Im Sommer machte das Gerücht die Runde, die
Demokraten planten einen Coup, falls sie die Präsidentschaftswahl verlieren. Es war ein absurdes Gerücht, das von Trump und seinen Anhängern jedoch mit Genuss verbreitet wurde,
berichtet Emily Bazelon im
Wochenendmagazin der
New York Times. Inzwischen fragen sich nicht nur Juristen, ob die
Meinungsfreiheit in den USA wirklich auch
Hassrede und vorsätzliche Falschinformationen umfassen muss. "Die Vereinigten Staaten befinden sich mitten in einer katastrophalen Krise des öffentlichen Gesundheitswesens, die durch die Ausbreitung des Coronavirus verursacht wird. Sie befinden sich aber auch mitten in einer
Informationskrise, die durch die Ausbreitung viraler Desinformation verursacht und definiert wird als Unwahrheiten zur Erreichung eines
politischen Ziels. (...) Die Verschwörungstheorien, die Lügen, die Verzerrungen, die überwältigende Menge an Informationen, die darin verpackte Wut - das alles dient dazu, Chaos und Verwirrung zu stiften und die Menschen, auch Nicht-Parteiische, erschöpft, skeptisch und
zynisch gegenüber der Politik zu machen. Das Ausspucken von Unwahrheiten dient nicht dazu, eine Schlacht der Ideen zu gewinnen. Ihr Ziel ist es, diese Schlacht zu verhindern, indem sie uns dazu bringt, einfach aufzugeben. Und das Problem ist nicht nur das Internet. Ein Anfang dieses Monats veröffentlichtes Arbeitspapier des Berkman-Klein-Centers für Internet und Gesellschaft in Harvard stellte fest, dass
effektive Desinformationskampagnen oft ein 'elitegesteuerter,
von Massenmedien geführter Prozess' sind, in dem 'soziale Medien nur eine untergeordnete und unterstützende Rolle' spielten. Trumps Wahl versetzte ihn in die Lage, direkt über Fox News und andere konservative Medien wie Rush Limbaughs Talk-Radio-Show zu agieren, die inzwischen 'in der Tat als Parteipresse' funktionieren, fanden die Harvard-Forscher heraus."
Auf den Technologieseiten der
NYT erzählen Davey Alba und Jack Nicas was geschieht, wenn die
Lokalzeitungen sterben: Sie werden ersetzt durch Webseiten, die wie journalistische Angebote aussehen, deren
Artikel jedoch von Politikern oder PR-Firmen
gekauft sind. Man nehme nur die "
Maine Business Daily, die Teil eines schnellwachsenden Netzwerks von fast 1.300 Webseiten ist, das die Leere füllen will, die die verschwindenden Lokalzeitungen im Land hinterlassen haben. Doch das Netzwerk, jetzt in allen 50 Staaten verbreitet, ist nicht auf traditionellem Journalismus aufgebaut, sondern auf
Propaganda, die von Dutzenden konservativen Think Tanks, Politikern, Geschäftsmännern und PR-Leuten angefordert wird, wie eine Recherche der
Times herausfand. Die Seiten erscheinen als gewöhnliche Lokalnachrichten mit Namen wie
Des Moines Sun,
Ann Arbor Times und
Empire State Today. Wie jede Lokalzeitung verwenden sie einfache Layouts und Artikel über lokale Politik, Gemeindeereignisse und manchmal nationale Themen. Aber hinter den Kulissen werden viele der Geschichten
von politischen Gruppen und PR-Firmen inszeniert, um für einen republikanischen Kandidaten oder ein Unternehmen zu werben oder um ihre Rivalen zu verleumden."