Die Buchmacher - Archiv

Börsenblatt

328 Presseschau-Absätze - Seite 3 von 33

Die Buchmacher vom 18.11.2007 - Börsenblatt

Viel Branchenpolitik im aktuellen Börsenblatt: "Lebhafte Debatten" ist die Meldung zu den Ergebnissen des ersten Treffens des Branchenparlaments überschrieben - gemeint ist: Es wurde ganz schön gestritten, u.a. über eine Dienstleistungsmitgliedschaft für branchennahe Unternehmen (Verleger dagegen, Sortimenter und Zwischenbuchhändler dafür) und die Preisbindung - am Ende sei der Vorstand aufgefordert worden, "Verstöße gegen das Preisbindungsgesetz zu rügen und öffentlich bekannt zu machen." Hier das Protokoll zur ersten Sitzung.

Zweites Top-Thema des Heftes ist Second Life. Im Interview mit Sabrina Gab erklärt Christoph Lattemann, Juniorprofessor für Corporate Governance und E-Commerce an der Uni Potsdam mit Schwerpunkt SL, dass zwar der erste Medien-Hype von Second Life vorbei sei. Die Anzahl von Neuanmeldungen zeige jedoch, dass Second Life immer noch viele Nutzer anziehe: In den letzten sechs Monaten hätten sich jeden Monat etwa eine Million neue Nutzer angemeldet. "Unternehmen dürfen zunächst nicht mit übersteigerten Return on Investment-Erwartungen auf virtuellen Welten wie Second Life einsteigen", rät der Akademiker. Lehmanns-Blogger Bernd Sommerfeld pflichtet im Kommentar zum Interview Lattemann bei: "Recht hat er! Fast jeden Tag gibt es z.B. eine virtuelle Konferenz oder spannende Disskusion die man bequem vom Schreibtisch aus besuchen kann. Schlechtes Wetter oder Bahnstreik sind da kein Thema."

Der Ex-Verleger Heinz Gollhardt schimpft im Gastkommentar über die leeren Werbeformeln der Verlage. "Es kommt bei solchen Zitaten in Anzeigen offenbar nicht auf den Informationswert an, sondern auf einen Gestus von Bedeutsamkeit", vermutet der Autor. "Hinzu kommt, dass man sich die Prominenz einer Zeitung oder eines Kritikers mit solchen Zitaten gern und kostenlos leiht. Ob dies aber bewirkt, dass sich der Zweck einer Anzeige erfüllt, dass nämlich das Buch möglichst oft und in gro­ßer Zahl bestellt wird, wage ich zu bezweifeln."

Weitere Themen:
Die erste direkte Verhandlungsrunde zwischen Random House und den in Verdi organisierten Übersetzern ist - Trommelwirbel - ohne Ergebnis geblieben (wie bisher die meisten Treffen beider Fraktionen, Ausnahme: vor Gericht). Wie Autor hh berichtet, hat Hanser unterdessen die Übersetzer zu Verhandlungen aufgefordert. Die Deutschen wollen zu Weihnachten nach Angaben von Ernst & Young durchschnittlich 26 Euro für Bücher - und insgesamt 248 Euro - ausgeben. Jürg Bodenmann steigt aus der Thalia-Geschäftsführung aus, Michael Wetzel und Tom Kirsch werden ab Januar neue Geschäftsführer der Thalia Service GmbH (hier die Meldung). Im "Menschen"-Ressort porträtiert Volkhard Bode den Hugendubel-Regionalleiter Ost Sebastian Blenninger. Michael Kleeberg lobt seine Lieblingsbuchhandlung, die Autorenbuchhandlung in Berlin. Den Fragebogen hat der Drogerie-Unternehmer Dirk Rossmann ausgefüllt - Branchenbezug? Bei Rossmann werden auch Bücher verkauft. Lebensmotto? "Volk und Knecht und Überwinder, sie gestehn zu jeder Zeit: höchstes Glück der Erdenkinder sei nur die Persönlichkeit", Goethe. Hier das Inhaltsverzeichnis.

Die Buchmacher vom 12.11.2007 - Börsenblatt

Im Gastkommentar beklagt der Berliner Verleger Jörg Sundermeier (Verbrecher Verlag), dass Erfolge selbst für große Verlage kaum noch planbar seien. Es sei unmöglich, anhand der Vorschauen der Verlage vorauszusagen, welche Titel es auf die Bestsellerlisten schafften. Zum einen sei dies die Schuld der Ketten, die fast nur noch auf den Absatz schauten und einen Krimi, der sich schon auf anderen Kanälen gut verkauft habe, ins Stammlager nähmen - egal, ob dieser aus einem Klein- oder Großverlag stamme. "Die Aura des guten Buchs interessiert den Buchhandel immer weniger", klagt der Berliner.

Autor vb berichtet über das Ringen der Navigationsgerätehersteller Tomtom und Garmin um den niederländischen Kartenlieferanten Tele-Atlas, der u.a. Nokia und Google Maps mit Karten beliefere. Im Gespräch mit dem Börsenblatt erklärt der MairDumont-Chef Frank Mair, dass der Zugang von Verlagen zu kartografischen Daten erschwert würde, sollte Garmin den Zuschlag bekommen. Ihn selbst tangiert das Revirement kaum: Mair kooperiert mit dem Tele-Atlas-Wettbewerber Navteq.

Nils Kahlefendt stellt den Roman "Ein Sommer der bleibt" von Peter Kurzeck vor, der nur als mündliche Erzählung als Hörbuch erscheint, und unterhält sich mit dem Autor über die Hintergründe. Nur online erschienen ist ein Interview mit dem Literaturkritiker Hubert Winkels, der eine Einordnung des Romans versucht und über die Tradition mündlicher Überlieferung referiert.


Michael Roesler-Graichen verfolgt den Streit um den Schulbuchtest der Stiftung Warentest. Nach Einschätzung der Verlage sei die Zeitschrift "test" bei der Publikation der Untersuchungsergebnisse zu großzügig mit dem Begriff "Fehler" umgegangen. Außerdem kritisierten die Verlage die Untersuchungsmethode der Stiftung - so liege der Maßstab von Fachlexika beispielsweise der inhaltlichen Bewertung der geprüften Biologie- und Geschichtskapitel zugrunde, ohne dass der schulische Kontext miteinbezogen worden sei. Ob sich die "test"-Verlierer in allen Branchen so (lange) aufregen - und damit ungewollt immer wieder an den Misserfolg erinnern?

Weitere Themen: Die Mayersche wird in diesem Jahr einen Umsatz von 135 Millionen Euro erwirtschaften - ein Plus von 20 Prozent (hier die Meldung). Maria Koettnitz, Verlagsleiterin Allgemeines Sachbuch bei den Ullstein Buchverlagen, hat den Verlag verlassen - Hintergründe, warum die Fluktuation bei den Berlinern so hoch ist, sind nicht bekannt (hier die Meldung). Der Autor hc bilanziert die Erfolge der "Kinderbuchkönigin" Astrid Lindgren, die am 14. November 100 Jahre alt geworden wäre. Bis Ende 2006 habe ihr deutscher Hausverlag Oetinger 30 Millionen Exemplare ihrer Werke verkauft. Zum Jubiläum habe Oetinger ein Werbepaket von 1,2 Million Euro geschnürt. Im "Menschen"-Ressort werden die Aufbau-Bilderbuch-Leiterin Heike Clemens und die Werbetexterin Kerstin Duken vorgestellt. Hier das Inhaltverzeichnis.

Die Buchmacher vom 04.11.2007 - Börsenblatt

Joseph von Westphalen bespöttelt im Kommentar die Aktion von Tchibo, den Kunden in Kooperation mit personalnovel.de einen personalisierten Roman anzubieten. "Manchen Ami-Krimi läse ich lieber, wenn der Held nicht für vollbusige Blondinen, sondern für zierliche Puertoricanerinnen schwärmen würde, und vielleicht gefiele mir Goethes ,Faust? besser, wenn das Gretchen ,Fanny? hieße und Aupair-Mädchen wäre", so der Schriftsteller. "Ab sofort biete ich ,on demand? Exemplare meiner eigenen Romane mit weniger glimpflich verlaufenden Enden an: Statt dem untreuen Ehemann kultiviert zu verzeihen, knallt die erboste Gattin ihn nieder. 999,99 Euro will ich von rachsüchtigen Leserinnen für dieses sonderangefertigte Trivialfinale haben."

Das Börsenblatt war bei der Antrittsvorlesung des Shakespeare-Übersetzers Frank Günther an der Freien Universität Berlin, wo Günther ein Seminar anbietet. Seit 1995 erschienen seine Shakespeare-Übersetzungen bei dtv und bei ars vivendi. Derzeit lägen 34 Stücke vor; 2009 solle die Edition mit dem 39. Band abgeschlossen sein - dann sei Günther der erste, der den gesamten Shakespeare im Alleingang übersetzt habe. Hier der Bericht der Antrittsvorlesung.

Nach "Tannöd" kommen die Bestatter: Der Autor Peter Waldbauer hat bei der Staatsanwaltschaft Berlin Strafanzeige gegen Mitarbeiter des Econ Verlags gestellt, die Teile seines Manuskripts "Die Bestattungsmafia" - im Juli als Buch bei Herbig erschienen - angeblich als Vorlage für Michael Schomers Titel "Todsichere Geschäfte" verwendet haben (im September bei Econ herausgekommen, hier die Meldung). In der Kommentarrubrik des Börsenblatt führt der Autor übrigens seinen Streit mit dem Verlag fort.

Im Interview mit dem Börsenblatt gibt Tropen- und neuerdings Klett Cotta-Verleger Michael Zöllner einen ersten Ausblick, was beim Stuttgarter Verlag verändert werden soll: "Unser Ziel ist, das Programm zu ordnen, es homogener und profilschärfer zu machen. Wir müssen ein besseres Gleichgewicht aus Titeln schaffen, die sich gut verkaufen, und solchen, die das Profil des Verlags stärken."
 
Weitere Themen: Tamara Weise verfolgt den Kampf der Filialisten um Kassel - wo schon vor der neuen Thalia-Filiale 26 Buchhandlungen im Wettbewerb stünden. Sabrina Gab hat einen Paketzusteller der Post bei der nächtlichen Auslieferung des siebten Potter begleitet. Eckart Baier stellt die neue Struktur der Egmont-Gruppe vor: Das Profil des vgs-Verlags soll geschärft, das neue Label Lyx aufgebaut und Schneider-Buch relauncht werden. Im Menschen-Ressort interviewt Irene Nießen die Buchhändlerin Hilde Beltz Rübelmann. Hier das Inhaltsverzeichnis.

Die Buchmacher vom 27.10.2007 - Börsenblatt

Christina Schulte stellt den Betriebsvergleich 2006 vor, nach dem der stationäre Buchhandel 2006 weniger erfreulich ein Minus von 1,2 Prozent erwirtschaftet hat. Nur den Buchhandlungen mit zwei bis drei Beschäftigten sei es gelungen, ihre Umsätze zu steigern - plus 0,5 Prozent. Die höchsten Einbußen hätten Betriebe mit 21 bis 50 Mitarbeitern (minus 4,4 Prozent) verzeichnet (hier der Bericht). Im Kommentar ahnt die Autorin, dass der Konzentrationsprozess bei dieser wirtschaftlichen Entwicklung weiter an Fahrt gewinnen werde. "Zwar sind angeschlagene Buchhandlungen kein bevorzugtes Übernahmeobjekt, unter Umständen können sie unter dem Dach eines Großen aber zu neuem Leben erwachen. Und weil sie aus der Not heraus meist günstig zu haben sind, werden sich die Filialisten vielerorts nicht lange bitten lassen."

Nur Online kommentiert Holger Heimann die neue Liason von Klett und Tropen: Die Geschäftsführer des Tropen Verlags, Michael Zöllner und Tom Kraushaar, erhalten eine Beteiligung und übernehmen ab November die verlegerische Geschäftsführung von Klett-Cotta. "Eine reizvollere, apartere Kombination lässt sich schwer finden. Dass sich die zwei trauen, ist ein großer Coup und eine kleine Sensation. Allein schon der Mut beider Partner verdient Applaus", schreibt Heimann.

Rainer Moritz erinnert sich an seine liebsten Messe-Szenen 2007 - wie Volker Weidermann, Redakteur der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", erregt die handgeschriebenen Messeaufzeichnungen des Verlegers Michael Krüger in Empfang genommen oder er beim Suhrkamp-Kritikerempfang dem dänischen Autor Knud Romer als Erstes ein Glas Rotwein übers blütenweiße Hemd gegossen habe. Oder er verzweifelt neue Schnürsenkel gesucht habe. Soso.

Die Campus-Rechtemanagerin Franziska Hildebrandt erklärt im Interview mit Eckart Baier, dass das Geschäft mit E-Books im Bereich Belletristik und Sachbuch nur langsam in Schwung kommt- - "wer will schon einen 1000-Seiten-Roman am PC lesen. Die geeigneten E-Book-Lesegeräte sind zudem noch teuer und daher nicht sehr weit verbreitet." Außerdem erklärt Hildebrandt, dass Campus bis zum Jahr 2016 zehn Prozent am Gesamtumsatz mit elektronischen Publikationen erreichen will.

Weitere Themen: Wolfgang Schneider porträtiert den Münchner Zoologen und Sachbuchautor Josef H. Reichholf. Urs Widmer lobt seine Lieblingsbuchhandlung am Hottingerplatz in Zürich. Den Fragebogen hat der Verleger Stefan Weidle ausgefüllt (Lebensmotto: "We?re all just pissing in the wind", Neil Young)

Die Buchmacher vom 22.10.2007 - Börsenblatt

Über die Macht der Barsortimente, die Buchhändlern mit eigenen Warengruppenpaketen einen Teil der Arbeit abnehmen wollen, haben Manfred Keiper (Andere Buchhandlung, Rostock), Gaby Marx (Beratung für Sortimentsstrategie), Jochen Mende (Prolit) und Oliver Voerster (KNV) am Börsenblatt-Stand auf der Buchmesse diskutiert (hier der Artikel). Auf die Frage, ob ihm die Entwicklung Sorgen bereite, erklärt Keiper: "Ich finde bedenklich, dass uns Dinge abgenommen werden und nicht Systeme geschaffen werden, die uns die Arbeit erleichtern. Wer sich entmündigen lässt, ist selbst Schuld. Ich würde appellieren: Lassen Sie diesen Unsinn mit den Warengruppenpaketen. Sonst sind wir irgendwann keine Buchhändler mehr und die Barsortimente spielen die Rackjobber." Auch Mende findet es bedenklich, dass Buchhändler nicht mehr einkaufen sollen. "Viele Buchhändler sehen sich nur noch aus Auspacker, Wegweiser. Die Kompetenz für Beratung geht doch verloren, wenn man nicht mehr im Einkauf verhaftet ist. Wer seinem Monopollieferanten seine Daten liefert, ist doch wirklich mit dem Klammerbeutel gepudert."

Im Interview mit dem Börsenblatt erklärt S.Fischer-Verleger Jörg Bong, wie sich der Roman "Die Mittagsfrau" von Julia Franck nach dem Gewinn des Deutschen Buchpreises entwickelt hat: "Der Preis wurde um 19 Uhr am Montag vergeben. Bis 10 Uhr des darauffolgenden Tags hatten wir 37000 Bestellungen aus dem Buchhandel. Schon zuvor aber war das Buch in 27000 Exemplaren im Handel. Ich erinnere mich nicht, dass wir bei Fischer in so kurzer Zeit so viele Bestellungen hatten, auch nicht nach dem Nobelpreis."

Doris Lessing - eine würdige Nobelpreisträgerin, fragt das Börsenblatt. Für Sigrid Löffler ist die Entscheidung "matt" und "mutlos", für den Kritiker Jörg Drews "langweilig". Elmar Krekeler von der Welt hätte lieber John Updike oder Philip Roth vorne gesehen (hier weitere Stimmen aus den Feuilletons).
Weitere Themen: Hugendubel eröffnet Anfang Dezember in Amberg (hier), Weltbild.de bindet als erster Shopbetreiber im Internet das Volltextsuche-Angebot von libreka ein (hier). Die Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerb mahnt Hugendubel wegen wettbewerbswidriger Werbung ab (hier). Die Hauptversammlung des Börsenvereins bestätigt den Vorstand der BAG auf seinem Kurs, das Abrechnungssystem zu erhalten (hier). Hier das Inhaltsverzeichnis.

Die Buchmacher vom 11.10.2007 - Börsenblatt

Der Schriftsteller Joseph von Westfalen begründet, warum er in diesem Jahr nicht zur Buchmesse gefahren ist. "In diesem Jahr habe ich kein neues Buch. Zu viel Zeitung gelesen und journalistische Brotarbeiten angenommen, zu viel geglotzt und gegoogelt und Musik gehört. Grille gewesen im Sommer, nicht Ameise." Er habe keine Lust auf die Frage, welches neue Buch er geschrieben habe. "Wenn man zwei Dutzend Mal gesagt hat, dass nichts Neues von einem erschienen sei, fängt man an, sich wie ein Versager vorzukommen." Jetzt schaue er von zu Hause Buchmessensondersendungen im Fernsehen an: "wie die Kollegen auf blauen Sofas sitzen und dort das Gleiche sagen, was sie zuvor auf einem gelben Sessel sagten."

bai stellt den neuen "Rundum-Service" des Stuttgarter Barsortiments KNV vor, das dem Buchhandel ab sofort die Betreuung kompletter Warengruppen beziehungsweise Sortimentsbereiche anbietet (hier der Artikel). Voraussetzung sei, dass die Buchhandlungen mit einem Warenwirtschaftssystem arbeiten und sie ihre Kassendaten KNV zur Verfügung stellen. Das Barsortiment kontrolliere den Abverkauf und kümmere sich um die Lieferung neuer Bücher, die der Sortimenter nur noch einzustellen brauche. Im Kommentar schreibt der Autor, dass KNV einen weiteren Schritt unternommen hat, um selbst Buchhändler zu werden - schon die Bewirtschaftung von 73 Hertie-Filialen sei ein Schritt in diese Richtung gewesen.

csch kommentiert den Coup von DBH, Thalia den Karstadt-Deal vor der Nase weggeschnappt zu haben (siehe buchreport.express der vergangenen Woche). Vom Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden großen Ketten profitierten die "lachenden Dritten" - in diesem Fall Karstadt. Verkaufsabschlüsse wie diese erhöhten gleichwohl die Konzentration in der Handelsbranche.

Weitere Themen: An einem runden Tisch diskutieren Eva-Maria Stempel (Vedes-Sprecherin), Manfred Keiper (Andere Buchhandlung, Rostock), der Berater Günter Wielpütz (Düsseldorf) sowie Riccarda Bouncken (Universität Greifswald) über die Chancen und Risiken von Kooperationen. Eckart Baier schreibt über die Macht von Bestsellerlisten - ein bisschen pro domo, denn Aufhänger des Artikels ist die Trennung von Sachbüchern und Ratgebern auf der neuen Börsenblatt-Focus-Bestsellerliste gemäß der neuen Warengruppensystematik. Konjunkturumfrage: Mehr als ein Drittel der Buchhändler meldet Umsatzzuwächse im ersten Halbjahr. Im "Menschen"-Ressort porträtiert Wolfgang Schneider den Autor Pierangelo Maset ("Laura oder die Tücken der Kunst", Kookbooks). Guy Helminger lobt seine Lieblingsbuchhandlung von Klaus Bittner in Köln. Den Fragebogen hat der C.H. Beck-Cheflektor Detlef Felken ausgefüllt (Mit wem er einen Tag den Platz tauschen möchte? Mephisto). Hier das Inhaltsverzeichnis.

Die Buchmacher vom 07.10.2007 - Börsenblatt

Im Interview beschreibt Werner-Christian Guggemos, Geschäftsführer des in München ansässigen E-Book-Anbieters Ciando, den Status quo der E-Book-Branche. Nach Einschätzung von Guggemos wird die Unterhaltungsliteratur durch die in diesem Jahr noch erscheinenden neuen E-Book-Lesegeräte (u.a. von Amazon) an Relevanz gewinnen. Zum Thema Digital Rights Management sagt der Ciando-Chef: "Ich denke, dass die Entwicklung von den harten DRM-Verfahren in den kommenden fünf Jahren weggehen wird. Das hängt aber im Wesentlichen davon ab, wie sich die Verlage diesem Medium nähern. Hier müssen Ängste, die zweifelsohne vorhanden sind, noch überwunden werden. Ich glaube nicht, dass die Gefahr in dem Bereich, in dem wir tätig sind, sonderlich groß ist, also dass mit den fachlichen Inhalten in relevantem Umfang Missbrauch betrieben wird."

"Csch" beschäftigt sich mit dem auf elf Millionen Euro angewachsenen Schuldenberg der BAG. Der Börsenvereins-Vorstand habe erklärt, dass er bis zur Übernahme der BAG über das wahre Ausmaß der finanziellen Krise im Unklaren gelassen worden sei. "Leidtragende einer Insolvenz der BAG wären nach Ansicht des Vorstands des Börsenvereins viele kleinere und mittlere Unternehmen der Buchbranche, die in finanzielle Bedrängnis kommen könnten und in der folgenden Zeit kein notwendiges Abrechnungssystem zur Verfügung hätten. Deshalb hat sich der Vorstand einstimmig für eine Fortführung der BAG ausgesprochen", schreibt der Autor. Im "Rundruf" erinnert der Grafit-Verleger Rutger Boos daran, dass der BAG-Vorstand noch vor drei Jahren bestritten habe, in Finanzprobleme wegen der Zanolli-Pleite verstrickt zu sein. Ebenfalls zum Thema: Das Verfahren gegen Guido Zanolli ist eingestellt worden - die Kölner Staatsanwaltschaft hatte wegen Betrugsvorwürfen und Insolvenzverschleppung gegen Zanolli ermittelt (hier die Meldung). Der Buchvertrieb Blank (Bonnier) übernimmt ZMV-Bestände (hier die Meldung).

Weitere Themen: Im Interview mit Torsten Casimir und Stefan Hauck blicken die Carlsen-Chefs Klaus Humann (Verleger) und Joachim Kaufmann (Name ist Programm - kaufmännischer Geschäftsführer) auf die Harry-Potter-Zeit zurück und entwerfen eine Strategie nach der Übernahme des Nelson-Verlags - die Marken sollen parallel fortgeführt werden, der Verlag zieht im Januar nach Hamburg. Der Freiburger Herder Verlag stellt sein Verlagslabel Kerle ein. Alle Kinder- und Jugendbücher sollen ab Frühjahr 2008 nur noch unter der Marke Herder erscheinen. Der VdS Bildungsmedien hat Zweifel an dem aktuellen Schulbuchtest der Stiftung Warentest angemeldet: Den Vorwurf, Schulbücher für die Fächer Biologie und Geschichte enthielten zu viele Fehler und didaktische Schwächen, habe die Interessenvertretung der Schulbuchverlage in einer ausführlichen Stellungnahme "als zu voreilig und als eine in Teilen subjektive Wertung" zurückgewiesen (hier die Meldung). Im "Menschen"-Ressort porträtiert Eva Möllers den "manischen Büchersammler und Verleger" Mirko Schädel. Volkhard Bode interviewt den Schauspieler Ulrich Tukur zu seinen Venedig-Erzählungen. Den "Fragebogen" hat Michael Ondaatje ausgefüllt (Lieblingsbeschäftigung: Lesen, Schwimmen, Tanzen). Hier das Inhaltsverzeichnis.

Die Buchmacher vom 29.09.2007 - Börsenblatt

Nachdem Weltbild-Chef Carel Halff in der letzten Ausgabe im Interview (hier nachzulesen) gesagt hat, dass der Handel mehr für Bücher tut als Verlage, protestieren Verleger wie auf Ansage in der Börsenblatt-Umfrage. Transit-Verleger Rainer Nitsche schimpft über das "Feuerwerk an Sprechblasen" und den "zirkustauglichen Schleiertanz um die wirklichen Absichten." Demgegenüber übt sich Random House-Vertriebsleiterin Claudia Reiter wie immer in Political Correctness: "Wir schätzen uns glücklich, mit vielen kreativen und innovativen Geschäftspartnern zusammenzuarbeiten..."

Zum fünfjährigen Bestehen des Buchpreisbindungsgesetzes mahnt der Tübinger Sortimenter Heinrich Riethmüller: "Wir sollten alle die Spielregeln des Marktes einhalten, den Geist des Preisbindungsgesetzes immer vor Augen haben und partnerschaftlich miteinander umgehen." By the way beklagt sich der Osiander-Chef über die Versuche von Wettbewerber Thalia, bei Verlags-Vertriebsleuten "Rabattforderungen von 50 Prozent plus" durchzusetzen und diese an den Investitionen der Megastores zu beteiligen. "Uns allen hallt noch der flammende Appell des Thalia-Chefs auf den Buchhändlertagen in den Ohren, wie wichtig die Preisbindung für uns Buchhändler sei und dass wir uns doch alle für ihren Erhalt einsetzen sollten - auch nur ein Lippenbekenntnis?"

Christina Schulte berichtet vom Buchmarktforum, bei dem Jan Schmüser, Geschäftsführer Unternehmensführung vom Zentralverband gewerblicher Verbundgruppen erklärt hat: "Mit dem Einstieg von Douglas in den Buchhandel hat es die Branche erstmals mit richtigen Händlern zu tun." Der Konzern wisse aus seinen anderen Geschäftsfeldern, wie Filialsteuerung oder Regalpflege funktionierten. "Die Gepflogenheiten aus anderen Branche halten nun auch im Buchhandel Einzug", so Schmüser. Vorreiter sei der Lebensmitteleinzelhandel: "Alles, was dort passiert, wird irgendwann auch einmal im Buchhandel eintreten."


Weitere Themen: Das Landgericht Wiesbaden hat hat dem Antrag von Preisbindungsbindungstreuhänder Dieter Wallenfels stattgegeben und eine einstweilige Verfügung gegen den Club Bertelsmann verhängt. Danach wird es dem Club untersagt, preisgebundene Bücher auf die Quartalsabnahme anzurechnen (hier die Meldung).
Im "Menschen"-Ressort porträtiert Eckart Baier den vorzeigelinken Prolit-Chef Jochen Mende. Der Verleger Klaus G. Saur gratuliert dem Bibliothekar Georg Ruppelt zum 60. Geburtstag. Hier das Inhaltsverzeichnis.
Stichwörter: Political Correctness

Die Buchmacher vom 22.09.2007 - Börsenblatt

Nicht nur buchreport, sondern auch das Börsenblatt hat die DBH-Chefstrategen Carel Halff und Maximilian Hugendubel interviewt (und klugerweise komplett ins Netz gestellt). Auf die Frage nach den Wachstumsplänen erklärt der Weltbild-Boss: "Wir haben eine ausreichende Betriebsgröße. Da wir keiner Wachstumsstory folgen, fahren wir auch nicht mit dem Scheckbuch durchs Land, eröffnen ständig neue Häuser und versuchen zwanghaft, jedes Gespräch zum Abschluss zu bringen." Er zweifle, dass "einige Investitionen der letzten Zeit" - Halff meint offenbar Thalia - wegen des ohnehin schon virulenten Verdrängungswettbewerbs sinnvoll gewesen seien. Grundsätzlich habe der Handel in den letzten Jahren "deutlich mehr getan" als die Verlage. "Er war wesentlich innovativer, er hat mehr Geld in die Hand genommen. Und das nicht nur im stationären Einzelhandel, sondern auch im Internet."

Im Gastkommentar schaut der Salzburger Verleger Jochen Jung nach Australien, wo der Großbuchhändler A & R jene Verlage, die er schlecht verkaufe, mit einer Rechnung beglückt habe, "mit der er alle Kosten, ach was, Unkosten unfreundlich zurück- und vorwegerbat, die er hat, um jene Bücher im Sortiment zu halten, die keine Stapel- und leider nicht einmal Häufchenware sind. Einzelstücke halt." Jung beklagt die fehlende Solidarität der Branchenakteure. Solidarität der Ketten, des Barsortiments und der Verlage sei nicht zu haben, Solidarität der Verlage untereinander sei aber nichts als Pflicht, "und das heißt naturgemäß: der großen mit den kleinen."

Denis Scheck greift die Debatte um den französischen Literaturwissenschaftler und Psychoanalytiker Pierre Bayard auf, der in seinem Buch "Wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat" die Vorzüge des Nichtlesens gegenüber dem Lesen preist. Bayard liefere ein "wohltuendes Gegengift" zu "jener Zeitstimmung in Deutschland, die Lesen immerzu instrumentalisiert: als Abwehrzauber gegen die Angst vor sozialem Abstieg, als Mittel für die Zurichtung williger Arbeitsbienen im Kapitalismus, (...) als tribalistisches Erkennungszeichen im Club der geretteten Seelen."

Weitere Themen: Der Club will sich nicht dem Preisbindungstreuhänder Dieter Wallenfels beugen und sein Angebot eines Bestellservices für normale, im Handel erhältliche Titel (die auf die Abnahmeverpflichtung angerechnet werden können) zurückziehen - jetzt naht eine gerichtliche Lösung. Nils Kahlefendt analysiert das Geschäft mit Lyrik-Bänden, das derzeit einem starken Wandel ausgesetzt sei. Lyrik tendiere zur Performance, nähere sich an Rap und Dub an, die Grenzen zwischen E und U würden durchlässiger - eine Entwicklung, von der der Handel profitiere. Andreas Trojan unterhält sich mit Rüdiger Safranski über die Leidenschaft beim Schreiben und sein neues Buch "Romantik. Eine deutsche Affäre". Georg M. Oswald erklärt, warum Amazon seine Lieblingsbuchhandlung ist. Die Nominierung von Martin Mosebach und Thomas Glavinic für die Shortlist des "Deutschen Buchpreises" erntet Kritik: Rezensenten wie Sigrid Löffler oder Ina Hartwig hätten sich lieber Michael Lentz oder Antje Ravic Strubel gewünscht.

Die Buchmacher vom 14.09.2007 - Börsenblatt

Michael Roesler-Graichen legt einen detailliert recherchierten Artikel über den Machtwechsel bei Klett (hier die Meldung) vor. Demnach wurden der Vorstandsvorsitzende Uwe Brinkmann und dessen enger Vertrauter Richard Spies (Leitung Klett Lernen und Wissen) - trotz zuletzt guter Bilanzen - von der Klett-Familie abgesägt, weil sie auf einen raschen Umbau der Verlagsgruppe gedrängt hätten. Einerseits habe das Duo Online-Lehrmittelangebote und E-Learningplattformen aufbauen und sich außerdem vom Kerngeschäft Schulbuch lösen wollen. Besonders die Chemie zwischen Brinkmann und dem Klett-Familienmitglied Philipp Haußmann sei belastet gewesen. Dessen Cousin und Sohn von Michael Klett, David Klett, habe außerdem selbst Ambitionen auf die Spitzenposition.

Passend zum Klett-Thema schreibt Birger Priddat, Präsident der Privaten Universität Witten/Herdecke, im Gastkommentar, dass emotionale Bindungen die Nachfolge bei Familienunternehmen brisant machen. "Es geht nicht nur um gute Verträge, auch nicht einmal nur um Vertrauen, sondern um so etwas wie ,Körperverletzung', wenn man dieses eigenartige Wort hier metapherngleich verwenden darf." Das eigene Unternehmen sei nicht nur ein Unternehmen, sondern inkorporiert: "man hat es sich einverleibt. Oft, wie man sagt, mit Haut und Haar." Als Fazit schlägt der Autor vor, dass die noch aktiven Alten beim Generationenwechsel neue eigene Unternehmen gründen sollen. "Wenn die Energie da ist: in andere Felder investieren. En famille, aber auf anderem Terrain. Oder andere Aufgaben übernehmen: in Stiftungen?"

Im Interview mit Volkhard Bode zum Relaunch der Marco-Polo-Reihe erklärt Verlegerin Stephanie Mair-Huydts, dass damit weitere Käuferschichten erreicht werden sollen: "vor allem junge Leute, die unterwegs viel erleben wollen und dafür aktuelle Informationen brauchen". Zum Start der Reihe vor 16 Jahren habe nur etwa ein Viertel aller Reisenden einen Reiseführer gekauft, heute die Hälfte aller Touristen.

Weitere Artikel: Verkauft wird nicht - hat das Börsenblatt bei Dussmann in Berlin erfahren. Zuvor hatte es Gerüchte gegeben, das Kulturkaufhaus stehe zur Disposition und Thalia in den Starlöchern. Im "Menschen"-Ressort porträtiert Nils Kahlefendt das Führungstrio der Berliner Buchhandlung Pro qm. Den "Fragebogen" hat der Autor Hanns-Josef Ortheil ausgefüllt (Hauptcharakterzug? "Freundlichkeit". Lebensmotto? "Carpe Diem"). Hier das Inhaltsverzeiochnis.