Magazinrundschau - Archiv

The Spectator

155 Presseschau-Absätze - Seite 5 von 16

Magazinrundschau vom 10.03.2009 - Spectator

Melanie Philipps prophezeit die religiöse Vereinigung "dunkler Kräfte gegen die freie Welt": Still und heimlich würden sich nämlich Mitglieder der anglikanischen Kirche mit extremen Islamisten und der antizionistischen Rechten gegen den gemeinsamen Feind Israel verbünden. Der Antisemitismus sei dabei verbreitet bis in die höchsten Ämter der kirchlichen Hierarchie, ist sich die Autorin sicher: "Viele werden tief schockiert sein, dass die Englische Kirche Personen mit derartigen Einstellungen beherbergt. Es ist aber unwahrscheinlich, dass die Kirchenhierarchie gegen sie handelt. Extreme Feindseligkeit gegenüber Israel ist die standardmäßige Position unter Bischöfen und Erzbischöfen; während es die etablierte Linie ist, dem Islam die Hand zu reichen und zu versuchen, ihn zu integrieren und zu besänftigen. Während Christen auf der ganzen Welt unter erzwungener Konversion, ethnischen Säuberungen und Mord durch islamische Hände leiden, äußert die Kirche nicht ein Wort des Protests. Stattdessen steht der interreligiöse Dialog auf der Tagesordnung ... Israels Krieg gegen die Hamas hat einen entscheidenden Effekt gehabt. Es gibt nun die weitverbreiteten Wahrnehmung, dass Israel ein für allemal besiegt werden muss - dann würden die Islamisten sich beruhigen."

Magazinrundschau vom 10.02.2009 - Spectator

Norman Moore war ein Freund von Charles Darwin und schließlich sein Hausarzt. Urenkelin Charlotte Moore stöbert auf dem Dachboden herum und zitiert aus den Briefen ihres Großvaters über dessen Begegnungen mit dem umtriebigen und jovialen Revoluzzer Darwin. "'Darwin forscht an einer seltsamen Akazie. Sie sondert eine Flüssigkeit ab, die Ameisen fressen, die in ihren Dornen leben. Diese Ameisen beschützen die Pflanze im Gegenzug von einer anderen Art, die die Akazienblätter abfressen würde. Ein natürliches Beispiel für eine Söldnerarmee, meint Darwin.' 'Wir haben ihn in guter Stimmung vorgefunden. Er hat bewiesen, dass der Sonnentau sein Eiweiß aus Fleisch herbekommt.' 'Ich hab Dir doch von seinen Experimenten mit den kontinuierlichen Bewegungen der Keimblätter erzählt. Jetzt versucht er nachzuweisen, ob diese von einer Lichteinwirkung an der Spitze des jungen Blattes abhängen.' 'Darwin sprach über Affen, Idioten und Taubstumme. Ein Kleinkind, sagt er, bemerkt nur, dass eine Linse durchsichtig ist, ein Affe findet den Fokus.'"

Magazinrundschau vom 20.01.2009 - Spectator

Wer der beste Freund des Künstlers ist, entscheidet Raymond Carr anhand von Büchern zur Rolle von Pferd und Hund in der Kunst. Während ersteres noch bis ins 18. Jahrhundert überall mit dabei war, hat der Hund in den vergangenen 300 Jahren enorm aufgeholt, meint Carr. "Ob bei einem griechischen Vasenbildnis aus dem Jahr 200 vor Christus, auf dem ein Hund sich am Ohr kratzt oder ob bei Lucian Freud (z.B. 'Eli und David', gesehen auf einer Website über Hunde in der Kunst) und Elizabeth Frink (Beispiel): Hunde werden mit Sympathie geschildert. Sie haben gegenüber Pferden auch einige Vorteile. Auch wenn letztere edle Tiere sind, sie sind einfach zu sperrig fürs Boudoir."
Stichwörter: Freud, Lucian

Magazinrundschau vom 13.01.2009 - Spectator

Rod Liddle fürchtet, dass die evangelikalen Christen sich jetzt auch in England festsetzen. Und dass in ihrem Gefolge die christlichen Zionisten mitkommen, die er besonders absurd findet. "Diese Clowns vom Battalion Deborah würden außerdem gerne eine neue Botschaft in Jerusalem bauen und tatsächlich einen 'dritten' Tempel, um sich auf SEIN Kommen vorzubereiten. In der Vergangenheit wurden derlei Gruppen von der Knesset für ihre ungebrochene Unterstützung Israels in Ehren gehalten, in letzter Zeit beginnen selbst die Falken in Israel sie eher lächerlich und gefährlich zu finden. Und auch peinlich - im vergangenen Jahr erschien das Battalion Deborahs, die Covenant Alliances und andere vor der Knesset. Sie hatten einen Brief dabei, in dem sie um Vergebung für christlichen Antisemitismus baten und sich darum bewarben, die Füße der anwesenden Israelis zu küssen. Die meisten Abgeordneten verschwanden unangenehm berührt und die Evangelikalen blieben mit den üblichen politischen Randfiguren zurück. All diese Gruppen glaubten, der Tag der Abrechnung sei um Mitternacht, den 1. Januar im Jahr 2000 gekommen. Alles, was sie geboten bekamen, war dann aber Andy Stewart und ein Konzert im Millennium Dome."

Magazinrundschau vom 06.01.2009 - Spectator

In Indien könnten die Anschläge in Bombay einen schlafenden politischen Riesen geweckt haben, hofft Elliot Wilson. Der Gigant entsteht nicht auf dem vernachlässigten Land oder in den Ghettos der Großstädte, sondern im Internet. "Der Terroranschlag auf Bombay hat städtische Angestellte - üblicherweise der am wenigsten inspirierte Teil der indischen Wähler - vereint und gezwungen, Farbe zu bekennen, gerade rechtzeitig für die richtungsweisenden Parlamentswahlen im Frühling. Millionen von Stadtbewohnern gehen ins Netz, und besonders in die sozialen Netzwerke wie Facebook, MySpace oder Flickr. Dort stellen sie sich selbst und den Politikern, die vorgeben, sie zu repräsentieren, einige unangenehme Fragen (...). Zum Beispiel Anand Sivakumaran, ein in Bombay geborener Bollywood-Drehbuchautor, der gerade seinen ersten Spielfilm produziert und filmt. Seine Facebook-Gruppe, 'Ich bin rein', die er in den Tagen nach der Attacke einrichtete, greift er seine apathische Generation an: immer die Ersten, wenn es darum geht, Steuern zu hinterziehen oder Polizisten zu bestechen, sich dann aber über die mangelnde soziale Infrastruktur oder die institutionelle Korruption beschweren! Mit einem Touch Gandhi werden die Gruppenteilnehmer dazu aufgerufen - in den ersten 48 Stunden haben sich 400 Menschen dort eingetragen - sich nicht so egoistisch zu verhalten und 'aufzustehen und ein Vorbild für das ganze Land zu sein'."

Der bisweilen grimmig erscheinende Harold Pinter, der am Weihnachtsabend gestorben ist, war eigentlich ein ganz zugänglicher Kerl, verrät Michael Henderson, wenn man ihm mit Kricket kam. "Für Pinter war es weit mehr als ein Spiel mit Schläger und Ball. Er war nicht der erste bekannte Theaterautor, der das Spiel liebte: J.M. Barrie, Samuel Beckett und Terence Rattigan gehörten dazu, und auch das Aufgebot an modernen Dramatikern mit einem Faible für das Spiel ist beeindruckend: Alan Ayckbourn, Tom Stoppard, David Hare, Simon Gray, Ronald Harwood. Aber Pinters Liebe, als Spieler und als Zuschauer, kam einer Besessenheit nahe. Seine Stücke sind voller Anspielungen und Metaphern, manchmal mit ungewollten Folgen: Der Satz: 'Who watered the wicket at Melbourne?' wurde in einer deutschen Fassung der 'Birthday Party' als 'Wer pinkelte ans Stadttor?' übersetzt."

Magazinrundschau vom 30.12.2008 - Spectator

Die Verfilmung von Bernhard Schlinks "Der Vorleser" durch Stephen Daldry hat in den USA bisher eher lauwarme Kritiken erhalten. In Großbritannien dagegen wird er heiß und heftig zerrissen, zum Beispiel von Deborah Ross. "Wenn dieser Film ein Menü wäre, dann käme der Pudding zuerst, und dann muss man sich durch einen Berg an nassem Spinat kauen. Und die Akzente erst! Die englischen Stars, die Deutsche spielen, ojemine. Kate [Winslet] hat einen Akzent, Ralph [Fiennes] hat keinen. Das stört Sie vielleicht nicht und vielleicht können Sie das sogar entschuldigen. Aber wie Sie vielleicht bemerkt haben, bin ich nicht der entschuldigende Typ. Da hat man es also: einen Film, der sich für gewichtig hält und der eine ganze Menge Fragen stellt. Abgesehen von der, die er sich wirklich stellen sollte: braucht der Holocaust einen Film, der uns einlädt, mit der Wache eines Konzentrationslagers zu sympathisieren?"

Magazinrundschau vom 09.12.2008 - Spectator

Aidan Hartley zieht den Hut vor der Professionalität der somalischen Piraten, von denen er einige persönlich kennengelernt hat. Die Hintermänner der Piraten, erzählt er, sind eng verbunden mit Somalias vom Westen unterstützten Präsidenten Abdullahi Yusuf. "Yusuf und sein enger Kreis stammen aus Puntland, einer halbautonomen Region in Somalias Nordosten. Schätzungen gehen davon aus, dass letztlich sechs Minister der mit Yusuf verbündeten Regierung Puntlands in die Piraterie verstrickt sind - zusammen mit zwei ehemaligen Polizeichefs und verschiedenen Bürgermeistern. Puntlands Polizeikräfte wurden von den Vereinten Nationen trainiert, mit britischer Unterstützung. Aber in einigen Hafenstädten zahlen jetzt die Piraten die Gehälter. Puntland ist der erste genuine Piratenstaat der Welt. Somalische Piraterie ist extrem effizient geworden. Die Auszahlung von Lösegeldern wird über Anwälte in verschiedenen afrikanischen Hauptstädten organisiert. Ex-SAS-Offiziere wurden angestellt, um den Piraten Lösegelder in Cash auf hoher See zu übergeben. Nach meinen Informationen benehmen sich die Piraten wie perfekte Gentlemen, wenn das Geld übergeben ist, und sie geben die Schiffe immer gutgelaunt zurück."
Stichwörter: Geld, Vereinte Nationen, Aida, Somalia

Magazinrundschau vom 18.11.2008 - Spectator

Die Londoner Debattenkultur hat eine neue Blüte getrieben. IQ hoch zwei nennen sich regelmäßig veranstaltete Diskussionen, in denen alle, die fünfundzwanzig Pfund zahlen, mit eingeladenen Experten über eine Frage diskutieren und am Ende abstimmen können. "Sind Genpflanzen gut für uns?" kam aufs Tapet oder wie eben gerade: "Es ist falsch, für Sex zu zahlen". Lloyd Evans freute sich hier besonders über eine Stimme aus der Praxis. "Dr. Brooks-Gordons Ansichten wurden von einer schlagfertigen Prostituierten gestützt, die das 'schwedische Modell', wie es von Zeitungsjournalisten wie Joan Smith vorgeschlagen wurde [der Kunde wird kriminalisiert, nicht die Prostituierte], folgendermaßen ironisch abtat. 'Nehmen wir an, es wäre legal eine Kolumne zu schreiben, aber illegal, sie zu lesen. Überlegen Sie mal, wie sich das auf Ihr Einkommen auswirken würde.' Das saß. Bei der Stimmabgabe wurde die Anfangsannahme rundheraus abgelehnt."

Magazinrundschau vom 04.11.2008 - Spectator

Elliot Wilson stellt die Poly Gruppe vor, ein Unternehmen der chinesischen Volksbefreiungsarmee, das seine Finger in vielen Geschäftszweigen hat. Ganz nebenbei ist der Konzern auch Chinas inoffizielles Kulturministerium, in dem Restitutionsfragen auf zupackende Art gelöst werden. "Während die Volksbefreiungsarmee per se für eine grobe Form der Machtausübung steht, geht Poly subtiler vor. Still und leise finanziert sie Kunstausstellungen, die durch die ganze Welt touren. Gibt es irgendeine Auktion chinesischer Kunst, dann sind die Repräsentanten von Poly zur Stelle, um jeden privaten Käufer zu überbieten. Die Aufgabe, lokale und ausländische Märkte nach Chinas verstreutem kulturellen Erbe abzugrasen, hat der 41-jährige Chefarchäologe Jiang Ying Chun inne, der in der Poly-Abteilung 'Kultur und Kunst' arbeitet. Er ist dafür zuständig, die wenigen Teppiche, Vasen, Skulpturen und Bronzefiguren, die sich noch in privaten Händen befinden, ausfindig zu machen, um sie dann mit Barem aufzukaufen, das durch den Verkauf von Waffen an Länder wie Zimbabwe, Sudan und Pakistan erwirtschaftet wurde. Poly hat zudem Zugang zu Chinas riesigen Devisenreserven - im Juni 2008 waren es 980 Milliarden Pfund. 'Falls Poly 100 Millionen Pfund benötigen würde, um alle auf der Welt verbleibenden Qualitätsbronzen aufzukaufen, dann würden sie das eben machen', sagt Colin Sheaf, der Chinaexperte beim Londoner Auktionshaus Bonhams. 'Falls sie nochmal 100 Millionen brauchen, dann wäre das kein Problem. Es ist bodenlos.'"

Magazinrundschau vom 28.10.2008 - Spectator

In der Finanzkrise steht alles zur Disposition. Auch die weitverbreitete Annahme, dass Optimisten es besser haben. Helen Kirwan-Taylor singt ein Loblied auf den wenn nicht misanthropischen, so doch skeptischen Briten. "'Ich würde sagen, dass es bei der heutigen Marktlage von Nachteil ist, ein Optimist zu sein', sagt Bryan Gibson, ein Sozialpsychologe an der Michigan University, der die guten Seiten des Pessimismus erforscht. Wenn ein Optimist einem Strom schlechter Nachrichten ausgesetzt wird, dann reagiert er mit verstärkten Anstrengungen. Ein Pessimist dagegen lässt es sein. Auch wenn Optimismus sich gut dafür eignet, Erkältungen zu bekämpfen, ist er beim Glücksspiel oder beim Anlegen fehl am Platz, sagt Gibson. Pessimisten wurde oft nachgesagt, ihre Wahrnehmung sei verschoben. Aber auch das wird mittlerweile in Frage gestellt. In zwei getrennten Studien wurden Optimisten und Pessimisten aufgefordert, eine Reihe von Tests zu absolvieren. Die Forscher fanden heraus, dass sogenannte 'depressive Realisten' eine Lage treffender einschätzten als Optimisten, die Ergebnisse oft überbewerteten."
Stichwörter: Optimismus, Pessimismus