Magazinrundschau - Archiv

Outlook India

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Magazinrundschau vom 19.05.2009 - Outlook India

Nicht ohne (mehr als nachvollziehbare) patriotische Wallung kommentiert Vino Mehta den Ausgang der indischen Wahlen: Die gemäßigte Kongresspartei unter Manmohan Singh hat geradezu triumphal gewonnen, eine Ohrfeige an die Hindu-Extremisten und Kommunisten Indiens: "Indien sendet durch diese Wahl eine dringende Botschaft. Die größte Demokratie der Welt, die sich aus Slumdogs und Millionären zusammensetzt, bleibt eine säkularen Politik zutiefst verbunden. Unsere Nachbarn mögen mit ethnischem oder religiösem Extremismus flirten - aber wir haben in aller Deutlichkeit darauf verzichtet." Das Heft bietet eine Menge Informationen zu den Wahlen und diese interaktive Karte mit allen Wahlkreisen:


Stichwörter: Flirten, Ohrfeige, Extremismus

Magazinrundschau vom 07.04.2009 - Outlook India

Vijayanka Nair stellt eine Reihe von Blogs übers Kochen vor, die in Indien immer populärer werden. "Während es Rezepte-Seiten schon eine ganze Weile gibt, könnte nur ein Greenhorn diese mit den Kochblogs verwechseln. Ein Kochblog lockt mit verzückten Beschreibungen der Küchenexperiments. Es ist genauso ein literarisches wie ein kulinarisches Unternehmen, während die Rezeptseiten eher eine alltägliche Bestandsaufnahme von Zutaten und Anleitungen sind. Die enthusiastische Kochbloggerin Anita Tikoo bekennt, dass sie mindestens zehn Stunden an einem Blogeintrag schreibt, egal ob es um eine einfache Pakoda geht oder um komplizierte Kaschmiri Kofta. Ihr Blog, A Mad Tea Party, hat durchschnittlich 1.000 Klicks am Tag und erlaubt es Anita, eine in Delhi lebende Landschaftsarchitektin, ihre Liebe zum Kochen mit einem Publikum von Bahrain bis Bolivien zu teilen, während sie geschickt nervende Redakteure umgeht." Andere Blogs, die Nair empfiehlt, sind Gopium, Mahanandi, Mane Adige, Indian Food Rocks, Ahaar, Jugalbandi, hookedonheat und The cooks cottage.
Stichwörter: Bahrain, Bolivien, Delhi

Magazinrundschau vom 03.03.2009 - Outlook India

Als extrem aber nicht mehr gewalttätig würde Fareed Zakaria wohl den Talibankämpfer und Kleriker Maulana Sufi Mohammed bezeichnen, der im Swat-Tal mit Genehmigung der pakistanischen Regierung die Scharia eingeführt hat. Dafür will er jetzt Frieden halten, erklärt er im Interview. "Wir haben hier unser Friedenscamp aufgebaut und die Taliban aufgerufen, die Waffen abzulegen und die Checkpoints abzubauen, die sie im Tal errichtet haben. Die Antwort der Taliban ist positiv. Ich habe auch die Regierung gebeten, alle unnötigen Kontrollen entlang der Straßen zu entfernen. Jetzt vermittle ich zwischen beiden Seiten um sicherzustellen, dass gefangene Militante und Sicherheitskräfte freigelassen werden." Was dieser Frieden für seine eigenen Leute bedeutet, kann man diesem Satz entnehmen: "Demokratie ist eine Sünde und nichts als Unglaube."

Der Titel ist dem Bollywood-Komponisten und Oscargewinner A.R. Rahman gewidmet. Vinod Mehta ärgert sich über die englischsprachige Mittelschicht, die so leicht mit dem hübschen Bild anfreunden konnte, das Danny Boyd von den Slums zeichnet. "Die Supermacht Indien hat sich endlich mit dem Mangel abgefunden. Sie findet ihre Armut behaglich. Offen gesagt, das ist Mist!"

Magazinrundschau vom 03.02.2009 - Outlook India

Ausgerechnet der IT-Staat Karnataka mit seiner Hauptstadt Bangalore, in der zum Beispiel der große Softwarekonzern Infosys seinen Sitz hat, scheint zu einem der Zentren eines hinduistischen Kommunalismus zu werden - mit Billigung der Regionalregierung. Outlook India macht die Ausschreitungen gegen Christen und Muslime zur Titelstory: "The Talibanisation of Karnataka". "Der bei weitestem häufigste Grund für kommunalistische Ausschreitungen bezieht sich auf die 'Vermischung' von Jugendlichen aus unterschiedlichen Communities. G. Rajashekar, Mitautor des Buchs 'The Dark Faces of Communalism' zählte zwischen Mai 2008 und heute '14 Fälle von Gewalt gegen Hindumädchen, die zusammen mit einem muslimischen oder christlichen Jungen gesehen wuren'."
Stichwörter: Bangalore

Magazinrundschau vom 27.01.2009 - Outlook India

Sheela Reddy stellt den pakistanisch-amerikanischen Schriftsteller Daniyal Mueenuddin vor. Mueenuddin - teils in Pakistan, teils in Amerika aufgewachsen - lebt heute als Farmer in einem kleinen Dorf am Rande der Wüste Thar im südlichen Punjab von Pakistan. Hier hat er Gedichte und Kurzgeschichten geschrieben, von denen einige bereits im New Yorker veröffentlicht wurden (hier, hier und hier). "Besonders auffällig an seinem Debütband mit 'zusammenhängenden Geschichten', die verschiedentlich mit Tschechow, Turgenjew, Faulkner und sogar, unverständlicherweise, R.K. Narayan verglichen wurden, ist, dass wir vielleicht zum ersten Mal einen Schriftsteller auf dem Subkontinent haben, der nicht nur ein erstklassiger Sprachkünstler ist, sondern sich gleichermaßenüber eine schwindende feudale Aristokratie schreiben kann wie über eine Klasse von Charakteren, die in der englischsprachigen Literatur des Subkontinents kaum vorkam: Köche, Diener, Elektriker, Rumhänger und Diebe."
Stichwörter: Farmer, Aristokratie

Magazinrundschau vom 16.12.2008 - Outlook India

Schaut nicht nach Pakistan oder auf die Muslime, schaut in den Spiegel, empfiehlt Arundhati Roy ihren Landsleuten. Für den islamischen Terror gibt es keine Entschuldigung. Aber in ihrem faktengesättigten und detaillierten Abriss der - nicht immer muslimischen - Anschläge und der Reaktion der Politiker und der Justiz darauf, hält sie fest, dass Krieg oder Hindu-Terrorismus keine Antwort sein können. Denn Terroristen, egal woher sie kommen, haben eines gemeinsam: Sie brauchen Opfer in den eigenen Reihen. Das beweisen auch die Attentäter von Mumbai. "Wenn diese Männer tatsächlich Mitglieder von Lashkar-e-Toiba waren, warum hat es sie dann nicht gekümmert, dass eine große Anzahl ihrer Opfer Muslime waren oder dass ihre Aktion voraussichtlich zu einem harten Gegenschlag gegen die muslimische Gemeinschaft in Indien führen würde, für deren Rechte sie angeblich kämpfen? Terrorismus ist eine herzlose Ideologie und wie die meisten Ideologien sieht er nur das große Bild, Individuen zählen nicht in seiner Kalkulation, sie sind nur Kollateralschaden. Es war immer Teil - und oft sogar Ziel - der terroristischen Strategie, eine schlimme Situation zu verschärfen, um versteckte Störungszonen bloßzulegen. Das Blut der 'Märtyrer' bewässert den Terrorismus. Hindu-Terroristen brauchen tote Hindus, kommunistische Terroristen brauchen tote Proletarier, muslimische Terroristen brauchen tote Muslime."

Außerdem: Der Schriftsteller Amitav Ghosh singt ein Liebeslied auf Ägypten, wo er eine Zeitlang gelebt hat. Außerdem untersucht er in einem langen Essay den Einfluss von Schriften (etwa Jacques-Henri Bernardin de Saint-Pierres und Edward Blyths) und Legenden auf den Umgang mit der Natur. Pushpa Iyengar beschreibt den Aufstieg einer neuen Riege von Schauspielerinnen aus Kerala - die ganz eigene Probleme haben: "Wie ich nur erwähne, dass ich abnehmen will, gibt es sofort einen Chor von Missbilligungen", zitiert er die Schauspielerin Megha Nair (hier ein Video).

Magazinrundschau vom 30.12.2008 - Outlook India

Outlook India hat nach den Massakern von Bombay einen Essay von Arundhati Roy publiziert, der in den Sätzen kulminierte, dass Indien vor dem Scheideweg zwischen "Gerechtigkeit" und "Bürgerkrieg" stehe (unser Resümee, hier der Artikel, der auch im Guardian veröffentlicht wurde). Die Website von Outlook India bringt nun den Mitschnitt eines Gesprächs, in dem sich Salman Rushdie scharf gegen Roys These ausspricht: "Ich glaube nicht, dass das Projekt dieser Terroristen irgendetwas mit Gerechtigkeit zu tun hat. Wenn das Kaschmir-Problem gelöst und ein gerechter Frieden in Palästina hergestellt wäre - würde Al Qaida dann abrüsten? Glauben wir wirklich, dass Lashkar-e-Toiba und Jaish-e-Mohammad die Waffen niederlegen und zu Pflugscharen schmieden und wieder Bauern werden würden, weil ihre Arbeit getan ist? Das ist doch lachhaft, oder? Denn das ist nicht ihr Projekt. Ihr Projekt ist Macht." Noch schärfer attackiert Rushdie Roys Satz, das Hotel Taj Mahal sei allenfalls eine Ikone der sozialen Ungerechtigkeit in Indien: "Diese Bemerkung in ihrem Artikel ist abscheulich. Die Idee, dass reiche Tote nicht zählen, weil sie reich waren, ist abscheulich... Sie sollte sich schämen." Auf dieser Seite lässt sich das Gespräch in Video und Audioformat verfolgen.

Magazinrundschau vom 09.12.2008 - Outlook India

Der Schriftsteller Kiran Nagarkar war zur Zeit des Attentats auf Mumbai in Berlin. Er konnte die Ereignisse nur im Fernsehen verfolgen und beschreibt seine Reaktionen, die wahrlich kein Kompliment für die westlichen Medien sind: "CNN konzentriert sich ausschließlich auf das Taj, das Oberoi und das Chabad Lubavitch Zentrum, aber erwähnt kaum die sieben oder acht Orte, an denen nur Inder sind. ... Spät nachts und ich sehe immer noch Fernsehen. Nur Taj, Oberoi und das Jüdische Zentrum interessieren CNN, CST und Cama Hospital werden nur am Rande erwähnt. Ich schalte um zu deutschen Sendern - bestimmt berichten sie ausgewogener und genauso viel über Orte, an denen hauptsächlich Inder sind. Ich kann kein Deutsch, aber verstehe genug um zu kapieren, dass auch diese Medienleute nicht glauben, dass die Angriffe auf das Cama Hospital dieselbe Sendezeit verdienen." Sein Artikel endet mit den Worten: "Ein Warnung an die ausländischen Medien, für die die Welt mit dem Westen beginnt und endet: Imperien zerfallen, Supermächte werden Underdogs. Wacht auf, Leute, bald sind China oder eine andere Nation an der Spitze. Seid nicht überrascht, wenn ihr herausfindet, dass ihr für die gar nicht existiert."
(Der Artikel ist auf Deutsch in der SZ erschienen.)

Außerdem: Das ganze Heft ist ausschließlich den Anschlägen in Mumbai gewidmet. In der Titelgeschichte schreibt Pranay Sharma über die Möglichkeit eines Krieges zwischen Indien und Pakistan. Noch ist niemand wirklich dafür, aber die Unzufriedenheit mit der Reaktion Pakistanis und auch mit den Amerikanern, die nicht genug Druck auf Pakistan ausübten, ist groß: Sharma zitiert den ehemaligen Diplomaten M.K. Bhadrakumar: "Wir haben nicht erwartet, dass [Condoleezza] Rice hierher kommt und uns sagt, dass sowohl Indien als auch Pakistan Opfer des Terrorismus sind. Wir haben mehr erwartet." Amir San beschreibt die - erst entsetzten, dann wütenden - Reaktionen in Pakistan. Payal Kapadia beschreibt die Auswirkungen des Anschlags auf die jüdische Gemeinde in Mumbai. Die pakistanische Journalistin Nasim Zehra ärgert sich über die indische Ich-stelle-keine-Fragen-Berichterstattung.

Magazinrundschau vom 02.12.2008 - Outlook India

Saikat Datta und Smruti Koppikar berichten über erste, widersprüchliche Ergebnisse der Untersuchungen des Terroranschlags auf Mumbai. "Der Name, der kursiert, ist Lashkar-e-Toiba (LeT), vermutlich in enger Zusammenarbeit mit einer Sektion der Unterwelt von Mumbai und außer Kontrolle geratene Elemente des pakistanischen Geheimdienstes ISI. Aber weder der Polizeicheg von Maharashtra, A.N. Roy, noch der Polizeikommissar von Mumbai, Hasan Gaffoor, will die Beteiligung dieser tödlichen Troika bestätigen. Tatsächlich gehen frühe Einschätzungen der Geheimdienste davon aus, dass einige der Terroristen junge britische Muslime pakistanischer Herkunft waren. Quellen sagen, sie seien über ein Jahr gut ausgebildet worden, aber die letzte Entscheidung, den Anschlag auszuführen, sei bei der Jahreskonferenz der LeT in Muridke, PoK, letzte Woche gefallen. Die Operation Mumbai wurde offenbar finanziert von dem in Saudi Arabien ansässigen Abdul Bari. Er ist Teil eines größeren Terrornetzwerks und hat auch frühere Anschläge in Indien finanziert. ... Inzwischen weist die Analyse des Akzents von zwei (mutmaßlichen) Terroristen in einem Gespräch mit einem privaten Fernsehsender darauf hin, dass sie entweder ausgewanderte Pakistani sind oder aus dem pakistanischen Teil des Punjab kommen." (Für aktuelle Informationen sollte man auf der Website nachsehen.)

Außerdem: Es war der siebte Terroranschlag in Indien seit 1993, berichtet Smruti Koppikar, dennoch waren die Behörden vollkommen unvorbereitet. Kritik an den indischen Sicherheitskräften kommt auch von Saikat Datta und von B. Raman.

Magazinrundschau vom 11.11.2008 - Outlook India

Jede Menge Artikel zu Barack Obama. Dipankar Gupta fragt unter anderem, wer Indiens Obama sein könnte: "Ein Muslim? Oder ein Unberührbarer?" Die Religion, glaubt Gupta, wird die größere Hürde sein. "Wenn sich Indien wirklich ein Beispiel an Obamas phänomenalen Erfolg nehmen möchte, dann wird der Test darin bestehen, wie wir unsere Muslime behandeln. Einer der wichtigsten Gründe, dass sich Minderheiten in den USA wohl fühlen, liegt darin, dass alle Bürger die gleichen Rechte genießen. Egal, welche Ressentiments jemand in seinem Herzen hegt - in dem Moment, da er sie ausspricht, tritt das Gesetz auf den Plan."

Weiteres: Neues "aufregendes" Kino aus Marathi verspricht Namrata Joshi und preist besonders zwei Filme. Umesh Kulkarnis Allegorie "Valu" über die Bändigung eines wilden Stiers und Ramesh Mores Film "Mahasatta" über zwei Arbeiter der Tata Werke, die sich im Jahr 2003 selbst verbrannt haben, weil sie keine feste Anstellung bekommen haben. "Was 'Mahasatta' besonders macht, ist, wie er unser kollektives Gewissen anspricht und aufstachelt. Er ruft die Herzlosigkeit der New Economy in Erinnerung, den Verrat an den Arbeitern, die sowohl von der Firma wie auch von der Gewerkschaft außen vor gelassen wurden. Der Film ist aber nicht nur ein weiteres ernstes, schwerfälliges, didaktisches Pamphlet zu einem schweren sozialen Problem; er erzählt seine Geschichte erfinderisch, kantig und engagiert."

Sehr gut besprochen werden Walter Crockers Nehru-Biografie "A Contemporary's Estaimate" und der Afghanistan-Roman "The Wasted Vigil" der Pakistanerin Nadeem Aslam.