Ebenso schön ist ein Zitat von Dino Zanolli, Ex-Vertriebsleiter bei den Kölnern und inzwischen Geschäftsführer beim Portal www.billigbuch.de. Er habe sich gewundert, dass die Probleme der BAG erst jetzt öffentlich geworden seien.

Im Editorial erklärt Chefredakteur Torsten Casimir, dass sich die Preisfrage im Buchhandel in den Vordergrund schiebe - und verweist auf mehrere Artikel aus dem Heft: So ist der durchschnittliche Ladenpreis 2006 zum vierten Mal in Folge gesunken (auf 14,86 Euro). In einer facettenreichen Analyse des Taschenbuchmarktes schreibt Eckart Baier, dass die Zehn-Euro-Schwelle bei Softcover-Ausgaben im populären Segment nur noch selten überboten würde. Auf den zunehmenden Preisdruck begegneten die Verlage mit neuen, hochwertigeren Formaten. Dritter Preis-Artikel: ein Interview mit Weltbild-Chef Carel Halff. Der feiert den Erfolg der Billigeditionen von SZ & Co. ("das günstigste und effizienteste Branchenmarketing, das wir je erlebt haben"), kündigt weitere Experimente der Augsburger auf den so genannten Nebenmärkten an und zeigt sich besorgt über die Zunahme an Verkaufsfläche ("es sind schon heute zu viele Center da").

Weitere Themen:

BLV-Verleger Hartwig Schneider erklärt (vorsicht, Link öffnet nur ein Foto des Autors, vielleicht wird der Link ja noch vom Börsenblatt repariert) im Kommentar, warum Bestsellerlisten dem Ratgebermarkt schaden. Nils Kahlefendt gibt einen Überblick über Literaturportale (wie bluetenleser.de, poetenladen.de oder den perlentaucher) und schließt mit der Aussicht, dass sich die Literaturportale wandeln müssten, um an die jüngsten Trends im Internet (z.B. Web 2.0) anknüpfen zu können. Im "Menschen"-Ressort stellt Adrienne Braun die Hatje-Cantz-Verlegerin Annette Kulenkampff vor. Peter Hoeg erklärt, warum er zehn Jahre lang kein Buch veröffentlicht hat und sich jetzt mit einem Roman zurückmeldet. Den Fragebogen hat Christoph Peters ausgefüllt. Im Extra-Teil des Heftes analysiert das Börsenblatt den Ratgeber-Markt.
Stichwörter: Peters, Christoph, Fgm