Magazinrundschau
Sie lieben das Meer nicht?
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
12.07.2022. The Atavist recherchiert die Geschichte des berüchtigten Neonazis Michael Kühnen und seines Dresdner Führungsoffiziers Wladimir Putin. Desk Russie betrachtet die Beziehung zwischen Russland und der Türkei: Eine gewalttätige Ehe ist nichts dagegen. Die NYRB fragt, wann eine Literatur unlesbar wird, die sich nicht mit dem Klimawandel auseinandersetzt. The Nation beklagt den neuen Konformismus einer Kunst, die in der Öffentlichkeit nur noch saubere Wäsche wäscht. Der Spectator huldigt dem bengalischen Regisseur und Renaissancemenschen Satyajit Ray.
Atavist (USA), 26.06.2022
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New York Review of Books (USA), 21.07.2022
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Desk Russie (Frankreich), 01.07.2022
Wer wissen will, wie eine komplexe geopolitische Gemengelage aussieht, sollte Jean-Sylvestre Mongreniers Artikel über die russisch-türkischen Beziehungen lesen. Sie liebten und sie schlugen sich. In Ländern wie Libyen oder Syrien unterstützen sie feindliche Lager und in Bergkarabach erst recht. Und dennoch sieht der Historiker und Politologe eine Tendenz zu einer russisch-türkischen Annäherung, die der Westen aufmerksam beobachten sollte. Das Konfliktpotenzial mit dem Westen liegt im Mittelmeer: in der"Abgrenzung der Hoheitszonen im Levantinischen Becken und der Frage der Rechte zur Ausbeutung von Gasfeldern; im Status der griechischen Inseln nahe der türkischen Küste, wobei Ankara ihre Entwaffnung fordert und sogar die griechische Souveränität über diese Inseln in Frage stellt... Die Entsendung von türkischen Bohr- und Militärschiffen in zypriotische und griechische Gewässer führt zu ernsten Spannungen und droht zu einer kriegerischen Eskalation zu führen. Griechenland versucht, sich bei den USA und Frankreich abzusichern, die über größere Militärpotenzial zur See und in der Luft verfügen. Außerdem entsteht ein diplomatisches Dreieck zwischen Athen, Nikosia und Jerusalem um das EastMed-Projekt (eine Gaspipeline vom Levantinischen Becken nach Europa) mit möglichen militärischen Weiterungen."
Tablet (USA), 06.07.2022
Jeffrey Herf, Autor zahlreicher Bücher über linken und islamischen Antisemitismus, resümiert den Forschungsstand zu den Beziehungen zwischen den frühen Islamisten Hassan al-Banna von den Muslimbrüdern und Amin al Husseini, Mufti von Jerusalem: Er würdigt die Pionierarbeiten der deutschen Forscher Klaus Gensicke und von (Perlentaucher-Autor) Matthias Küntzel. Heute stellt sich nicht mehr die Frage, ob ein Bündnis zwischen Nazis und Islamismus existierte, es war sehr intensiv, und das auch, weil es auf einen spontanen islamischen Antisemitismus aufbauen konnte, so Herf. Die Frage ist eher, wie es kommen konnte, dass dieses Bündnis so grüńdlich in Vergessenheit geriet und warum es Jahrzehnte dauerte, das Wissen darüber wieder zu etablieren. Schuld hat Stalin: "Von 1949 bis 1989 führte die Sowjetunion eine bedrückend erfolgreiche Propagandakampagne durch, die die Erinnerung der Öffentlichkeit an die kurze Ära der Unterstützung des zionistischen Projekts, des UN-Teilungsplans und Israels durch den Sowjetblock sowie die zahlreichen Beweise für die Nazi-Kollaboration des Arabischen Oberkomitees unterdrückte. Anstelle der tatsächlichen Verbindungen zwischen den Führern der palästinensischen Araber und dem Naziregime behaupteten die Sowjetunion und die PLO, die wahren Nazis und Rassisten im Nahen Osten seien die Juden und die Israelis. Diese Lügenkampagne hat sich als eine der erfolgreichsten in der Weltpolitik erwiesen."
The Nation (USA), 25.07.2022
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Ein Jahr nach den großen Protesten in Kuba umreißt William M. LeoGrande die Reaktion der Regierung: "Als die Proteste aufkamen, denunzierte Präsident Miguel Díaz-Canel sie als konterrevolutionär und rief seine Anhänger auf die Straße, um die Revolution zu verteidigen. Die Polizei verhaftete mehr als 1.300 Menschen. Einige Tage später milderte Díaz-Canel seinen Tonfall ab und räumt ein, dass die Demonstranten legitime Sorgen hätten. In der Folge setzte die Politik einerseits auf ein hartes Vorgehen gegen Opponenten, andererseits auf Programme gegen die wirtschaftliche Not, die die Menschen auf die Straße getrieben hatte."
Elet es Irodalom (Ungarn), 11.07.2022
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Spectator (UK), 11.07.2022
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