
Im neuen Heft
unterhält sich die
Autorin Rachel Kushner mit der
Kunsthistorikerin Nicole R.
Fleetwood über deren neues Buch "
Marking Time: Art in the Age of Mass Incarceration", einen Index
aktueller Kunst von Gefängnisinsassen, zu dem es auch eine Ausstellung im MoMA geben soll. Hier erklärt Fleetwood ihren Ansatz im Hinblick auf eine andere Kunstgeschichte: "I war sehr interessiert an 'cultural mapping', wörtlich und symbolisch - daran, Künstler in Isolation mit anderen in Kontakt zu bringen. Oft wird in diesem Kontext marginalisierend von Autodidaktik außerhalb institutioneller Beziehungen gesprochen. Das Gegenteil der Fall: In dieser Kunst geht es nur um institutionelle Beziehungen. Zieht man den immensen Effekt der
Gefängniskultur auf die Gesellschaft in Betracht, wird klar, dass ein Künstler, der eingesperrt ist oder war,
im Zentrum kultureller Produktion steht. Ich wollte diese Künstler ins Zentrum der Gegenwartskunst einschreiben. Es war mir wichtig, das Buch mit ihnen und für ihre Angehörigen als das erste Publikum zu schreiben. Durch den Fond 'Kunst für Gerechtigkeit' war es der Harvard University Press möglich, Gefangenen eine Paperback-Ausgabe des Buches umsonst zugänglich zu machen … Es ging darum, die Grenzen der Museen und andere Kunst-Institutionen zu erweitern. Ich denke, es handelt sich oft um Grenzen, die durch
träges Denken und Mangel an Neugier und Engagement jenseits des bestehenden Wissens entstehen. Es war nicht mein Ziel, Kategorien wie 'Volkskunst' oder 'Art Brut' infrage zu stellen, sondern eher, das
System der Bewertung und des Werts zu hinterfragen, das beeinflusst, wie wir Museen, Gefängnisse, Künstler und Häftlinge begreifen … Das Buch zeigt, wie Menschen in Gefangenschaft mit den Bedingungen des
Eingesperrtseins experimentieren, mit Materialknappheit, räumlicher Begrenzung und Strafe, um sich etwas anderes 'auszumalen' als nur ihre Unfreiheit."