Die
New Republic hat im Moment einen hervorragenden Lauf. Fast in jeder Ausgabe gibt es tolle Essays und fast alle stehen online. So auch
in dieser. Allerdings muss man in zwei Texten erfahren, dass
das Kino so gut wie tot ist.
Okay, es war ja nur ein Spiel, auch wenn über
achthundert angesehene Filmkritiker daran teilnahmen. Aber David Thomson
ist doch ein bisschen deprimiert über das Ergebnis. Hitchcocks "Vertigo", ein über fünfzig Jahre alter Film wurde in der
Kritikerumfrage der britischen Zeitschrift
Sight & Sound zum besten Film aller Zeiten gewählt, es folgt ein noch älterer Film, "Citizen Kane": "Unter den besten zehn Filmen aller Zeiten war Stanley Kubricks '2001' von 1968
der jüngste. In den Top Fünfzig gab es nur zwei Filme aus '
unserem'
Jahrhundert, Wong Kar-Wais 'In the Mood for Love' (2000) and David Lynchs 'Mulholland Drive' (2001). Die Umfrage wurde mit den besten Absichten veranstaltet. Das Interesse für Kino sollte neu belebt werden, man wollte zeigen, dass wir nicht tot sind, und
Sight & Sound sollte beworben werden. Es war so überzeugend
wie Konfetti bei einer Beerdigung."
Ebenso deprimiert David Denby, der in einem Rückblick auf zwanzig Jahre
Blockbuster feststellt, dass es so gut wie keine Filme mehr gibt, die
Geschichten erzählen - jedenfalls nicht als Hauptprodukte der großen Studios: Allenfalls "am Ende des Jahres, wenn die
Oscars locken, vertreiben sie einige nicht Action-zentrierte, aber intelligent geschriebene und gespielte Filme wie 'The Fighter', die aber völlig außerhalb der Studios produziert wurden. Wieder und wieder holen diese seriösen Filme viele Preise, aber größtenteils wollen die Studios außer in ihrer Funktion als Verleiher nichts damit zu tun haben. Und warum nicht? Weil ihr Erfolg von der 'Ausführung abhängt', sie sind '
execution dependent' - das heißt, um Erfolg zu haben, müssen sie gut gemacht sein. So weit ist es also gekommen: Ein Kinostudio kann es sich nicht länger erlauben, gute Filme zu machen."
Außerdem in dieser Nummer der
TNR: Der pakistanische Schriftsteller
Mohammed Hanif erklärt, wie es ist, in
Karachi zu leben, einer der gefährlichsten Städte der Welt - und warum er dort lieber lebt als irgendwo sonst in Pakistan (zum Beispiel weil man da an
Bier herankommt).
Paul Berman schreibt einen Nachruf auf die Ideologie der
Baath-Parteien in der arabischen Welt. Ruth Franklin
rezensiert ausführlich
Zadie Smiths neuen Roman "NW". Und David Thomson
meint über
Paul Thomas Andersons Film "The Master": "Wenigstens ist er prätentiös, das ist immerhin etwas in einer Zeit, in der die meisten Filme nicht einmal das versuchen."