Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
19.07.2004. In dieser Woche lesen Sie: Warum von immer mehr Büchern immer weniger gekauft werden. Wer ein leuchtendes Verlagsbeispiel abgibt., Und wieso die Schüler im nächsten Jahr ohne Bücher dastehen könnten.

Börsenblatt

Obwohl der Branchenumsatz im letzten Jahr um 1,7 Prozent sank, gab sich Börsenvereinsvorsteher Dieter Schormann auf der Pressekonferenz des Börsenvereins gewohnt optimistisch. "Das ist kein wirtschaftlicher Sonderweg des Buchmarkts. Wir haben es vielmehr mit einer generellen Konsumschwäche bei Käufern zu tun", diktierte Schormann den Journalisten. Die Vorschauen ließen auf ein starkes Herbstprogramm 2004 schließen, die Branche könnte das Jahr mit einer schwarzen Null abschließen. Dem Internet-Buchhandel traut Schormann für die Zukunft keine Übermachtsstellung zu: "Es ist zweifelhaft, ob er jemals einen Marktanteil von zehn oder mehr Prozent erreichen wird." Mehr.

Dass Verlagsneugründungen Chancen bergen, glaubt Literaturkritiker Elmar Krekeler. Der Marebuch-Verlag etwa, "das schlagendste aller Beispiele", hat eine Nische in der Verlagslandschaft gefunden. Einhergehend mit dem Verlagszuwachs sei leider auch die Titelflut, klagt Krekeler auf der Meinungsseite des Börsenblatts. Gerade die großen Verlage schleuderten, getreu nach dem Motto "Irgendwas wird schon hängen bleiben im Feuilleton und im Buchhandel", zu viele Neuerscheinungen auf dem Markt. Somit werde die orientierungslose Kundschaft weiter verwirrt, die Kritiker von Albträumen geplagt.

1,57 Millionen Zuschauer lockte Bücherfee Elke Heidenreich bei der Auftaktsendung zur ZDF-Aktion "Unsere Besten - Das große Lesen" vor den Fernseher. 35.000 Menschen haben bereits eine Stimme für ihr Lieblingsbuch abgegeben, darunter auch "zahlreiche Titel, die nicht auf der Vorschlagsliste des ZDF stehen". Favorisiert würden populäre Bestseller ebenso wie moderne Klassiker, hat das Börsenblatt vom ZDF erfahren. Mit gleich drei Titeln sei John Irving vertreten, stark platziert auch Herrmann Hesse. Unter den Werken von Thomas Mann habe "Der Zauberberg" gute Chancen. Prominentestes Kinderbuch bislang ist nicht "Harry Potter", nein, Cornelia Funkes "Tintenherz" befinde sich auf dem ersten Platz.

Der europäische Buchmarkt wächst. Schon vor der EU-Erweiterung, im Jahr 2002, hätten Verlage innerhalb der Union rund 20,6 Milliarden Euro umgesetzt (0,8 Prozent mehr als in 2000), fasst das Börsenblatt das Ergebnis einer aktuellen Studie der Federation of European Publishers, die auf Schätzugen der nationalen Verlegervereinigungen beruht, zusammen. Die Zahl der Neuerscheinungen habe 2002 bei rund 466.000 (im Vergleich zu 2000: plus 1,3 Prozent) gelegen. Circa 3,5 Millionen Titel seien vor zwei Jahren lieferbar gewesen, die meisten davon in Großbritannien (1,1 Millionen) und in Deutschland (900.000). Lehrbücher konnten sich mit 42 Prozent das größte Stück vom Umsatzkuchen abschneiden.

Helga von Beuningen
erhält den mit 12.000 Euro dotierten Helmut-M.-Braem-Übersetzerpreis. Weitere Personalien aus der Buchbranche.

Meldungen: Kulturstaatsministerin Christina Weiss hat die Mittel für den Deutschen Literaturfonds (hier die Homepage) von bisher 560.000 Euro auf mehr als eine Million Euro pro Jahr aufgestockt - neben Autoren können damit künftig auch Editionsprojekte gefördert werden. Der Umsatz im Sortimentsbuchhandel stieg, laut Institut für Handelsforschung an der Uni Köln, vergangenen Monat um sieben Prozent (gegenüber dem Vorjahresmonat). Die Vertretung der Schulbuchverlage, VdS Bildungsmedien, protestiert gegen die Forderung einiger Ministerpräsidenten (Bayern, Niedersachsen) zur alten Rechtschreibung zurückzukehren - damit seien für die Schulbuchverlage Kosten von rund 250 Millionen Euro verbunden.
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

Querelen um die Schulbuchaufträge stellen die pünktliche Auslieferung der Schulbücher in zwölf Bundesländern in Frage - das Titelthema im Buchreport. Schuld seien zahlreiche Verfahren, in denen derzeit die Rechtmäßigkeit von Vergabe- oder Losverfahren geprüft würden. Hier die Hintergründe.

Zwei (wohl schon hinlänglich bekannte) Statements bringt der Buchreport zur Negativentwicklung im Buchhandel von der Branchenpressekonferenz (siehe auch Börsenblatt) mit: Weil Bücher immer teurer werden, werden weniger gekauft und weil immer mehr Titel erscheinen (plus 2,7 Prozent, 61.000 Novitäten), finden sich Käufer immer weniger zurecht.

"Das große Lesen" (siehe auch Börsenblatt) stößt bei den Buchhändlern auf ein geteiltes Echo. Die Idee wird allgemein für gut befunden, Schwächen offenbart jedoch die Umsetzung, so der Tenor. Am meisten bemängeln die Sortimenter die "wenig üppige" Zuteilung des Werbematerials. "Trotz des positiven Rücklaufs ist die Messlatte des britischen Vorläufers der ZDF-Aktion noch weit entfernt. Innerhalb von fünf Wochen beteiligten sich dort 140.000 Leser an der BBC-Abstimmung für 'The Big Read' und schlugen insgesamt 7000 Titel vor", vergleicht der Buchreport.

Weniger als die Hälfte, 46,7 Prozent, aller US-Amerikaner haben in 2002 einen Roman gelesen, besagt eine Studie des National Endowment for the Arts. Dass dem "erfolgreichsten Literaturbetrieb der Welt" die Leser davonlaufen, wertet David Wengenroth in seinem Kommentar im Buchreport als Warnzeichen: "Die Erfahrung lehrt, dass gesellschaftliche Entwicklungen aus den USA mit einigen Jahren Verspätung in Europa ankommen." Zwar sei in Amerika die gesellschaftliche Akzeptanz des Fernsehens weit größer als hierzulande, dafür verfüge das Land über ein wesentlich dichteres Netz an Bibliotheken als Deutschland.

Personalien: Das Kartellamt hat Thalia grünes Licht für die Übernahme der insolventen Buchhandelskette Bouvier-Gonski gegeben. Für Richard Feldmann, alleinvertretungsberechtigter Geschäftsführer bei Bouvier, wird es keine Zukunft in dem Unternehmen geben.

Meldungen: Die DVA, seit 2001 zu 50 Prozent am österreichischen Haymon Literaturverlag beteiligt, wird ihren Anteil voraussichtlich zum 1. Oktober an die Innsbrucker Studienverlags GmbH abtreten - das gemeinsame Ziel, Haymon auf dem deutschen Buchmarkt zu etablieren, wurde nicht erreicht. Zwei ehemalige Ammann-Mitarbeiter haben das Literaturportal bluetenleser.de gestartet. Die Verlagsgruppe Weltbild hat ihren Gesamtumsatz in 2003 - gegen den allgemeinen Trend in der Branche - um 18 Prozent gesteigert. Zum Schluss: die Bestsellerlisten.