Magazinrundschau
Der bürgerliche Charakter in uns
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
08.11.2022. In HVG sucht der ungarische Autor Laszlo Darvasi die Realität hinter den Wahnbildern der Ungarn. In The Atlantic spießt Adam Hochschild das Vorbild Putins für den Überfall auf die Ukraine auf: den weißrussischen General Anton Denikin. Im Merkur erinnert den Historiker Benedikt Sepp die Pose der Kritik bei den Querdenkern stark an die der Achtundsechziger. Das Hufeisen existiert, meint mit Blick auf Frankreich auch Desk Russie. Der New Yorker lernt von dem Historiker Pekka Hämäläinen, dass die Ureinwohner Amerikas ihre eigene Geschichte der Eroberungen haben.
HVG (Ungarn), 08.11.2022

The Atlantic (USA), 07.11.2022

Außerdem: Yascha Mounk skizziert nach der Präsidentschaftswahl in Brasilien - und damit kurz vor den Midterms in den USA - populistische Parallelen in den beiden Ländern. Und Judith Shulevitz würdigt Orhan Pamuks "Literatur der Paranoia".
Merkur (Deutschland), 01.11.2022

Außerdem: Nils Güttler rümpft die Nase über Historiker wie Yuval Harari oder David Christian, die trotz eisener Nichtbeachtung durch Wissenschaft und gehobene Buchkritik ihre Big-History-Bücher in Weltbestseller verwandelten, meist über Ted-Talks.
Desk Russie (Frankreich), 28.10.2022

André Glucksmann, gestorben vor sieben Jahren, hatte zuletzt in Deutschland nicht mehr viele Freunde. Die Perlentaucher sind stolz, dass sie 2005 und 2006 seine Artikel gegen Putin nachdruckten, in denen er vorm "Petrozar" warnte (hier und hier). Deutsche Verlage übersetzten seine Bücher nicht mehr. Deskrussie bringt als Hommage einen Auszug aus einem Buch von 2011: "Die Überwindung des Sowjetismus läuft nur über zwei Wege, den Weg Havels oder den Weg Milosevics. Der Weg der Demokratisierung ist mühsam und steinig und daher langsam. Der schnellere, kriegerische und terrorisierende, wenn nicht gar terroristische Weg ist der Weg einer autoritären Neugestaltung. Wenn Geheimpolizei, Armee und Nomenklaturisten den Kreml unter sich aufteilen, ist Milosevic ganz nah dran, die Oberhand zu gewinnen. Jedes Mal, wenn der Westen blindlings auf die russische Fata Morgana gesetzt hat, ist er gestolpert und in ein schwarzes Loch gefallen. Man hat Fantasien, deliriert, und der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer. Europa hat sich an den Rand des Abgrunds gesetzt, als es den Herren des Kremls freie Hand ließ, wer sie auch sein mögen und was sie auch tun mögen, und trägt noch dazu bei, diesen Abgrund zu vertiefen. Noch ist nichts entschieden, aber diejenigen, die uns regieren, schlagen die falsche Richtung ein."
Elet es Irodalom (Ungarn), 04.11.2022

New Yorker (USA), 14.11.2022

Außerdem gibt Weird Al Yankovic dem New Yorker ein entspannt-unterhaltsames Gespräch. Anlass ist das von Yankovic selbst verfasste Biopic "Weird" über sich selbst (verkörpert wird er übrigens von Daniel "Harry Potter" Radcliffe), in dem der große Popkultur-Parodist natürlich auch die Gepflogenheiten des Biopics genüsslich durch den Kakao zieht und mit historischen Fakten alles mögliche treibt, nur nicht, bei ihnen bleibt: Unter anderem erdichtet er sich eine Amour Fou mit Madonna in den Achtzigern, die natürlich nie stattgefunden hat. Muss man sich für solche Stunts nicht juristisch wappnen? "Die Rechtsanwälte sagten uns, dass wir von all den Leuten, die wir in den Film gepackt haben, kein grünes Licht einzuholen brauchen - und tatsächlich sogar, dass wir das am besten auch gar nicht erst tun sollten. Die sind alle Personen des öffentlichen Lebens und damit hat sich das erledigt. Und im übrigen, nur am Rande: 1985, also bevor meine Parodie auf den Markt kam, sagte Madonna zu einem ihrer Freunde: 'Ich frage mich ja echt, wann Weird Al 'Like a Surgeon' bringt'. Und ihr Freund wiederum kannte meinen Manager. Also kam das bei mir an. Und ich dachte mir, oha, keine schlechte Idee, dann mach ich das wohl mal. Die Idee kam also tatsächlich von ihr. Diesen kleinen Tatsachen-Nugget nahmen wir und bliesen ihn zu diesem völlig psychotischen Erzählstrang auf." Wir amüsieren uns derweil mit Yankovics Klassiker "Amish Paradise":
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