Magazinrundschau
Ich konnte mit Frauen
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
16.12.2008. In Outlook India analysiert Arundhati Roy das Wesen des Terrorismus. In der London Review schildert Tariq Ali einen Ehrenmord in seiner Familie. Im Observator Cultural erklärt der Schriftsteller Mircea Horia Simionescu, wie nützlich die Erfahrung ist, betrogen zu werden. Elet es Irodalom untersucht den verderblichen Einfluss des primitiven Janos Kadar. In der Gazeta Wyborcza hofft Viktor Jerofejew: Wenn die Finanzkrise noch etwas größer wird, könnte es Veränderungen sogar in Russland geben. In der Lettre beschreibt Peter Nadas die Erbschaft der im Ostblock so wichtigen Simulation.
Outlook India (Indien), 21.12.2008

Außerdem: Der Schriftsteller Amitav Ghosh singt ein Liebeslied auf Ägypten, wo er eine Zeitlang gelebt hat. Außerdem untersucht er in einem langen Essay den Einfluss von Schriften (etwa Jacques-Henri Bernardin de Saint-Pierres und Edward Blyths) und Legenden auf den Umgang mit der Natur. Pushpa Iyengar beschreibt den Aufstieg einer neuen Riege von Schauspielerinnen aus Kerala - die ganz eigene Probleme haben: "Wie ich nur erwähne, dass ich abnehmen will, gibt es sofort einen Chor von Missbilligungen", zitiert er die Schauspielerin Megha Nair (hier ein Video).
London Review of Books (UK), 18.12.2008

Weitere Artikel: Unter der Überschrift "Amerika gesteht die Niederlage ein" informiert Patrick Cockburn über einen Ende November vom irakischen Parlament verabschiedeten Beschluss : Er sieht vor, dass die "USA ihre 150.000 Soldaten bis Ende Juni nächsten Jahres aus irakischen Städten und Dörfern abziehen und sich bis Ende 2011 völlig aus dem Irak zurückziehen." Daniel Soar kommentiert englischsprachige Jahresend-Bücherbestenlisten. Besprochen werden die große "Babylon"-Ausstellung im British Museum und eine Biografie der Tänzerin und John-Maynard-Keynes-Gattin Lydia Lopokova.
Observator Cultural (Rumänien), 15.12.2008
Ovidiu Simonca unterhält sich mit dem Schriftsteller Mircea Horia Simionescu, der in diesem Jahr achtzig Jahre alt geworden ist. Den Vorwurf, misogyn zu sein, entkräftet er fröhlich: "Ich war nicht gerade ein Schürzenjäger, aber ich konnte mit Frauen. Ich war ständig verliebt." Aber besser fürs Geschäft waren die schlechte Erfahrungen: "Ich will nicht nochmal erzählen, wie nützlich die Erfahrung, betrogen zu werden, für das Schreiben ist. Ich wollte immer wissen: Weiblichkeit und Frauen waren Studienobjekte für mich. Man ist nicht ganz vollständig, wenn man durch diese Dinge nicht durchgegangen ist. Ich habe auch ein Zugunglück erlebt. Einmal war ich auch in den Bergen mit zwei Mädchen. Ich war für sie verantwortlich, und während wir zum Piatra Arsa wanderten, gerieten wir in einen Schneesturm. Wir sahen in den Abgrund hinunter, Wir hätten alle drei sterben können. Alles, was passierte, war gut fürs Schreiben. Alle Abenteuer, alle Unfälle, der Selbstmordversuch. Alles. Ich frage Sie: Ist das nicht verrückt?" (Auszüge aus seiner "Bibliografia generala" kann man hier auf Deutsch lesen.)
HVG (Ungarn), 13.12.2008

Elet es Irodalom (Ungarn), 05.12.2008

New Yorker (USA), 29.12.2008

Weiteres: In einem denkbar unkomischen, autobiografischen Text erzählt die britische Schriftstellerin Zadie Smith, worüber bei ihr zu Hause gelacht wurde. Darryl Pickney bespricht eine Ausgabe der frühen Tagebücher von Susan Sontag "Reborn: Journals and Notebooks 1947-1963" (Farrar, Straus &Giroux). Peter Schjeldahl führt durch eine Ausstellung der südafrikanischen Künstlerin Marlene Dumas im MoMA. Und David Denby sah im Kino das Liebesdrama "Revolutionary Road" von Sam Mendes, den Thriller "Gran Torino" von Clint Eastwood und den diesjährigen Cannes-Gewinner "The Class" ("Entre les murs") von Laurent Cantet und Francois Begaudeau.
Zu lesen ist außerdem die Erzählung "Meeting with Enrique Lihn" von Roberto Bolano und Lyrik von Dan Chiasson, Arthur Vogelsang und Roger Angell.
Gazeta Wyborcza (Polen), 13.12.2008
Zig oder hundert Milliarden von Dollar hat Russland durch die aktuelle Finanzkrise verloren, doch Viktor Jerofiejew geht das nicht weit genug! "Die Angst, dass etwas passieren könnte, liegt in der Luft. Man weiß nur nicht, was kommen mag und wie stark es sein wird. Es kann zu sozialen Unruhen kommen, denn die Unternehmen entlassen Mitarbeiter, aber ob die kritische Masse erreicht wird, um Veränderungen herbeizuführen, ist unklar. Bisher haben unsere Eliten nur erkannt, dass es besser ist, das Kapital außer Landes zu bringen. Man kann sagen, Russland wartet auf seinen Tsunami", sagt der russische Schriftsteller im Interview.
Polityka (Polen), 11.12.2008

Lettre International (Deutschland), 16.12.2008

Die Lettre hat einen Auszug des Nadas-Textes ins Netz gestellt. Auszüge lesen darf man außerdem unter anderem aus Dimitris Dimitriadis Erzählung "Transport" und aus Amitav Ghoshs "Wildnisfiktionen".
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