Efeu - Die Kulturrundschau

Zustände der Obsession

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17.06.2023. Im Filmdienst erklärt die Autorin Esther Kinsky, warum sie gern ein Kino eröffnen würde. Unbedingt im Kino erleben sollte man auch die latent magische Welt von Masahiro Shinodas Geisterfilm "Demon Pond" aus dem Jahr 1979, meint die FAZ. Der Freitag lernt von Kim Hyesoon, wie existenziell die Sprache des Gedichts ist. Die nachtkritik beobachtet am Staatstheater Darmstadt, wie Anne Lepper in "Jugend ohne Chor" den Kapitalismus zu überwinden versucht. Welt und Berliner Zeitung ermuntern zum Besuch des neu gestaltenen Hamburger Bahnhofs in Berlin. Die NZZ erscheint heute als Kunstausgabe mit Bildern von Neo Rauch.
9punkt - Die Debattenrundschau vom 17.06.2023 finden Sie hier

Film

Filme schaut Esther Kinsky nur im Kino, nicht zuhause, sagt die Schriftstellerin im Filmdienst-Gespräch über ihren Romanessay "Weiter sehen. Von der unwiderstehlichen Magie des Kinos", in dem sie ihre Kinopassion umkreist und darüber nachdenkt, ein leerstehendes Kino in Ungarn wiederzubeleben. "Wir erleben aktuell einen Verlust des öffentlichen Raums und eine enorme Privatisierung des Lebens, die auch die Kinokultur betrifft", sagt sie weiter. "Man redet den Zuschauern heute ein, aus welchen Gründen auch immer, dass es ein Vorzug ist, dass man die Herrschaft hat über den Ablauf dieser visuellen Prozesse. Dabei sind Filme Kunstwerke, die man respektieren lernen sollte, weil sie einen Zusammenhang haben, der nicht unterbrochen werden sollte. Sich dem Bildprozess auszusetzen und ihn zu respektieren, ist auch ein Lernprozess. Die Idee, per Knopfdruck die Kontrolle über das Gesehene zu haben, ist mir zu sehr vom Konsumenten her gedacht, der sich das allerdings auch einreden lässt. Diese Vorstellung von Beliebigkeit wird als Freiheit verkauft und sie macht den Blick nur enger, nicht weiter."

Eine latent magische Welt: Masahiro Shinodas "Demon Pond" (Rapid Eye Movies/Shochiku)

Hin und weg ist FAZ-Kritiker Bert Rebhandl von Masahiro Shinodas japanischem, auf einem Kabuki-Stück basierenden Geisterfilm "Demon Pond" aus dem Jahr 1979, der nun im Rahmen einer Jahresretrospektive des Kölner Verleihs Rapid Eye Movies wieder in die Kinos gebracht wird. Man "kann man dabei die vielen interessanten Implikationen eines zunehmend stärker auf Retrospektivität abhebenden Kulturbetriebs sehr schön beobachten. Es handelt sich eindeutig um ein Objekt mit Patina. Die Tricktechnik steckt noch deutlich in den Zeiten fest, in denen das japanische Kino so etwas wie Blockbuster-Kompetenz hatte (mit 'Godzilla' und anderen Monstern). Auch die Metaphysik, der Geisterglaube des Shintoismus, wirkt altmodisch, verbindet sich aber mit der gewollten Naivität von Shinodas Kinophantastik zu einem interessanten Hybriden." Zu erleben ist "die langsame Bewegung durch eine latent magische Welt, das vorsichtige Ertasten eines Begegnungspunkts zwischen Zauberei und Technik. Diese Szenen verdienen jede Projektion auch auf den größten Leinwänden." Im Filmdienst bespricht Lukas Foerster den Film.

Weitere Artikel: Für den Standard porträtiert Bert Rebhandl die Schauspielerin Vicky Krieps, die für ihre Rolle als "Sisi" im Film "Corsage" (unsere Kritik) mit dem Österreichischen Filmpreis ausgezeichnet wurde. Christoph Gurk zeigt sich in der SZ genervt von den vielen Gelbstichen im Gegenwartskino.

Besprochen werden Wes Andersons "Asteroid City" (Artechock, mehr dazu bereits hier, dort und da), Malte Wirtz' "Nur eine Nacht in Tel Aviv" (Artechock), Andy Muschiettis Blockbuster "The Flash" (Filmdienst, unsere Kritik) und die auf ZDFNeo gezeigte Serie "Bonnie & Clyde" (FAZ).
Archiv: Film

Literatur

Sichtlich beeindruckt schreibt Beate Tröger im Freitag über Kim Hyesoons beim Internationalen Poesiefestival Berlin gehaltene Rede zur Poesie. Die südkoreanische Lyrikerin (mehr zu ihr bereits hier) greift dafür auf ihre Erfahrungen unter der erdrückenden Zensur in ihrem Heimatland in den Siebzigerjahren zurück."Es ist diese leidvolle und unterdrückte 'Sprache ohne Sprache' und damit eine dem Artikulierten vorgängige Art des Sprechens, in der Hyesoon das 'Gespenst der Poesie' verortet, das jeder dichterischen Stimme eigen ist: 'Eine Stimme, die nach anderen Gespenstern (Zuhörer:innen) ruft, die tot sind und umherwandern, die entschwanden, verlassen wurden und verletzt.'" Diese "Rede gehört zu den großen poetologischen Texten der literarischen Moderne". Kims "Poesie der Abwesenheit, des Mangels, des Leids, in der 'eine Stimme, die von der menschlichen Sprache unbehelligt bleibt', zu hören ist, macht von einer anderen Seite her deutlich, wie existenziell und universell die Sprache des Gedichts tatsächlich ist, wie unverzichtbar, wie hoch beziehungsweise tief, und welche Zustände der Obsession bei Dichtern und Lesern von Gedichten sich einstellen." Die Rede erscheint in wenigen Tagen als Büchlein und kann hier bestellt werden.

Außerdem: Helmut Böttiger widmet sich in einer Langen Nacht des Dlf Kultur Leben und Werk der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann. Elke Brüns unternimmt für die taz einen Streifzug durch Science-Fiction-Literatur und -Filme, um zu sehen, was diese zu einer Zukunft mit K.I. zu sagen haben. Im "Literarischen Leben" der FAZ widmet sich die Romanistin Walburga Hülk-Althoff dem Leben von Adèle Hugo, der jüngsten Tochter Victor Hugos. Die Schriftstellerin Isabel Fargo Cole umkreist in einem Essay für "Bilder und Zeiten" der FAZ ihre wiederentdeckte Faszinaton für den griechischen Philosophen Zenon. Mathias Mayer schreibt in "Bilder und Zeiten" der FAZ über den Blaise Pascals anhaltenden Einfluss auf die Literatur. Thomas Klein schreibt im Filmdienst einen Nachruf auf den Schriftsteller Cormac McCarthy (weitere Nachrufe hier).

Besprochen werden unter anderem Lisa Roys Debütroman "Keine gute Geschichte" (taz), Edmund Edels "Der Snob" (FR), Christoph Heins "Unterm Staub der Zeit" (taz), Lung Ying-Tais "Am Fuße des Kavulungan" (Tsp), Mark Aldanows "Der Anfang vom Ende" (SZ) und Penelope Mortimers "Bevor der letzte Zug fährt" (FAZ).
Archiv: Literatur

Bühne

Szene aus "Jugend ohne Chor" am Staatstheater Darmstadt. Foto © Fabian Stransky


Immerhin, zum Schluss schimmert etwas Optimismus auf in Eva Langes Inszenierung von Anne Leppers Text "Jugend ohne Chor", atmet Nachtkritikerin Shirin Sojitrawalla am Ende der Uraufführung im Staatstheater Darmstadt auf. Davor versuchte man in einer Backstube den Kapitalismus zu überwinden: "Um die Verkommenheit der Menschen geht es auch bei Lepper. Ihr titelgebender Chor ist dabei längst zur Massenware geworden, nichts Besonderes, man kann ihn im Internet bestellen und dann schon sehen, was man davon hat, im Kern tot, auf der Bühne in Darmstadt indes quicklebendig. Aus 60 spärlich bedruckten Seiten Text macht die Regisseurin und Co-Intendantin des Marburger Landestheaters, Eva Lange, 60 vielschichtige Minuten, die von krassen Licht- und lässigen Tonwechseln leben. Ihr Chor besteht aus sechs uniformen Menschen, die zu Anfang blonde Mireille-Mathieu-Perücken, später kahle Schädel tragen. Der Chor ist Volk, Gesellschaft, Publikum, kritisches Bewusstsein. Nichts Dramatisches mehr, sondern lediglich nice to have."

Weiteres: In der FAZ gratuliert Jürgen Kesting der ungarischen Sopranistin Éva Marton zum Achtzigsten. Besprochen werden Alexander Zeldins Stück "The Confessions" bei den Wiener Festwochen (bisschen viel Klischees, meint Martin Lhotzky in der FAZ) und eine konzertante Aufführung von Massenets Oper "Hérodiade" an der Deutschen Oper Berlin (BlZ)
Archiv: Bühne

Architektur

Visiting Inken Baller und Hinrich Baller, Bild: Ufoufo


Hans Bussert unterhält sich für monopol mit den Architekten Inken und Hinrich Baller, deren Bauten die Hamburger Ausstellung "Visiting Inken und Hinrich Baller, Berlin 1966-89" in der Freien Akademie der Künste gewidmet ist. Die beiden erinnern sich tatsächlich noch an unbürokratische Berliner Baubehörden. Zum Wohnungsmangel heute sagt Inken Baller: "Das Bauen selbst ist gar nicht zu teuer, zu teuer sind die ganzen Rahmenbedingungen. Der eigentliche Hausbau macht ja nur 40 oder 50 Prozent der Baukosten aus. Das Problem ist der Boden. Hier in Berlin mit seinen Quadratmeterpreisen kommt man da kaum dagegen an. Da kann dann nur ein teures Haus draufgestellt werden." Was es braucht, wäre ein "vernünftiges Fördersystem", sekundiert Hinrich.

L'église Notre-Dame du Raincy von Auguste Perret. Foto von Djah unter cc-Lizenz


Peter Kropmanns besucht für die FAZ Notre-Dame-de-la-Consolation, eine Kirche im Pariser Vorort Le Raincy, vor hundert Jahren von den Brüdern Perret erbaut und die erste in sichtbar gebliebenem Eisenbeton: "Auf das gotische 'Schatzkästchen' in Paris anspielend, wurde Notre-Dame du Raincy einmal als 'Sainte Chapelle des Eisenbetons' bezeichnet. Maurice Denis' Zyklus narrativer Glasmalereien ist in luftiger Höhe platziert, kann aber kaum übersehen werden. An die Rolle des Künstlers erinnert in der Kirche eine historische Tafel. Allerdings blieb dort die Mitarbeit der Glasmalerin Marguerite Huré, einer Pionierin - das Metier war in jener Zeit noch eine Männerdomäne -, unerwähnt. Dabei dominieren nicht Denis' figurative Kompositionen die Gesamtwirkung, sondern Hurés unzählige kleine Scheiben mit abstrakten farbigen Motiven. Sie setzen der Strenge und Regelmäßigkeit des Baus eine geradezu berührende Sinnlichkeit entgegen."
Archiv: Architektur

Kunst

In der Welt freut sich Swantje Karich über die Rettung des Hamburger Bahnhofs in Berlin, die die neue Leitung - Sam Bardaouil und Till Fellrath - bis morgen mit einem Open House feiert und einer erstmals eingerichteten Dauerausstellung, die "Identifikation bieten soll": "Was sie definitiv geschafft haben: Sie haben den Hamburger Bahnhof zu einem lichteren Ort gemacht. Verbaute Fenster im Westflügel wurden geöffnet, eine große historische Öffnung im Erdgeschoss freigelegt. Überall kann man nun nach draußen treten." Auch Alicja Schindler lobt in der Berliner Zeitung das Konzept der beiden Direktoren: "Ein Rundgang setzt die Sammlung nun in einen Kontext mit Gebäude, Geschichte und Nachbarschaft. Einen neuen Namen haben die Direktoren dem Museum bereits im Herbst gegeben: Hamburger Bahnhof - 'Nationalgalerie der Gegenwart' heißt es seitdem statt 'Museum für Gegenwart'. Der Name macht deutlich, wie das Duo an die Neugestaltung geht: Nicht das Museum ist 'für' die Gegenwart da, sondern die Gegenwart bestimmt das Museum."

Neo Rauch, Die Mitte, 2020. Courtesy Galerie Eigen + Art Leipzig / Berlin und David Zwirner 2023, ProLitteris Zürich


Die NZZ erscheint heute als Kunstausgabe, mit vielen Abbildungen von Neo Rauch (Bilderstrecke). Warum ausgerechnet Rauch erklärt Philipp Meier so: "Seine Malerei kündet vielleicht vom Schicksal, als Menschen dazu verdammt zu sein, nach einem Sinn zu suchen. Da ordnen Menschen ihr Tun Tag für Tag und selbst noch nachts im Traum und weben unablässig an einer Erzählung. Da wird stets etwas verhandelt. Da geht es ums Menschsein in der prekären Gemeinschaft mit anderen. Rauchs Bilder stellen immer eine Art zwischenmenschliches Konfliktgefüge dar. Neo Rauch ist kein politischer Künstler, will es nicht sein. Das sagt er auch im Interview in diesen Spalten. Was aber wäre Politik viel anderes, wenn nicht genau all dies?"

Im nebenstehenden langen Interview spricht Rauch über seine Arbeit und seinen Kunstbegriff. Dabei kommt er auch auf die letzte Documenta zu sprechen, in der Ideologie die Kunst verdrängte: "Ich halte viel von dem Prinzip, dass der Künstler in seiner Daseinsform ein Sonderling ist, ein von gesellschaftlichen Grundmaßstäben in bestimmter Weise abweichender Könner. Kassel huldigte hingegen dem Kollektivismus. Und dieser erinnert natürlich an grauenvolle Zustände, die wir hinter uns gebracht wähnten."

Besprochen werden noch die M.C.-Escher-Ausstellung "Other World" im Kunstmuseum den Haag (monopol) und die Ausstellung des Fotografen Daido Moriyama im C/O Berlin (FAZ).
Archiv: Kunst

Design

Elton Johns Geburtstagskostüm. Foto: V&A Museum


Skye Sherwin begeistert sich im Guardian für eine Ausstellung im Victoria & Albert Museum, die den Bühnenkostümen der Diven huldigt: vom frühen Stummfilmstar Theda Bara bis zu Billie Eilish. "Seit den 1960er Jahren herrscht eine selbstbewusste Verspieltheit vor, sei es in Dolly Partons übertriebenen Klischees der blonden Sexbombe oder in der punkigen Ironie von Blondie, die in dem säuregelben Kleid, das Stephen Sprouse für Debbie Harry entwarf. Die Kleider des Edith-Head-Schützlings und verehrten Kostümbildners Bob Mackie zeigen, wie Stars wie Cher und die verstorbene Tina Turner selbstbewusst auf den Glamour der alten Diven zurückgriffen. Das vielleicht divenhafteste Ensemble von allen gehört jedoch Elton John. Das Outfit, das die Kostümbildnerin Sandy Powell für seinen 50. Geburtstag entwarf, stellte ihn als weiß gefiederten und silbern glitzernden Ludwig XIV. dar und erforderte, dass der Sänger in einem Lastwagen zu seiner Party fuhr. 'Die Theatralik dieses Kostüms ist einfach unfassbar', schwärmt Kuratorin Kate Bailey, auf seinem Hut 'sitzt eine Kanone mit Rauch aus Talkumpuder'."
Archiv: Design

Musik

Der ARD-Musikwettbewerb für klassische Musik ist noch bis 2024 gesichert, doch wie es danach weitergeht, sei derzeit noch unklar, schreibt Hartmut Welscher in VAN: "Stattdessen gibt es innerhalb der ARD Überlegungen, ihn ganz abzuschaffen. Das bestätigen Quellen in verschiedenen Rundfunkanstalten gegenüber VAN. Sicher sei, dass der Etat des Wettbewerbs abermals gekürzt werde, was intern mit dem allgemeinen Spardruck begründet würde. ... Wenn man sich in den Sendern zum Wettbewerb umhört, vernimmt man dieselben, vertrauten Klagen: dass die Intendant:innen mit Klassik nichts am Hut hätten, dass es schwierig sei, für Institutionen wie den ARD-Musikwettbewerb Fürsprecher:innen zu finden, weil sie lediglich als lästige Zöpfe wahrgenommen würden: zu wenig Sichtbarkeit, zu wenig Reichweite, zu wenige Clicks."

Nächste Baustelle: München kann zwar Fußball, aber nicht Konzerthaus, seufzt ebenfalls Hartmut Welscher im VAN-Kommentar: Auch wenn Simon Rattle demnächst nach München kommt - mit einem neuen Saal für die Stadt rechnet Welscher nicht mehr, auch wenn bereits zweistellige Millionenbeträge in das Projekt geflossen sind und jährlich hohe Pachtkosten für das Gelände fällig sind. "Das Münchner Konzerthaus ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein Kulturprojekt nicht aufs Gleis gesetzt werden sollte. Seine Befürworter verweisen oft auf die Elbphilharmonie als Paradebeispiel für die Bedeutung, die ein Bauwerk für eine Stadt haben kann. Aber der Vergleich mit der Elphi offenbart eher, was in München alles schiefgelaufen ist: Während in Hamburg am Anfang eine Vision stand, waren es in München die Interessen einiger weniger, vor allem des BR und seines Symphonieorchesters. Während in Hamburg der Saal immer auch ein Versprechen für die Gesamtstadt war - Leuchtturm, Wahrzeichen -, das heiß diskutiert, in Frage gestellt und angefeindet wurde, argumentierte man in München mit Partikularbedürfnissen, die so richtig weder begeistern noch erzürnen konnten."

Rammstein-Schlagzeuger Christoph Schneider hat in einem seltsam verdrucksten, sich über mehrere Kacheln erstreckenden Instagram-Posting das mauernde Verhalten der Band gebrochen: Der mit #MeToo-Vorwürfen konfrontierte Sänger Till Lindemann habe sich über die Jahre vom Rest der Band entfernt, feiere eigene Partys, rechtlich sei dort nach Schneiders Eindruck nichts Beanstandbares geschehen, aber "anscheinend" seien dort auch Dinge geschehen, die er "persönlich nicht in Ordnung" finde: "Die Wünsche und Erwartungen der Frauen, die sich jetzt gemeldet haben, wurden wohl nicht erfüllt". Nun ja. Dieses Posting "hat Trutzburgcharakter", findet Gerrit Bartels im Tagesspiegel. Universal habe sich zu spät und mit dem bloßen Einstellen von Promo-Aktivitäten zu egal von Rammstein distanziert, findet Christian Schröder im Tagesspiegel-Kommentar: "Ist es völlig naiv oder weltfremd, sich vorzustellen, dass Universal sagen könnte: Wir wollen mit ihm keine Platte mehr machen?" Wirtschaftlich tut der Skandal der Band - und damit auch dem Label Universal - im übrigen ziemlich gut, schreibt Jens Blankennagel in der Berliner Zeitung: Drei Rammstein-Alben stehen derzeit in den Charts. Mit der Band werde es in Zukunft so nicht mehr weitergehen, glaubt Nadine Lange in ihrer Tagesspiegel-Kolumne mit Blick auf die Folgen der MeToo-Vorwürfe für Marilyn Manson.

Außerdem: Elmar Krekeler hat für die WamS einen Tag lang die argentinische Cellistin Sol Gabetta begleitet. Martin Scholz plaudert für die WamS mit dem Who-Sänger Roger Daltrey. Besprochen werden Beyoncés Tourauftakt in Köln (Welt, FAZ), der Berliner Auftritt der ukrainischen Band Zhadan i Sobaky (taz), ein von Zubin Mehta dirigiertes Konzert der Berliner Philharmoniker mit dem Pianisten Yefim Bronfman (Tsp), Rickie Lee Jones' "Pieces of Treasure" (FR) und das neue Album von Cat Stevens, der laut SZ-Kritikerin Juliane Liebert, "wenn er im Pippi-Langstrumpf-Stil wütet, viel weniger unheimlich ist als in der Rolle des Friedenspredigers".
Archiv: Musik