Magazinrundschau
Orange wie ein unverblümtes Ende
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
23.01.2024. Wenn Hutu und Tutsi Frieden schließen können, schaffen das vielleicht auch Israelis und Palästinenser, hofft in New Lines die israelische Schriftstellerin Maya Savir nach einem Besuch in Ruanda. Der Guardian sieht künftige Märtyrer strammstehen im palästinensischen Flüchtlingscamp Shatila. Himal blickt in Pakistans Gefängnisse. Der New Yorker widmet sich zwei Künstlerinnen: Sofia Coppola und Emily Mason. Die London Review erinnert an den vergessenen Krieg in Tigray. Vice probiert Creepy Weed.
New Lines Magazine | London Review of Books | Meduza | Guardian | Himal | New Yorker | Deník Referendum | Vice | HVG | The Insider
New Lines Magazine (USA), 22.01.2024
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Der Journalismus im Iran ist geschwächt, aber er lebt, ruft Kourosh Ziabari. Auch wenn die staatlichen Repressionen immer drastischer werden, darf auf keinen Fall übersehen werden, betont Ziabari, dass es immer noch unabhängige, mutige Journalisten und Zeitungen gibt, die sich gegen den Autoritarismus stellen. So wie die Zeitung Shargh Daily. "Gegründet im August 2003, ist sie eines der letzten Überbleibsel eines Kollektivs vielversprechender liberaler Zeitungen, die während der Reformära gegründet wurden und versuchten, in einer ansonsten düsteren öffentlichen Sphäre, in der es keine widersprüchlichen Stimmen gab, Hoffnung zu wecken. Seit Beginn ihrer Tätigkeit wurde Shargh viermal vorübergehend verboten. Zuletzt wurde sie 2012 geschlossen, weil sie eine Karikatur veröffentlicht hatte, die nach Ansicht der Behörden die Kämpfer des iranisch-irakischen Krieges, die im Inland als 'heilige Verteidigung' bekannt sind, verunglimpft hatte... Doch Shargh ist nach wie vor ein Bollwerk des kritischen, zukunftsorientierten Journalismus, wenn auch ein geschwächtes, das den marginalisierten intellektuellen Strömungen eine Plattform bietet und das Damoklesschwert der Rechenschaftspflicht über dem Kopf der Regierung schweben lässt. Zu den bemerkenswerten Berichten der letzten Zeit gehören die Untersuchung eines Ghettos in der Stadt Mashhad, in dem viele Leprakranke leben, die Untersuchung des Massensterbens von Grenzgängern, die von den Streitkräften angegriffen werden, die Aufdeckung der Vergiftung von Schulmädchen nach den Aufständen von 'Frau, Leben, Freiheit' und ein vernichtender Bericht über die Häufigkeit von Ehrenmorden."
Meduza (Lettland), 19.01.2024
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Guardian (UK), 22.01.2024
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Himal (Nepal), 22.01.2024
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Das Magazin hat darüber hinaus einen ganzen Schwerpunkt zu Gefängnissen im asiatischen Raum: Haroun Rahimi beschreibt, wie sich das Jusizsystem unter den Taliban in Afghanistan geändert hat. Andrew M Jefferson berichtet von den desolaten Zuständen in Gefängnissen in Myanmar. Und Sharmila Purkayastha liest Texte und Gedichte, die in Gefängnissen entstanden sind.
New Yorker (USA), 22.01.2024
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Weiteres: Evan Osnos denkt über das Phänomen "Elite" nach, unter dem jeder etwas anderes versteht. Anthony Lane sah im Kino Lila Aviles' Familiendrama "Totem".
Deník Referendum (Tschechien), 19.01.2024
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Vice (USA), 17.01.2024
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HVG (Ungarn), 18.01.2024
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The Insider (Russland), 17.01.2024
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London Review of Books (UK), 25.01.2024
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Zu Unrecht aus dem Amt gejagt wurde die Harvard-Präsidentin Claudine Gay, und zwar von rechten Politikern und Israelfreunden, findet Randall Kennedy, selbst Professor an der Harvard Law School. Kennedy schreibt über die Hearings im amerikanischen Parlament und die Plagiatsvorwürfe gegen Gay, die schließlich zu ihrem Rücktritt führten. Er selbst ist, lesen wir erstaunt, der Meinung, dass weder Antisemitismus noch Rassismus auf dem Harvard-Campus, bedauerlichen Einzelfällen zum Trotz, zu ernsthaften Problemen führen. Und auch die Plagiatsvorwürfe wischt er weg. Der aktuelle Konflikt hat nach Kennedy ganz andere Hintergründe: "Was in Harvard passiert, ist Teil eines langanhaltenden kulturellen Kampfes, dessen Ende nicht in Sicht ist. Die Demagogen im Parlament, die die Antisemitismus-Hearings organisierten, verlangen jetzt, dass die Universität alle Unterlagen, die die interne Untersuchung der Plagiatsvorwürfe gegen Gay betreffen, herausgibt. Dass es ihnen gelungen ist, ihre Entlassung zu erzwingen, bestärkt sie darin, die Autonomie der Universität weiter zu untergraben. Zum Beispiel hinterfragen sie ihren Status hinsichtlich Steuerbefragung und der Möglichkeit, staatliche Zuschüsse zu erhalten. Momentan haben sie nicht die politischen Möglichkeiten, diese Drohungen in die Tat umzusetzen. Aber wir befinden uns in einem Wahljahr, und die republikanischen Präsidentschaftskandidaten haben klargemacht, dass sie sich liebend gern an der Ausweidung Harvards beteiligen würden."
Weitere Artikel: Sheila Fitzpatrick liest fasziniert Anna Reids Buch "A Nasty Little War: The West's Fight to Reverse the Russian Revolution" über westliche militärische Intervention (vor allem der Briten) während der russischen Revolution, ukrainischen Nationalismus und die Pogrome an der jüdischen Bevölkerung Osteuropas. Die Schriftstellerin Patricia Lockwood erinnert sich in einem sehr persönlichen Text an die Dichterin Molly Brodak, die sich 2020 das Leben nahm. Susan Eilenberg liest zwei Keats-Biografien von Lucasta Miller ("Keats: A Brief Life in Nine Poems and One Epitaph") und Anahid Nersessian ("Keats's Odes: A Lover's Discourse"). Liam Shaw lernt aus Dale E. Greenwalts Band "Remnants of Ancient Life: The New Science of Old Fossils" einiges über den korrekten Umgang mit Fossilien. Paul Keegan besucht die Philip-Guston-Ausstellung in der Tate Modern. Michael Woods sah im Kino Yorgos Lanthimos' "Poor Things".
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