Immer mal wieder wird in den Medien über den Zustand der
polnischen "
Inteligencja" diskutiert und regelmäßig wird dabei ihr Ende angekündigt. Der
Historiker Jerzy Jedlicki erlaubt sich im
Gespräch einen Pessimismus anderer Art: "Immer öfter glaube ich, dass es uns nicht mehr darum geht, irgendeinen
Einfluss auf die Gesellschaft zu haben, sondern nur darum, für uns selbst und unsere Nachfolger das große Kulturerbe zu bewahren, das in den Medien lediglich im Nachtprogramm oder auf Sonderkanälen vorkommt. Dadurch entsteht ein
Reservat, in dem man noch Bach hören, Kunst betrachten oder über die Welt diskutieren kann. In Amerika, dem Mutterland der Populärkultur, gibt es zwar großartige Campus, wo in großem Stile Wissenschaft betrieben wird, aber die Gesellschaft nimmt
kaum Notiz davon. Ich denke, Europa bewegt sich in die gleiche Richtung."
Eine Resolution des US-Kongresses hat das schwierige Thema der
Rückerstattung jüdischen Besitzes in Polen und anderen ostmitteleuropäischen Staaten wieder auf die Tagesordnung gebracht. Die polnische Regierung arbeitet an einem Gesetz zur allgemeinen Reprivatisierung, was kontroverse Reaktionen provoziert. Die
Gazeta Wyborcza hat seit einiger Zeit ein
Schwerpunktthema daraus gemacht, und
berichtet diesmal von unterschiedlichen Gesprächen mit Vertretern jüdischer Organisationen in den USA. "Es war schwierig, direkt zu fragen: Wollt ihr zurück, was euren Vorfahren gehörte? Es schien unangebracht und unanständig, aber ich wusste, dass die Frage fallen musste. (...) Niemand will die positiven Entwicklungen im
polnisch-jüdischen Dialog stören. Nur dass das ungelöste Problem jüdischen Besitzes diesen Dialog seit Jahren wie ein Stein im Schuh behindert", schreibt Pawel Smolenski.