Magazinrundschau - Archiv

Outlook India

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Magazinrundschau vom 21.10.2008 - Outlook India

Leicht säuerlich reagiert Sanjay Suri auf die Nachricht vom Booker-Preis für Aravind Adigas Roman "Der weiße Tiger" (Leseprobe): "Es liegt eine Menge Wahrheit in dem, was er über die Wut der Unter- und Mittelschichten Indiens sagt. Aber die Schwierigkeit, die viele mit diesem Buch haben, liegt in seinem Ton, in der der kalkulierten Überblendung seiner Beobachtungen mit dem, was ein westliches Auge gern sehen möchte."
Stichwörter: Booker Preis, Mittelschicht

Magazinrundschau vom 07.10.2008 - Outlook India

Neben Kricket gibt's wohl nur ein Phänomen, das Outlook India wieder und wieder in Erstaunen versetzt: Bollywood. Anjali Puri und Namrata Joshi beschreiben, wie Bollywood immmer tiefer in die Seelen eines immer stärker mittelständisch geprägten Indien eindringt. Einer der Gründe: "In einem bunten Stadtviertel, wo der Immobilienmakler aus Siwan im Bundesstaat Bihar Tür an Tür mit Angehörigen der Bania-Kaste aus dem Bundesstaat Rajasthan und mit Khatri aus Delhi lebt, sind Bollywood-Songs und -Tänze spürbar eine Tradition, auf die sich jedermann beziehen kann, gleichgültig woher er kommt und welcher Kaste er angehört. Oder, wie die Soziologin Patricia Uberoi sagt: 'Eine nationale Sprache ist geboren worden.'"
Stichwörter: Bollywood, Jedermann, Delhi

Magazinrundschau vom 16.09.2008 - Outlook India

Als weltpolitische Machtverschiebung historischen Ausmaßes feiert Outlook India - ungewöhnlich patriotisch gestimmt - die offizielle Anerkennung Indiens als sechste Atommacht der Welt. "Alle, die nur auf ihren politischen Nabel schauen, erkennen nicht, um welch eine tektonische Veränderung es sich dabei im Rahmen des versteinerten Denkens einer Status-Quo-Welt handelt, in der die Arrivierten mit den Nachrückenden kaum je auf Augenhöhe sprechen und in der die Bevorteilten sich sehr darum bemühen, alle, die draußen sind, zu ignorieren, abzuweisen und abzuurteilen... Premierminister Manmohan Singh ... hat sich seinen Platz in der Geschichte als der Führer verdient, der zwei Kronen trägt: Er hat Indien innenpolitisch durch ökonomische Reformen von seinen Fesseln befreit und außenpolitisch aus der nuklearen Apartheid geführt."
Stichwörter: Apartheid

Magazinrundschau vom 26.08.2008 - Outlook India

Unter der Überschrift "Azadi" (Freiheit) solidarisiert sich die Schriftstellerin Arundhati Roy mit den seit Wochen andauernden Massenprotesten in Kaschmir: "Es überrascht nicht, dass die von der indischen Regierung so gewaltsam zum Schweigen gebrachte Stimme jetzt zu einem betäubenden Brüllen anschwillt. Hunderttausende unbewaffneter Menschen wollen die Herrschaft über ihre Städte, ihre Straßen und Stadtviertel zurück. Sie haben die schwer bewaffneten Sicherheitskräfte durch ihre schiere Zahl überwältigt, aber auch durch bemerkenswerten persönlichen Mut. Die jüngere Generation, deren Spielplätze Armee-Camps, Wachposten und Bunker waren, ist zum Soundtrack der Folterkammern aufgewachsen - und entdeckt plötzlich die Macht des Massenprotests und vor allem, was es heißt, den Körper durchzustrecken und für sich selbst zu sprechen, sich selbst zu repräsentieren. Das ist nicht weniger als eine Epiphanie."

Magazinrundschau vom 19.08.2008 - Outlook India

Soeben hat "Singh is Kinngh", der neue Film mit Akshay Kumar, ein sensationell erfolgreiches Startwochenende hingelegt. Es wird Zeit, findet Namrata Joshi, dem von den Massen geliebten, von den Kritikern eher belächelten Star ernst zu nehmen. Außergewöhnlich sind nicht nur seine Erfolge, außergewöhnlich ist im oft dynastisch organisierten Bollywood auch sein Werdegang: "Er wuchs auf in Delhi... ging nach Bangkok, um dort Martial Arts zu lernen, wo er als Koch sein Geld verdiente. Als er nach Indien zurückkehrte, ... bekam er aus heiterem Himmel einen Model-Job und schnell wurde ihm klar, dass sich im Showbusiness mehr als im Karatebusiness verdienen lässt. Die Frau, die beim Shoot sein Makeup machte, leitete die Aufnahmen an den Produzenten Pramod Chakravarty weiter und er bekam eine Rolle im nicht weiter erwähnenswerten Film 'Saugand'. Von da an ging es langsam, aber sicher aufwärts. Er begann als Action-Star, wandte sich Komödien zu und heute sind seine Filme eine Mischung aus Stunts, Witzen und Liebesgeschichte. Mehr als hundert Filme später ist er heute, mit vierzig, der Star, der die sichersten Hits produziert."

Im Interview ärgert sich Kumar über die intellektuellen Kritiker, ist aber insgesamt bester Laune. (Bei Youtube kann man sich einen ersten Eindruck verschaffen.)

Magazinrundschau vom 24.06.2008 - Outlook India

Die meisten international bekannten auf Englisch schreibenden Autoren Südasiens kommen aus Indien. Nun annonciert William Dalrymple aber geradezu eine Welle englischsprachiger Bücher aus Pakistan - dazu gehören sowohl Romane als auch Reportagen. Als eines der bemerkenswertesten Bücher nennt Dalrymple den Roman "A Case of Exploding Mangoes" (Auszug) von Mohammed Hanif: "Das Buch leistet etwas Neues für die südasiatische Literatur: Es ist ein unterhaltsamer, finster komischer politischer Thriller und eine satirische Farce über die Brutalität, Dummheit und Heuchelei pakistanischer Militärdiktatoren. Tief verwurzelt in Hanifs eigener Geschichte - er war zunächst pakistanischer Luftwaffenkadett, dann politischer Journalist und leitet heute den Urdu-Service der BBC - weist das Buch einige der besten Tugenden der neuen pakistanischen Literatur auf. Wie Mohsin Hamids 'Der Fundamentalist, der keiner sein wollte', dem es in mancher Hinsicht ähnelt, ist es intelligent, witzig und bodenständig und nie elitär."

Magazinrundschau vom 03.06.2008 - Outlook India

Namrata Joshi kann das ihm bekannte Indien in Wes Andersons Film "The Darjeeling Limited" eher nicht wiedererkennen. Besonders eine Episode will ihn gar nicht überzeugen: "Diese eine Sequenz, die alle Welt so anrührend fand, hat mich eingiermaßen kalt gelassen. Die Brüder retten darin zwei ertrinkende Kinder, ein drittes kommt aber um - und dann bleiben sie zur Trauerzeremonie im Dorf. Die Begegnung mit Armut und Entbehrung, die Tatsache, dass daraus die Gelegenheit wird, den tieferen Sinn des Lebens zu begreifen - das schien mir doch eine reichlich künstliche, sentimentale Übung. Ich habe mich auch gefragt, ob Irrfan Khan (der den Vater der Kinder spielt) wirklich jede Rolle in westlichen Filmen annehmen sollte, nur um seine Beziehungen mit der dortigen Filmindustrie zu verbessern."

Sanjaya Baru preist das Buch "Smoke Mirrors" der indischen Lehrerin und Journalistin Pallavi Aiyer, die über ihr Leben in China schreibt: "Sie hat ein geistreiches, kluges und tiefsinniges Buch geschrieben, das jeder gebildete Inder lesen sollte, der das Leben und die Liebe, die Ängste und die Hoffnungen, die Aufs und Abs unseres größten, ältesten und wichtigsten Nachbarn verstehen will." Gerson da Cunha bedauert sehr, dass in Cannes nichts aus Indien zu sehen war - Festivalleiter Thierry Fremaux, den er dazu befragt hat, meint lakonisch: "Kein indischer Film hat uns überzeugt." Und Ashish Kumar Sen fragt sich, wen die indischstämmigen Amerikaner, die in großer Mehrheit Hillary-Clinton-Fans sind, nun unterstützen werden, da ihre Bewerbung wohl gescheitert ist.

Magazinrundschau vom 27.05.2008 - Outlook India

Die Titelgeschichte widmet sich einem einigermaßen besorgniserregenden Trend: Immer mehr indische Frauen aus der aufstrebenden Mittelschicht trinken immer mehr Alkohol, wie Shruti Ravindran berichtet: "Angetrieben durch ihre neue finanzielle Unabhängigkeit und die wachsende gesellschaftliche Toleranz für alkoholisierte Frauen, ist die Zahl trinkender Frauen in den Ballungsräumen heute höher denn je. Sie beginnen oft mit harmlos schmeckenden Baileys und dergleichen; angenehm süße Getränke, die nichtsdestoweniger harten Alkohol enthalten. Wer damit anfängt, bewegt sich aber schnell zu den harten Drinks wie Whisky, Wodka oder Gin... Wir leben heute in einer Welt, in der der Anblick einer angetrunkenen Frau, die auf ihren hohen Absätzen herumstolpert, nicht mehr eine Bollywood-Allegorie für gefallene Tugend ist, sondern so gewöhnlich, dass keiner mehr auch nur mit der Wimper zuckt."

Weitere Artikel: Anvar Alikhan weist knapp auf die ungewöhnliche Erfolgsgeschichte der in spirituellen Zentren Indiens verbreiteten Kette "German Bakery" hin: Gegründet wurde sie vor einundzwanzig Jahren in Pune, vom aus Deutschland stammende Hippie Klaus Gutzeit - alias "Woody Pumpernickel". (Hier ein Erfahrungsbericht)

Magazinrundschau vom 13.05.2008 - Outlook India

Outlook hat in dieser Woche das alljährliche "Bollywood Special" zu bieten, in dem sich diesmal alles um die Stars bzw. Superstars dreht. Es gibt zum einen Umfragen dazu, wer die größten und beliebtesten Stars aller Zeiten sind - natürlich gewinnt Amitabh Bachchan bei den Männern sehr deutlich, bei den Frauen ist die Lage weniger klar (hier die Ergebnisse in vielen Einzelkategorien).

Die noch einmal engere Beziehung, die die südindischen Fans zu ihren Stars haben, schildert im spannendsten Artikel Sadanand Menon. Er weiß nicht nur von den fließenden Übergängen zwischen Leinwand und Wirklichkeit zu berichten, sondern diagnostiziert auch einen dramatischen Wandel im Heldenbild: "Männliche Helden im südindischen Kino waren lange Zeit androgyn. Sowohl männliche als weibliche Fans fanden sie attraktiv. Fast alle bedeutenderen Helden des Südens der 50er bis 70er Jahre hatten in früheren Phasen ihrer Karriere Frauenrollen gespielt. Damals waren die Körper der männlichen Stars weit vom gegenwärtigen Machismo und seiner aggressiven Maskulinität entfernt."

Bhaichand Patel vergleicht die weiblichen Stars der Gegenwart mit denen von einst und findet nicht, dass die größere Freizügigkeit in Filmen jüngerer Zeit ein Gewinn ist: "Bis vor kurzem bekam man in indischen Filmen nicht viel zu sehen von den weiblichen Hauptdarstellerinnen. Sie waren vom Hals bis Fuß züchtig bedeckt. Einige Stars von heute, Aishwarya Rai, Bipasha Basu und Kareena Kappor, sind durchaus bereit, einiges zu zu zeigen... Aber diese Frauen sehen aus wie Barbie-Puppen, nicht wie normale Menschen, exquisit, aber aus Plastik. Den Reiz ihrer Vorgängerinnen, die wir nur in Saris gewickelt kannten, haben sie nicht."

Naman Ramachandran erzählt die Geschichte des Superstar-Zeitalters, in dem die Stars zu gottgleichen Idolen wurden - eine Phase, die erst im Jahr 1969 einsetzt.

Magazinrundschau vom 29.04.2008 - Outlook India

Aus und vorbei: Mit der wirtschaftlichen kann der Westen auch seine kulturelle Dominanz vergessen. "Der Osten ist der neue Westen." Diese Lehre zieht Arun Maira aus dem Buch "The New Asian Hemisphere - The Irresistible Shift of Global Power to the East" des in Singapur lehrenden Politologen Kishore Mahbubani. Indien sieht Mahbubani als Brücke zwischen Ost und West. Und China entwickelt für ihn ein gültiges Gegenmodell zu den westlichen Werten. Maira resümiert: "China wird vom Westen missverstanden. Das heißt aber nicht, dass seine Ideen falsch sind. Tatsächlich, so erklärt Mahbubani haben die Chinesen ein tiefes Verständnis der menschlichen Freiheit und menschlicher Grundbedürfnisse. Sie schaffen eine riesige Verbesserung der Lebensbedingungen für eine große Menge von Menschen und tun es in ihrer ganz eigenen Art, die westlichen Liberalen nicht gefallen mag, darum aber nicht falsch ist."

Der Titel von Outlook India lautet "Al Dorado". Vinita Bharadwaj erzählt vom lustigen Treiben des indischen Jetsets in Dubai.