Die Krise, die Europa erfasst hat, ist keine finanzielle, sondern eine geistige,
diagnostiziert der Philosoph
Pascal Bruckner und empfiehlt,
Europa solle sich von seinem "
krankhaften Skeptizismus" lösen. "Wir sind uns unserer selbst so wenig sicher, dass wir den Hunger nach Freiheit anderer Völker viel zu sehr unterschätzen: Die
empörte Reaktion der Pakistani nach dem Attentatsversuch der Taliban von Malala an diesem kleinen Mädchen, dessen Schuld darin bestand, zur Schule gehen zu wollen, beweist, dass das Krebsgeschwür des Extremismus niemals sicher sein kann zu wachsen, selbst in einer Nation, die starken Spannungen ausgesetzt ist. Europa ist niemals größer als in den Momenten, in denen es zur Welt spricht, seine alltäglichen Sorgen vergisst, um ein Vorbild abzugeben. Doch im Moment verstummt es, verheddert sich in seine Defizite, unfähig ein anderes Projekt zu formulieren als
das Überleben. Dabei sollte Zerknirschung niemals den Widerstandsgeist ersticken."
Jean Renoir, viel bewundert für den Pazifismus seines Films "La grande illusion" in den Jahren vor dem Krieg, gilt als großer Humanist des Kinos. Und das war er auch,
schreibt Pierre Asssouline in seiner Kritik der monumentalen Renoir-Biografie von
Pascal Mérigeau. Und außerdem ging Renoir
mit jeder Mode, solange sie nicht demokratisch war: "Als offizieller Regisseur der Kommunistischen Partei poliert er seine Rolle mit dem Film 'La Marseillaise', wo er die Schuld Marie-Antoinette gibt, um Ludwig XVI. zu schonen. Und die Revolution ähnelt in nichts einem Bürgerkrieg, während die Marseillaise beim Parteitag 1937 im (hagiografischen Porträtfilm 'Fils du peuple', d. Red.) mit dem französischen KP-Führer
Maurice Thorez verknüpft wird. Dann seine Germanophilie in seinem Meisterwerk 'La rège du jeu', einem Kriegsfilm ohne Krieg, seinem einzigen Erfolg bei Kritikern und Publikum. Er bekennt seinen Stolz, als er erfährt, dass der Film
Mussolini in Privatvorführung gezeigt wurde... und geht nach Rom mit lauter italienischen Projekten und attackiert die 'Invasion des amerikanischen Kinos' in der offiziellen italienischen Presse. Schließlich bittet er 1940 Jean-Louis Tixier-Vignancour, den Kinobeauftragten des Vichy-Regimes, um Verhaltensregeln, nicht ohne im selben Brief seinen Abscheu vor der 'Brut der
zu eliminierenden Unerwünschten' zu bekennen, jene ausländischen Produzenten, die das französische Kino so verdorben hätten (und nebenbei manchen Film eines gewissen Renoir finanzierten...)"