Die Wissenschaftsjournalistin
Manuela Lenzen hat mit
"Der elektronische Spiegel" gerade erst ein Buch veröffentlicht, in dem sie sich ganz nüchtern mit
Künstlicher Intelligenz auseinandersetzt. Im
FR-
Gespräch mit Lisa Berins erläutert sie unter anderem, wie versucht wird,
KI Moral zu lehren: "Mittlerweile füttert man die Systeme mit Texten oder etwa menschlichen Diskussionen zu verschiedenen Themen. Aus menschlich generierten Geschichten sollen sie lernen, was moralisch ist und was nicht. Einige Fortschritte konnten schon erzielt werden, die Systeme können jetzt zum Beispiel durchaus unterscheiden,
dass man Zeit totschlagen darf,
Menschen aber nicht." Aber: "Wenn in den Trainingsdaten Einseitigkeiten oder Fehler sind, werden diese übernommen. Und es ist tatsächlich so, dass viele Datensätze nicht sehr divers sind - gute, vielseitige und aktuelle Datensätze zu generieren, ist für die Unternehmen arbeitsintensiv und teuer. Die Systeme verstehen auch nicht, dass wir
die zukünftige Welt anders haben möchten als die vergangene. Sie stricken die Strukturen der Vergangenheit in die Zukunft weiter. Ein Problem mit den großen Sprachmodellen ist zudem, dass ihre Antworten zwar plausibel klingen, aber nicht unbedingt wahr sind."
"Das neue
Google könnte das offene Netz töten und das alte Google gleich mit", glaubt Titus Blome in der
SZ. Denn Google plant, seinen KI-Assistenten "Bard" in seine Suche zu integrieren: "Künftig solle eine Suchanfrage nicht mehr nur zu einer langen Liste blauer Website-Links führen. Stattdessen wird der
Chatbot Bard die Ergebnisse lesen und dann freundlich und präzise zusammenfassen. Google will von einer Suchmaschine zu einer
Antwortmaschine werden. (…) Die Klicks für die Webseiten sind plötzlich gefährdet. Die KI-Wende bei Google zwingt das Internet zur Umstellung. Treibt die Google-Antwort nicht mehr im gleichen Maße wie die Google-Suche die Klicks auf die Webseiten, bedeutet das für viele von ihnen das Aus. Betreiber müssten auf
Abonnements und Paywalls umsteigen, um sich von Werbung zu lösen und ihre Inhalte vor der KI abzuschirmen. Die, die das nicht können, gehen unter. (…) Der Wert der alten Suchmaschinen liegt darin, wie viel sie einbeziehen. Der Wert der neuen Suchmaschinen wird darin liegen,
was sie ausschließen. Sie werden spezialisierter sein und sich nur auf spezifische Teile des Webs konzentrieren. Das Internet der Zukunft wird vermutlich demselben Prinzip folgen. Denkbar wäre, dass es sich in einen chaotischen und einen
kuratierten Teil spaltet."