Kinderbücher bis 6 Jahre



Mut zur Entdeckung. Das hat die
kleine Maus Armstrong in
Torben Kuhlmanns gleichnamigem
Bilderbuch die jede Nacht durch ein Fernrohr den Mond studiert. Sie glaubt als einzige Maus nicht, dass er aus Käse ist. Die
Mäuseluftfahrt hat zuletzt enorme Fortschritte gemacht und so beschließt sie, das Phänomen vor Ort zu erforschen und die erste Maus auf dem Mond zu werden. Wunderbar gewitzte Zeichnungen, freut sich Carsten Matthäus in der
SZ, der schon Torben Kuhlmanns Buch über den
Mäuseflugpionier Lindbergh ausgezeichnet gefallen hatte. Tempo hat die Sache außerdem und eine schöne Lehre: Genie wird fast immer verkannt. Das versteht jedes Kind.
Marianne Dubucs "Briefträger Maus" zeigt, dass man noch so klein sein kann, und trotzdem keine Gefahren scheuen darf, seinen Pflichten nachzukommen. Egal wie
kalt,
weit oder
gefährlich der Weg ist, die Maus bringt die ersehnte Post zu Familie Hase und Frau Fliege. Das Buch hat nur wenig Text, aber selbst den braucht es nicht, meint Heike Bieder in der SZ. Die "ideenreichen" Illustrationen erklären sich ganz von allein. Und schließlich empfiehlt Ulrike Schultheiß in der SZ noch das
Bienen-Bilderbuch des polnischen Autors
Piotr Socha: Vom Zeitalter der Dinosaurier, in dem es bereits
Bienen gab, gehe es über die Steinzeit, die Epoche der alten Ägypter und der Griechen bis hin zu Napoleon und den Zeidlern, die Waldbienenzucht betrieben. Alles mit originellen Zeichnungen illustriert, lobt die Kritikerin.

Susanne Straßer setzt den Elefanten auf die Wippe und sofort ist klar: Hier braucht es ganz schön viele Leichtgewichte für das Auf und Ab. Einen Pinguin, ein Krokodil und und und. Auf jeder Seite von
"So leicht, so schwer" (ab 2 Jahre,kommt eine neue Figur hinzu. Mit einfachen Mitteln und viel Fantasie lernen hier die ganz Kleinen, dass es
Leichtes gibt und Schweres, und dass viele leichte Tiere sogar einen Elefanten in die Luft heben können. Ein "federleichtes Papp-Bilderbuch", lobt Ulrike Schultes in der
SZ. Anfang der Fünfziger Jahre fragte die amerikanische Kinderbuchautorin
Ruth Krauss für ihr Buch
"Löcher gibt's, um sie zu graben" (ab 3 Jahre,in Kindergärten, wozu bestimmte Dinge da sind - der Spielplatz, der Garten, das Geburtstagsfest. Die Antworten waren oft: damit sie
kleine Kinder erfreuen. Doch manche entpuppten sich auch als Poeten, Melancholiker oder echte "kleine Freidenker", staunt in der
FAZ Uwe Ebbinghaus. Echt selbstbewusst, diese Kids denkt er. Und mit den Zeichnungen zu diesem Buch wurde der große
Maurice Sendak berühmt.


Versteht sich, dass nicht nur Mäuse
Helden sein können, sondern auch Kinder. Die
fantastischen Fünf in
Quentin Blakes "Freddy und die fantastischen Fünf" können alle etwas, was andere nicht können. Dafür können sie andere Sachen nicht, die jeder kann: Olli zum Beispiel sieht nichts, hat aber dafür Ohren wie ein Luchs. Mario sitzt im Rollstuhl, ist aber unglaublich stark. Zusammen mit Freddy, dem Fahrer geraten sie in eine schlimme Situation, der sie nur entkommen, weil sie
sich zusammentun und jeder seine besonderen Fähigkeiten ausspielt. Hintersinnig und
packend erzählt, findet Rezensent Hanns Zischler in der
NZZ. In
Chen Jianghongs "Ich werde Berge versetzen!" tut der sechsjährige Sann genau, was der Titel verheißt: Berge versetzen, damit seine Mutter es nicht mehr so weit zur Arbeit hat. Die Geschichte ist faszinierend und universell, sind sich die Kritiker in
FAZ und
Zeit einig. Und die klassisch-chinesische Tuschemalerei macht das Buch auch zu einem ästhetischen Vergnügen.



Außerdem: Ein echter Feger ist
Susan Krellers "Schlinkepütz, das Monster mit Verspätung" (ab 5 Jahre,versichert die
FAZ. Dass dieses
Monster notorisch zu spät kommt, ist kein Wunder: Es backt Pizza, macht den Frühjahrsputz, trägt Post aus und hat Triangel-Unterricht. Der Kampf gegen das eigene Chaos wird mit Charme und Tricks geführt. Die Zeichnungen sind von schlichter Eleganz, versichert der amüsierte Rezensent.
Susana Gómez Redondo erinnert mit ihrem Bilderbuch
"Am Tag, als Saída zu uns kam" (ab 5 Jahre, ) daran, dass es auch im eigenen Land eine Freude sein kann, andere Kulturen kennen zu lernen, lobt die
FAZ, die gern zugesehen hat, wie
Saida aus Marokko und ihre neue Freundin in Spanien sich gegenseitig mit Bildern, Händen und Füßen Wörter aus ihrer jeweiligen Sprache beibringen. Und
Mo Willems fordert seine kleinen Leser auf:
"Bring doch mal schnell die Taube ins Bett!" (ab 3 Jahre,Das ganze Buch hindurch argumentiert das gewitzte Tier wortreich dagegen an. Die
SZ stellte beim Versuch am lebenden Objekt entzückt fest, dass das Kind sich schnell wie ein Elternteil geriert und
prachtvolle Strafen ausdenkt, bis die Taube schließlich zum Schlafen überredet ist.
Kinderbücher 6-12 Jahre
Eins der schönsten Kinderbücher in diesem Herbst ist
Katherine Appelgates "Crenshaw - Einmal schwarzer Kater" (ab 8 Jahre,über den kleinen Jackson, der Forscher werden will. Rationale Erklärungen, daran glaubt er. Nur wenn das Geld zu Hause mal wieder knapp ist und die Sorgen den Kleinen überschwemmen, taucht Crenshaw auf, ein
Skateboard surfender Kater, den nur Jackson sehen und mit dem er reden kann. Denn die Eltern tun alles, ihre Zukunftsängste zu verbergen. "
Armut ist ein Thema, das in der Kinderliteratur selten vorkommt", meint Heike Brandt im
Kulturradio. Wie sich das für ein Kind anfühlt, schildere die Autorin "eindrücklich und ausgesprochen warmherzig", lobt die Kritikerin. Auch die
Süddeutsche applaudiert tief berührt.

Wie die
Welt, die
Menschen, die
Tiere und unser
Alphabet entstanden sind, dafür liefert
Rudyard Kipling in seinem Kinderbuchklassiker
"Der Schmetterling, der mit dem Fuß aufstampfte" (ab 8 Jahre,ganz logische Erklärungen: Der eigentlich kleinnasige Elefant bekommt nur deshalb einen langen Rüssel, weil er allzu neugierig auf das Maul des Krokodils schaut. Das faule Kamel kriegt seinen Höcker, weil es jede Frage mit "Rutsch mir den Buckel runter" beantwortet. Und das Gürteltier entsteht, weil Igel und Schildkröte sich gemeinsam gegen den Löwen verteidigen müsse. Sowohl die neue Übersetzung von Andreas Nohl als auch die Zeichnungen von Kathrin Schärer erhalten den lakonischen Sprachwitz Kiplings, versichert erleichtert Roswitha Budeus-Budde in der SZ.

"Geschichten aus der Bibel" (ab 6 Jahre,erzählen Heinz Janisch und Lisbeth Zwerger "so einfach und doch poetisch", dass Kritiker Matthias Drobinski auch beim Vorlesen seine Freude hatte. Die Autoren nehmen die Kinder ernst, lobt er, sie schmücken die
biblischen Geschichten weder aus, noch vereinfachen sie. Als echten Kinderbuchklassiker empfiehlt Tilman Spreckelsen (FAZ) schließlich
Padraic Colums Buch
"Der Königssohn von Irland" (ab 8 Jahre,von 1916, das viel mehr sei als nur die Nacherzählung einer alten
irischen Sage über einen Prinzen, der mit Hilfe der Tochter eines Zauberers die heldenhaftesten Aufgaben erfüllt. Angereichert mit Liedern und und Geschichten aus der volkstümlichen Literatur ist das Buch eine wunderbare "Schutztruhe irischer Erzähltradition", so der Kritiker.


Wie funktionieren Maßband, Uhr und Waage?
"Professor Astrokatz" (ab 7 Jahre,kann das toll erklären, fröhlich und freundlich, lobt Dietmar Dath in der
FAZ. Metaphysisch wird es dabei nie, die
Physik der Astronautenkatze bleibt stets praxisorientiert, gegenständlich und lebendig, schreibt er. Wer wissen will, was
kosmische Wollmäuse sind, wie es Tintenfische auf den Mount Everest schaffen oder was Ebbe und Flut mit einer Käsefabrik zu tun haben, der greife zu
Marc ter Horsts Band
"Wow - Die Erde!" (ab 10 Jahre,Hier lernt man auf höchst originelle Weise etwas über
unseren Planeten, versichert Rezensent Helmut Hornung in der
SZ. Und witzig ist es auch noch! Ein schönes Kinderbuch über die
Künstlerin Louise Bourgeois,
"Lied für Louise" von Isabelle Arsenault und Amy Novesky (ab 8 Jahreempfiehlt noch Dietmar Dath in der
FAZ.



Bestens unterhalten hat sich
SZ-Kritikerin Hilde Elisabeth Menzel mit
Boris Kochs Kinderkrimi "Die Mondschatzjäger" (ab 8 Jahre,Die Geschichte um vier Freunde, die in den Ferien
den Schatz eines reichen Stinkstiefels suchen, der seine Verwandtschaft im Regen stehen lässt, ist mit Witz und Tempo erzählt, versichert Menzel. Sehr gelobt wurde auch
Anke Kranendonks "Käpt'n Kalle" (ab 8 Jahre,der mit Hund Max und Meerschweinchen Hektor in einem Boot die
Kanäle Amsterdams erkundet und dabei manche Gefahr und Überraschung erlebt. Pfiffig und mutig ist Kalle, findet Siggi Seuss in der SZ, ein echtes Vorbild. Und dann wäre da noch die kleine Paula, die in
Sandra Brandstätters gleichnamigem
Buch (ab 8 Jahre,mit ihrem Schwarm den Absender eines fehlgegangenen
anonymen Liebesbriefes sucht. Die Autorin schildert die Verwicklungen mit Witz und Gefühl, so SZ-Kritiker Christopher Haas, der sich auch über die burlesken Nebenfiguren amüsiert hat.



Den etwas älteren Lesern sei
M.
G.
Leonards "Käferkumpel" (ab 10 Jahre,empfohlen. Die Geschichte um einen tapferen Halbwaisenjungen, der seinen Forscher-Vater aus den Fängen einer gierigen Genetikerin befreien will und dabei mit
allerhand Käfergetier paktiert, ist ein einziges großes Abenteuer lobt in der
FAZ Dietmar Dath. scheint ihm alles richtig zu machen. Wer sich auch noch weiterbilden will, kann gut ein Insektenbestimmungsbuch dazu lesen, meint er. Auch die
SZ empfiehlt den Band als veritablen Thriller. Nach 19 Jahren hat
Cornelia Funke endlich einen Folgeband zu ihrem Fantasybuch "Drachenreiter" geschrieben: In
"Drachenreiter - Die Feder eines Greifs" (ab 10 Jahre,müssen Ben, Barnabas und Fliegenbein ihre Art vor dem Untergang bewahren. Das geht jedoch nur mit Hilfe eines Drachens und eines Kobolds. Eine
klassische Abenteuerreise, mit viel Fantasie erzählt, lobt Tilman Spreckelsen in der
FAZ. Die
SZ fühlt sich in die "magische Phase" der frühen Kindheit zurückversetzt. Empohlen sei auch noch der schwedische Kinderkrimi
"Sally Jones - Mord ohne Leiche" von
Jakob Wegelius (ab 9 Jahre,in dem die vielseitig begabte
Gorilladame Sally Jones im Portugal und Indien des frühen 20. Jahrhunderts einen Mordfall aufklären muss. Siggi Seuß empfiehlt das in der
SZ als meisterliche Mischung aus Jules Vernes, B. Traven und Pulp Fiction. Mit 624 Seiten ein "umfangreiches (Vor-)Lesevergnügen für die Ferien", verspricht Eva-Christina Meier in der
taz.


Zuletzt seien noch zwei Bücher über Freundschaften empfohlen. In
Stefan Boonens "Der Riese, der mit dem Regen kam" (ab 8 Jahre,freunden sich zwei Kinder in einem
fantasiefeindlichen Hochhaus an. Doch dann muss Albert ausziehen, obwohl er und Kalinda gerade den Riesen im Erdinneren entdeckt haben. Freunde wollen sie trotzdem bleiben. Das ist anregend, erfrischend und voll "prallem Realismus" erzählt, lobt Dirk Pilz in der
NZZ.
Kate DiCamillo feiert in
"Little Miss Florida" (ab 10 Jahre,die
Mädchenfreundschaft. Es geht um drei ganz unterschiedliche zehnjährige Mädchen, die am Talentwettbewerb "Little Miss Florida" teilnehmen und trotz der Konkurrenz sich nicht gegeneinanderstellen. Aber es ist auch ein Buch, das einen kritischen Blick auf die Welt der Erwachsenen wirft. Die Kritikerinnen in Zeit und SZ sprechen eine klare Empfehlung aus.
Jugendbücher
Jahrelang hat die Schwimmerin Lou Brown, 15 Jahre, soziale Außenseiterin, altkluge Nervensäge, für die
Olympischen Spiele trainiert. Dann scheitert sie an der Qualifikation. Statt um Gold zu schwimmen, trainiert sie jetzt drei superbegehrte Jungs, die sie immer hochnäßig übersehen haben, für eine Talentshow im
Unterwassertanz. Genau.
Nat Luurtsemas "Lou und ihr Männerballett" (ab 14 Jahre,ist das "vielleicht witzigste" Jugendbuch der Saison, verspricht Verena Hoenig in der
SZ. Selbstironisch und
höchst amüsant, stimmt Marion Klötzer in der
NZZ zu. Und alles wichtige drin: Leistungssport und körperliche Komplexe, erste Liebe und die Konkurrenz unter Mädchen.


Außerdem empfohlen:
Patrick Ness'
"Das Morgen ist immer schon jetzt" (ab 12 Jahre,der sich um eine Gruppe Jugendlicher
kurz vor Schulabschluss dreht. Um Verlust und die Bedeutsamkeit des nächsten Schritts geht es in der Geschichte, erklärt Cornelia Geissler in der
FR, aber auch um ganz normale Probleme an der Schwelle zum Erwachsensein. Und
Tamara Bachs "Vierzehn" (ab 14 Jahre,das nur von einem einzigen Tag handelt, dem ersten Schultag nach den Sommerferien. Bach versteht es großartig, die
Nöte der Pubertät abzubilden und was es heißt, wenn der
Vater eine Neue hat oder einem jemand eine Postkarte schreibt, an die man sich im Schlaf schmiegt wie an einen Schatz, lobt Friedtjof Küchemann in der FAZ.
Carla Maia de Almeidas Jugendroman
"Bruder Wolf" (ab 12 Jahre, ) ist ein "literarisches Ereignis", jubelt Christine Knödler, die in diesem Buch die kleine Bolota vom achten bis zum fünfzehnten Lebensjahr begleitet, den
sozialen Abstieg der Familie durch Arbeitslosigkeit, Armut, Trennung erlebt und sich mit deren Vater auf eine traurige Reise
durch Portugal begibt. Bolota verfügt nicht nur über eine besondere Beobachtungsgabe, sie ist auch empfänglich für feine Stimmungen und kann durch ihre ganz eigene Sprache Wirklichkeit in Fantasie verwandeln, lobt die hingerissene Kritikerin. In der
FAZ kann Fridtjof Küchemann das nur bestätigen.


Sehr gelobt wurde auch
Jenny Jägerfelds Roman
"Easygoing" (ab 14 Jahre,um die an
ADHS leidende Joanna, deren Gedankenwelt wie ein "experimentelles Jazzorchester" klingt, so der Zeit-Kritiker Kat., und die sich zu allem Übel nicht nur um die depressiv-lethargischen Eltern und die chronisch klamme Haushaltskasse kümmern muss, sondern neben einer lesbischen Beziehung zu einer Mitschülerin auch noch mit Drogenhandel beschäftigt ist.
Wunderbar abgedreht, lobt Kat.
Simon van der Geests ungewöhnlich oft besprochener
"Krasshüpfer" (ab 12 Jahre,kommt als Tagebuch des elfjährigen Hidde daher, erzählt von dessen Liebessorgen und der erbitterten Fehde mit dem Bruder um den Keller, in dem der älteste Bruder ums Leben kam. Starker Tobak, meint in der
FAZ Fridtjof Küchemann. Aber das Gespür des Autors für die
kindliche Perspektive, Gefühls- und Vorstellungswelt findet er bemerkenswert.
SZ,
Welt und
NZZ geben ebenfalls starke Leseempfehlungen.
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