Marek Ostrowskis
Kommentar zu den polnisch-russischen Gedenkfeiern wurde von dem tragischen Flugzeugabsturz zwar ziemlich eingeholt. Gültigkeit behält aber seine Forderung, dass die Russen
mit ihrer Geschichte ins Reine kommen müssen. "Putin und Medwedew schreiten langsam voran, was die Abrechnung mit dem Stalinismus angeht", schreibt Ostrowski, denn "die Geschichte hat in Russland eine
Surrogatfunktion gegenüber der Politik. Das Motto der Modernisierung und der Stärkung des Staates müssen danach eine autokratische Dimension haben, den 'heiligen' Charakter der Macht fördern... Die Geschichtspolitik des Landes kann angesichts des Mythos des siegreichen
Großen Vaterländischen Krieges nicht richtig mit den 27 Millionen Opfern und den Vorwürfen von Verbrechen an eigenen Bürgern und Fremden, darunter Polen, umgehen. Das ist ein vielfaches
Jedwabne".
Außerdem:
Edward Saids "Culture and Imperialism" ist soeben auf Polnisch erschienen. Waldemar Kuligowski erinnert daran, dass man sich hierzulande zugute hält, nie Kolonien besessen zu haben und somit keine Schuld am europäischen Imperialismus zu tragen. Strukturell lassen sich die Befunde der "postcolonial studies" aber auf die polnischen Beschreibungen für die
früheren Ostgebiete der alten Adelsrepublik (der sogenannten
Kresy) übertragen, meint Kuligowski. "Würde Said 'Mit Feuer und Schwert' kennen, wäre seine Kritik noch schärfer ausgefallen".
Henryk Sienkiewicz sei demnach der größte
polnische Orientalist gewesen, was in seinen Beschreibungen der Kosaken, Tataren und Ruthenen sichtbar wird. Da seine Werke bis heute als Pflichtlektüre gelesen werden, wirke seine Überzeugung, Polen müsse westliche Zivilisation nach Osteuropa tragen, bis heute nach.