Es wurde so viel auf die sozialen Netze geschimpft, dass kaum mehr wahrgenommen wurde, welche Rolle sie für die Öffentlichkeit spielen. Dies ist ist die Perspektive, aus der
Elon Musk kritisiert werden muss,
schreibt Tanja Tricarico in der
taz: Fakt sei, "dass viele, die Twitter als Informationsplattform nutzen,
keine andere Wahl haben, als zu bleiben. Alternativen wie Mastodon haben zu wenig Reichweite. Nicht nur aktuell, sondern auch auf längere Sicht hin. Den Aktivist:innen im Iran, den Ortskräften in Afghanistan oder kurdischen Protestierenden läuft die Zeit davon, ihre Kontakte auf anderen Plattformen aufzubauen. Hinzu kommt, dass ihre Adressat:innen - darunter auch Ministerien, Nichtregierungsorganisationen, andere Aktivist:innen -, weltweit nicht zwingend
auf der selben Plattform unterwegs sein würden."
Musk kann Twitter im Grunde
nur zugrunderichten,
schreibt Linette Lopez in einem lesenwerten kleinen Essay im
Business Insider. Musks Prinzip bei seinen anderen Unternehmen war stets, in eine
Lücke zu stoßen, wo noch keiner war,
weltveränderde Versprechen zu machen und Geld von Fanboy-Milliardären und Staaten einzuwerben. "Twitter ist das
Gegenteil einer '
Elon-Musk-Firma'. Es ist ein einflussreicher aber kleiner Player in einem Feld, das von gigantischen und gut mit Geld ausgestatteten Wettbewerbern dominiert wird. Regierungen weisen Twitter eher in Schranken, als es mit Staatsaufträgen zu versorgen. Und Twitter-Angestellte
haben Optionen: Sie können den Laden verlassen und für Firmen arbeiten, die sie besser behandeln, als Musk es je tun würde."
Musk fährt inzwischen mit seinem
Chaostreiben fort: Er sperrt die Konten von Journalisten und lässt sie wieder zu, verbietet Links zu anderen sozialen Plattformen (mehr
hier) und
killt die Seite, wo er das angekündigt hat - und jetzt lässt er darüber abstimmen, ob er
Twitter-Chef bleiben soll,
meldet unter anderem
Spiegel online. Im Moment hat er 56 Prozent gegen sich.
Und er droht dann auch gleich mit dem
Ende von Twitter: