"Was in den kommenden fünf Jahren durch
künstliche Intelligenz mit der Welt passieren wird, wird
alles in den Schatten stellen, was wir vorher gesehen haben", sagt der KI-Forscher
Christian Bauckhage im
Welt-Gespräch, in dem er auch die
Entwicklung eines Bewusstseins von Künstlichen Intelligenzen nicht ausschließt und erklärt, dass die KI dem Menschen bereits überlegen ist: "Wir wissen im Prinzip, wie diese Systeme funktionieren, aber ihre schiere Größe macht sie
intransparent. Wir reden hier von 100 Milliarden Parametern. Kein Mensch kann sagen, welcher Parameter an welcher Stelle für welches Verhalten des Systems verantwortlich ist. Die Algorithmen, die in diesen Systemen ablaufen, verstehen wir sehr gut, sonst könnten wir sie nicht bauen. Aber das, was diese Algorithmen erzeugen, ist von einer Komplexität, die für Individuen,
für ganze Teams von Leuten überhaupt nicht nachvollziehbar ist."
"KI darf den Menschen nicht ersetzen", warnte auch der deutsche Ethikrat in seinen Empfehlungen zum Einsatz Künstlicher Intelligenz. "Es wäre falsch, das als
Binsenweisheit abzutun und den dazu betriebenen Aufwand infrage zu stellen",
meint Harry Nutt in der
Berliner Zeitung. "So wird beispielsweise konstatiert, dass KI-Systeme auf der Basis vorhandener Daten lernen und dadurch womöglich auch vorhandene Festschreibungen und soziales Gefälle transportiert werden. Es sei sogar denkbar, 'dass
explizite Diskriminierungsabsichten in komplexen Systemen versteckt werden könnten'."
Bei
Spon rollt Sascha Lobo die Augen: Der ganze Sinn von KI ist es doch, den - höchst fehlerhaften - Menschen zu ersetzen! "Das Menschenbild, das der Diskussion zugrunde liegt,
romantisiert an vielen Stellen den Menschen und seine menschliche Entscheidungsgewalt, etwa mit einem Satz wie: 'Wollte man versuchen, den Menschen als Handlungssouverän zu ersetzen, käme es zu einer Diffusion oder vollständigen Eliminierung von Verantwortung.' Ethik könnte prinzipiell auch 'Mahnwesen' heißen, das liegt in der Natur dieser Disziplin. Aber diese große Mahnung verkennt aus meiner Sicht, dass der Mensch als Handlungssouverän oft genug
komplett in den Quark greift und anschließend nicht einmal genau sagen kann, warum. 'Eliminierung von Verantwortung' ist sogar ein
klassisches Muster der menschengemachten Bürokratie - der man maschinell entgegenwirken kann, weil die Maschine
transparent sein kann und dadurch messbar wird,
wenn man will."