Efeu - Die Kulturrundschau

Im Bewusstsein dieser Widersprüche

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16.03.2024. Die Welt bestaunt Benins neues Wahrzeichen seiner kulturellen Identität: eine 30 Meter hohe, ihre Feinde köpfende und Sklaven jagende Amazone. Die taz denkt über das Bearbeiten von Kinderbuch-Klassikern nach. In der FR diagnostiziert Leon Kahane einen "antisemitischen Klimawandel" in Deutschland, der sich bestens mit sozialistischen Utopien verträgt. Kein Schnoferl mehr bei Techno-Musik, die ist jetzt Kulturerbe, warnt der Standard.
9punkt - Die Debattenrundschau vom 16.03.2024 finden Sie hier

Kunst

Amazonen-Denkmal in Cotonou. Foto: Eolefr, unter CC-Lizenz


Martina Meister ist für die Welt nach Benin gereist, wo Präsident Patrice Talon sehr viel Geld für Kultur locker gemacht hat: "Zwei Milliarden Euro sollen bis 2026 investiert werden. Auf einem stillgelegten Bahnhofsgelände in Cotonou, 16 Hektar groß, soll im nächsten Jahr ein Kultur-Quartier mit einem Museum für Gegenwartskunst eröffnet werden. Drei weitere Museen sind in Abomey, Ouidah und in der Hauptstadt Porto Novo geplant." Zu diesem Schwung hat auch die Rückgabe von Raubkunst aus Frankreich und Deutschland beigetragen. Und jetzt nimmt Benin erstmals an der Kunstbiennale von Venedig teil. Kurator Azu Nwagbogu "will den 'erstickten Stimmen der Frauen' Gehör verschaffen, sagt er. 'Eine Bibliothek des Widerstands' soll den 'immensen Beitrag der Frauen zu Themen wie Verlust der Biodiversität, Identität, Ökologie, Wissenschaft, Geschichte der Schwarzen und Repräsentation' beleuchten. Frauen, immer wieder Frauen." Zu den bemerkenswerten Frauen Benins gehören auch die Amazonen, die mit einer riesigen Statue auf dem Boulevard de la Marina von Cotonou verewigt wurden, wie Meister erzählt. "Der Bau des martialischen, dreißg Meter hohen Monuments ist kurz nach der Wahl von Präsident Patrice Talon 2016 beschlossen worden. Die Amazone als Erinnerung an die Agjie, das brutale Heer von Frauen im Dienst des Königreichs Dahomey, die ihre Opfer mit Vorliebe köpften und auch in der Sklavenjagd im Einsatz waren, sollte das neue Wahrzeichen des westafrikanischen Staates sein und Symbol für Benins neues Selbstverständnis, Zeichen der Rückbesinnung auf die verschüttete religiöse und kulturelle Identität."

Kostas Tsioukas performing "Collective exhibition for a Single Body" by Pierre Bal Blanc. Aus "exergue - on documenta 14" von Dimitris Athiridis


In der FAZ erinnert sich Stefanie Diekmann mit Dimitris Athiridis' jetzt fertiggestellter vierzehnstündiger Filmdoku "exergue" daran, wie umstritten schon die von Adam Szymczyk kuratierte vorletzte, 14. Documenta war, mit ihrer das Budget sprengenden Doppelung in Griechenland. Was man vor allem sieht? Sitzungen. Was man dabei lernt? Arbeitsformen und -konzepte, Verfahren, Kommunikationsabläufe Spielregeln. "Dass dies die letzte Documenta, 'the last Documenta', sein könnte, wird von Teilen des Teams immer wieder formuliert. Damit meinen sie nicht unbedingt, dass nach der Documenta 14 keine mehr kommt. Sondern eher, dass die Ausgabe von 2017 diejenige sein sollte, mit der eine grundlegende Änderung der Perspektiven, Konzepte, Arbeitsweisen eingeleitet würde." Das stimmt, meint Diekmann, "auch, weil jedem Betrachter von 'exergue' klar sein wird, dass ein Documenta-Team und dessen Arbeitsalltag wahrscheinlich nie wieder so aussehen werden wie in diesem Film. Es ist eine sehr weiße Community, die sich da vor der Kamera über Kontexte der Migration und über die Probleme globaler Ungleichheit austauscht. ... Sie wenden sich gegen die Zerstörung der Welt und sind ständig mit dem Flugzeug unterwegs. Sie sprechen über die Macht des Westens und produzieren bei Ortsterminen in Beirut, Lagos, Tirana, New Delhi ständig neue Asymmetrien."

Der in der DDR geborene jüdische Künstler Leon Kahane diagnostiziert im Interview mit der FR einen "antisemitischen Klimawandel" in Deutschland, und das nicht erst seit der Documenta 15. Die brachte diesen Wandel allerdings besonders deutlich auf den Punkt. Und das war nicht alles, so Kahane, der Antisemitismus verband sich dort - in einer Bildsprache, die der "Weltkunstelite" vertraut sein musste - aufs trefflichste mit der Sehnsucht nach einer sozialistischen Utopie. "Ehrlich gesagt, ich war erschüttert. Die Schlüsse, die aus einer Utopie wie auf der documenta fifteen gezogen werden, um sie auch für zukünftige Gesellschaftmodelle anwendbar zu machen, und die Schlüsse, die aus der Aufarbeitung des Holocaust gezogen werden, stehen sich diametral entgegen... Die großen Ideale - Solidarität und Kollektivismus - sind zwar erst mal positiv konnotiert, aber sie negieren auch das Individuum: Wir sind alle eine große Familie - aber wehe, jemand bricht aus. Das haben wir in der Geschichte immer wieder erlebt, und das spielt für die Kulturgeschichte der Juden eine große Rolle... Für widerspruchsfreie Utopien muss es jemanden geben, der dafür verantwortlich ist, dass man sich in einem Dilemma befindet, das den utopischen Umbruch legitimiert. Ganze Länder stabilisieren sich innenpolitisch, indem sie ihre Konflikte auf Israel externalisieren."

Weitere Artikel: In der taz wünschte sich Sophie Jung mehr antisemitismuskritisches Urteilsvermögen im Kulturbetrieb. Philipp Meier stellt uns in der NZZ die drei Musen in Giacomettis Leben vor. Mandoline Rutkowski besucht für die Welt das British Museum, das gerade "in einem Akt der Selbstkasteiung" zehn Objekte zeigt, die ein betrügerischer Kurator aus dem Museum entwendet und verkauft hatte, die aber zurückgekauft werden konnten. In der Berliner Zeitung annonciert Susanne Lenz das Forecast Festival im Berliner Radialsystem und Marc Hoch in der SZ die Präsentation einer "wrapped Leica" von Wolfgang Volz, dem Cristo-Fotografen, heute in der Galerie am Dom in Wetzlar.

Charles Henry Alston, Girl in a Red Dress, 1934, The Metropolitan Museum of Art, © Estate of Charles Henry Alston
Besprochen werden die Ausstellungen "Harlem Renaissance and Transatlantic Modernism" im Metropolitan Museum in New York (FAZ), "Chronorama. Photographic Treasures of the 20th Century" in der Helmut Newton Foundation in Berlin (FAZ), "Herkules der Künste. Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein und das Wien um 1700" im Wiener Gartenpalais Liechtenstein (Tsp), "No Time to Dance", eine Retrospektive der israelischen Tänzerin und Künstlerin Noa Eshkol, im Berliner Georg Kolbe Museum (taz), eine Ausstellung der in Berlin lebenden chinesischen Künstlerin Pan Daijing, "Mute", im Münchner Haus der Kunst (SZ), und die auf drei Museen verteilte Frankfurter Ausstellung "Wälder - von der Romantik in die Zukunft" ("Wie die Exponate in den drei Museen ineinandergreifen, ist unbedingt ein Grund, alle drei Ausstellungsorte zu besuchen. Jedes Haus nähert sich dem Thema aus seiner Perspektive - kulturhistorisch beim Romantik-Museum, künstlerisch beim Sinclair-Haus, wissenschaftlich beim Senckenberg Naturmuseum -, erweitert diese jedoch, wobei einmal ausgelegte Fäden andernorts wieder aufgenommen werden", erklärt Petra Ahne in der FAZ).
Archiv: Kunst

Literatur

Jayrôme Robinet denkt in der taz über das Bearbeiten von Kinderbuch-Klassikern nach, um künftigen (Vor-)Lesegenerationen unliebsam gewordene Begriffe oder klischierte Illustrationen zu ersparen - und schlägt auf beiden Seiten der Kontroverse Entspannung, sowie eine "diachrone" Sichtweise vor: "Im 23. Jahrhundert werden die Menschen unsere heutigen Neufassungen als Zirkel benutzen können, um unsere Zeit zu umreißen, als Archiv für die Werte des beginnenden 21. Jahrhunderts - dazu gehören auch die Debatten darüber. Es findet also keine Geschichtsklitterung statt, sondern das Gegenteil: eine Geschichtsschreibung." So werden wohl die Leute irgendwann ""merken: Jim Knopf mit einer helleren Hautfarbe zu illustrieren, das hat einen Namen. Es heißt Colorism, eine Unterform des Rassismus, der schwarze Menschen mit hellerer Haut bevorzugt. Hat der Verlag in dem Versuch, Rassismus zu vermeiden, unbeabsichtigt eine andere Form von Rassismus reproduziert?"

In einem Essay für "Bilder und Zeiten" der FAZ denkt Isabel Fargo Cole über ihre Arbeit als Übersetzerin im Zeitalter der KI nach: "Eine standpunktlose Maschine, ein Abstraktum ohne Welterfahrung kann niemals wirklich schreiben oder übersetzen, glaubte und glaube ich." Und "man wird nicht müde, zu beteuern, der menschliche Arbeiter, der Übersetzer etwa, bleibe auf jeden Fall in the loop, nämlich als Bediener und Zuarbeiter der Maschinen. Also: aus der stumpfen Arbeit erlöst und in die Sphären der Ingenieure versetzt. Im entfesselten Markt werde das Verschwinden traditioneller Übersetzungsarbeit durch das Zehnfache an Postediting-Aufträgen kompensiert, händeringend werde nach Fachkräften gesucht. Derselben Fortschrittslogik entsprechend, zeichnet sich allerdings jetzt schon der Trend ab, auch das Postediting, sogar die Qualitätskontrolle der KI zu überlassen. Und was spräche dagegen? Heute verfassen Bots Bücher, die Amazon überschwemmen, um von Millionen weiterer Bots 'gelesen' zu werden."

Außerdem: Für die FAS porträtiert Susanne Romanowski Toxische Pommes, die mit ihrem lakonischen Humor auf Instagram die österreichische Alltagskultur aufspießt und jetzt mit "Ein schönes Ausländerkind" ihren ersten Roman geschrieben hat. Oliver Jungen resümiert in der FAZ die Diskussionen auf der Lit.Cologne. Der Schriftsteller Rayk Wieland denkt in "Bilder und Zeiten" der FAZ über den Umstand nach, dass sein Roman "Beleidigung dritten Grades" seit wenigen Monaten in Russland als Übersetzung erhältlich ist: Eingewilligt hatte er, weil er "sehen wollte, was passiert", doch "seitdem ist, um die Wahrheit zu sagen, nicht viel passiert". Rainer Moritz schreibt im Literarischen Leben der FAZ einen Liebesbrief an das häufig gering geschätzte und noch häufiger aus Texten herausredigierte Semikolon: Doch "das so oft beschimpfte, bemitleidete oder verabschiedete Semikolon feiert Wiederauferstehung - in der Literatur, wo das Ambivalente und Zwiespältige besonders gut aufgehoben ist." Zur Leipziger Buchmesse bringt die FAS ihre alljährliche Suada mit dem bösesten Gossip der Branche.

Besprochen werden unter anderem Omri Boehms und Daniel Kehlmanns Gesprächsband "Der bestirnte Himmel über mir" über Kant (taz), Mark SaFrankos Krimi "AmeriGone" (online nachgereicht von der FAZ), Fien Veldmans "Xerox" (taz), Inga Machels Debütroman "Auf den Gleisen" (taz), Irene Vallejos "Elyssa" (FAZ) und Elizabeth Strouts "Am Meer" (SZ). Mehr ab 14 Uhr in unserer aktuellen Bücherschau.

FAZ, Welt und SZ bringen außerdem heute ihre Beilagen zur Leipziger Buchmesse, die wir in den kommenden Tagen an dieser Stelle auswerten. Auch das Feuilleton der FAS steht ganz im Zeichen der Literatur.
Archiv: Literatur

Film

In aller Entschiedenheit wendet sich Daniel Gerhardt auf Zeit Online gegen die Versuche, nach der Kritik an Jonathan Glazers Oscar-Dankesrede nun auch dessen Film "The Zone of Interest" (unsere Kritik) als Holocaust-Relativierung darzustellen (unser Resümee): "Das Grauen der NS-Morde ist allgegenwärtig, es äußert sich unter anderem durch rauchende Schornsteine im Hintergrund und eine (ebenfalls oscarprämierte) Soundkulisse aus Angst- und Schmerzensschreien, Schüssen, bellenden Hunden und kläffenden KZ-Aufsehern. Anders als das Filmpersonal kann man dieses Grauen als Kinozuschauer zu keiner Sekunde ignorieren. 'The Zone of Interest' wird dadurch umso eindringlicher: Im Gegensatz zu visuellen Gewaltdarstellungen, auf die heutiges Kino- und Fernsehserienpublikum längst mit einer gewissen Abstumpfung reagiert, steckt in der akustischen Gewaltdarstellung des Films noch immer aufrüttelndes Potenzial. Die Singularität des Holocausts untergräbt Glazer dadurch nicht, sondern erkennt sie an. Die Nicht-Darstellbarkeit des Grauens, die etwa Claude Lanzmann, Regisseur der epochalen Dokumentation Shoah, schon 1994 anmahnte, bleibt von 'The Zone of Interest' unberührt."

Nach Claudia Roths Plänen zur Reform der Filmförderung stockt der politische Prozess, um diese umzusetzen, "weil sich das Bundesfinanzministerium, das für die Einführung eines steuerlichen Anreizsystems von zentraler Bedeutung ist, den Gesprächen bislang komplett verweigert", sagt NRW-Minister Nathanael Liminski im FAZ-Interview. Aber auch Roth selbst sieht er in der Kritik: "Die Länder sehen die Notwendigkeit einer Reform und bringen vielfach die Bereitschaft mit, einen Teil der finanziellen Ausfälle zu übernehmen. Allerdings erwarten wir, dass die große finanzielle Leistung der Länder bei der regionalen Filmförderung berücksichtigt wird. Es ist unseriös, wenn die Kulturstaatsministerin der Branche das Blaue vom Himmel verspricht, aber allem Anschein nach den Anteil des Bundes zulasten der Länder nicht erhöhen will."

Außerdem: Susan Vahabzadeh ärgert sich in der SZ darüber, dass in Michael Manns "Ferrari" (unsere Kritik) alle englischsprachigen Schauspieler ihre Sprache italienisch einfärben: "Wenn sich Shailene Woodley und Adam Driver streiten, klingt das, als hätten die Super Mario Brothers Zoff." Für die WamS porträtiert Elmar Krekeler den Schauspieler Stefan Jürgens. Im Filmdienst erinnert Christoph Dobbitsch an David Leans Klassiker "Die Brücke am Kwai", der dieser Tage in einer restaurierten Fassung erschienen ist. Josef Schnelle schreibt im Filmdienst zum Tod von Percy Adlon.

Besprochen werden Catherine Corsinis "Rückkehr nach Korsika" (Tsp, unsere Kritik), die Apple-Serie "Nach dem Attentat", die sich mit den Folgen der Ermordung Lincolns befasst (FAZ) und die ARD-Serie "Sexuell verfügbar" (Presse).
Archiv: Film

Bühne

Elmar Krekeler besucht für die Welt den Schauspieler Stefan Jürgens. Besprochen werden "Playing Earl Turner" von Laura Andreß und Stefan Schweigert am Theater am Werk in Wien (nachtkritik), Kevin Rittbergers Stück "vom zeugenschutz des raubwürgers" am Neumarkt Zürich (nachtkritik), Udo Zimmermanns Kammeroper "Weiße Rose" am Staatstheater Mainz (FR), die Uraufführung von Caren Jeß' Stück "Ave Joost" am Staatstheater Nürnberg (SZ) und die Uraufführung von Jez Butterworths "The Hills of California" in der Inszenierung von Sam Mendes am Harold Pinter Theatre in London (FAZ).
Archiv: Bühne

Architektur

Haus Rabe. Foto: Kulturstiftung Landkreis Leipzig


Andreas Platthaus besucht für die FAZ das von Architekt Adolf Rading Ende der 1920er in Zwenkau bei Leipzig erbaute Wohnhaus der Familie Rabe. Schade, dass es so wenig bekannt ist, meint er. "Das sollte sich ändern, denn komplett so gut erhaltene Beispiele fürs funktionale Bauen gibt es wenige." Ganz abgesehen von der Wandkunst Oskar Schlemmers und dem fantastischen Farbkonzept. Inzwischen gehört es der Kulturstiftung Landkreis Leipzig und kann besichtigt werden.
Archiv: Architektur

Musik

Der Berliner Techno ist Teil des immateriellen Kulturerbes. "Wenn also irgendwo 'Nzz, nzz, nzz' aus Lautsprechern oder Kopfhörern böllert, gilt es nun, nicht mehr gleich ein Schnoferl zu ziehen, es ist ab sofort amtlicherweise Kulturverständnis gefordert", flachst Karl Fluch im Standard, der diese Entscheidung aber dennoch "völlig gerechtfertigt" findet: Techno ist eine, wie es so schön heißt, gelebte Kulturtechnik" und "im Vergleich zu den nun ebenfalls als Kulturerbe ausgerufenen Errungenschaften wie 'Bergsteigen in Sachsen', der 'Finsterwalder Sangestradition in Brandenburg', dem 'Kirchseeoner Perchtenlauf' in Bayern, der 'Schwälmer Weißstickerei' aus Hessen oder der 'Weinbereitung aus Äpfeln, Birnen oder Quitten' im moselfränkischen Raum ist Berliner Techno schon um einiges geiler."

Diese Entscheidung dient vor allem den Geschäften von Loveparade-Mitbegründer und -Betreiber Dr. Motte, auf dessen Lobbyarbeit sie auch zurückgeht, stöhnt hingegen Julian Weber in der taz. Doch "schlimmer ist die gesellschaftspolitische Botschaft der Unesco-Entscheidung. Ohne die afroamerikanische Techno- und Housekultur in den Metropolen Chicago und Detroit, die den elektronischen Dancefloor-Sound begründet hatte, ohne die queere Clubszene im New York der 1970er und 1980er, die Ausgehkultur in der Discoepoche eingeleitet hatte, wäre all das undenkbar, was als 'Techno in Berlin' läuft. Leider hat der Vatikan ja nicht zeitgleich Disco-DJ Larry Levan heiliggesprochen, Detroit und Chicago wurde auch nicht das 'Weltkulturerbe House und Techno' zuerkannt: So bleibt 'Techno in Berlin' ein provinzieller Rollback in die 1990er."

Weitere Artikel: Marin Bail spricht für VAN mit dem Dirigenten und Cembalisten Trevor Pinnock unter anderem über die Geschichte und die Folgen der historischen Aufführungspraxis. Für die Berliner Zeitung führt Michael Maier ein großes Gespräch mit dem Pianisten Lang Lang. Christian Schachinger erklärt im Standard, wie alte Songs via TikTok wieder in die Charts kommen: "Den Alten kann es recht sein. Sie müssen sich nicht mit Neuem beschäftigen und können sich ganz auf den geistigen Verfall in der Nostalgie konzentrieren." In der FAZ gratuliert Jan Brachmann dem Dirigenten Roger Norrington zum 90. Geburtstag.

Besprochen werden das neue Album des Jazzbassisten Henning Sieverts (Tsp), Justin Timberlakes neues Album "Everything I Thought I Was" (Welt), das Comeback-Album von The Gossip (WamS) und Brennan Wedls EP "Kudzu" (taz).

Archiv: Musik