Magazinrundschau - Archiv

The New Republic

166 Presseschau-Absätze - Seite 7 von 17

Magazinrundschau vom 03.09.2013 - New Republic

Seit der Guardian mit der Veröffentlichung der Snowden-Papiere öffentlich macht, in welchem Ausmaß amerikanische und britische Geheimdienste ihre eigene Bevölkerung und "befreundete" Staaten ausspionieren, ist in Großbritannien ein Klassenkampf unter Journalisten ausgebrochen, der nach der Verhaftung David Mirandas und der Zerstörung von Festplatten und Computern im Gebäude des Guardian erst richtig hochkochte, berichtet ein besorgter Peter Jukes. Andere Zeitungen verteidigen den Guardian nicht, sondern werfen ihm Heuchelei vor, wegen seiner Rolle in der "News of the World"-Affäre: "In diesem erbitterten Streit zwischen 'unterdrückten' Boulevardjournalisten und dem 'elitären liberalen Establishment' wird der das 'öffentliche Interesse' betreffende Inhalt der Geschichte völlig übersehen. Aber stehen die Enthüllungen über die NSA, selbst wenn sie illegal beschafft wurden, auf der selben Stufe wie die sexuellen Eskapaden eines Reality-TV-Starlets, dessen Handy gehackt wurde?"

Magazinrundschau vom 13.08.2013 - New Republic

Der Szientismus ist nicht das Problem, sondern die Lösung, ruft Steven Pinker den Geisteswissenschaften zu. Seine Prinzipien sind ganz einfach: Die Welt ist verstehbar. Die Aneignung von Wissen ist hart: "In den Diagnosen der geisteswissenschaftlichen Malaise wird zurecht auf die antiintellektuellen Tendenzen in unserer Kultur und die Kommerzialisierung der Universitäten verwiesen. Aber eine ehrliche Einschätzung würde die Tatsache anerkennen, dass ein Teil des Schadens selbstverschuldet ist. Die Geisteswissenschaften haben sich immer noch nicht vom Desaster der Postmoderne erholt, mit seinem trotzigen Obskurantismus, dogmatischen Relativismus und seiner erstickenden politischen Korrektheit. Und sie haben es versäumt, eine fortschrittliche Agenda zu formulieren. Verschiedene Universitätspräsidenten und -kanzler haben mir gegenüber geklagt, dass ein Naturwissenschaftler zu ihnen kommt, um aufregende neue Forschungsmöglichkeiten zu verkünden und neue Mittel dafür zu verlangen. Wenn ein Geisteswissenschaftler vorbeischaut, dann um etwas mehr Respekt dafür zu verlangen, dass die Dinge schon immer so gewesen sind."

Abraham Riesman zeichnet ein arg ambivalentes Bild des Comicautors Mark Millar, der das Superhelden-Genre auf den Kopf stellte, indem er in "Nemesis" einen Milliardär erschuf, der in seiner verbrecherischen Widerwärtigkeit nur von einem Polizeichef aufgehalten werden kann. Außerdem ist er bei Fox zuständig für die Verfilmung von Marvel-Comics und seiner eigenen ("Kick-Ass", "The Ultimates"): "Niemand hat das so Genre auf so schockierende Weise dekonstruiert und so erfolgreich befördert. Seine Kritiker sagen, er bringt das Schlechteste seiner Leser zum Vorschein, seine Anhänger sagen, er ist ein schlaues Genie und hat das Genre neu erfunden."

Außerdem: Paul Berman beschäftigt sich in einem Essay mit Albert Camus' "Chroniques algériennes", die jetzt erstmals ins Englische übersetzt wurden. Präsident Obama ist selbst schuld, dass ihm jetzt vorgeworfen wird, die Amerikaner über ihre Überwachung belogen zu haben, meint Jeffrey Rosen: "Die Regierung glaubt, sie dürfe keine Details ihres Überwachungsprogramms enthüllen, darum benutzt sie eine komische Sprache und wird dann beim 'Lügen' ertappt, was eine Atmosphäre der Unehrlichkeit und des Misstrauens schafft."

Magazinrundschau vom 06.08.2013 - New Republic

In Israel geht auch orthodox jüdischen Frauen das dikatorische Gehabe der ultraorthodoxen Männer - die u.a. Schulmädchen anbrüllen und anspucken, die ihrer Ansicht nach nicht bescheiden genug gekleidet sind, und auf Geschlechtertrennung auch in öffentlichen Institutionen beharren - zunehmend auf die Nerven. Und das Undenkbare geschieht: die orthodoxen Jüdinnen verbünden sich mit säkularen Feministinnen, berichten Allison Kaplan und Dahlia Lithwick. Wobei die Feministinnen auch eine Weile gebraucht haben aufzuwachen. Bisher hatte man die Haredim in ihren eigenen kleinen Bezirken machen lassen. Aber seit ihr Anteil in der Bevölkerung immer größer wird und sie sich in immer mehr Stadtteilen ausbreiten, funktioniert diese Ignorierungsstrategie nicht mehr. "Haredim versuchen, 'korrupte' Elementen aus ihrer Nachbarschaft zu vertreiben, indem sie sie für alle, die nicht ultraorthodox sind, so unwirtlich wie möglich machen. Die Opfer dieser Strategie sind gewöhnlich Frauen, deren Körper zum Schlachtfeld in einem religiösen Stellungskrieg werden. Wie Philipp und Vered Daniel erfahren mussten, kann die Bedrohung leicht in Gewalt umschlagen. Miriam Friedman Zussman, eine modern-orthodoxe Freundin von Philips sagt: 'Ich habe mich nie als Feministin gesehen. Ich dachte, das brauche ich nicht. Dann plötzlich fängst du an zu fragen: Ihr wollt, dass ich das trage? Ihr wollt, dass ich was sage? Ihr wollt, dass meine Tochter das trägt? ... Es ist die Geschichte vom Frosch, der langsam gekocht wird."

John B. Judis ist entsetzt von dem Verfahren gegen Bradley Manning, dem nach der Verurteilung wegen Spionage eine lebenslange Haft droht. Schon die gesetzliche Grundlage, das Spionagegesetz von 1917, findet er absurd: "Dieses Gesetz, das die Regierung Eisenhower benutzte, um die Rosenbergs anzuklagen, und Richard Nixon, um Daniel Ellsberg anzuklagen, ist für seine Vagheit berüchtigt. Es zielt darauf ab, jemanden anzuklagen, der Informationen veröffentlicht, die 'benutzt werden können, um den Vereinigten Staaten zu schaden oder um einer ausländischen Nation einen Vorteil zu verschaffen'. Die Information selbst muss nicht geheim sein. In den meisten Bestimmungen des Gesetzes muss der Schuldige 'Grund haben zu glauben', dass das Material den Vereinigten Staaten schaden wird, aber während des Kalten Krieges wurden Ergänzungen eingeführt, die es der Regierung erlauben, jeden anzuklagen, der 'unter Verletzung des Vertrauens', ein Dokument veröffentlicht, 'dass sich auf die nationale Verteidigung bezieht'."

Magazinrundschau vom 20.08.2013 - New Republic

Graeme Wood hat mit dem salafistischen Fernsehmoderator Hesham El Ashry in Kairo telefoniert, der von den Attacken des Militärs erzählt und Amerikaner, Israelis und Kopten für das Blutbad verantwortlich macht. "Die Ägypter geben Amerika die Schuld an dem allen', sagt El Ashry, der Jahre in New York lebte, wo er als Maßschneider für Klienten wie Paul Newman arbeitete. 'für Obama ist dies kein Putsch, Amerika sagt [General] Sisi, was er tun soll. Es ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.' El Ashry hat in der Vergangenheit erklärt, Gewalt sei keine Lösung. Aber jetzt, sagt er, werden die ägyptischen Islamisten Amerika zur Verantwortung ziehen. 'Wir hatten politische Parteien, wir haben die Gewalt aufgegeben. Aber wir wissen ganz genau, dass Amerika sich nicht für Demokratie interessiert. Es wird Terrorismus gegen Amerika geben, und wenn Ägypter einen Amerikaner sehen, werden sie ihn töten."

Magazinrundschau vom 23.07.2013 - New Republic

Adam Kirsch stellt den Amerikanern Peter Sloterdijk, von dem in den letzten Jahren einige Bücher ins Englische übersetzt wurden, als "mitreißenden und eklektischen Denker" vor. Nicht mal vor der Idee des Übermenschen scheue er zurück. "Aber in seinen Händen ist das Konzept vollkommen frei von jedem Hauch blonder Bestien oder dem Willen zur Macht. Tatsächlich sind die Personen, die Sloterdijk als überlegene Selbsttrainer zitiert, Jesus und Sokrates - genau diejenigen, die Nietzsche als Lehrer einer Herdenmoralität verabscheute. Es ist zentral für Sloterdijks Vision, dass für ihn Überlegenheit vollkommen getrennt ist von Dominanz. Seiner Ansicht nach ist nur die Selbstbeherrschung wichtig für die Menschen, das Training des Selbst ist nobler und befriedigender als die Kontrolle über andere. Wenn das ein blinder Fleck ist, dann ist es einer, der es ihm erlaubt, seinen Nietzsche schuldfrei einzunehmen."
Stichwörter: Sloterdijk, Peter, Dominanz

Magazinrundschau vom 16.07.2013 - New Republic

Adam Kirsch fühlt sich durch den Freispruch George Zimmermans an eine Geschichte erinnert, die James Agee 1936 im Vorspann zu seinem Reportageband über drei arme weiße Farmpächter erzählte. Unterwegs in Alabama mit dem Fotografen Walker Evans kam er an einer kleinen Kirche für Schwarze vorbei, die sie gern fotografieren wollten. Ein Stück vor ihnen auf der Straße ging ein junges schwarzes Paar. Agee rannte hinter den beiden her, um zu fragen, wenn sie um Erlaubnis bitten müssten. Das Paar erstarrte in blankem Terror, und Agee erkannte seinen Fehler zu spät: "In Alabama 1936 war ein weißer Mann, der hinter einem schwarzen Paar herrennt, ein Agressor, ein potentieller Killer. Er ist bestürzt von 'der Nacktheit, der Tiefe und der Bedeutung ihrer Angst und ... meinem Horror und Mitleid und Selbsthass'. Nichts, was er sagt, kann die beiden von seinen guten Absichten überzeugen. Nachdem er dieses Kapitel gelesen hat, fragt sich der Leser nicht mehr, warum 'Let us praise famous men' weißen Pächtern gewidmet ist und nicht schwarzen. Agee hat gezeigt, dass die Rassengrenze so hoch, die Angst und das Misstrauen so instinktiv ist, dass sie unüberwindbar sind. Und es kommt mir so vor, als sei das, was George Zimmerman wollte und was das Gesetz will, indem es ihn schützt, die Aufrechterhaltung dieser Angst ist, über die Agee schreibt. Als er sich entschied Trayvon Martin aus keinem anderen Grund als racial profiling nachzugehen, ging Zimmerman davon aus, dass er ein Recht hatte, das Agee ablehnte - das Recht eines weißen Mannes, einen schwarzen Mann erstarren zu lassen. Martins Fehler war es zu denken, dass 2013 nicht 1936 ist, dass sich die rassische Dynamik geändert habe und er sich nicht ängstlich vor jedem weißen Mann ducken müsse, der hinter ihm herrennt."

Früher waren die Rechten die Puritaner, die sich ständig sorgten und alle möglichen Vorschriften im Kopf hatten. Heute sind es die Linken, seufzt Mark Oppenheimer nach einer Geburtstagsparty für einen Dreijährigen, auf der den kleinen Gästen die Cupcakes und der Saft entzogen wurde, weil sie ungesund seien. Oppenheimer erinnert sich an Zeiten, als man deutlich entspannter war und dies auch noch als politischen Akt betrachtete: "Meine Freunde und ich aßen - nicht jeden Tag, aber vielleicht einmal die Woche - bei McDonalds oder Dominos. Warum? Weil unsere Eltern keine Lust hatten, die ganze Zeit zu kochen. Meine Mutter und ihre Freundinnen kochten - die Ehemänner meist nicht - aber sie sahen Kochen nicht als progressiven Akt an. Ihre politische Auffassung war eine andere: Sie sahen es nicht als ihren Job an, den ganzen Tag zu Hause zu sein und nahrhafte Mahlzeiten für ihre Familien zu kochen. Etwas bei Dominos zu bestellen und sich nicht weiter zu kümmern, war ein feministischer Akt. Viele der Mütter arbeiteten nicht außer Haus, aber wenn sie bei Dominos bestellten, konnten sie zum monatlichen Treffen ihrer Frauengruppe gehen oder einen Tee bei Friendlys trinken. Das war prima. Zeit für sich selbst zu finden, war Grund genug, den Kindern ab und zu Junk Food zu servieren. Zeit für sich selbst zu finden, war ein politischer Akt."

Und: Christopher Caldwell bespricht ausführlich und sehr lobend zwei neue Bücher über das Leben im kommunistischen Osteuropa: Anne Applebaums "Iron Curtain: The Crushing of Eastern Europe 1944-56", eine Geschichte der sowjetischen Herrschaft über Osteuropa, und Marci Shores "The Taste of Ashes" über die Geschichte der Juden in Osteuropa und vor allem in Polen nach dem zweiten Weltkrieg.

Magazinrundschau vom 25.06.2013 - New Republic

In einer großartigen Reportage erzählt Joshua Yaffa die Geschichte von sechs Angeklagten, die in Moskau einen Schauprozess zu erwarten haben. Sie gehörten zu den Demonstranten vom 6. Mai 2012, als die Proteste gegen Putins neuen Antsantritt kulminierten - laut Yaffa ein Wendepunkt in der Geschichte des Putinismus, der nun mit wesentlich härteren Bandagen vorgeht als vor 15 Jahren. Die Angeklagten haben wegen Angriffs auf die Staatsgewalt mit bis zu 13 Jahren Gefängnis zu rechnen. Yaffa ist es sogar gelungen mit einem der Ermittler zu sprechen, die den Prozess staatlicherseits vorbereiten: Er "sagte, dass 'die Beamten ein ganzes Jahr lang Videos der Demonstration studiert haben, die von Polizisten und Journalisten gemacht worden waren', und dass sie weiter nach Verdächtigen suchen. 'Diese Arbeit dauert an, und wir versuchen, jeden einzelnen Verdächtigen ausfindig zu machen.'"

Auch Sophie Pinkam befasst sich in n+1 mit der düsteren Geschichte der russischen Gerichtsbarkeit, kommt bei Pussy Riot aber nur zu dem Ergebnis, dass die Gruppe gegenüber westlichen Medien tolle PR-Arbeit gemacht hat und dass die amerikanischen Gefängnisse auch nicht netter sind als die russischen. Außerdem in der New Republic: Ian Volner misstraut den "akzeptierten Rebellen" im offiziellen chinesischen Pavillon der Kunstbiennale Venedig.

Magazinrundschau vom 28.05.2013 - New Republic

Hat die Architektin Denise Scott Brown den Pritzkerpreis mitverdient, der 1991 an ihren Ehemann Robert Venturi verliehen wurde. Ja selbstverständlich, meint Sarah Williams Goldhagen mit Blick auf eine Petition im Netz, die fordert, dass Scott Brown der Preis rückwirkend verliehen wird. "Anders als in vielen professionellen Partnerschaften von Eheleuten, wo man zwischen Blaupausen und Bettlaken herumkriechen muss, um Beiträge zuordnen zu können, ist es einfach, den Beitrag von Scott Brown für Venturi zu entschlüsseln. Wir wissen, welche Gebäude er gebaut und welche Theorien er veröffentlicht hat, bevor sie sich trafen. Wir kennen ihre intellektuelle Orientierung und ihr Training, bevor sie sich trafen. Und wir wissen, welche Art von Arbeit die beiden produziert haben, nachdem sie in den Sechzigern angefangen haben zusammenzuarbeiten. Wer was zu dieser Partnerschaft beigetragen hat, ist klar." Und es beweist, so Goldhagen, dass Scott Brown "buchstäblich die bessere Hälfte der Firma" ist.

In der Titelgeschichte watscht Evgeny Morozow erwartungsgemäß Eric Schmidt und Jared Cohen für ihr Buch "The new digital age" ab. Und Sam Carter stellt drei Romane lateinamerikanischer Autoren vor, die fast noch Kinder waren, als in ihren Ländern die Diktatur fiel: "Ways of Going Home" des Chilenen Alejandro Zambra, "My Fathers' Ghost Is Climbing in the Rain" des Argentiniers Patricio Prons und und "The Sound of Things Falling" des Kolumbianers Juan Gabriel Vásquez.

Magazinrundschau vom 07.05.2013 - New Republic

Auch die USA haben ihre Probleme mit dem Service und den Preisen der Telekoms. Da könnte John B. Judis' Porträt der Aktivistin Susan Crawford und ihre aggressiven Strategien inspirierend sein. Sie hat es mit ihren Kampagnen so weit gebracht, dasss sich Telekom-Chefs nicht mehr mit ihr auf ein Podium setzen. Nun wird sie von Blogs wie BoingBoing als Chefin der Netzbehörde Federal Communications Commission (FCC) vorgeschlagen. Nötig wär's: Comcast-Kunden geben im Schnitt 153 Dollar monatlich für Internet, Telefon und TV aus, Franzosen nur 34 Dollar bei besserer Netzqualität (vielleicht hat Sascha Lobo doch recht, wenn er hier mehr staatliche Investitionen fordert?). Crawfords Strategie für die USA sähe nach Judis so aus: "Sie würde die Telekoms ebenso gründlich renovieren, wie es die New Dealers einst bei der Elektroindustrie nach Jahren der Preistreiberei und des lückenhaften Service taten. Sie brachen nationale Holdings auf, erließen strengere Regelwerke und subventionierten Strom in Regionen, die die Industrie mied. Allerdings glaubt sie, dass die Telekoms - deren Lobbyaktivitäten nur von Pharma und Versicherung übertroffen werden - solche Maßnahmen torpedieren würden."

In der Titelgeschichte berichtet Jeffrey Rosen über ein Treffen von Free-Speech-Verantwortlichen der großen Internetkonzerne (Twitter, Google, Facebook etc.) über die Frage, welche Inhalte sie zulassen und welche nicht. Eine große Gefahr für die Redefreiheit geht für Rosen von europäischen Gesetzen aus, die die Beleidigung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen unter Strafe stellt. Diese Logik setzt sich zusehends in internationalen Organisationen fort: "Bei einem Treffen in Dubai stimmte eine Mehrheit der 193 Mitglieder der International Telecommunication Union, einer Organisation der UN, einem Vorschlag der Länder China, Russland, Tadschikistan und Usbekistan zu, der ominöse 'internationale Normen und Regeln zu Standardisierung des Verhaltens von Ländern in Information und Cyberspace' vorsieht."

Magazinrundschau vom 14.05.2013 - New Republic

Wie kommt es eigentlich, dass ausgerechnet die 73-jährige Autorin Margaret Atwood (400.000 Followers auf Twitter) so ausgiebig und begeistert mit den neuesten Internettechnologien experimentiert?, fragt Leon Neyfakh in der New Republic und erklärt es damit, dass sie das Netz als Technik begreift, die wie andere Überlebenstechniken auf ganz einfache Bedürfnisse reagiert. Als eine Technik begreift sie etwa auch die Wurfbewegung, die im Baseball praktiziert wird: ""Was bedeutete das Werfen für die Menschen? Es bedeutete, dass sie auf Distanz töten konnten", sagt sie. "Und es trug zur Gleichheit zwischen Gruppenmitgliedern bei: Du kannst auf mich schießen, so wie ich auf dich schießen kann, auch wenn einer von uns David und der andere Goliath ist." Das Internet, das sie als "Rauchsignale in anderer Form" beschreibt ist für sie nicht so anders. Beides "hilft den Schwachen in ihrem Kampf gegen die Starken" und verringert die Bedeutung physischer Distanz."

Sehr instruktiv liest sich der Artikel des Sprachkolumnisten John McWhorter über die Tweets des Bostoner Attentäters Dschochar Zarnajew - nebenbei informiert der Artikel über neueste Entwicklungen im amerikanischen Jugendslang. Es stellt sich heraus, dass Zarnajew in seiner Sprachnutzung absolut integriert war und sich wie viele weiße Jugendliche den Slang der Schwarzen angeeignet hat, wie McWhorter an mehren Tweets aufzeigt: "Die Ironie ist, dass Sprachmuster schwarzer Leute, die lange Zeit vom Mainstream-Amerika so verachtet wurden, nun genau das sind, was für ein bescheidenes Immigrantenkind wahre Amerikanität auszeichnet. Ein durchgehendes Thema modernen schwarzen Bewusstseins ist die Angst vor den Kosten der Assimilation und dass weiße Amerikaner die Kultur der Schwarzen auslöschen. Aber wir übersehen, wie schwarz die amerikanische Massenkultur über die letzten 15 Jahre selbst geworden ist, so dass Formen des Englischen, die wir mit Hiphop oder der Serie "The Wire" assoziieren als spontane Äußerungsformen eines Dschochar Zarnajew wiederkehren."

Außerdem in TNR: eine große Reportage von Graeme Wood über Drogen in Georgien.