Bücherbrief

Zumindest ein Hauch Transzendenz

09.05.2017. Christine Wunnicke nimmt in ihrem Roman "Katie" die esoterische Gespenstergläubigkeit der zehner Jahre aufs Korn. Kanae Minato erzählt in ihrem Debüt "Geständnisse" von der Rache einer Mutter. Melanie Amann sucht die Wahrheit über die AfD und der Banker J.D. Vance erzählt die Geschichte seiner Hillbilly-Familie. Dies alles und mehr in den besten Büchern des Monats Mai.
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Weitere Anregungen finden Sie der Krimikolumne "Mord und Ratschlag", in Arno Widmanns "Vom Nachttisch geräumt", der Lyrikkolumne "Tagtigall", in unseren Büchern der Saison, den Notizen zu den jüngsten Literaturbeilagen und in den älteren Bücherbriefen.


Literatur

Laszlo Darvasi
Wintermorgen
Novellen
Suhrkamp Verlag, Berlin 2016, 348 Seiten, 24,00 Euro



Wenn Ilma Rakusa Laszlo Darvasis "Wintermorgen" in der NZZ als einen "Höllentrip von magischer Trostlosigkeit" beschreibt, dann meint sie das durchaus positiv. Wie der ungarische Autor in seinen kurzen Prosastücken von Verlorenen, Verbrechern und Verrückten erzählt, die sich in ihrem eigenen Leben nicht auskennen und der "stummen Wucht" der Ereignisse ausgeliefert werden, das ist für die Rezensentin eindeutig "ganz große Literatur". Dem kann Nicole Henneberg in der FAZ nur zustimmen: Für sie ist Darvasi ein Meister seines Fachs, und die Novelle die ideale Form für seine nüchternen und "schnörkellosen" Geschichten, in denen der Autor melancholisch, aber auch grotesk und subtil politisch von der Orientierungslosigkeit in Ungarn erzählt. Die Abgründigkeit dieser Novellen lässt Tobias Schwartz (taz) an Haneke und Jelinek denken, doch im Gegensatz zu ihnen wirken Gewalt und Grausamkeit bei Dervasi hintergründiger, was der Rezensent auf die "betörend" poetische Sprache und den Ambivalenzen, die in den Texten stecken, zurückführt. Auf diese Ambivalenzen hebt auch Tabea Soergel ab, wenn sie im DLF betont, dass sich die Geschichten bei aller Düsternis auch durch "zwischenmenschliche Wärme", "Momente der Liebe" und "feinen Humor" auszeichnen.

Christine Wunnicke
Katie
Roman
Berenberg Verlag, Berlin 2017, 160 Seiten, 22,00 Euro



Spätestens jetzt ist der Moment gekommen, Christine Wunnickes Wissenschafts- und Techniksatiren aus der Geheimtipp-Nische hervorzuholen, findet Katharina Teutsch in der FAZ. Wunnickes auf historischen Begebenheiten basierender Kurzroman "Katie" über den Entdecker der Spektografie Sir William Crookes und seine spektralanalytischen Versuche an dem berühmten Londoner Medium Florence "Florrie" Cook stellt in Sachen Witz und Sarkasmus selbst Daniel Kehlmann in den Schatten, schwärmt Teutsch. Das "schmale und herrlich schlaue Buch liest sich wie das Kondensat eines Historienromans", staunt Katrin Schumacher im MDR über das Vermögen der Autorin, mit knappsten Schilderungen Personen und Situationen zu materialisieren. In der Zeit zeigt sich Tobias Lehmkuhl tief beeindruckt, wie Wunnicke in seiner Geschichte um die beiden historisch verbürgten Figuren "esoterische Gespenstergläubigkeit" und "wahnhafte Faktenbesessenheit" so hintersinnig wie komisch verknüpft. "Ein Buch voll Zauberkraft, ein literarisches Meisterwerk" hat ein restlos beglückter Ulrich Rüdenauer (SWR) mit "Katie" gelesen: "Man erliegt der Magie dieses Romans vom ersten bis zum letzten Satz".

Miroslav Krleža
Die Fahnen
Roman in fünf Bänden
Wieser Verlag, Klagenfurt 2016, 2170 Seiten, 75,00 Euro



Am Vergleich mit Robert Musil und seinem "Mann ohne Eigenschaften" scheint im Fall von Miroslav Krležas fünfbändigem Roman "Die Fahnen" kein Weg herumzuführen. Der Jahrhundertroman, im kroatischen Original erschienen zwischen 1962 und 1968, galt lange als unübersetzbar und wurde erst jetzt von Gero Fischer und Silvija Hinzmann ins Deutsche übertragen, wofür die Rezensenten einhellig dankbar sind. Als epochalen Antikriegs-, Entwicklungs- und Vater-Sohn-Roman beschreibt Lerke von Saalfeld "Die Fahnen" in der FAZ, mit sprachlichem Furor und prophetischen, den Krieg in all seiner Sinnlosigkeit zeigenden Stimmungsbildern aus der Zeit zwischen 1912 und 1922. Neben sprachlicher Komplexität, Anspielungen und pointierten Dialogen noch und nöcher bietet der Roman eine Unmenge von darin verarbeiteten historischen Ereignissen und geografischen Besonderheiten, staunt Karl-Markus Gauß (SZ), für den das Buch in jede Bibliothek gehört. Wie der Autor in dieser furios erzählten Geschichte vom Scheitern des kroatischen Strebens nach Unabhängigkeit auf die bloße Nacherzählung historischer Ereignisse verzichtet und die Ereignisse stattdessen mit dem Generationenkonflikt und "Rochaden" der Familie Emericki kurzschließt, hat Jörg Plath (NZZ) so sehr beeindruckt, dass er seine Rezension mit der Feststellung schließt: "Miroslav Krleža gebührt endlich ein Platz im Literaturkanon der Moderne."

Kanae Minato
Geständnisse
Roman
C. Bertelsmann Verlag, München 2017, 272 Seiten, 16,99 Euro



In Japan bereits 2008 erschienen und umgehend von Tetsuya Nakashima erfolgreich verfilmt, kommt Kanae Minatos Debütroman "Geständnisse" über den Umweg des Englischen nun auch in einer deutschen Übersetzung heraus. Es geht um den Tod eines vierjährigen Mädchens und die Rache seiner Mutter, einer Lehrerin, die davon überzeugt ist, dass einer ihrer Schüler dafür verantwortlich ist. Ein "vertracktes Schuld-und-Sühne-Drama nach dem Vorbild der griechischen Antike" nimmt daraufhin seinen Lauf, so Kolja Mensing bei DLF Kultur, dabei aber in Tonfall und Themen zugleich fest verwurzelt in der japanischen Kultur und Tradition. Und doch ist es eine "globale Geschichte", wendet Elmar Krekeler in der Welt begeistert ein: Erziehung, Mobbing, Eltern, die von ihren Kindern abhängig sind und Jugendliche, die verwahrlosen - es sind durchaus nicht rein japanische Phänome, die die Autorin in ihrem düsteren Krimi aufruft. Es ist vielmehr eine extreme Weltsicht, die in der Geschichte zum Ausdruck kommt, meint Reinhard J. Brembeck in der SZ: In Minatos Interpretation der modernen durchrationalisierten Welt gibt es keine Chance auf Frieden, auf Nähe, Liebe, Sühne und Verzeihen, nur Vernichtung mit den Mitteln des Faustrechts. In der ARD empfiehlt Dennis Scheck "Geständnisse" als "gutes Buch zur späten Stunde".

Feridun Zaimoglu
Evangelio
Ein Luther-Roman
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2017, 352 Seiten, 22,00 Euro



Mit den zum Reformationsjubiläumsjahr erschienenen Büchern lassen sich ganze Regale füllen. Des Ranges des kühnsten und unkonventionellsten Beitrags darf sich dabei Feridun Zaimoglu mit seinem Roman "Evangelio" sicher sein. Aus Sicht von Luthers Knecht und angelehnt an Luthers Diktion schildert der Autor darin den Kampf des Reformators mit seinen Dämonen während seiner Zeit auf der Wartburg. Als erfreuliche Abwechslung und erfrischenden Kontrast zum freundlichen Jubiläums-Luther begrüßt Tilman Spreckelsen in der FAZ Zaimoglus Reimagination. "Eine so deftige wie witzige Sprachorgie" nennt Thomas Ribi den Roman in der NZZ, genauer: "ein wildes Capriccio, in dem sich fundierte Recherche mit unbändiger Phantasie zu einem reizvollen Cocktail mischt". Im Tagesspiegel meint Gerrit Bartels sogar "dem Wesen und Charakter des Reformators sehr nahe zu kommen". Anderen Kritikern greift der Roman mit seiner Konzentration aufs Sprachliche hingegen zu kurz; bei aller offenkundiger Recherchearbeit spüre man doch "arg die beflissene Müh', einen ordnungsgemäß fremden Luther zu präsentieren", moniert etwa Dirk Pilz in der FR. Zaimoglu reduziere das Mittelalter auf Dreck, Blut, Aberglaube und Körperlichkeit, während Luther hier lediglich als psychopathischer Hassprediger und Religion als "Kuriosität im Kasperletheater" erscheine, klagt in der SZ ein erschöpfter Jörg Magenau, der sich zumindest einen Hauch Transzendenz gewünscht hätte. Da gibt es natürlich jede Menge Redebedarf: für DLF Kultur haben sich Frank Meyer (hier) und Joachim Scholl (hier), für die taz Friederike Gräff, für den br Cornelia Zetzsche (mit Leseproben) und für die ARD Dennis Scheck mit dem Autor unterhalten.


Sachbuch

J. D. Vance
Hillbilly-Elegie
Die Geschichte meiner Familie und einer Gesellschaft in der Krise
Ullstein Verlag, Berlin 2017, 304 Seiten, 22,00 Euro



In ihren Bestsellern "Das Ende von Eddy" (2015) und "Rückkehr nach Reims" (2016) haben die französischen Soziologen Edouard Louis und Didier Eribon das proletarische Milieu analysiert, dem sie entkommen sind und das nun, als Protest- und Le Pen-Wählerschaft, die französische Präsidentschaftswahl entscheiden könnte. In den USA ist man schon einen Schritt weiter: hier wurde der Wahlkampf bereits von Anti-Establishment-Ressentiments dominiert und zugunsten eines Populisten entschieden. Das Buch "Hillbilly-Elegie", in dem der aus dem ländlichen Kentucky stammende und in Ohio aufgewachsene Investmentbanker J. D. Vance den Rechtsruck der weißen Arbeiterklasse erklärt, schlug in den USA hohe Wellen, stand wochenlang auf den Bestseller-Listen und bekam enthusiastische Kritiken (etwa im New Yorker, der NYTimes und in The Atlantic). In Deutschland erschien das Buch erst nach der Wahl Trumps und wurde ebenfalls sehr positiv aufgenommen. Gerrit Bartels beschreibt es im Tagesspiegel als eine "Mischung aus Coming-of- Age-Story, Schicht-Psychogramm und erzählendem Sachbuch". Parellel zu einem vielschichtigen ein Psychogramm der Frustrierten und Abgehängten schildert der Autor auch seine eigene Familiengeschichte zwischen "chaotischer Arbeitslosigkeit, alkoholisierter Armut und aggressiver Verzweiflung", berichtet Mara Delius in der Welt und freut sich, dass Vance dabei ohne Pathos und Klischees auskommt. Claudia Fuchs (SWR) hat die verzweifelte Identitätssuche tief bewegt. Jörg Magenau stört sich im DLF Kultur allerdings an der Neigung des Autors, "aus seinem eigenen Erfolg eine ins Fernsehpredigerhafte tendierende Lebensklugheit abzuleiten". Mit Vance haben sich Rod Dreher für The American Conservative und Hubert Wetzel für die SZ unterhalten.

Dieter Borchmeyer
Was ist deutsch?
Die Suche einer Nation nach sich selbst
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2017, 1056 Seiten, 39,95 Euro



So simpel die Ausgangsfrage klingt, so komplex ist doch ihre Antwort: auf geschlagenen tausend Seiten entfaltet der Heidelberger Literatur- und Theaterwissenschaftler Dieter Borchmeyer auf einem literarisch-philosophischen Panorama immer neue Facetten dessen, was die deutsche Identität ausmacht. Manch einem Rezensenten ist das zuviel, Arno Widmann etwa, der in der FR nicht nur über die schiere Länge des Buches ächzt, sondern auch über Borchmeyers Hang, Tatsachen und Argumenten "Donnerschläge" vorzuziehen. Zwischen all den Zitaten und Verweisen finden sich "nur wenige eigenständige Ideen" des Autors, meint Wolfgang Schneider (Tagesspiegel) und bedauert angesichts der Aktualität der Ausgangsfrage insbesondere, dass die Gegenwart bei Borchmeyer kaum vorkommt. In der SZ hätte sich Franziska Augstein zwar Kürzungen gewünscht, davon abgesehen liest sie das Buch jedoch mit Gewinn. Hellauf begeistert zeigt sich Thomas Schmid in der Welt: Neben den gehaltvollen Ausführungen etwa zu deutschen Nationalhymnen, deutscher Mythologie, Wagner und der Musik oder zu deutschen Universitäten lobt er vor allem das Kapitel "Deutschtum und Judentum", das ihm schmerzhaft verdeutlicht, wie leidenschaftlich deutsche Juden versuchten, sich zu assimilieren und wie eng Juden und Deutsche einst miteinander verbunden waren. Für den DLF hat sich Michael Köhler, für den Schweizer Rundfunk Susanne Brunner mit Borchmeyer unterhalten.

Constantin Schreiber
Inside Islam
Was in Deutschlands Moscheen gepredigt wird
Econ Verlag, Berlin 2017, 256 Seiten, 18 Euro



Der Journalist Constantin Schreiber wurde ursprünglich bekannt durch seine mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete deutsch-arabische TV-Sendung "Marhaba - Ankommen in Deutschland", die arabischen Flüchtlingen deutsche Kultur, Gesetze und Umgangsformen nahebringt. Inzwischen arbeitet Schreiber, der Arabisch in Syrien gelernt hat, für die ARD, für die er einen Moscheenreport gedreht hat, der jetzt auch als Buch erschienen ist. Über mehrere Monate hat er sich Freitagspredigten in 13 Moscheen in ganz Deutschland angehört - mit ernüchterndem Ergebnis, das er in seinem Reportagebuch ausbreitet: Immer wieder wurde zur Abschottung von Andersgläubigen aufgerufen und vor der Integration in die wertezersetzende Mehrheitsgesellschaft gewarnt, und fast immer betonten die Imame das Trennende gegenüber dem Verbindenden. Schreiber hat seine Erfahrungen und Erkenntnisse in einem Artikel für die Zeit zusammengefasst. Das Echo war erwartungsgemäß so laut wie kontrovers: Für Thomas Thiel (FAZ) ergibt die stichprobenartige Vorgehensweise zwar nicht mehr als eine Momentaufnahme, ermöglicht aber doch interessante Einblicke in die Religionspraxis. "Wie ein Ethnologe aus der Kolonialzeit" nähere sich Schreiber seinem Thema an, ätzt hingegen Daniel Bax in der taz und moniert Fehler. Im DLF Kultur wirft Sandro Schroeder in aller Kürze dem Autor vor, sich für den Wahlkampf der AfD instrumentalisieren zu lassen. Die meisten Journalisten beschränkten sich auf Interviews mit Schreiber, zum Beispiel im Tagesspiegel und auf Merkur.de.

Melanie Amann

Angst für Deutschland
Die Wahrheit über die AfD: wo sie herkommt, wer sie führt, wohin sie steuert
Droemer Knaur Verlag, München 2017, 320 Seiten, 16,99 Euro



Einst als Anti-Euro-Partei begonnen, hat sie sich die AfD längst zu einer Anti-Flüchtlings-, Anti-Migranten- und Anti-Islam-Partei entwickelt. In ihrem Buch "Angst für Deutschland" zeichnet die Spiegel-Redakteurin Melanie Amann diese Entwicklung nach und gewährt Einblicke in das gegenüber Journalisten prinzipiell verschlossene Parteiinnere. Dabei ist das Buch nicht nur sorgfältig recherchiert, sondern liest sich geradezu wie ein Krimi, versichert Toralf Staud in der Zeit. In der Welt freut sich Matthias Kamann, dass die Autorin das Wagnis eingeht, in der ersten Person zu berichten, denn um diese Partei, die wesentlich von der Provokation lebt, zu verstehen, müsse man sich auf diese Provokation einlassen, eine Position einnehmen und den Auswirkungen dessen auf die eigene Psyche nachforschen. Als Expertin wird Amann häufig zu AfD-Themen befragt, etwa im br zum Wahlprogramm oder auf 3sat zu Frauke Petrys Verzicht auf eine Spitzenkandidatur. Häufig mit Amann zusammen und ebenfalls sehr gut besprochen wird außerdem "Was will die AfD?" von Justus Bender, das Amanns Buch laut Moritz Küpper (DLF) "geradezu idealtypisch ergänzt".

Vesa Siren
Finnlands Dirigenten
Von Sibelius und Schnéevoigt bis Saraste und Salonen
Scoventa Verlag, Bad Vilbel 2017, 900 Seiten, 49,90 Euro



Zu den erfolgreichsten Exportgütern Finnlands zählen neben Papierprodukten und Skispringern auch Dirigenten. Warum das so ist, kann auch Vesa Sirén, Musikkritiker von Finnlands wichtigster Tageszeitung Helsingin Sanomat, nicht abschließend erklären, in seinem Buch "Finnlands Dirigenten" benennt er aber zumindest die Protagonisten: von den vier Dirigenten der Gründergeneration - Robert Kajanus, Jean Sibelius, Georg Schnéevoigt und Armas Järnefelt - bis zum gegenwärtigen Boom, der mit dem Welterfolg Esa-Pekka Salonens in den 1980er Jahren einsetzte. Als eine "Kollektivbiografie" finnischer Dirigenten und Geschichte des Orchesters in Finnland beschreibt Jan Brachmann das Buch in der FAZ, quellenreich, persönlich und kurzweilig. Dass neben Roman Schatz und Ritva Katajainen auch der Komponist Benjamin Schweitzer an der Übersetzung beteiligt war, macht sich laut Brachmann in der korrekten Terminologie angenehm bemerkbar. Dass mit dem Autor gelegentlich der National- und finno-ugrische Stammesstolz durchgeht, sieht der Rezensent ihm nach angesichts der überaus fakten- und aufschlussreichen Lektüre, die auch in die spezifisch finnische Macho-Kultur und Alkoholaffinität Einblicke gewährt. All das macht das Buch für Brachmann "ebenso fesselnd wie erschreckend, ebenso unterhaltsam wie ernüchternd".