Wenn Verlage in den Konkurs gehen, dann ist die Trauer in den Feuilletons zwar oft groß, schreibt die
Schriftstellerin Roswitha Quadflieg (die eine bedrückende Anzahl von Verlagsinsolvenzen in ihrer Autorinnen-Vita auflisten kann) im "Literarischen Leben" der
FAZ. Aber im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht dann meist die unternehmerische Seite des Verlags, nicht das oft künstlerische wie existenzielle Fiasko für die Autoren, die dort veröffentlichen. Denn auch "der Autor stürzt in einen Abgrund und mit ihm sein (im schlimmsten Fall) gerade erschienenes Buch. Das Feuilleton schweigt - bis auf ein, zwei Ausnahmen vielleicht -, kein Mucks im Radio, keine Veranstaltungen,
die Arbeit vieler Jahre versickert im Nirgendwo. Kein Einkommen mehr. Denn natürlich verschwinden auch alle zuvor in diesem Verlag erschienenen Titel aus Handel und Wandel. ... Woher
die Kraft zu einem '
Dennoch' nehmen? Wie viel Kenntnis von wirtschaftlichen Turbulenzen sind Autoren zumutbar, wie vielen üblen Gerüchten und hohlen Versprechungen halten sie stand, ohne dass ihre Seelen, ihr Denken und Schreiben Schaden nehmen? ... Wenn ständig die Wände wackeln und keine Honorare mehr fließen,
wackeln auch die Schreibtische."
Außerdem: Die
SZ läutet ihre lose Reihe zum
Kafka-Jahr mit einem Text des
Schriftstellers und Juristen
Bernhard Schlink ein, der angesichts der "großen juristischen Qualität" von Kafkas im Berufsleben abgefasster Texte nicht mehr glauben mag, dass der
Prager Schriftsteller in seiner Anstellung nur einen lästigen Brotjob gesehen hat. Nikolaus Bernau
wirft in der
taz einen Blick auf den aktuellen Stand der Dinge in den Auseinandersetzungen um das
Buddenbrookhaus in Lübeck. In den Romanen junger Schriftstellerinnen geht es wieder häufiger um
Zweierbeziehungen, fällt Marie-Luise Goldmann in der
WamS auf. Patrick Bahners liest für die
FAZ die erste Ausgabe des neuen Literatur-
Onlinemagazins Berlin Review, das sich in einem Schwerpunkt mit dem
Nahostkonflikt beschäftigt. In der
FR stellt sich Christian Thomas
Bücher von
Isaak Babel in seine ukrainische Bibliothek.
54books liefert den zweiten Teil von
Isabella Caldarts literarischem Stadtführer durch
New York (den ersten
gab es 2021). Martin Winter verneigt sich in "Bilder und Zeiten" der FAZ vor dem chinesischen Dichter
Nan Ren. Thomas David erzählt in "Bilder und Zeiten" der
FAZ von seiner Begegnung mit dem
Schriftsteller Aleksandar Hemon. Für die
SZ hat sich Sonja Zekri mit
Mely Kiyak getroffen, die mit "Herr Kiyak dachte, jetzt fängt der schöne Teil des Lebens an" eben ein
Buch über das Leben ihres Vaters geschrieben hat.
Besprochen werden unter anderem
Timon Karl Kaleytas "Heilung" (
taz), eine Neuausgabe von
Peter Flamms "Ich?" aus dem Jahr 1926 (
taz),
Jonathan Lees "Joy" (
FR),
Alex Capus' "Das kleine Haus am Sonnenhang" (
Standard),
Michela Murgias "Drei Schalen" (FAS) und
Joy Williams' Debütroman "In der Gnade" von 1973 (
FAZ).