Magazinrundschau
27 Sekunden Ruhm
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
30.04.2024. Granta beobachtet nervös die mörderischen Aktivitäten der Wagner Söldner in Zentralafrika und die Bewegungen der Drogenkartelle in den Bergen Mexikos. New Lines besucht in Ruanda die Kinder der Täter des Genozids. Himal berichtet über die Deportation von Afghanen aus Pakistan. Im New Statesman fragt der Historiker Quinn Slobodian: Was bleibt von Thomas Pikettys "Kapital im 21. Jahrhundert"? Artalk besucht den tschechisch-slowakischen Pavillon in Venedig. In Persuasion plädiert der Philosoph Kwame Anthony Appiah dafür, Identität ein bisschen leichter zu nehmen.
Granta (UK), 29.04.2024
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Anjan Sundaram bewegt sich durch hochgradig unsicheres Gebiet in den mexikanischen Bergen zwischen Drogenkartellen, lokalen Anti-Kartell-Milizen und einem überforderten Staat. Unter anderem geht es in der durchaus actionreichen Reportage um die Suche nach vermissten Aktivisten. Aber was macht die Kartelle überhaupt so erfolgreich? "Sobald die Kartelle eine Gegend betreten, rekrutieren sie junge Leute und Kinder als Drogendealer. Normalerweise verkaufen sie die Drogen in Liquor Stores. Der Jugend wird Reichtum versprochen, wenn sie sich nur im Kartell nach oben durcharbeiten. Örtliche Lieder verherrlichen die Sicario, beziehungsweise Auftragskiller, und die Anführer der Plazas, der Gegenden, die die Kartelle kontrollieren. Die meisten Rekruten sind unterprivilegierte junge Männer, die in der modernen mexikanischen Gesellschaft nicht viel zu melden haben. Die Kartelle sind eine Chance, in die mexikanische Oberklasse vorzustoßen. Kartelle sehen Schutzgeldringe und Schmuggel als Mittel, um Vermögen von den Reichen zu den Armen zu verlagern. Die Kartelle ermöglichen es ihren Angehörigen, in Mexikos edelsten Restaurants zu speisen, Deals mit führenden Politikern abzuschließen und mit Rockstars sowie Schauspielern zu feiern."
New Statesman (UK), 30.04.2024
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Erica Wagner befragt Salman Rushdie über dessen neues Buch "Knife", in dem sich der Schriftsteller mit dem Anschlag auf sein Leben am 12. August 2022 auseinandersetzt. Unter anderem möchte Wagner wissen, warum Rushdie den Namen seines Angreifers nicht nennt. "Nun, in gewisser Weise verdanke ich die Idee Margaret Thatcher. Als sie Premierministerin war, gab es eine Zeit, in der die IRA im ganzen Land Anschläge verübte, und ich erinnere mich daran, dass sie etwas in die Richtung sagte, sie wolle den Terroristen den Sauerstoff der Öffentlichkeit entziehen. Diese Wortwahl war mir aus irgend einem Grund im Gedächtnis haften geblieben, und ich dachte mir: 'Okay, der Typ hatte also seine 27 Sekunden Ruhm, jetzt aber sollte er wieder zu einem Niemand werden - Ich will seinen Namen nicht in meinem Buch.' Deshalb nannte ich ihn 'A', denn in meinen Augen ist er viele Dinge auf einmal. Ein verhinderter Attentäter, ein Angreifer, ein Antagonist, ein Arsch - aber ich wollte diskret sein, deshalb habe ich ihn einfach 'A' genannt.'"
The Insider (Russland), 25.04.2024
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Artalk (Tschechien / Slowakei), 30.04.2024
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New Lines Magazine (USA), 30.04.2024
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Desk Russie (Frankreich), 29.04.2024
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Eurozine (Österreich), 29.04.2024
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Himal (Nepal), 29.04.2024
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Persuasion - Substack, Yascha Mounk (USA), 20.04.2024
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Spectator (UK), 27.04.2024
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HVG (Ungarn), 25.04.2024
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New York Times (USA), 27.04.2024
Anne Frank war vielleicht "weiß". Aber muss Yair Lapid, einstiger israelische Premier und heute wichtigster Opponent Netanjahus, wie hier im Gespräch mit Lulu Garcia-Navarro wirklich daran erinnern, dass "Anne Frank kein weißes privilegiertes Kind war"? Bitter äußert er sich über den "Verrat der Intellektuellen" in den westlichen Ländern, die nicht verstehen, in welchem existenziellen Konflikt Israel bestehen muss. Bei aller Kritik an Netanjahu verteidigt Lapid die israelische Armee, die alles tue, um zivile Opfer gering zu halten: Und "im Moment gibt es zu diesem Krieg nur eine Alternative, und die ist, ermordet zu werden. Wir haben nie um diesen Krieg gebeten. Wir haben diesen Krieg nie gewollt, und wir haben uns nur für diesen Krieg entschieden, weil unsere Kinder lebendig verbrannt wurden. Weil unsere Alten getötet wurden. Weil wir auch jetzt noch Geiseln in den Terrortunneln haben. Und sie haben Frauen vergewaltigt und Dörfer erobert. Und mehr noch, sie haben offen gesagt - damit meinen sie die Hamas -, dass sie es wieder tun werden, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. Und deshalb sind wir in Gaza, um sicherzustellen, dass dies nie wieder geschieht." Dabei hält Lapid fest, "dass wir, wenn wir das stärkste Land im Nahen Osten bleiben wollen, auch die stärkste Demokratie bleiben müssen."
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