Magazinrundschau
Wenn Risse entstehen
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
28.11.2023. Israel kann die Hamas nicht zerstören, weil Hamas eine Idee ist und man eine Idee nicht auf dem Schlachtfeld töten kann, befürchtet das Newlines Magazine. Im Interview mit Meduza fordert Ewgenia Kara-Mursa, die russische Zivilgesellschaft zu unterstützen, um das Regime zu schwächen. The Insider zeichnet den Antisemitismus der Romanows nach. Desk Russie erzählt derweil, wie die Sowjets verbreiteten, die Ukraine trüge die Hauptschuld an der Schoa. Hakai rechnet vor, was der Klimawandel für das Versicherungswesen bedeutet: Nichts Gutes.
The Insider (Russland), 24.11.2023
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Newlines Magazine (USA), 22.11.2023
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"Wer sind wir, wenn unser Zuhause sowohl physisch als auch metaphorisch zerstört wurde?" Dieser Frage widmet sich der aus Syrien nach Großbritannien geflohene Architekt Ammar Azzouz in seinem Buch "Domicide: Architecture, War and the Destruction of Home in Syria", für das er Überlebende zum Verlust ihrer Heimat befragt hat. Er berichtet: "Manche entscheiden sich dafür, sich nicht durch ihre Erfahrungen mit Gewalt und Zerstörung definieren zu lassen und weigern sich, als Überlebende bezeichnet zu werden - entweder aus Stolz oder aus dem Wunsch heraus, weiterzumachen. ... Andere, die versuchen, im Exil ein neues Leben aufzubauen, werden weiterhin von der Erinnerung an den Krieg geplagt, auch wenn sie jetzt relativ komfortabel leben, wie ein Videoclip der syrischen Künstlerin Assala Mostafa Hatem Nasri mit dem Titel 'Brot, Zucker, Heimat' zeigt. Nasri tut so, als höre sie ihren Mann nicht, als er sie fragt, ob sie gesehen hat, was in Syrien passiert. Sie wechselt das Thema und bittet ihn, Brot und Zucker nach Hause zu bringen. Er wiederholt die Frage, und wieder wechselt sie das Thema. Aber als er darauf besteht, geht sie in ihr Wohnzimmer, das sich in einen Ort des Traumas verwandelt, da Bilder von Ruinen und Vertreibung an die Wände projiziert werden. Es ist klar, dass sie zwar nicht über den Krieg sprechen will, aber er beschäftigt sie immer noch, und sie singt: 'Mein Geliebter, ich tue so, als könnte ich dich nicht hören, weil ich Angst habe, eines Tages zerstört zu werden. Wegen all meines Schmerzes habe ich Angst, jemandem meine Gefühle zu beschreiben."
Außerdem: Die Anthropologinnen Ammara Maqsood und Amandas Ong warnen mit Blick auf den Israel-Palästina-Konflikt davor, dass Sprache den Krieg trivialisiert, die Opfer entmenschlicht und die Vergangenheit auslöscht.
Meduza (Lettland), 23.11.2023
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London Review of Books (UK), 27.11.2023
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New Yorker (USA), 27.11.2023
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Außerdem: Adam Kirsch rät, den Bruder von Isaac Bashevis Singer, Israel Joshua Singer, zu entdecken: "Das Werk von Israel Joshua Singer, das in den fünfzehn Jahren vor dem Holocaust geschrieben wurde, spiegelt eine Zeit wider, in der die jiddische Zivilisation lebendiger und moderner war als je zuvor. Es zeigt auch, dass Juden in Osteuropa bereits spüren konnten, wie ihre Zukunft verschwand, noch bevor der Holocaust überhaupt denkbar war." Rebecca Mead porträtiert Sandra Hüller.
Desk Russie (Frankreich), 27.11.2023
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Während der Gaza-Krieg die Aufmerksamkeit der westlichen Akteure auf sich zieht, etabliert sich in den Medien das Narrativ einer "kriegsmüden Ukraine", stellt Jean-Sylvestre Mongrenier kopfschüttelnd fest. Das ist erstens falsch, legt Mongrenier dar, indem er die militärische Situation genau analysiert: "Ungeachtet des russischen Triumphalismus, der leider in den westlichen Medien weitergegeben wird, wird der Kreml angesichts seiner Kriegsziele in die Schranken gewiesen." Zum Zweiten müsse sich der Westen endlich klar werden, was er zu verlieren hat, sollte Putin den Krieg gewinnen: "Es sollte selbstverständlich sein, dass das große westliche Bündnis eine globale Ausrichtung hat. Angesichts der 'Achse des Chaos' Russland-Iran-China muss der Westen seine diplomatisch-strategischen Bemühungen zusammenführen, und zwar auf globaler Ebene. Schließlich sei daran erinnert, dass eine umfassende und langfristige Strategie nicht ohne eine 'große Idee', ein geordnetes System von Werten, eine Weltanschauung, umgesetzt werden kann. Um es anders auszudrücken: Keine große Strategie ohne Metapolitik. Diese große Idee ist die des Westens. Der Westen ist viel mehr als ein Teil der Landmasse, eine globale Darstellung und ein geopolitisches Lager, er ist eine 'Region des Seins'. Er verweist auf Athen, Rom und Jerusalem: jene 'Zivilisation der Person', in der der Mensch als moralischer Akteur konzipiert wird, der über einen freien Willen verfügt und zwischen Gut und Böse entscheiden kann. Über alle historischen Wechselfälle und punktuellen Erschütterungen hinweg ist der Westen das Leuchtfeuer einer Welt, die in den Abgrund zu stürzen droht."
HVG (Ungarn), 28.11.2023
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Elet es Irodalom (Ungarn), 28.11.2023
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Hakai (Kanada), 27.11.2023
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New Statesman (UK), 27.11.2023
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