Magazinrundschau
Wenn du high bist
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
08.02.2022. Die London Review liest erschüttert die Erinnerungen Aziz BineBines an seine Haft in dem marokkanischen Foltergefängnis "Tazmamart". Im Guardian erklärt der amerikanische Historiker Daniel Immerwahr, warum wir trotz Klimakrise weniger Waldbrände haben als je zuvor in der Geschichte. Das Comics Journal würdigt den verstorbenen Zeichner Jean-Claude Mézières. Der New Yorker porträtiert das brasilianische Musikgenie Caetano Veloso.
New Yorker (USA), 21.02.2022
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Tanzen kann er übrigens auch:
In einem ebenfalls sehr lesenswerten Artikel stellt Alexis Okeowo die Porträts vor, die die Dichterin Warsan Shire in einer Mischung aus Lyrik und Reportagen von Somalis im Exil gemacht hat: "An einem regnerischen Tag in London um 2013 schaltete die Dichterin Warsan Shire ein Diktiergerät ein, als ihr Onkel über seine Jugend in Somalia, sein Leben als Flüchtling und seine Sucht nach dem bitteren Aufputschmittel Khat sprach. ... Er sagte ihr: 'Wenn du high bist, ist es, als würdest du mit deinen Worten und deinen Träumen diese riesigen Türme bauen, was du morgen tun wirst, wie du dein Leben in Ordnung bringen wirst. Und dann geht die Sonne auf, und die Türme sind umgefallen. Und das machst du jeden Tag und kommst nicht weiter, weil du dich ständig selbst belügst.' ... Ein Großteil von Shires Gedichten befasst sich mit den Erfahrungen von Immigrantinnen. In den letzten Jahren war sie jedoch immer neugieriger auf das Innenleben der Männer in ihrer Familie geworden. 'Es gab immer eine Sache, die ich an einigen der Männer, mit denen ich aufgewachsen bin, besonders traurig fand', sagte sie mir. 'Sie trugen diese Anzüge, die ein bisschen zu groß waren und über die Handgelenke hingen, und sie sahen aus wie kleine Jungs, die sich verkleiden, um zu einem Vorstellungsgespräch zu gehen, bei dem sie niemals angenommen werden würden. Irgendwie erinnerte mich das auch daran, wie sinnlos sich ihr Leben in dieser neuen Welt anfühlen muss. Sie passen nirgendwo hin.'" Shires erster Gedichtband "Bless the Daughter Raised by a Voice in Her Head" wird im März erscheinen. Bei Lyrikline kann man einige ihrer Gedichte lesen und hören.
Weiteres: Margaret Talbot spürt in einer epischen Reportage nach, ob die konservativ-katholische Amy Coney Barrett, von Trump ernanntes jüngstes Mitglied des Supreme Court, helfen wird Roe vs. Wade zu kippen, das Abtreibungen für legal erklärte. Die Schriftstellerin Miriam Toews erzählt von ihrer Familie in Winnipeg. Parul Sehgal liest Sheila Hetis neuen Roman "Pure Colour". Carrie Battan hört psychedelischen Pop von Beach House. Anthony Lane sieht Joachim Triers Film "The Worst Person in the World" und Peter Schjeldahl besucht eine Ausstellung mit Skulpturen von Charles Ray im Met Museum.
London Review of Books (UK), 07.02.2022
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Ein wenig verspätet, aber sehr ausführlich huldigt der Autor Jonathan Lethem seinem Science-fiction Vorbild Stanislaw Lem. Dessen große Romane - "Solaris", "Die Stimme des Herrn", "Fiasco" - haben Lethem zufolge der Suche nach Leben im All das Heroische genommen und als Zeugnis nihilistischer Eroberungswut entlarvt. Aber auch Lems Essays zeigen noch immer Durchschlagskraft, findet Lethem: "Als höchst ambitionierter Allesdenker scheut er sich nicht, Hegel abzutun ('ein totaler Idiot'), 'Die Enden der Parabel' ('ein völlig alberner Blindgänger') oder den Buddhismus ('ein furchterregender Anachronismus an Lehren und Unterweisungen'). Seine 'Summa Technologiae', ein sintflutartiges Magnum Opus des Futurismus und der spekulativen Philosophie, das er in seinen Wunderjahren zwischen 1961 und 1964 schrieb, wurde 2013 endlich auf Englisch veröffentlicht... Das Buch nimmt, unter anderem, Donna Haraway, Richard Dawkins, Timothy Morton und ganze Regale von Cyberpunk-Literatur und objektorientierter Ontologie vorweg."
Guardian (UK), 03.02.2022
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The Atlantic (USA), 01.02.2022
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Magyar Narancs (Ungarn), 02.02.2022
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Hier ein Blick in die Ausstellung:
The Comics Journal (USA), 26.01.2022
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