Magazinrundschau - Archiv

Outlook India

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Magazinrundschau vom 27.11.2012 - Outlook India

Pranay Sharma unterhält sich mit Israels früherem Außenminister Shlomo Ben-Ami über die jüngste Eskalation im Nahen Osten. Eine Konzentration auf militärische Mittel alleine hält zwar auch dieser für falsch, doch der Ansicht, Israel verhalte sich unverhältnismäßig, kann er nur widersprechen: "Die Frage nach der Verhältnismäßigkeit ist, offen gesagt, fehl am Platz. Verhältnismäßigkeit entspricht im modernen Kriegswesen keinem biblischen Konzept wie 'Auge um Auge'. Man nutzt militärische Kraft im Hinblick auf das Ziel, in diesem Fall also den Willen der Hamas zu brechen, die Bevölkerung Israels selbst noch im entfernten Tel Aviv solchen Attacken auszusetzen. Der Luftschlag ist dabei die chirurgisch präziseste Form der Durchführung; und wenn Israel bislang davor scheute, Bodentruppen einzusetzen, dann wegen der zivilen Opfer, die damit einhergingen. Kriege sind hässlich und ich kenne keine vergleichbare Art und Weise der Konfrontation wie der in Gaza, wo die Zivilisten nicht unter den Folgen leiden, vor allem auch, wenn man die Strategie der Hamas kennt, deren gesamter Militärapparat mit voller Absicht mitten unter Zivilisten untergebracht ist. [...] Ich kenne das israelische System mit seinen Vorzügen und Mängeln. Zivilisten absichtlich anzuvisieren gehört nicht dazu."
Stichwörter: Hamas, Tel Aviv

Magazinrundschau vom 06.11.2012 - Outlook India

Namrata Joshi hat sich "Celluloid Man" angesehen, Shivendra Singh Dungarpurs Dokumentarfilm über P.K. Nair, den man sich als indische Entsprechung zu Henri Langlois vorstellen muss, als einen Filmsammler und -archivar, ohne den die (ohnehin mäßig dokumentierte) indische Filmgeschichte noch schlechter überliefert wäre: "Es gelang ihm, neun von den etwa 1700 in Indien entstandenen Stummfilmen zu retten und das in einer Zeit, in der von Geldsorgen geplagte Filmproduzenten dafür bekannt waren, ihre eigenen Filme als Schrott zu verscherbeln oder das in den Filmrollen enthaltene Silber zu extrahieren, um etwas Geld zu beschaffen. ... Seine Leidenschaft für das Kino war von der Art, dass er sich noch immer daran erinnert, dass sich die Sequenz an den Stufen von Odessa in der sechsten Filmrolle des 'Panzerkreuzer Potemkin' befindet und dass das Stück 'Aaj Sajan Mohe Ang Laga Lo' in der neunten Rolle von 'Pyaasa' knistert. Dieses Maß an Hingabe machte aus ihm einen Einsiedler - selbst für seine Familie."

Im Teaser zum Film bestellt sich Nair dann auch diverse Filmrollen wie aus einer Speisekarte:


Magazinrundschau vom 16.10.2012 - Outlook India

Zum 70., beziehungsweise 80. Geburtstag würdigt Bollywood-Regisseur Karan Johar die beiden zentralen Größen Amitabh Bachchan und Yash Chopra, die Johar seit seinen eigenen Kindheitstagen kennt, mit einem sehr persönlichen Text, in dem man viel über den fast gottgleichen Status erfahren kann, den große Bollywood-Stars in Indien genießen: "Ich war ein Nervenbündel, als ich Onkel Amit für meinen zweiten Film, 'Sometimes Happy, Sometimes Sad', vor der Kamera hatte. Ich wurde ohnmächtig am Set, ich musste mich ganz auf meine Choreografin Farah Khan verlassen. Es war schwierig, mich mit der Tatsache zu arrangieren, dass ich Herrn Bachchan Anweisungen gab. Die Leute denken, dass man sich an die Stars gewöhnt, wenn man in der Industrie tätig ist. Dass es keine große Sache ist, wenn man erstmal drin ist. Jedoch, das Gegenteil ist der Fall: die Sache ist eine umso größere. Da man die Mechanismen kennt, ist man sich der Position des Stars und dessen, was ihn zum Phänomen macht, noch um einiges deutlicher bewusst. Für mich war es eine außerkörperliche Erfahrung, zu Onkel Amit 'Action' und 'Cut' zu rufen." Kein Wunder, Bachchan war und ist schließlich der "Don":


Stichwörter: Bollywood, Johar, Karan

Magazinrundschau vom 18.09.2012 - Outlook India

"Unsere Filmindustrie ist nicht Hollywood, wo eine Meryl Streep auch noch mit Falten und Altersflecken ihre Weltherrschaft aufrecht erhalten kann", schreibt Namrata Joshi angesichts der schwiergen Comebacks zahlreicher Bollywood-Diven in jüngerer Zeit, von denen ein Großteil klassisches Divenalter eigentlich noch gar nicht erreicht hat: "'Probleme treten dann auf, wenn du versuchst, dich den Bedürfnissen des Mainstreamkinos anzupassen', sagt Shailesh Kapoor, Vorstandsvoritzender von Ormax Media. Wenn das Rampenlicht schon gegenüber reifen Schauspielern nicht gnädig ist, so ist es gegenüber seinen alternden Hauptdarstellerinnen erst recht ungnädig. Männer sind mit dem Dilemma der eigenen Wiedererfindung und den Zwängen, sich anzupassen, erst mit knapp 50 konfroniert, man frage nur Sunny Deol oder Sanjay Dutt. Himmel, sogar Amitabh. Für Frauen aber klingeln die Alarmglocken bereits, wenn sie die 30 überschritten haben. ... Substanzielle Rollen sind schwerer zu finden. Fimemacher Onir, der 'I Am', Juhi Chawlas ersten Film nach einer langen Schaffenspause gedreht hat, fordert, dass es mehr Filme mit Rollen für ältere Darstellerinnen geben sollte."

Magazinrundschau vom 28.08.2012 - Outlook India

Gandhi, ein technophober Modernekritiker? Das Bild bedarf der Berichtigung, schreibt Sudheenra Kulkarni in seinem neuen, offenbar sehr netzaffinen Buch "Music of the Spinning Wheel", in dem er die Ansicht vertritt, dass gerade das Internet heute die symbolische Funktion von Gandhis Spinnrad übernehmen könnte. Outlook India präsentiert daraus einige Auszüge: "Das Internet erfüllt die Erwartungen an eine ideale Maschine, wie Gandhi sie sich vorstellte. ... Der durch das Netz bedingte Wandel beweist, dass es im Dienst des 'Khadi Geistes' steht. Er bedeutet einen Übergang von Globalisierung zu Glokalisierung; von Zentralisation zu Dezentralisation; von Macht und Wohlstand in den Händen einiger in die vieler; von rein über materielle Begriffe definiertem Wohlstand hin zu einem, der den Reichtum der Kultur und ethische Werte herausstellt; von ungesundem Wettbewerb hin zur gesunden Kooperation; von einer vom Erkundungswillen geprägten Einstellung gegenüber der Natur und ihrer Ressourcen hin zu einer Einstellung des harmonischen Miteinanders." (Nur gut, dass Gandhi keine Wikipedia-Edit-Wars, Internet-Trolle und Youtube-Kommentatoren mehr erleben musste, sonst hätte er wohl doch wieder sein Spinnrad aus dem Keller geholt.)

Magazinrundschau vom 14.08.2012 - Outlook India

Indien hat entschieden: Der Sozialreformer und Kastenwesengegner Bhimrao Ramji Ambedkar ist der "größte Inder nach Gandhi" (hier das genaue Ergebnis). Outlook India beleuchtet das Ereignis mit einer Vielzahl von Essays in einer Sonderausgabe. Eine Auswahl daraus: S. Anand resümiert die lange Reihe von Demütigungen, denen Ambedkar im Laufe der Geschichte ausgesetzt war, und freut sich daher umso mehr über diese Würdigung. Nichts weniger als eine Blaupause für ein neues Indien verspricht sich Raja Sekhar Vundru: "Dort, wo Gandhis Rolle an ihr Ende kam, beginnt die von Ambedkar". Sudheendra Kulkarni hält Ambedkars "Vergötterung" unterdessen für gefährlich: Wo Debatte und Kritik weggewischt werden, würden Ambedkars Bestrebungen nach Gleichheit und sozialer Gerechtigkeit unterwandert. Namrata Joshi bemängelt nach einer Umschau in der indischen Filmgeschichte die kaum vorhandene Repräsentation von "Unberührbaren", zu denen Ambedkar zählte. Slavoj Zizek lobt Ambedkar als Revolutionär, der, ganz im Gegensatz zum Reformator Gandhi, dem sozial ungleichen Status der "Unberührbaren" an die Wurzel gehen wollte: "There will be outcasts as long as there are castes."

Magazinrundschau vom 10.07.2012 - Outlook India

Booker-Prize-Gewinner Aravind Adiga empfiehlt seinen Lieblingsroman über Mumbai, den bereits 1979 erschienen Roman "Shikari" von Yashwant Chittal, den, was Adiga kaum glauben und unbedingt ändern will, kaum jemand kennt. Das Buch handelt von einem Mann, der auf Grund einer ihm undurchsichtigen Anklage seine Spitzenposition in einem Chemieunternehmen verliert. Die Nähe zu Kafka ist dabei klar ersichtlich, schreibt Adiga, doch ist "Shikari" auch "mit Reverenzen an existenzialistische Philosophen wie Camus und Erich Fromm reich gespickt. Doch schöpft die Art, wie Chittal in einer parallelen Reihe von Bildern die Wandlung seines Protagonisten anlegt, der seine frühere Existenz in der Unternehmenswelt ablehnt, obwohl ihm die Chance eingeräumt wird, seinen Namen reinzuwaschen und an seinen Arbeitsplatz zurückzukehren, aus der Hindu-Mythologie. ... Den passenden Übersetzer und bloß bescheidene Unterstützung durch einen Verlag vorausgesetzt, dürfte sich 'Shikari' als Klassiker der modernen indischen Belletristik erweisen."

Magazinrundschau vom 05.06.2012 - Outlook India

Eine ganze Sonderausgabe zum hundertsten Geburtstag ist Bollywood gewidmet. Eine Auswahl: Mukul Kesavan verteidigt Bollywood gegen Kritiker (insbesondere auch aus den Reihen seiner Liebhaber), die es als hybrides, jedenfalls qualitativ minderwertiges guilty pleasure sehen: "Kolonialisierte Länder wie unseres borgten sich die Kurzgeschichte, den Roman und selbst den literarischen Modernismus vom Westen. ... Doch die fiktionale Form des Langfilms ist einzigartig, da sie sich in Indien exakt zum selben Zeitpunkt herausbildete wie in Großbritannien oder Amerika. ... Die Filmtechnologie ist vielleicht andernorts erfunden worden, doch die Kunst des Kinos reifte in Indien zur Blüte, als sie sich auch im Westen entwickelte. Dadasahel Phalke arbeitete zur selben Zeit an 'Raja Harischandra', dem ersten Bombay-Film, in der seine britischen und amerikanischen Kollegen Adaptionen von 'Oliver Twist' drehten. Man kann darin ein frühes Zeichen dafür erkennen, welche verschiedenen Richtungen der Langfilm hier und dort einschlagen würde. Phalke verfilmte einen Mythos, während seine westlichen Kompagnons eine Geschichte auswählten, die in einem Armenhaus zu Zeiten der Industrialisierung Englands angesiedelt ist." Leider ist "Raha Harischandra" in seiner kompletten Fassung verschollen, auf Youtube finden wir aber immerhin einen Ausschnitt aus den Überbleibseln:



Weiteres: Rauf Ahmed erinnert an "Alam Ara", den ersten Tonfilm Bollywoods, der 1931 entstand. Für Peter Bradshaw haben Bollywoodfilme in ihren besten Momenten Shakespeare-artige Qualitäten. Gulzar denkt über Filmmusik nach. Jigna Kothari begibt sich auf Spurensuche nach dem verführerischen Vamp in der Bolly-Filmgeschichte. Uptal Borpujari erinnert an die Qualitäten des nordöstlichen Kinos in Indien abseits von Bombay. Sunil Menon prüft das Hindi-Kino auf utopische Potenziale und sein Verhältnis zur sozialen Wirklichkeit ab. Sudhir Mishra birgt die Tradition des poltischen Kinos neben dem offiziellen Glamourbetrieb. Eine kleine Fotostrecke klärt darüber auf, in welchen Settings Bollywoodfilme gesehen werden. Mit viel Wonne wühlt Arnab Ray im Keller nach wüsten Trashmovies und stößt dabei etwa auf den wilden Horrorfilm "Purana Mandir".

Magazinrundschau vom 06.03.2012 - Outlook India

Der Oscarerfolg von "The Artist" lässt Naman Ramachandran in der indischen Filmgeschichte stöbern. Dabei entdeckt er den Film "Pushpak" aus den Achtzigern, der sich zwar nicht am ästhetischen Modus der klassischen Stummfilme orientiert, aber ebenfalls ganz auf Dialoge verzichtet. Und er kann auch heute noch bestens bestehen, findet Ramachandran: "Gewiss, die Botschaft, dass Geld die Wurzel vielen Übels ist und Ehrlichkeit die beste Handlungsmaxime, wird hier mit der Spachtelkelle aufgetragen. Aber das ist nur ein geringer Einwand, wenn man sich vor Augen hält, wie wunderbar der Film auch bei einer wiederholten Sichtung noch funktioniert. Die Zusammenarbeit zwischen Regisseur Singeetham Srinivasa Rao und dem Schauspieler Kamal Haasan, die mit 'Raja Paarvai' erstmals aufkeimte und später zu vielen, denkwürdigen Filmen führen sollte, blühte in 'Pushpak' richtig auf."

Youtube sei Dank kann man sich von dem Film selbst ein Bild machen:


Magazinrundschau vom 07.02.2012 - Outlook India

Für einige Verwirrung sorgt derzeit die jüngst bekannt gegebene Entscheidung von Sony Pictures, David Finchers neuen Film, die Stieg-Larsson-Adaption "The Girl with the Dragon Tattoo", nicht in die indischen Kino zu bringen, nachdem die indische Zensurbehörde bereits im Dezember einige Schnitte angemahnt hatte, informiert Namrata Joshi. Allerdings hat Sony bislang von seinem Widerspruchsrecht keinen Gebrauch gemacht und bereits in anderen Ländern zensierte Überarbeitungen geduldet: "Dies kommt wie ein Schlag in einer Zeit, in der die indische Zensurbehörde darum bemüht ist, sich schrittweise einer weniger restriktiven Haltung anzunähern. Eine ganze Reihe von Mainstreamfilmen wurde im vergangenen Jahr ohne Schnittauflagen genehmigt. Dem Film 'I Am' wurde ein langer, schwuler Kuss gestattet und 'Delhi Belly' kam mit schmutziger Sprache und Anspielungen auf Oralsex durch. (...) Was sich wohl als praktisch erweisen könnte, wäre ein Altersfreigabesystem auf Basis des gesunden Menschenverstands statt Zensur und Verbote." (Was man wohl auch deutschen Freigabe- und Indizierungsinstitutionen ans Herz legen könnte)