Essay

Islam, Totalitarismus und Kritik

Von Matthias Küntzel
22.12.2014. Die Proteste der Pegida sind rassistisch: Sie verrühren Islamismus und Islam - so wie die Islamisten selbst es tun. Aber zu sagen, der "Islamische Staat" habe mit dem Islam "nichts zu tun" ist ebenso falsch. Statt dessen gilt es, Islamkritik an der Seite aufgeklärter Muslime zu entfalten.
"Nach dem Vorbild des Kalifen Abu Bakr Al-Siddiq", erklärte Mitte Dezember der Islamische Staat, "hat das Islamische Gericht der Al-Furat-Provinz einen Mann, der homosexuelle Akte vollzog, dazu verurteilt, vom höchsten Ort in der Stadt heruntergeworfen und anschließend bis zum Eintritt des Todes gesteinigt zu werden. Allahs Befehl gilt sowohl in der Vergangenheit wie auch in der Gegenwart." Abu Bakr Al-Siddiq regierte von 632 bis 634. Eine Fotoserie zeigt, wie das Opfer auf das Dach eines hohen Hauses gezerrt und dann heruntergeworfen wird. (Mehr bei Memri.)

Das triumphierende Selbstverständnis, mit dem der Islamische Staat seine Gräueltaten zur Schau stellt, schockiert und verängstigt. Wie lässt sich solch eine Bewegung, die die Kategorien unseres politischen Denkens sprengt, begreifen? Ein Rückgriff auf die Totalitarismustheorie kann helfen, tauchen doch einige Kennzeichen totalitärer Staaten bei ISIS wieder auf.


ISIS als totalitäre Bewegung

Dies gilt zum Beispiel für die Konstruktion einer höheren und zeitlosen Gesetzmäßigkeit, in deren Namen all das Morden geschieht. Bei den Nazis war es das Rassengesetz, das vom Holocaust bis zur Euthanasie alles Handeln determinierte. Unter Stalin war es ein vermeintliches "Gesetz der Geschichte", das die massenhaften Morde zu rechtfertigten schien, während der neue Kalif seine fanatisierten Anhänger für die globale Durchsetzung der Scharia und die Schaffung einer sich vor Allah duckenden Menschheit über Leichen gehen lässt. Der Glaube an das Gottesreich erweckt die Bereitschaft, alles, und sei es auch das Schrecklichste, im Dienste Allahs zu tun.

Dies gilt für die "Bewegungssüchtigkeit totalitärer Bewegungen" (Hannah Arendt), die sich überhaupt nur halten können, solange sie in Bewegung bleiben und alles um sich herum in Bewegung versetzen. Auch dieses Merkmal finden wir beim Islamischen Staat, dessen Tugendwächter in einer ständig sich ausweitenden Mobilmachung unterwegs sind, um auch noch die privatesten Lebensäußerungen zu kontrollieren.

Und dies gilt für den Terror als dem eigentlichen Wesen totalitärer Herrschaft. Wie in den totalitären Vorläuferstaaten erleben wir auch im Islamischen Staat die absolute Entfesselung von Gewalt, die mit einer nicht minder absoluten Rechtfertigung durch das damit verfolgte "höhere Ziel" einhergeht. Die Entgrenzung des Terrors zerstört die Individualität und schaltet freies Handeln aus.

All diese Elemente, die bei ISIS in Reinform auftreten, sind auch im Hamas-kontrollierten Gaza-Streifen und im Iran präsent. Der Islamismus ist offenkundig ein Phänomen, das zentrale Elemente des Totalitarismus in neuer Form zur Geltung bringt.

Damit aber gehört auch der Islamische Staat zu jenen Bewegungen, die nur auf dem Boden der Moderne - als Rebellion gegen sie - denkbar sind. ISIS verspricht, das emanzipatorische Moment der Moderne - die Herauslösung der/des Einzelnen aus den traditionellen kollektivistischen Bindungen -abrupt rückgängig zu machen. Je weniger aber Menschen mit der Moderne klarkommen, schrieb Hannah Arendt, "desto geneigter werden sie sich zeigen, sich in ein Narrenparadies oder eine Narrenhölle abkommandieren zu lassen, in der alles gekannt, erklärt und von übermenschlichen Gesetzen im Vorhinein bestimmt ist." (Hannah Arendt, Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft, München 1986, S. 970.) Der wichtigste Text, auf den die neue totalitäre Bewegung sich bezieht, ist aber der Koran.


ISIS und der Koran

Einige sagen, der Koran habe mit der Praxis von ISIS wenig oder gar nichts zu tun. Auf der anderen Seite ist auffällig, wie viel Wert der Islamische Staat darauf legt, jeden seiner Schritte religiös zu legitimieren. So beruft sich der Islamische Staat bei seiner Gebrauchsanweisung für die Vergewaltigung von Sklavinnen und weiblichen Kriegsgefangenen ebenso auf den Koran, wie bei dem neuen Strafrechtskatalog, den er am 15. Dezember 2014 veröffentlichte. Nach diesem Katalog werden folgende Delikte mit dem Tod bestraft: Lästerung über Allah, Lästerung über Mohammed, Lästerung über den Islam, Homosexualität, Spionage, Abfall vom Glauben und Mord. Bei Ehebruch wird zu Tode gesteinigt, bei Raubmord gekreuzigt. Vorehelicher Sex wird mit hundert Peitschenhieben und Alkoholgenuss oder Verleumdung mit achtzig Peitschenhieben geahndet. Bei Diebstahl wird eine Hand abgehackt, bei organisiertem Diebstahl die rechte Hand und der linke Fuß. (1)

Unabhängig von dieser Alibi-Funktion einzelner Koranverse weist der Koran aber auch in seiner Gänze Merkmale auf, die ihn für die Legitimation von Terror geeignet machen.

Da ist erstens sein Ursprünglichkeitsanspruch: Obwohl es den Islam erst seit dem siebten Jahrhundert gibt, behauptet der Koran, dass Noah, der dem Alten Testament zufolge im 3. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung lebte, ein Muslim gewesen sei. Auch Urvater Abraham soll dem Koran zufolge kein Jude oder Christ, sondern Muslim gewesen sein und die Nutzung der Kaaba in Mekka für den Islam in Gang gesetzt haben. Der Koran basiert somit auf einem Geschichtskonstrukt, das den Islam über das Juden- und Christentum erhebt. (2)

Zweitens fordert der Koran zur Tötung der Ungläubigen auf. "Und wenn ihr die Ungläubigen trefft", so heißt es in einem seiner Verse, "dann herunter mit dem Haupt, bis ihr ein Gemetzel unter ihnen angerichtet habt." (In Sure 47, Vers 4)

Drittens will der Koran nicht nur wie jede andere "heilige Schrift" als wahr gelten. Sondern er beansprucht, dass jedes seiner Worte unmittelbar von Gott stammt und im Laufe von rund zwanzig Jahren dem Propheten Mohammed durch den Engel Gabriel eingeflüstert wurde. Deshalb gilt der Koran bei Gläubigen als absolute Wahrheit und Maßstab jedweden Tuns. Da aber auch der Aufruf "Herunter mit dem Haupt" oder die Zusicherung "Sklavinnen sind euch nicht verwehrt" als unmittelbar von Gott gesandte Weisungen betrachtet werden, fällt es nicht schwer, die von Boko Haram oder ISIS begangenen Gräueltaten religiös zu legitimieren.

Viertens begünstigt der Koran nicht nur die Versuchung, sich als Muslim über die "Ungläubigen" zu erheben. Sondern er gibt den Religionskriegern auch ein besonderes Kriegsmittel an die Hand: Die Verachtung für das Leben und die Liebe zum Tod. "Wahrlich, das Jenseits ist besser für dich als das Diesseits", erklärt das heilige Buch den Muslimen in zahllosen Varianten. (Koran 4/94. Siehe auch die Verse 29/64 und 17/19) In über einem Dutzend Suren wird zudem von "Jungfrauen mit schwellenden Brüsten", "keuschblickenden Mädchen" und "großäugigen Huris" geschwärmt, die im Paradies auf die Märtyrer warten und "das Jenseits, die Stätte des Bleibens" schmackhaft machen.

Der Koran trägt somit dazu bei, die Freunde am Leben durch die Freude am Sterben zu ersetzen und die Bereitschaft zum suicid bombing zu stärken. Es ist aber gerade die Pervertierung der Kriegsführung durch Selbstmordattentate, die die radikalen Islamisten in Syrien, Nigeria oder Afghanistan zu Siegern über moderate, dem Leben zugewandte Muslime macht.

Als Ergebnis ist festzuhalten, dass ISIS den Islam nicht missbraucht, sondern auf bestimmte Art und Weise interpretiert. Man macht sich etwas vor, wenn man vom "sogenannten Islamischen Staat" spricht oder wenn man so tut, als würden Muslime, die bestimmte Passagen des Korans wörtlich nehmen, ihn verleugnen. Es gibt keine Instanz, die darüber entscheidet, ob die Anordnung "Herunter mit dem Haupt" wörtlich oder historisch oder metaphorisch zu verstehen ist.

Daraus aber folgt, dass es nicht reicht, die von ISIS gewählte Interpretation des Koran zu kritisieren. Um den neuen Totalitarismus zu bekämpfen, muss der Koran in seiner Gänze neu gedeutet und die von den Terroristen gewählte Lesart ausgeschlossen und in den Moscheen geächtet werden. So warnt der türkische Islamwissenschaftler Ednan Aslan in der Zeit vom 17. Dezember davor, sich mit der Möglichkeit verschiedener koranischer Auslegungen zufrieden zu geben: "Wenn meine liberale Auslegung richtig ist, dann kann auch die von Abu Bakr al-Bagdadi, dem Kalifen des IS, richtig sein. Wir muslimischen Theologen müssen endlich den Mut haben, zu sagen dass bestimmte Interpretationen des Islam falsch sind. Inakzeptabel. Das tun wir aber nicht."

Das tun sie in der Tat nicht. Das vermeidet selbst die Al-Azahr-Universität in Kairo, eine der anerkanntesten Lehrstätten in der Welt. Sie veranstaltete Anfang Dezember eine International Counterterrorism Conference, die die ISIS-Ideologie zwar kritisierte. Vor einer Verurteilung des Islamischen Staats als "unislamisch" schreckte sie jedoch zurück. "Als offizielle Einrichtung hat Al Azhar noch nie in ihrer gesamten Geschichte irgendjemanden oder irgend eine Organisation für unislamisch erklärt" - mit diesen Worten suchte der Pressesprecher von Al-Azahr das Versäumnis zu entschuldigen.

Dies aber ist der beunruhigende Befund: Der neue Totalitarismus leitet seine Legitimation von einem göttlichen Auftrag her. Er verfügt mit seiner Koranauslegung über ein kohärentes ideologisches Konzept. Er besitzt mit seiner aufs Jenseits gerichteten Kampfstrategie eine furchteinflößende Waffe. Und er wird von den Wortführern des Islam nur halbherzig kritisiert. Was heißt das für die deutsche Situation?


Rassismus und Paternalismus gegen Muslime

Auch in Deutschland kommt es darauf an, zwischen den Muslimen und dem Koran zu unterscheiden. Die Mehrzahl der Muslime geht hierzulande mit dem Glauben pragmatisch um: So wie Christen höchstens einmal im Jahr in die Kirche gehen, besuchen sie vielleicht einmal, höchstens zweimal im Jahr die Moschee. Doch auch in Pakistan oder Indonesien gilt das Leben als wichtiger als die Doktrin. Obwohl der Koran die Frauen degradiert, wählten die Bevölkerungen beider Länder Frauen an die Spitze ihrer Regierungen.

Deshalb ist der neu entfachte Straßenprotest gegen muslimische Einwanderer wie auch das Wort von den "grundverschiedenen Kulturkreisen" rassistisch. Wer, wie die Pegida-Kampagne Islamismus und Islam grob verrührt, vermittelt den Eindruck, als hätten allein die ISIS-Terroristen mit ihrer Koranauslegung recht, während in Wirklichkeit eine moderne Koranauslegungen oder der erwähnte Pragmatismus gang und gebe sind.

Gleichzeitig ist die Behauptung von Aiman Mazyek, dem Vorsitzenden des mit den Muslimbrüdern verbandelten "Zentralrats der Muslime in Deutschland" absurd. Mazyek behauptet, ISIS hätte mit dem Islam oder dem Koran nichts zu tun. Er trifft sich hier mit der SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi, die im Namen ihrer Partei erklärt, dass jeder, der ISIS als "islamisch" oder "radikal-islamisch" darstelle, die Muslime in Deutschland beleidige.

So werden Muslime infantilisiert: Man stempelt sie zum schutzbedürftigen Kollektiv und spricht ihnen den Willen und die Fähigkeit zur kritischen Auseinandersetzung ab. Gleichzeitig wird die Chance, die ISIS für eine Neubestimmung der Rolle der Religion bietet, verspielt. Anderswo wird diese genutzt.


In der arabischen Welt hat ISIS das Fass zum Überlaufen gebracht

Stellvertretend für einen neuen Trend in der arabischen Welt steht der Brief, den kürzlich ein Marokkaner namens Rachid an Barack Obama schrieb: "Lieber Herr Präsident, ich muss Ihnen sagen, dass Sie bei ISIS falsch liegen. Sie sagten, ISIS spreche für keine Religion. Ich bin ein ehemaliger Muslim. Mein Vater ist ein Imam. Ich habe zwanzig Jahre lang den Islam studiert. Ich kann Ihnen nur versichern, dass ISIS für den Islam spricht. … Dessen 10.000 Mitglieder sind alle Moslems. … Sie kommen aus verschiedenen Ländern, haben aber einen gemeinsamen Nenner: Den Islam. Sie folgen dem islamischen Propheten Mohammed bis auf jedes Detail." (Mehr in der New York Times, 6. Dezember 2014.)

Daneben entwickelt sich im arabischen Raum eine neue Tendenz, die in Deutschland bislang unbemerkt blieb: die Hinwendung zum Atheismus. Am 17. Dezember berichtete hierüber die Neue Zürcher Zeitung:

"2014 befragte die Al-Azhar-Universität … 6.000 Bürger und kam zum Ergebnis: 12,3 Prozent von ihnen sind Atheisten. 2012 befragte das renommierte Marktforschungsinstitut Win/Gallup International 502 Saudiaraber und kam zum Ergebnis: 19 Prozent von ihnen sind "nicht religiös", weitere fünf Prozent gar überzeugte Atheisten. Vorausgesetzt, dass diese Zahlen repräsentativ sind, hieße das: Fast ein Viertel der rund 29 Millionen Saudis ist latent oder akut religionsmüde."

Eine besondere Rolle fällt hier den sozialen Netzwerken zu. So konnte der Wiener Islamwissenschaftler Rüdiger Lohlker 2013 die Existenz von über 70 arabisch- und englischsprachigen Facebook-Seiten mit atheistischen Inhalten nachweisen. Im November dieses Jahres bestätigte auch die BBC (hier) und die New York Times (hier), dass in den sozialen Medien Saudi-Arabiens und Ägyptens eine rege Debatte über das Unheil der Scharia in Gang gekommen sei.

Die Regierungen in Kairo und Riad haben die Gefahr erkannt: Im März 2014 erklärte das saudische Regime, dass bereits die Infragestellung des Islams einen "terroristischen Akt" darstelle und dementsprechend zu verurteilen sei. Demgegenüber lässt die ägyptische Regierung Atheisten einerseits verhaften, versucht sie aber auch argumentativ in den Schoß der Gesellschaft zurückzuholen. Dies aber stößt, wie die Neue Zürcher Zeitung in dem zitierten Artikel berichtet, auf Schwierigkeiten:

"Um die Dialoge, zu denen aufgerufen und eingeladen wird, fruchten zu lassen, müssten die Religionsgelehrten die Intelligenz der jungen Zweifler ansprechen. Gerade das aber misslingt ihnen zumeist. "Das Gros von ihnen hat nie gelernt, logische Fragen zu stellen, geschweige denn, solche zu beantworten", erklärt die 22-jährige Ägypterin Aynur. Stattdessen schwinge der Klerus vorzugsweise die Keule buchstabentreuer Gottesfurcht und traktiere seine Kritiker mit Szenarien von Höllenfeuern. "Allerdings wirkt das neben all dem, was wir hier wirklich durchmachen, irgendwann ausgesprochen lächerlich", meint Aymur."

Dies alles beweist: Der arabische Frühling hat eine Diskussion über den Islam eröffnet, die angesichts des ISIS-Terrors an Fahrt gewinnt. Mutige Araberinnen und Araber nutzen den Kampf gegen ISIS, um den landläufigen Umgang mit dem Islam oder die Religion insgesamt infrage zu stellen.

Doch sie dringen noch nicht durch. "Sie werden an den Rand gedrängt", erklärt der syrische Dichter Adonis im Spiegel, "zum Verstummen gebracht, als Apostaten verfolgt und mit dem Tod bedroht." Zwar stellt der neue Totalitarismus eine globale Bedrohung dar, zwar sind die freien Gesellschaften weltweit auf derartige Verbündete im Kampf gegen den Islamismus angewiesen. Doch "der Westen hört sie nicht, weil er nicht auf sie hört. … Er betrachtet den arabischen Raum als islamischen Block."

Dies gilt in besonderem Maße für Deutschland, wo die kulturalistische Fiktion eines "homo islamicus" weiter hoch im Kurs steht - eine Fiktion, die man seit der Begegnung mit Hadschi Halef Omar - dem Antipoden zu Kara Ben Nemsi in den Schriften Karl Mays - lieb gewonnen hat. In dieses Gemälde vom hyperaggressiven oder Mitleid erheischenden Muslim passen arabische Atheisten nicht hinein.

"Wir Muslime distanzieren uns heute vom "Islamischen Staat"",erklärt Ednan Aslan im zitierten Zeit-Interview. "Aber solange wir uns von der dazugehörigen Theologie nicht distanzieren, machen wir uns unglaubwürdig". In der Tat! Wenn man auch den Koran von seinem Wortlaut nicht befreien kann, so kann man ihn doch langfristig neu interpretieren. Ein Beispiel lieferte die katholische Kirche, die mit ihrem "Vatikanischen Konzil" in den Sechzigerjahren eine Konsequenz aus ihrem Versagen zur Zeit des Holocaust zog. Während der Text der Bibel unverändert blieb, sorgte das Konzil für ein aggiornamento, für eine Aktualisierung der katholischen Doktrin, und zog den christlichen Antijudaismus zumindest ansatzweise zurück.

Zwar gibt es im Islam keine dem Katholizismus vergleichbare Struktur. Gleichwohl hat der weltweite Vormarsch und Terror der Islamisten einen vergleichbaren Prozess längst überfällig gemacht. Man wird ihn ohne ein Höchstmaß an politischem und gesellschaftlichem Druck nicht anstoßen können. Diesen Druck zu erzeugen, ist eine strategische Aufgabe - auch für die nicht-muslimischen Welt. Militärische Gewalt ist gegen ISIS vonnöten - sie allein wird ISIS aber nicht besiegen. Anstatt Islamkritik zu behindern, kommt es heute mehr denn je darauf an, sie an der Seite aufgeklärter Muslime zu entfalten - auch in Deutschland und Pegida zum Trotz.

Matthias Küntzel


(1) Islamic State (ISIS) Releases Pamphlet On Female Slaves, Memri, 4. Dezember 2014; auf: http://www.memrijttm.org/islamic-state-isis-releases-pamphlet-on-female-slaves.html, Islamic State (ISIS) Publishes Penal Code, Which Includes The Death Penalty, Crucifixion, Lashing, And Severing Of Limbs For Crimes Such As Blasphemy, Adultery, Sodomy, Spying, Slander, Theft, And Apostasy, auf: http://www.memrijttm.org/memri-jttm-islamic-state-isis-publishes-penal-code-says-it-will-be-vigilantly-enforced.html. Die Vergewaltigungen werden mit der Koransure 23, Vers 5-6 und der Strafkatalog mit Koran 5/33 legitimiert.

(2) Siehe Koran 3/67 und 2/125 sowie 43 /4. Ich orientiere mich hier und im Folgenden an der mit Anmerkungen von Annemarie Schimmel versehenen Koranübersetzung von Max Hennings, Stuttgart (Reclam) 1991.