Magazinrundschau
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Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
13.10.2009. El Pais Semanal dokumentiert die Aussage des zum Tode verurteilten Amerikaners Romell Broom, dessen Hinrichtung nach 18 vergeblichen Injektionsversuchen erst mal ausgesetzt wurde. Ungarische und polnische Magazine stimmen ein in den inzwischen fast einstimmigen Chor, der da singt: Roman Polanski kann man nicht verteidigen. Nicht Rassismus ist das Problem in Großbritannien, sondern das Zusammenglucken von Milieus, meint der Spectator. In The New Republic erklärt Lawrence Lessig die Gefahren von zuviel Transparenz für die Demokratie. In der Le Monde diplomatique beschreibt Shi Ming die hermeneutische Akrobatik von Chinas Kulturindustrie.
El Pais Semanal (Spanien), 11.10.2009
Die Wochenendbeilage von El Pais dokumentiert die Aussage des zum Tode verurteilten US-Amerikaners Romell Broom - dessen Hinrichtung am 15. September nach 18 vergeblichen Injektionsversuchen vorläufig ausgesetzt wurde: "(?) 15. Nach dem dritten Versuch, eine der Venen meiner Hand zu treffen, erklärte der Krankenpfleger, meine Venen seien vom Heroin-Konsum verdorben. Diese Äußerung ärgerte mich, weil ich niemals Heroin oder sonstige Drogen, die man injiziert, konsumiert habe. Ich sagte dem Krankenpfleger, dass ich nie Heroin konsumiert habe. 16. Der Krankenpfleger sagte weiterhin, die Vene sei da, aber sie könnten sie nicht treffen. Ich versuchte, kooperativ zu sein, und half dabei, meinen Arm festzubinden. Ein Gefängnisbeamter kam zu mir, tippte mir auf die Hand und sagte, er sehe die Vene auch, und versuchte dem Krankenpfleger zu helfen, die Vene zu treffen. 17. Der Chef der Beamten, die mit der Exekution beauftragt waren, sagte zu mir, sie würden nochmal eine Pause machen, und er sagte erneut, ich solle mich entspannen. 18. Da brach ich zusammen. Ich fing an zu weinen, weil mir alles weh tat und meine Arme anfingen, sich zu entzünden. Die Krankenpfleger stachen die Nadel in Bereiche, die bereits entzündet und voller Hämatome waren. (...) 23. Nach einer Weile kam der Gefängnisdirektor Terry Collins herein und sagte, sie würden die Hinrichtung abbrechen. Collins gab zu verstehen, dass er meine Mitarbeit zu schätzen wisse, und notierte sich, dass ich versuchte hatte, das Team zu unterstützen. Direktor Collins drückte außerdem sein Vertrauen in sein Hinrichtungs-Team und dessen Professionalität aus. Er sagte, er werde Gouverneur Strickland anrufen und ihn von der Situation in Kenntnis setzen."
Spectator (UK), 12.10.2009

New Republic (USA), 21.10.2009

Weitere Artikel: Jeffrey Rosen beschreibt sehr anschaulich den Kampf um die Netzneutralität. Und Daniel Jonah Goldhagen hat einen Plan, der Genozide für immer verhindern soll.
Lidove noviny (Tschechien), 12.10.2009

In einem Kommentar beklagt Zbynek Petracek zugleich, dass es in dem einen Jahr nach der Veröffentlichung der Vorwürfe gegen Kundera zu keiner wirklichen Debatte über die Verstrickung der damaligen tschechischen Intellektuellen mit dem Regime gekommen sei. "Während sich Ivan Klima oder Günter Grass über ihr Verhältnis zu totalitären Regimen in verschiedenen Zusammenhängen und mit unterschiedlicher Verspätung äußerten, schweigt Kundera immer noch."
Economist (UK), 09.10.2009

In weiteren Artikeln geht es unter anderem um die Erfolge des US-Kabelfernsehens in wirtschaftlich schwieriger Zeit, um die informationstechnologische Aufrüstung der Stromversorgung und um die Situation der Muslimbruderschaft zwischen Macht (Gaza) und staatlicher Unterdrückung (Ägypten). Besprochen werden die Uraufführungen neuer Stücke in London, die sich mit Enron und der Finanzkrise befassen sowie Bücher, darunter der historische Roman "Wolf Hall", mit dem Hilary Mantel den Man Booker Prize gewann und Peter Maass' Sachbuch "Crude World" (dt. "Rohe Welt"K; Verlagsseite) über die verheerenden gesellschaftlichen Wirkungen, die das Öl in den Staaten anrichtet, die es besitzen.
Elet es Irodalom (Ungarn), 02.10.2009

Tygodnik Powszechny (Polen), 11.10.2009

Adam Boniecki, der Chefredakteur von "Tygodnik", schreibt in seinem Nachruf auf Marek Edelman: "Edelman blieb sein ganzes Leben lang 'der letzte Anführer des Ghettoaufstands'. Es war wohl nicht einfach für ihn, zumal er nie die Rolle eines verdienten Veteranen annehmen wollte. Wie soll man leben, wenn man nolens volens eine historische Gestalt ist? Jacek Kuron charakterisierte Edelmans Sicht folgendermaßen: 'Für ihn war jeder Verfolgte ein Jude, unabhängig davon, wann und wo er unterdrückt wird. Er bewertete die Gegenwart aus der Perspektive des Einsatzes für die Verfolgten und Schwachen'. Das klingt schön, ist aber unheimlich schwierig." Weitere Artikel dazu im speziellen Dossier.
Weitere Artikel: Andrzej Stasiuks neuer Roman "Taksim" erzählt nichts Neues, behauptet Dariusz Nowacki. "Man kann immerhin sagen, dass der Autor dafür gesorgt hat, dass der Roman auf verschiedene Arten gelesen werden kann, auch quer zur realistischen Konvention, in der er gehalten ist. Diese Perspektive ist sehr attraktiv - die Entzifferung der Symbole und Metaphern im Buch scheint eine interessantere Tätigkeit zu sein, als der Versuch, die launische Handlung zu zähmen". Daneben gibt es ein Interview mit Stasiuk. Und: am 10. Oktober marschierte zum ersten Mal eine Parade der Atheisten und Agnostiker durch eine polnische Stadt - ausgerechnet das konservative Krakau, wo Karol Wojtyla Erzbischof war. Die Motive der Veranstalter und die Gegenstimmen beleuchtet Tomasz Poniklo.
Le Monde diplomatique (Deutschland / Frankreich), 09.10.2009

Außerdem: Im Editorial dieser deutlich dünneren Ausgabe weist Serge Halimi auf die problematische Finanzlage der Diplo hin. Olivier Zajec beschreibt Indiens gewaltiges Aufrüstungsprogramm. Mateo Cueva wirft einen Blick in unsere nanotechnologische Zukunft.
Przekroj (Polen), 09.10.2009

Und die damals 20-jährige Schriftstellerin Dorota Maslowska schrieb 2003, in ihrer Besprechung von "Herztier" gewohnt eigenwillig: "Vor ihrer Ausreise nach Deutschland hatte Herta Müller im kommunistischen Rumänien keine Möglichkeit zu publizieren - und von der Seite der Obrigkeit aus gesehen scheint mir das richtig zu sein: Dass die Leute in der Hölle geboren werden und leben, heißt ja nicht, dass sie dies auch wissen müssen."
New Statesman (UK), 09.10.2009

Al Ahram Weekly (Ägypten), 08.10.2009

New York Times (USA), 11.10.2009

In der Book Review sammeln Motoko Rich und Nicholas Kulish Reaktionen auf den Literaturnobelpreis für Herta Müller.
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