Im
Interview mit László J Győri spricht der Schriftsteller
László Krasznahorkai über seinen neuen Roman mit dem Titel "Herscht 07769", der in einer
Siedlung in Thüringen spielt und in dem der Bach-Kult auf Neonazis trifft. Bei knapp 440 Seiten besteht der Roman - nicht untypisch für Krasznahorkai - aus
einem einzigen Satz, "jedoch nicht im herkömmlichen Sinne, wie auch in meinen früheren Büchern folgte ich nicht der Schreibweise, die üblichweise für einen Satz gilt. In meinen Romanen und Erzählungen verwende ich Schreibweisen, die keine Rücksicht nehmen auf die Tradition der letzten paar hundert Jahre. Der Grund dafür ist, dass ich mich nicht verpflichtet fühle, einen Filter zu verwenden oder die auf mich einströmenden Monologe in irgendeine disziplinierende Form zu zwingen. Die strömenden Dinge und die Gespräche der Personen erreichen mich mit einer überwältigenden Kraft, wer bin ich denn, dass ich diesen unüberwindbaren Kräfte Hindernisse entgegenstelle? Ich schreibe die Monologe genauso auf, wie diese
in mein Gehirn donnern, ich schneide sie nicht in kleine, nette Teilchen. Habe ich zu viele Kommata und nur einen Punkt? Nun, ich denke, dass man sich an meine Kommata gewöhnen kann, so wie man sich an das Atmen gewöhnen kann, das die lebendige Kraft der aufrechterhaltenden Mitteilung nicht anhalten und erträglicher machen will, sondern eben aufrechterhalten und
schwungvoll weiterleiten. Die Musik von Bach ist ebenfalls sehr komplex, doch wir hören sie uns an, ohne sie an den Taktgrenzen anzuhalten, nur weil wir so die Zeit hätten zu überdenken, wo wir uns eigentlich befinden."