Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
28.11.2005. In dieser Woche: Warum die Buchhändler vorsichtig optimistisch sind. Warum Google Print jetzt Google Book Search heißt. Und wie der Rabatt-Poker mit Thalia weitergeht. Von Sandra Evertz

Börsenblatt

Im Streit um die Vergütungsregeln - aktuelle Gerichtsurteile haben den Urhebern, auch den Übersetzern, den Rücken gestärkt - startet Börsenvereinsjustiziar Christian Sprang einen Vermittlungsversuch. Sprang schlägt vor, in den Verträgen zwischen Übersetzern und Verlagen keine fixen Vergütungsmodelle festzuschreiben. Der Übersetzer solle vielmehr bei Vertragsunterzeichnung zwischen drei Optionen wählen: hohes Seitenhonorar bei geringer Absatzbeteiligung oder geringes Seitenhonorar bei hoher Absatzbeteiligung oder mittlereres Seitenhonorar bei mittlerer Absatzbeteiligung. Durch die Wahl trage der Übersetzer das unternehmerische Risiko mit.

Angesichts der Aufregung um die Forderungen von Thalia (siehe Archiv) blickt das Börsenblatt zu den niederländischen Nachbarn: Dort sind Verlags-Marketingaktionen in Buchhandlungen seit Jahren gang und gäbe. "Besonders die großen Buchhandelsketten wie Ako, Bruna und BGN bieten Verlagen immer neue Varianten, ihre Titel der Kundschaft gegen Bezahlung zu präsentieren", schreibt das Magazin. Mit Ausnahme des Kassenraums sei fast jeder Platz zu mieten. Noch nicht kaufen können die Verlage das Verfügungsrecht über die Verkaufsfläche.

Aus Google Print wird Google Book Search. Die Internetsuchmaschine will mit der neuen Namensgebung Missverständnisse aus dem Weg räumen. Bei dem Projekt gehe es nur um die Online-Suche in digitalisierten Buchinhalten, unterstreicht Google-Mitarbeiter Jens Redmer. Der Name Google Print habe bei Nutzern den Eindruck erweckt, Dokumente auch ausdrucken zu können. Gerüchte, Google bastle in den USA an einer Online-Bibliothek, die es Nutzern erlauben soll, Textdateien gegen Gebühr für eine begrenzte Laufzeit auszuleihen, wollte Redmer im Börsenblatt weder dementieren noch bestätigen.

Branchenbeobachter Boris Langendorf sieht die Buchbranche im Aufwind. Vor dem Hintergrund des allgemein schlechten Einzelhandelsklimas habe sich der Buchhandel sehr beachtlich gehalten, sagt Langendorf. In seinem Geschäftsklima-Index des Sortimentsbuchhandels ist ein positiver Trend abzulesen - und das, obwohl die Daten aus einem Erhebungszeitraum stammen, in dem noch nicht bekannt war, ob "der Mehrwertsteuerkelch" am Buchhandel vorbei geht. Langendorf: "Unterm Strich winkt der Branche jetzt sogar ein kleiner Wettbewerbsvorteil."

Der Übernahme Verlagshauses Gerth Medien durch Random House muss das Kartellamt noch zustimmen, denn mit dem traditionsreichen Gütersloher Verlagshaus, dem im September erworbenen Kösel Verlag und Gerth Medien würden drei christliche Verlage zum Random House-Verbund gehören. Durch den Zukauf werde das Programm der beiden anderen Verlage gut ergänzt, erklärte Random House-Geschäftsführer Joerg Pfuhl dem Börsenblatt. Außerdem eröffne er neue Chancen im Vertrieb. Gerth Medien betreibt einen christlichen Buchclub und einen Online-Shop.
Personalien: Armin Gontermann übernimmt zum 1. Januar 2006 zusätzlich zur Verlagsleitung von Ullstein Taschenbuch die Leitung von Ullstein Hardcover und Propyläen. Ulrich Störiko-Blume baut für die Kölner Vemag ein neues Kinder- und Jugendbuchprogramm auf.

Meldungen: Berichte, denen zufolge der Bertelsmann-Vorstandsvorsitzende Gunter Thielen vor seinem Vertragende im August 2007 aus dem Amt scheiden könnte, wies der Gütersloher Medienkonzern mit dem Hinweis auf die Einhaltung des offiziellen Zeitplans zurück. Thomas Palzer erhält für seinen Roman "Ruin" (Blumenbar) den Tukan-Preis der Stadt München. William T. Vollmann wird für seine Sammlung "Europe Central" mit dem US-amerikanischen National Book Award ausgezeichnet. Mit der Bücherschau junior in München will der bayerische Landesverband des Börsenvereins Kinder unter zwölf Jahren und Eltern ansprechen (ab März 2007, im Jahresturnus)
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

Die Sortimenter gehen vorsichtig optimistisch ins Weihnachtsgeschäft. Dass die Branche das Jahr 2004 mit einem Mini-Umsatzplus von knapp einem Prozent abgeschlossen hat und sie dieses Jahr mit einem Umsatz von +2,3 Prozent (Ende Oktober) in die Zielgerade einbiegt, lässt die Buchhändler mit ihren Prognosen nicht übermütig werden. Das Gros der von buchreport befragten Händler rechnet mit Zuwächsen von einem bis zwei Prozent im Weihnachtsgeschäft. "Nicht wenige Sortimenter beginnen aber auch, sich mit einer Nullrunde im Advent anzufreunden", schreibt das Magazin. Da der Dezember-Umsatz rund 18 Prozent vom Jahresumsatz ausmacht, kann die Jahresbilanz erst im Januar gezogen werden.

Mit positiven Erwartungen starteten die Onlinebuchhändler in die umsatzstärkste Zeit des Jahres. Anlass zur Freude gab die Einschätzung des Bundesverbands des Deutschen Versandhandels: 6,1 Milliarden Euro werden die Versandhandels-Unternehmen demnach mit Internetverkäufen machen - etwa ein Viertel mehr als im Vorjahr. Aktuelle Zahlen scheinen den Prognosen Recht zu geben. Am 20. November vermeldete Weltbild.de mit über einer Million Euro einen Tagesumatz-Rekord.

Die deutschen Verlage laufen sich für die Fußball-WM warm. Vor allem Bertelsmann setzt mit seinen Tochterunternehmen und dem Buchclub auf die Vermarktung des Großereignisses und bietet neben einem Turnierführer und der Bilanz zum Ende der WM Lexika, Sach- und Kinderbücher, Puzzles, CDs und Kalender an. Buchreport zweifelt noch am Erfolg. "Skepsis kommt auf, weil die Fußballweltmeisterschaft in erster Linie ein TV-Ereignis ist. Ob die Fans des runden Leders wirklich massenhaft zu den Begleitbüchern greifen werden, ist ebenso unsicher wie der Titelgewinn der deutschen Mannschaft", kommentiert das Magazin.

Schwierig gestaltet sich voraussichtlich die Nachfolger-Suche für Börsenvereins-Vorsteher Dieter Schormann. Verleger Wolf D. von Lucius sieht für die Besetzung dieses Ehrenamts ganz schwarz: "Wir können froh sein, wenn wir bis 2007 jemanden haben." Mehr als einen Anwärter werde es kaum geben, vermutet von Lucius, der sich selbst zweimal zur Wahl gestellt hat, diesmal aber "definitiv nicht" antreten will. Rufe nach einem Kandidaten mittleren Alters aus den Verlegerreihen werden laut. Nach dem Abtritt Schormanns im Januar wird sein Stellvertreter, der Noch-Verleger Gottfried Honnefelder, das Amt kommissarisch weiterführen.

Meldungen: Verfilmungen von Jugendbüchern - gern zur Winterzeit ins Kino gebracht - kommen auch der Buchbranche zugute. Der Roman "Harry Potter und der Feuerkelch" kletterte nach dem Start des Kinofilms auf der Spiegel-Bestenliste fünf Plätze nach oben. Mehr.
Stichwörter: Der Spiegel, Jugendbuch