Was ist noch schlimmer als westlicher
Kapitalismus? Ein Kapitalismus, der sich
hinter Hammer und Sichel verbirgt. Der moldawische Journalist und Übersetzer
Leo Butnaru schickt einen
gepfefferten Brief aus Chisinau, der Hauptstadt Moldawiens, wo es nach den Wahlen am 7. April zu
schweren Protesten gegen den Wahlsieg der Kommunisten kam. Butnaru erklärt, wie die Wahlen manipuliert wurden - einem Großteil der im Ausland arbeitenden Moldawier wurde es unmöglich gemacht zu wählen - und um welche Art von Regime es sich in Moldawien handelt: "Wir haben es hier mit einem
Mutanten zu tun, der schwer zu beschreiben ist. Dieser märchenhafte Bastard, Kommuno-Kapitalismus, sieht besonders abstoßend aus im Spiegelkabinett eines mysteriöserweise weiterbestehenden,
zurückgebliebenen Bolschewismus, mit dem die europäische Autokratie und Diplomatie weiterhin flirtet. Ich wüsste zum Beispiel sehr gern, warum letzten März seine Exzellenz, der frühere
britische Botschafter in Chisinau,
John Beyer, sich von Towarischtsch Voronin
dekorieren ließ, von einem Diktator, Heuchler, Angeber und Verächter der europäischen Idee, einem eingefleischten Bolschewiken durch und durch, der vom 'multilateral entwickelten' Kapitalismus profitiert - um eine Phrase aus den alten Parteiprogrammen zu benutzen."
Beyer ist nicht der einzige, den Butnaru aufzählt: auch der
Schweizer Sepp Blatter, Präsident der FIFA,
Terry Davis, Generalsekretär des Europarats, der österreichische EU-Politiker
Erhard Busek, Bulgariens Präsident Gheorghi Pirvanov und der kroatische Präsident Stjepan Mesic ließen sich Orden an die Brust heften. (Mehr über die Wahlen
in der NZZ.)
Außerdem: Der in den USA lebende rumänische Schriftsteller
Norman Manea,
Susan Harris von
"words without borders", die amerikanische
Übersetzerin Susan Bernofsky und der
Verleger Chad Post unterhalten sich über den Markt für
Übersetzungen von Literatur und das Übersetzen an und für sich.