Magazinrundschau
Ohne Hallo zu sagen?
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
13.07.2021. Warum soll eine grüne Energiewende möglich sein, aber keine weltweite Gewerkschaftsbewegung, fragt die LRB. In Pitchfork spricht Questlove über das "Harlem Cultural Festival" von 1969, über das er einen Dokumentarfilm gemacht hat. Wie lange wollen wir noch den Gringos die Schuld an der Misere in Lateinamerika geben, fragt der Salsa-Sänger und Politiker Rubén Blades in El Pais Semanal. In Harper's antwortet der Historiker Matt Karp auf das 1619-Projekt der New York Times. Newlines schaut dem Genozidleugner Peter Handke beim Verfertigen seiner alternativen Fakten zu. Die Blätter staunen über die zunehmende Korruption in Britannien. American Affairs sieht die Moderne an ihr Ende gekommen.
London Review of Books (UK), 15.07.2021

Christopher L. Brown stellt zwei Bücher vor über den britischen Sklavenhandel: "Murder on the Middle Passage: The Trial of Captain Kimber" von Nicholas Rogers und "The Interest: How the British Establishment Resisted the Abolition of Slavery" von Michael Taylor. Beide beschäftigen sich mit der Frage, warum es so lange dauerte, den Sklavenhandel abzuschaffen. Die Gründe waren - nicht nur, aber vor allem - finanzieller Art. Die Grundlagen für beide Bücher lieferte gewissermaßen das Projekt 'Legacies of British Slave-Ownership', erklärt Brown. "Konzipiert und durchgeführt von Catherine Hall und ihren Kollegen am UCL, hat es das ganze Ausmaß der britischen Investitionen in den Sklavenhandel deutlich gemacht. Viele Menschen wissen heute, dass das Ende der Sklaverei im britischen Empire, das 1833 gesetzlich festgelegt wurde, in Form eines ausgehandelten Vergleichs zwischen der Regierung und den Sklavenhaltern erfolgte, wobei 20 Millionen Pfund als Entschädigung gezahlt wurden. Das Legacies-Projekt nutzte die Aufzeichnungen, die durch diese Auszahlung entstanden, um ein biografisches Online-Lexikon der vierzigtausend Menschen zu erstellen, die eine Entschädigung beantragt hatten. In 'Capitalism and Slavery (1944) argumentierte Eric Williams, dass die Gewinne aus den britischen Plantagen die industrielle Revolution finanzierten - ein Argument, das unter britischen Wirtschaftshistorikern mehr als fünfzig Jahre lang für Kontroversen sorgte. Das Legacies-Projekt legt nahe, dass Williams in entscheidenden Punkten nicht weit genug ging. ... Es war bequem, die Befürworter der Sklaverei als ein mächtiges, aber eng begrenztes Interesse von abwesenden Pflanzern und ihren kolonialen Verbündeten darzustellen. Die neuen Erkenntnisse darüber, wer tatsächlich Sklaven besaß, machen deutlich, was vielleicht schon immer offensichtlich war: Investitionen in menschliches Eigentum waren in Großbritannien weit verbreitet und erstreckten sich auf der sozialen Leiter nach oben und unten. 'Das Interesse an Westindien bestand nicht nur bei einer Handvoll Pflanzern und Kaufleuten', schreibt Michael Taylor im letzten Absatz seines ausgezeichneten neuen Buches 'The Interest', sondern umfasste 'Hunderte von Abgeordneten, Peers, Beamten, Geschäftsleuten, Finanziers, Landbesitzern, Geistlichen, Intellektuellen, Journalisten, Verlegern, Matrosen, Soldaten und Richtern, und sie alle taten das Äußerste, um die koloniale Sklaverei zu erhalten und zu schützen."
Besprochen werden außerdem Karl Schlögels jetzt auch auf Englisch erschienene Geschichte "Der Duft der Imperien" über die Parfüms Chanel No. 5 und Rotes Moskau und Neuerscheinungen zu Dantes 700. Todestag.
El Pais Semanal (Spanien), 10.07.2021

Eurozine (Österreich), 12.07.2021

Magyar Narancs (Ungarn), 07.07.2021

Harper's Magazine (USA), 01.07.2021

Blätter f. dt. u. int. Politik (Deutschland), 01.07.2021

American Affairs (USA), 12.07.2021

HVG (Ungarn), 13.07.2021

Newlines Magazine (USA), 12.07.2021

New York Times (USA), 07.07.2021

Pitchfork (USA), 30.06.2021

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