Spätaffäre

Ein Slalom um die Zeitumstände

Vorschläge zum Hören, Sehen, Lesen. Wochentags um 17 Uhr
13.03.2014. In ihrem vergnüglichem Animationsfilm "Sita sings the Blues" kombiniert Nina Paley hinduistische Mythologie mit Zwanzigerjahre-Jazz. Men's Journal porträtiert den US-Milliardär Tom Steyer, der die Öl-Lobby mit ihren eigenen Waffen schlagen will. Und Marcel Ophüls erzählt Les Inrocks, warum Spielfilme befriedigender sind als Dokumentationen.

Für die Augen

In "Sita sings the Blues" verknüpft die amerikanische Animatorin Nina Paley hinduistische Mythologie mit Jazzsongs von Annette Hanshaw und ihrem eigenen Liebeskummer. Bei Dailymotion ist der äußerst vergnügliche Film aus dem Jahr 2008 in voller Länge und mit optionalen (allerdings bisweilen asynchronen) deutschen Untertiteln zu sehen. Auf der Homepage des Films kann er kostenlos in beliebiger Qualität (von 224 MB bis 200 GB) heruntergeladen werden. (82 Min.)



"Forbidden Voices", ein Dokumentarfilm über Bloggerinnen und ihren Kampf in stark zensierenden Ländern wie China und Iran. Furchtlos lassen sie "sich von den diktatorischen Regimes ihrer Länder nicht länger den Mund verbieten. Sie decken rückhaltlos Missstände auf und prangern sie im Internet an", verspricht der Programmtext. Hier in der Arte-Mediathek. (91 Min.)
Archiv: Für die Augen
Stichwörter: Mythologie, Mediatheken

Für die Ohren

In ihrem SWR-Feature "Stimme der Stimmlosen" befasst sich Mandy Fox mit den indonesischen Lokalradios, die für die dortigen Communitys gerade auch auf dem Land eine wichtige Rolle spielen. Oft stellen sie "das einzige Medium für Bildung und Information in den oft abgelegenen Siedlungen. Der Regierung sind sie allerdings häufig ein Dorn im Auge, weil sie zu selbstständig, zu selbstbewusst agieren. Dabei könnten sie die Demokratisierung des Landes vorantreiben", schreibt der Programmtext. Hier kann man das Feature nachhören. (55 Min.)

Für den Bayerischen Rundfunk hat sich Rainer Praetorius mit dem Leben und Werk Stanley Kubricks befasst. Für sein Feature "Ein Leben für den Film" hat er sich mit einigen Wegbegleitern unterhalten, darunter Jan Harlan, Kubricks langjährigem Produzenten. Hier kann man es nachhören. (53 Min.)
Archiv: Für die Ohren

Für Sinn und Verstand

Marcel Ophüls gesteht in einem langen Interview mit Les Inrocks, er sei immer ein bisschen eifersüchtig auf seinen Vater Max gewesen, weil dieser so einen Schlag bei Frauen gehabt habe - ein Gefühl, das sich inzwischen allerdings etwas gelegt habe... In dem Gespräch anlässlich des Erscheinens seiner Autobiografie "Mémoires d'un fils à papa" spricht er auch über die Nazizeit, die Zusammenarbeit als Assistent seines Vaters bei Filmen wie "Lola Montez" und seine eigenen Anfänge als Regisseur. Auf die Frage, ob er aus Zufall ein großer Dokumentarfilmer geworden sei, antwortet er: "Könnte man so sagen, allerdings bin ich mit dem Dokumentarfilm nicht wunschlos glücklich. Ich habe gute Filme gemacht, vielleicht auch einige bedeutende, aber der Dokumentarfilm ist ein enges Genre, in dem man keine Bewegungsfreiheit hat, in dem man nichts erfinden kann. Ich weiß nicht, ob ich fähig bin, Geschichten zu erfinden, aber wenn man über dieses Talent verfügt, ist Fiktion befriedigender. Auch das Ergebnis ist präziser: Mit einem Drehbuch und Schauspielern kann man genau den Teil der Wirklichkeit auswählen, den man erzählen möchte. Im Dokumentarfilm ist die Bearbeitung eines Themas dagegen ein Slalom um die Zeitumstände."

Mit seinem Hedgefund hat Tom Steyer innerhalb von 20 Jahren aus 8 Millionen 30 Milliarden Dollar gemacht. Dass Steyer seinen Reichtum dafür nutzt, Lobbyisten zu lancieren und Druck auf politische Entscheidungen auszuüben, entspricht dem Schema. Ungewöhnlich ist jedoch, dass sich Steyers Engagement gegen Klimawandelleugner, Ölkonzerne, Umweltverschmutzer und die geplante Megapipeline Keytsone XL richtet. Im Men's Journal widmet Joe Hagan dem "all-American overachiever" ein lesenswertes Porträt: "Als Investor machte er seine Milliarden, indem er mit gefährdeten Vermögenswerten Risiken einging, bei denen sich einem der Magen umdrehte. Jetzt wendet er dieselbe Strategie auf Washington an und wettet auf den ultimativen gefährdeten Vermögenswert: die Erde... Dass auch er jede Menge Geld in die Politik fließen lässt, mag nicht Jedermanns Vorstellung einer hochgeistigen Lösung sein. Doch Steyer nimmt die Nullsummen-Sicht ein: wenn die kapitalgestützten Interessen der Ölindustrie die Politik davon abhalten, dem Klimawandel effektiv zu begegnen, dann sind Antagonisten mit Kapital gefragt, um ihnen von links entgegenzutreten."