Anne Applebaum
empfiehlt allen, die nicht ganz verstehen, warum
Polen über den Zweiten Weltkrieg oft so anders zu denken scheint als Westeuropäer und Amerikaner, zwei gerade neu auf Englisch erschienene Bücher:
Witold Pileckis "The Auschwitz Volunteer", ein Bericht aus Auschwitz, den Pilecki schrieb, nachdem er sich 1940 in das Lager hatte schmuggeln lassen, um Augenzeuge zu sein (nach dem Krieg wurde er von den polnischen Kommunisten hingerichtet), und ein Band der britischen Historikerin
Halik Kochanski: "
The Eagle Unbowed:
Poland and the Poles in the Second World War". Letzteres ist für Applebaum "schon der Natur seines Gegenstandes nach ein außerordentlich ehrgeiziges Buch. Kochanski versucht, erstmals auf Englisch die verschiedenen Stränge der polnischen Kriegserfahrung zusammenzuführen. Diese schließen unter anderem ein: die Geschichten der deutschen Besetzung
Westpolens, die sowjetische Besetzung
Ostpolens, der Holocaust, die polnischen Piloten, die in der
Luftschlacht um England kämpften, die polnische Infanterie, die mit den Alliierten bei
Monte Cassino kämpften, die polnischen Soldaten, die mit der
Roten Armee kämpften und die Polnische Heimatarmee - der militärische Arm der Widerstandsbewegung - die im
Warschauer Aufstand 1944 entsetzliche Verluste erlitt." Allein wie Kochanski das erzählt, die Struktur des Buchs, ringt Applebaum gehörigen Respekt ab. (Richard J. Evans, der das Buch im Guardian
besprochen hat, und der Economist (
hier) bemängelten allerdings beide, dass Kochanski keine deutschen und russischen Quellen benutzt hat und kaum polnische.)
In der Titelgeschichte
erzählt Ada Calhoun, wie schwierig es heute in den USA ist, eine
ärztlich überwachte Abtreibung vorzunehmen, weshalb immer mehr Frauen es allein tun. Immer weniger Krankenhäuser führen Abtreibungen durch - in manchen Bundesstaaten gibt es grad noch eins. In den ersten neun Wochen könnten schwangere Frauen zwar
Abtreibungspillen nehmen, aber auch deren Gebrauch wird immer stärker eingeschränkt. "Mehrere Bundesstaaten wollen den Zugang zu Abtreibungspillen im Netz und anderswo immer erschweren. 2011 verabschiedete Wisconsin eine Maßnahme, wonach
Ärzte potenziell strafrechtlich belangt werden können, wenn sie bestimmte Vorschriften nicht einhalten, etwa den Patienten drei mal vorher sehen zu müssen. Die Kliniken von Planned Parenthood haben in diesem Staat im April alle Abtreibungen mit Medikamenten eingestellt und gegen das Gesetz geklagt. Unterdessen nehmen Frauen Abtreibungspillen
ohne medizinische Betreuung, was gefährlich und voller Risiken ist."
Außerdem: Pankaj Mishra
fürchtet, dass
Indien sich immer mehr dem
autoritären Staatswesen Chinas annähert. Paul Starr
liest mit einigem Gewinn
Nate Silvers Buch über Methoden für das
Vorhersagen: "The Signal and the Noise" (
Leseprobe)