Thomas Piketty

Das Kapital im 21. Jahrhundert

Cover: Das Kapital im 21. Jahrhundert
C.H. Beck Verlag, München 2014
ISBN 9783406671319
Gebunden, 658 Seiten, 29,95 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Ilse Utz und Stefan Lorenzer. Wie funktioniert die Akkumulation und Distribution von Kapital? Welche dynamischen Faktoren sind dafür entscheidend? Jede politische Ökonomie umkreist die Fragen nach der langfristigen Evolution von Ungleichheit, der Konzentration von Wohlstand und den Chancen für ökonomisches Wachstum. Aber befriedigende Antworten gab es bislang kaum, weil geeignete Daten und eine klare Theorie fehlten. In "Das Kapital im 21. Jahrhundert" untersucht Thomas Piketty Daten aus 20 Ländern, mit Rückgriffen bis ins 18. Jahrhundert, um die entscheidenden ökonomischen und sozialen Muster freizulegen. Seine Ergebnisse werden die Debatte verändern und setzen die Agenda für eine neue Diskussion über Wohlstand und Ungleichheit in der nächsten Generation. Piketty zeigt, dass das moderne ökonomische Wachstum und die Verbreitung des Wissens es uns ermöglicht haben, Ungleichheit in dem apokalyptischen Ausmaß abzuwenden, das Karl Marx prophezeit hatte. Aber wir haben die Strukturen von Kapital und Ungleichheit nicht in dem Umfang verändert, den uns die optimistischen Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg suggeriert haben.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.02.2015

Die NZZ hat sich Zeit gelassen mit ihrer Besprechung von Thomas Pikettys großer Studie zum "Kapital im 21. Jahrhundert". Dabei findet Jan-Werner Müller eigentlich, dass Big Data hier endlich mal eine Big Story produziert habe. Zum Teil fand der Rezensent "spannend wie einen Thriller", wie Piketty die Einkommens- und Vermögensentwicklung analysieret, Datenmaterial auswertet und Steuerakten studiert. Auch Müller hebt hervor, dass Piketty kein Kapitalismusgegner ist, sondern dass er nur herausarbeite, dass die Renditen immer schneller gewachsen sind als die Einkommen, dass die Trente glorieuse nach dem Zweiten Weltkrieg eine absolute wirtschaftshistorische Ausnahme sei und dass man dem "meritokratischen Extremismus" entgegensteuern muss, nach dem sich Führungskräfte in den USA absurde Millionengehälter zuschanzen. Allerdings fragt sich Müller, ob Piketty wirklich der Demokratisierung des Wissens und der Debatte mit seinem eigentlich ziemlich fatalen Befund dienlich ist, dass bisher einzig die Kriege - und zwar mehr als jede sozialdemokratische Politik - zu einer Angleichung der Lebensverhältnisse geführt haben.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 25.10.2014

Für Alan Posener legt Thomas Piketty ein Jahrhundertbuch vor, das mitnichten vom Einkommen handelt, wie Posener immer wieder liest, sondern vom Kapital, vom Vermögen und genauer von der Frage, wie mit dessen beherrschender Stellung in der Gesellschaft umzugehen sei. Durchaus nicht antikapitalistisch findet Posener Pikettys Stoßrichtung. Er empfiehlt einen Blick auf die vom Autor zusammengetragenen Zahlen und Fakten, um zu erkennen, inwiefern Eigentumsfragen politische Fragen sind und Pikettys Vorschlag einer globalen Vermögenssteuer utopisch ist oder nicht. Dass wir so weitermachen können wie bisher, scheint dem Rezensenten nach dieser Lektüre jedenfalls zweifelhaft.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.10.2014

"Am Anfang steht ein beispielloser Fleiß", das steht für Andreas Zielcke fest. Wie Thomas Piketty die wirtschaftlichen Entwicklungslinien seit dem 18. Jahrundert offenlegt, mit eindrucksvollen, teilweise "schockierenden" Ergebnissen bezüglich der immer ungleicheren Vermögensverteilung, ringt dem Rezensenten tiefsten Respekt ab. Dass der Autor aus diesen historischen Daten eine zukünftige Entwicklung errechnet, die hochgradig beunruhigend ist, hat naturgemäß eine aufgeregte Debatte entfacht, die Zielcke ausführlich widergibt. Den Vorwurf der Kritiker, Pickettys schwammiger Begriff des "Kapitals" (als Synonym von "Vermögen") erzeuge theoretische Unschärfen, lässt der Rezensent gelten, er schmälert für ihn jedoch nicht die empirische Großtat des Buches. Und dass die Debatte zu einem guten Teil von Leuten geführt wird, die das Buch gar nicht gelesen haben, beweist für Zielcke nur dessen Relevanz.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.06.2014

Rezensent Thomas Meyer schätzt die Bedeutung von Thomas Pikettys Buch "Capital in the Twenty-First Century" so hoch ein, dass er dem nun auch auf Englisch publizierten Werk bereits eine Rezension widmet - auch wenn die deutsche Übersetzung erst im Oktober erscheint. Er liest hier die mehr als zwanzig Jahre umfassende Forschungsarbeit des französischen Wirtschaftswissenschaftlers, der bereits zu Studienzeiten zu dem ernüchternden Ergebnis kam, dass die mathematisch orientierten Wirtschaftswissenschaften die Zahlen zum Thema "Ungleichheit" nicht präzise genug wiedergeben, gar verfälschen. So folgt der Kritiker hier den einleuchtend und umfassend präsentierten Thesen des Autors über soziale Ungleichheit in Frankreich, den USA und anderen Staaten, lernt, dass die prognostizierte Annäherung von Oben und Unten lediglich das Ergebnis von "Zahlengespielen" ist und erfährt, dass es zur Korrektur der Verhältnisse weniger einer globalen Transaktionssteuer bedürfe, sondern vielmehr politische Maßnahmen notwendig seien. In jedem Fall hofft der Rezensent, dass dieses Buch - allen Kritiken zum Trotz - eine breite Leserschaft findet.
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