Der Theaterkritiker Győző Mátyás
widmet sich dem Phänomen, bei dem sich die Regierenden und Machthaber zumindest im Inland als
Opfer internationaler Verschwörungen sowie deren einheimischer Handlanger darstellen, wie dies neulich bei
Attila Vidnyánszky der Fall war, dem Direktor des Nationaltheaters, Vizerektor und Kuratoriumsvorsitzender der zwei in Ungarn existierenden staatlich anerkannten Schauspiel- und Filmkunstuniversitäten sowie Präsident der Ungarischen Theatergesellschaft: "Vidnyánszky bezichtigt einerseits einen bedeutenden Teil der Theaterbranche als
Vaterlandsverräter, die Angst schnüren, andererseits zählt er seine eigenen Verletzungen und Verfolgungen auf. Auf das Letztere sollen wir besonders achten, denn es ist ein allgemeines Kennzeichen des politischen Kurses. Es gibt keinen Bereich in der Kultur oder in der Wissenschaft, dessen Institutionen das Regime nicht besetzt oder vernichtet hätte und doch ertönt aus diesen Machtpositionen heraus stets die
Stimme der Verletzung, wonach hierzulande die Rechte das unschuldige Opfer der Tyrannei von liberalen, Angst und Schrecken verbreitenden Terrorbrigaden sei. Wir verstehen: Wenn sie wollen (und sie wollen!), können sie
Zeitungen schließen (
Népszabadság,
Origo,
Index), sie können eine Universität von internationalem Rang verbannen (CEU), das Netzwerk von Forschungsinstitutionen der Akademie oder die Hochburg der Künstlerausbildung besetzen, und sich dennoch andauernd beklagen. Was lächerlich und ungemein heuchlerisch ist, was aber aus einer Perspektive doch hoffen lässt, denn jene, die sie angeblich unterdrücken verfügen nur noch über eins:
ihr Talent. Und damit können sie immer noch die in den Institutionen Thronenden übertreffen."