Im Vorfeld des Besuches von
Angela Merkel in Polen
analysierte Piotr Buras neue Entwicklungen im Verhältnis der Deutschen zu ihrer Geschichte im 20. Jahrhundert. "Bis vor kurzem endete für die Deutschen die Geschichte 1945. Alles was danach kam, war Teil einer breit verstandenen Gegenwart. Nach dem Abgang der 68-er Generation, mit dem Regierungsantritt von Angela Merkel, setzte eine entscheidende Zäsur ein: auch die Nachkriegs- Bundesrepublik wird Geschichte. Was vor nicht allzu langer Zeit politisch war, verliert an Aktualität. Deutschland betritt die
Nach-Nachkriegszeit." Mit einer "Neuschreibung der Geschichte", wie es in Polen oft verstanden wird, habe das alles wenig zu tun, meint Buras. Das Wichtigste an diesem neuen Diskurs sei der "für deutsche Verhältnisse
schockierend unpolitische Blick auf die Vergangenheit"; die sinnstiftende Rolle der jüngsten Geschichte habe ausgedient.
Ein aktuelles Thema
greift auch Piotr Pacewicz auf: die
Homophobie in Polen. Zwar unterstützt Premierminister Kaczynski nicht die Ankündigung des stellvertretenden Bildungsministers Orzechowski, homosexuelle Lehrer zu entlassen. Er will ihre Bürgerrechte respektieren, nur reden sollen sie nicht über ihre sexuelle Orientierung. "Leider geht es dabei um mehr als das Werben um konservative Wähler", schreibt Pacewicz. "Die Regierenden teilen die Auffassung, dass die Existenz von Homosexuellen in Polen eine
partielle Nicht-Existenz sein soll - sie genießen danach volle Rechte, nur nicht in dem Bereich, der ihre Andersartigkeit ausmacht." Leider unterstützen ca. vierzig Prozent der Polen diese Haltung, so Pacewicz, was vor allem an der Tabuisierung des Sexuellen insgesamt in der Gesellschaft liege.
"Genau 80 Jahre nachdem im Warschauer Hotel 'Polonia' eine Ausstellung mit Werken
Malewitschs gezeigt wurde, stellt das Hotel jetzt
sechs Zeichnungen des
Malers und Fotografien aus dieser Zeit aus. Es ist eine Ausstellung für
Kenner, die Freude an Details haben." Zusätzlicher Reiz
hat für Dorota Jarecka der Ausblick aus dem Ausstellungsraum auf den Kulturpalast, "die
degenerierte Version der Visionen russischer Konstruktivisten."