Am 1. Januar 2008 treten Polen und die anderen Staaten Mittel-Osteuropas dem
Schengen-Abkommen bei, so dass zwischen ihnen und Westeuropa die Grenzkontrollen wegfallen. Als Ukrainer
verbindet der
Dichter Mykola Rjabtschuk damit Ängste und Hoffnungen. "Zum ersten Mal seit Jahren besuchte ich die ukrainisch-slowakisch-ungarische Grenzstation Cop. Sie war erdrückend leer. Meine erste Vermutung war, dass alle Ukrainer, und vor allem Händler, aus unbekannten Gründen Cop verlassen hätten. Die nächste Vermutung war wirklichkeitsnäher: Ab dem nächsten Jahr treten unsere westlichen Nachbarn der Schengen-Zone bei und die alte Grenze in Cop wird aus diesem Grund ganz geschlossen. Ich wurde wütend - schon wieder wollen sie die Grenzen schließen und sich somit von diesem amorphen und politisch
schizophrenen Gebilde im Osten, der Ukraine, abschotten. Jetzt erst werden wir mitkriegen, wie weit entfernt jenes Ausland ist, das uns bisher so nah erschien. Und wie nah das ist, was hinter unserer Ostgrenze beginnt und bis nach
Semipalatinsk und
Ulan-Ude reicht. Die einst in Moskau erschaffene, virtuelle Realität kann sich somit ein weiteres Mal materialisieren. Aber es stellte sich heraus, das diese Vermutung auch falsch war. ich fragte die Kassiererin, warum alle Telefonapparate von den Wänden verschwunden sind. Es wird renoviert."
Das niederschlesische
Wroclaw boomt, und will sich unweit des historischen Zentrums eine City bauen - den Entwurf für das 400-Millionen-Euro-Projekt hat das spanische Konsortium "Grupo Pasa" vorgestellt, und auch weitere Investoren kündigen
Hochhausbauten an. Agata Saraczynska
erinnert dies an die 1920er Jahre, als in dem damals deutschen Breslau Architekten wie
Max Berg,
Hans Poelzig,
Erich Mendelsohn oder
Hans Scharoun der Stadt ein modernes Antlitz verliehen: "Auch wenn viele Banken, Hotels und Bürogebäude bisher entstanden sind, lassen sie sich nicht mit den damals realisierten
Pionierbauten vergleichen. Nach 1989 entstand in der Stadt kein Objekt, das auf den Entwurf eines weltweit oder auch nur europäisch bekannten Architekten zurückgeht. Kein Gebäude ist stilprägend." Mit dem Bau des
"Hilton" soll auch das erreicht werden.
Pawel Smolenski ist
begeistert von der
Reportagensammlung aus Oberschlesien, die seine Kollegin
Aleksandra Klich veröffentlicht hat: "Bez mitow. Portrety ze Slaska" ("Ohne Mythen. Porträts aus Schlesien"). "Dieses Buch ist eine große Herausforderung und ein Abenteuer. Es erfordert viel Sensibilität und Mut. So wie alle Polen glauben, Experten in Politik und Medizin zu sein, wissen auch alle, was im
Grenzland passiert ist, was jetzt vorgeht, und was passiert ist; was jemand gemeint hat, mit welchen Absichten. Alle glauben dabei, die einzig wahre Meinung
zu vertreten, die dann
aufständische Fahnen oder Besatzerplakate schmückt."