Magazinrundschau
Die Nase schrillblau
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
19.07.2016. Erfolg ist Mord, lernt das New York Magazine von Diane Arbus. Die ungarischen Magazine trauern um Peter Esterhazy. In Slate erzählt NYT-Reporterin Rukmini Callimachi von ihren Recherchen über Al Qaida und IS. Buzzfeed stellt die Perlentaucher der Musik-Streamingdienste vor. In MicroMega erklärt Michael Cimino, warum er niemals zweimal schneidet. Slate.fr stellt Graphic Novels über den Terrorismus vor. Die New York Times porträtiert den Porträtkünstler Chuck Close.
New York Magazine (USA), 18.07.2016

Elet es Irodalom (Ungarn), 18.07.2016

Im Interview mit Csaba Károlyi spricht der Literaturwissenschaftler Mihály Szegedy-Maszák u.a. über die Sprache über Literatur und die Notwendigkeit Kanons aufzustellen und einzureißen: "Früher dachte ich, dass sich die Sprache über die Literatur entwickelt, wie die Literatur und die Künste nach meinem damaligen Verständnis nach vorne gingen. Heute glaube ich das nicht, - auch - weil ich sehr überrascht war, als mich Péter Esterházy an meinem siebzigsten Geburtstag (2013) als "konservativ" bezeichnete. Ich war nicht wirklich glücklich, als ich es hörte. Dann dachte ich darüber nach und sah ein, dass er Recht hat. Wahrlich, meine Tätigkeit ist das Behüten von etwas. Diese wertschützende Idee bedeutet bedingungslos die Schätzung der geistigen Qualität."
Nepszabadsag (Ungarn), 18.07.2016

Die ungarische Regierung hat es nicht für nötig befunden, ein Wort der Trauer zum Tod Peter Esterhazys zu verlieren. Szilvia Kuczogi, stellvertretende Chefredakteurin von Népszabadság, wundert das nicht. "In der nie endenden Kádár-Ära lasen mehrere Tausend Menschen ein merkwürdiges Buch ('Kleine ungarische Pornografie'). Neben seinen perfekten Sätze liebten sie auch die ungekämmten Haare des Autors. Seine Freiheit. Die Freiheit Esterházys wurde unsere Freiheit. 1989 ging das Nie-Endende zu Ende und Esterházy blieb weiterhin unsere Freiheit. (...) Im Jahre 2016 spricht der Ministerpräsident uns Lesern sein Beileid nicht aus. Denn wir sind diejenigen, die alleine blieben, die selbst Antworten finden müssen, die keinen Trost darin finden, dass auf eine Bücherwoche die nächste folgt, auf ein neues Buch ein neueres. Viktor Orbán tritt nicht in diesen Raum, denn damit würde er anerkennen, dass Kultur existiert. Dass die Kultur Erlebnis- und Gedankengemeinschaft ist. Dass Kultur frei ist. Dass Esterházy unsere Kultur ist. Dass wir frei sind. Ob wir ihn lasen oder nicht. Ob wir vor der Wende geboren wurden oder danach. Ob wir ein Zitat und eine Kerze auf Facebook posten oder nicht."
Slate (USA), 12.07.2016

MicroMega (Italien), 04.07.2016

Prospect (UK), 14.07.2016

Hospodarske noviny (Tschechien), 17.07.2016

Buzzfeed (USA), 13.07.2016
In einer sehr
erhellenden Buzzfeed-Reportage porträtiert Reggie Ugwu die Kuratoren, die hinter den Kulissen der großen Streamingdienste handverlesene, thematisch stimmige Playlists zusammenstellen: Die größten Dienste haben sich in den letzten zwei Jahren zunehmend auf Playlists fokussiert, "um zwei wichtige Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Erstens, Nutzer, die von einem 30 Millionen Stücke umfassenden Katalog erschlagen sind, das finden zu lassen, was sie tatsächlich wollen, und zweitens, sich in einem Markt, in dem jeder mehr oder weniger dasselbe Produkt anbietet, zu profilieren. Doch bessere Playlists zusammenzustellen ist schwieriger als man meinen würde. Der Algorithmus, der die Verdiente des neuen Gucci Mane erkennt, oder intuitiv weiß, dass man 'A Thousand Miles' von Vanessa Carlton in der Dusche singen möchte, muss erst noch erfunden werden. Bis dahin übernimmt eine Eliteklasse von Musicnerd-Veteranen diese Aufgabe. ... Während Streaming Mainstream geworden ist, haben sich auch diese Kuratoren, von denen viele als Blogger oder DJs begonnen haben, einen ungewöhnlich hohen Einfluss erarbeitet. Den Regeln folgend erledigen sie Ihre Arbeit zwar anonym - für die Dienste ist es besser, wenn sie sich wie Magie anfühlt. Aber ihrer Reichweite lässt sich immer weniger entgehen. Spotify gibt an, dass 50 Prozent ihrer weltweit mehr als 100 Millionen Kunden von Menschen zusammengestellte Playlists nutzen."

Slate.fr (Frankreich), 18.07.2016

New York Times (USA), 17.07.2016

Außerdem: Mitch Moxley berichtet über den Erfolg des amerikanischen Schauspielers Jonathan Kos-Read in Chinas Kino. Robert Draper fragt sich, ob die republikanische Mehrheit im Senat Trump überleben kann. Und in der Bücherabteilung bespricht Michiko Kakutani Dave Eggers' neuen, in Alaska spielenden Roman "Heroes of the Frontier".
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