Efeu - Die Kulturrundschau - Archiv

Architektur

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Efeu - Die Kulturrundschau vom 03.01.2024 - Architektur

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Gleich zwei Bücher zum Jugendstil bespricht Bernhard Schulz im Tagesspiegel - und macht dabei die Entdeckung, dass der Architekturstil in Berlin präsenter ist, als im Allgemeinen angenommen wird. Während Birgit Ströbel in "Jugendstil in Berlin" sieben Protagonisten der Zeit porträtiert, unternimmt Heike Maria Johennings "Fassadendämmerung" einen eindrücklichen visuellen Streifzug durch die Stadt. Keineswegs geht es dabei um architekturhistorischen Purismus: "Ganz unabhängig von einer lupenreinen Kennzeichnung als 'Jugendstil' sind (Johennings Aufnahmen) Staunen erregend. Denn welcher Reichtum sich an den Fassaden Berliner Mietshäuser teils erhalten hat, teils erst in jüngster Zeit wiederhergestellt worden ist, scheint kaum glaublich - sähe man nicht die Fülle der Farbaufnahmen der Autorin, die die im Vorbeigehen übersehenen Details herausstellen, die immer neu variierten Blumenmotive, aber auch die Drachen und Dämonen, die sich gerne in Giebelfeldern tummeln. Fast ganz am Schluss des umfangreichen Buches findet sich dann auch ein Innenraum: der des Hallenbades in der Charlottenburger Krummen Straße, dem Walter Benjamin ein literarisches Denkmal gesetzt hat."
Stichwörter: Jugendstil

Efeu - Die Kulturrundschau vom 30.12.2023 - Architektur

Nick Reimer hat sich für die taz in der Wiener "Seestadt" auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Wien Aspern umgesehen. Seit 2003 entstehen hier Wohnhäuser nach "möglichst ökologischen Kriterien", weiß Reimer: "Im Zentrum des Zukunftsquartiers liegt nicht das Rathaus, der Marktplatz oder ein Kaufhaus, sondern ein künstlich angelegter Baggersee - so groß wie 76 Fußballfelder und bis zu zehn Meter tief. Das Wasser ist kristallklar und bevölkert von Fischschwärmen, es wachsen Pflanzen und am Rand ein Schilfgürtel...Gleich daneben thront das 'HoHo', mit 84 Metern ist es das zweithöchste Holzhaus der Welt. In seinem Inneren befinden sich Büroräume, ein Hotel mit angeschlossenem Restaurant, ein Bäcker und ein Fitnessstudio. Häuser aus Holz haben den Vorteil, dass sie viel  Kohlendioxid speichern, während der Bau mit Beton sehr viel davon freisetzt." Auch hier ist nicht alles perfekt, so Reimer, so entbehrt die "Stadt der Zukunft" bisher einem innovativen Konzept zur Nutzung von Solarenergie. Trotzdem wandelt man hier durch ein "urbanes Reallabor" mit viel Potential, freut sich Reimer.

Efeu - Die Kulturrundschau vom 27.12.2023 - Architektur

ETH-Bibliothek / Pylône de 300 mètres de hauteur pour la ville de Paris 1889. Vorprojekt 6.6.1884 von E. Nouguier et M. Koechlin 


Ähm, hüstel. Ganz groß feiert Frankreich den hundertsten Todestag Gustave Eiffels, der mit seinem Eiffelturm zum hundersten Jahrestag der Französischen Revolution ein heiteres und graziöses - und dabei gigantisches - Monument des Säkularismus schuf. Aber die Idee, "für die Weltausstellung etwas Gewaltiges zu schaffen", hatte eigentlich ein Schweizer, insistiert Helmut Stalder in der NZZ, nämlich Maurice Koechlin, der Chefingenieur bei Eiffel war: "Aus eigenem Antrieb denken Koechlin und sein Bürokollege, Emile Nouguier, über ein Projekt nach, 'um der Ausstellung eine Attraktion zu geben'. Am 6. Juni 1884 sitzt Koechlin abends am Tisch in seiner Wohnung an der Rue Le Chatelier 11 - es ist die Geburtsstunde des Turms. Rasch und ohne technische Hilfsmittel skizziert er den 'Pylône de 300 m de hauteur'. Das vergilbte Beweisstück für Koechlins Urheberschaft liegt heute im Archiv der ETH-Bibliothek in Zürich." Eiffel war laut Stalder vor allem der geniale Vermarkter, der dem Projekt zum Durchbruch verhalf. In einem zweiten Artikel porträtiert Hubertus Adam den revolutionären Ingenieur Eiffel.

Außerdem: Niklas Maak besucht für die FAZ in Arles das Atelier Luma, wo man an bioregionalen Baumaterialien bastelt.

Efeu - Die Kulturrundschau vom 21.12.2023 - Architektur

Im kommenden Jahr soll Notre Dame fertig sein - "heller denn je", etwas mehr als fünf Jahre nach dem Brand, berichtet Oliver Meiler in der SZ. Ob das nun schnell ist oder nicht, ist im Grunde gleich, denn Emmanuel Macron hatte den Wiederaufbau ohnehin als Ausdruck des französischen - und nicht zuletzt seines Willens inszeniert, so Meiler: "Am Tag nach dem Brand ernannte der Präsident einen Sonderbeauftragten für den Wiederaufbau, das war auch nötig. Die Kathedrale, die dem Staat gehört, musste zunächst gesichert werden, damit nicht noch mehr verloren ging, noch mehr einkrachte. Unterdessen lief die Spendenaktion an, wieder Rekordzahlen: 845 Millionen Euro gingen ein, aus 150 Ländern, von 340 000 Spendern. Genug, um das Wunder zu finanzieren, ohne Steuergelder. Es wird, wie man heute weiß, sogar noch etwas übrig bleiben für spätere Arbeiten. Nur ein paar Monate nach dem Brand beschloss das französische Parlament die Bildung einer öffentlichen Einrichtung, die sich um alles kümmern sollte, die Rekrutierung der besten Architekten und Ingenieure im Land, der besten Handwerker und Kunsthandwerker."

Efeu - Die Kulturrundschau vom 20.12.2023 - Architektur

Nach der Abwahl der rechtspopulistischen Polnischen PiS-Regierung gerät eines ihrer Prestigeprojekte ins Wanken, erläutert Viktoria Großmann in der SZ: Der Wiederaufbau des Sächsischen Palais auf dem Warschauer Plac Piłsudskiego. Unter anderem stellt sich die Frage, wer die Kosten übernimmt. Eine finanzielle Beteiligung Deutschlands, dessen Truppen das Gebäude 1944 sprengten, steht im Raum. Die Architektin Marta Sękulska-Wrońska plädiert dafür, den Bau trotz aller Schwierigkeiten zu stemmen. Denn "noch habe Warschau seine Mitte nicht wiedergefunden. 'Man hat uns früher gesagt, die Ruinen sollen uns an den Krieg gemahnen', sagt die 40-Jährige. 'Aber ich denke, wenn wir wieder herstellen, was durch die Tragödie des Krieges verloren ging, stellen wir Kontinuität her. So können wir die ganze Geschichte erzählen und den Wert des Lebens betonen.' Nicht die Ruinen, sondern die wiederaufgebauten Symbole der jungen, polnischen Republik sollten stattdessen an die Geschichte erinnern."

Efeu - Die Kulturrundschau vom 05.12.2023 - Architektur

7132 Hotel & Arrival Morphosis, Vals, 2014-2017
© Morphosis

Bauprojekte, die niemals realisierte wurden, bestaunt NZZ-Kritiker Andres Herzog in der Ausstellung "Was wäre wenn?" im Schweizerischen Architekturmuseum in Basel. Herzog sieht Entwürfe, die nicht die Gunst einer Wettbewerbsjury gewinnen konnten oder aus organisatorischen Gründen vor der Realisierung gestoppt wurden - jedenfalls viele geplatze Architekturträume. Manche hätte der Kritiker gerne verwirklicht gesehen, andere fallen deutlich "in die Kategorie Größenwahn": Hierzu "zählt das Projekt von Mario Botta für die Erweiterung des Bundeshauses in Bern. 1991 zeichnete der Architekt am Aarehang einen siebenflügeligen Monumentalbau, der das historische Gebäude darüber wie eine Trutzburg beschützte. Doch die Freude über das starke Bild verflog nach wenigen Monaten. Umweltverbände meldeten Bedenken an. Und der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein (SIA) pochte auf die Wettbewerbsordnung, deren Vorgaben beim Verfahren nicht eingehalten worden waren."

Ungewöhnlich differenzierte Töne hört Welt-Kritiker Alexander Gutzmer bei der Architekturtriennale im arabischen Emirat Schardscha. Das hätte er gar nicht erwartet, schließlich sei die Veranstaltung im konservativen Emirat eigentlich dazu prädestiniert, den "westlichen Ex-Kolonisatoren" mal "so richtig den Spiegel vorzuhalten". Die Nuancen kann Gutzmer auch in den ausgestellten Projekten erkennen: "Das Scheitern modernistischer Planungsideale ist auch in der vielleicht faszinierendsten, aber auch ambivalentesten aller Installationen zu besichtigen: dem 'Betonzelt', welches das Künstlerduo Sandi Hilal und Allessandro Petti im Ort Al Madam errichtete, gut eine Autostunde von Downtown Schardscha entfernt. Dieses Al Madam ist an sich schon an Absurdität nicht zu überbieten: Ursprünglich als modernes Musterdorf in der Wüste geplant, musste das ambitioniert geplante Projekt schließlich aufgegeben werden - der ständig in die modern gestalteten Häuser wehende Sand war einfach zu enervierend. Jetzt hat der Sand die Komplettkontrolle über die Gebäuderuinen übernommen. Nomadische Lebensstile und abstrakt moderne Gesellschaftsentwürfe kontrastieren hier."

Efeu - Die Kulturrundschau vom 04.12.2023 - Architektur

Nikolaus Bernau besucht für die FAZ eine internationale Konferenz im Staatlichen Kunstmuseum von Taschkent. Die Bauten der usbekischen Hauptstadt aus der Sowjetzeit sollen unter dem Titel "Tashkent modernism" als Unesco-Weltkulturerbe vorgeschlagen werden. Einige Fragen bleiben dabei offen: "Über alle Technik hinaus kommt die soziale Frage: Wie kann man die Geschichte eines ausdrücklich kollektivistisch angelegten Baus wie etwa des Zhemchug-Turms auch im Zeitalter individuellen Wohnungsbesitzes erhalten? Er wurde als eine Art modernes Mahalla-Viertel gedacht: Die Wohnungen sind hier allerdings nicht horizontal um Gassen angelegt, sondern vertikal um einen gemeinsamen, dreigeschossigen Lufthof. Doch auf die Frage, ob dieses Modell von 1980, in dem Egalität, sozialer Zusammenhalt, Tradition und Modernismus zusammenkommen sollten, auch funktioniert habe, wird trocken geantwortet: nein, nie. Die Bewohner haben sofort angefangen, sich die Balkone als weiteren Wohnraum auszubauen, und die Hofterrassen mit Pflanzen so zugestellt, dass sie einen - immerhin reizvollen - Garten erhielten. Wie in jenen Hofhäusern, die für die Taschkenter Moderne weichen mussten. Sind diese Bewohner nun in das Welterbe-Projekt eingebunden? Bisher nicht."

Efeu - Die Kulturrundschau vom 02.12.2023 - Architektur

Peris+Totale, Living Lattice, Bon Pastor, Barcelona


In der FAZ singt Klaus Englert eine Hymne auf den vorbildlichen sozialen Wohnungsbau der Architekten Peris + Total in Barcelona. Zuletzt errichteten sie im nördlichen Viertel Bon Pastor, wo hunderte maroder einfacher Arbeiterwohnungen abgerissen worden waren, "einen Block mit 54 Sozialwohnungen in unmittelbarer Nähe der Häuschen... Der jetzt fertiggestellte Neubau grenzt nördlich an die überdeckelte Autobahn der Ronda Litoral und den dahinter sich erstreckenden Rio Besòs. Für die ehemaligen Bewohner der Casas Baratas dürfte der Verlust schmerzlich sein, weil sie ihre Wohnungen in den Straßenraum verlängerten. Den Mangel versuchten Peris + Toral nun durch intelligente Wohnungsgrundrisse auszugleichen, die gute Belüftung und natürliche Belichtung garantieren. Hinter dem Eingangsbereich des abgeschlossen wirkenden Wohnblocks tun sich Grünflächen auf. So verfügen die Bewohner im Erdgeschoss über einen kleinen Garten, während die Mieter der oberen vier Geschosse im Gegenzug eine Terrasse mit Rankgerüsten sowie den Ausblick über die Flusslandschaft des Rio Besòs erhalten." Bon Pastor soll Teil eines neuen "Ökodistrikts" werden. Ob sich Arbeiter dann noch dort Wohnungen werden leisten können, bleibt allerdings abzuwarten.

Efeu - Die Kulturrundschau vom 30.11.2023 - Architektur

Das Hotel Solvay in Brüssel. Entworfen von Victor Horta. Foto: Max Delvaux.

Mit dem belgischen Architekten Victor Horta verbinde man gemeinhin "Stadthäuser für Jugendstil-Feen - nicht einen Tempel für moderne Musen", meint Marc Zitzmann in der FAZ. Aber genau in einem solchen findet sich der Kritiker in der Ausstellung "Victor Horta et la grammaire de l'Art nouveau" im Palais des Beaux-Arts in Brüssel wieder, der seinem Erbauer eine opulente Schau widmet: "Das 1893 errichtete Hôtel Tassel macht hier den Anfang: Es gilt als eine der frühesten Hervorbringungen des Art nouveau. Die Sichtbarkeit der eisernen Trägerstrukturen, die 'wasserpflanzliche' Anmutung des Dekors und die Erhebung eines Wintergartens zum Herzen des Baus zeugen vom Einfluss von Eugène Viollet-le-Duc, von japanischen Estampen beziehungsweise von Hortas Mentor Alphonse Balat, dem Architekten der Königlichen Gewächshäuser von Laeken. Aber die Fusion einer Halle mitsamt Treppe, deren Dekor an geschwungene Stängel gemahnt, und eines Wintergartens unter Glasdach zu einem Gesamtkunstwerk, das das Wachstum zum Licht des Wissens hin allegorisiert, ist dem Dialog mit dem Bauherrn entsprungen, einem Universitätsprofessor mit literarischen, philosophischen und auch fernöstlichen Interessen. Hortas Stadthäuser bilden oft derlei gebaute Porträts ihrer Auftraggeber."

Efeu - Die Kulturrundschau vom 29.11.2023 - Architektur

Das ehemalige Diesterweg-Gymnasium in Berlin Wedding steht seit 2019 unter Denkmalschutz. Und zwar, findet Falk Jaeger im Tagesspiegel, zurecht. Denn der 1974 bis 1976 errichtete, "von Hans-Joachim-Pysall (Pysall Jensen Stahrenberg Architekten) entworfene Bau hat perfekt funktionierende Grundrisse und ist aufgrund seiner Modulbauweise und umsetzbarer Systemwände als flexible Nutzungsstruktur gedacht. Die am Fahrzeugdesign orientierten, leuchtend orange beschichteten 'Soft-Edge-Fassaden' mit abgerundeten Kanten und Fensterecken sind Ausdruck der Pop-Art jener Zeit." Nur, warum wird das Gebäude derzeit nicht als Schule genutzt und rottet vor sich hin? Man kann sich, mit Blick auf Berlin, die Antwort fast denken: "Die nötigen 60 Millionen Euro [Erhaltungskosten] sind nicht aufzutreiben. Man träumt von einem Modellvorhaben energetische Sanierung, doch das Vorhaben steht auf keiner Perspektivliste und ist aus der Finanzplanung gestrichen worden. Das Kulturdenkmal wird noch viele Jahre Leerstand und Vandalismus ausgesetzt sein, als Unkulturdenkmal für die Schul- und Finanzmisere des Landes."