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Berlinale Blog "Außer Atem"
Außer Atem: Das Berlinale Blog
Aktualität: 01.02.2012 bis 02.03.2012 - 42 Artikel - Seite 1 von 3
Die Bären 2012
Außer Atem: Das Berlinale Blog
18.02.2012
Goldener Bär für den besten Film: die
Brüder Taviani
für "Cäsar muss sterben"
Von
Anja Seeliger
Die Logik des Gemischtwarenladens
Außer Atem: Das Berlinale Blog
18.02.2012
Die Berlinale ist auch 2012 ein Gemischtwarenladen, dessen Ausdifferenzierungen allen möglichen Prinzipien gehorchen, aber sicher keinen kuratorischen. Die angesagtesten Auteurs der Gegenwart warten (mit wenigen Ausnahmen) auch weiterhin auf Cannes. Und wer seismographisch den neuen, noch im Entstehen begriffenen Strömungen des Weltkinos nachspüren will, ist auch weiterhin in Venedig oder Rotterdam besser aufgehoben. All dies - immer wieder kritisiert, im Perlentaucher in den letzten Jahren von Ekkehard Knörer - gilt zwar immer noch. Dennoch kommt es mir im Rückblick so vor, als habe ich in den letzten zehn Tagen
mehr interessante
,
richtungsweisende Filme
gesehen, als auf den letzten zwei, drei Berlinalen zusammen.
Von
Lukas Foerster
Heute noch zu sehen: Emin Alpers 'Beyond the Hill', Kiko Goifmans 'Look at me again' und Zoé...
Außer Atem: Das Berlinale Blog
18.02.2012
Emin Alpers
Erstlingsfilm "Tepenin Ard? - Beyond the Hill" (Forum) beginnt vielversprechend enigmatisch. Ein alter Patriarch verteidigt sein Anwesen in den anatolischen Bergen gegen
Nomaden
, die ihre Tiere auf sein Weideland führen. Der Kleinkrieg zwischen dem alten Mann, der mit einem seiner Söhne und dessen Familie in einer Talsenke lebt, und den angeblichen Aggressoren, tobt schon eine ganze Weile, als der zweite Sohn zu Besuch kommt. Geschickt relegiert der Film die wahrgenommene Bedrohung ins Off, hinter den Hügel, wo die Nomaden sich aufhalten sollen. Sie sind jedoch nie direkt zu sehen, sondern lediglich in der
Phantomgestalt von Gegenschüssen
aus dem umliegenden Gebirge, unauffällige Landschaftsaufnahmen jeder für sich, die sich nach und nach zu einer Triangulation des Geschehens im Tal addieren, und so die Frage aufwerfen, wessen Betrachterstandpunkt sich hier mitteilt. Es ist zu bedauern, dass Emin Alper den Konflikt am Ende zur Implosion bringt, indem er die Nomaden als selbstgemachtes, gleichsam kollektiv halluziniertes Feindbild offenbart. Alles betörend Rätselhafte an "Tepenin Ard?" wird so gebändigt zur - allzu didaktischen - politischen Allegorie der
türkischen Kurdenpolitik
an der ungenau definierten anatolischen Außengrenze. Die umständlich plumpe Tagline des Films: "Scapegoating may unify, but could you control the
Von
Nikolaus Perneczky
Wildeste Gedanken- und Bildersprünge: Shirley Clarkes 'Ornette' (Forum)
Außer Atem: Das Berlinale Blog
17.02.2012
"Not to make music, but to imitate music": so beschreibt
Ornette Coleman
seinen eigenen Anspruch an seine künstlerische Praxis an einer Stelle in
Shirley Clarkes
Dokumentarfilm über den Jazz-Musiker "Ornette: Made in America". Dieses Zitat gibt die Richtung dieses Films aus dem Jahr 1988 vor, er bezeichnet das spezifische Interesse, das er am Jazz hat: es geht ihm nicht (oder nur am Rande, in kurzen, wunderschönen Spielszenen, die einige wenige Szenen aus Colemans Jugend nachstellen, vor einer
dröhnenden Industriekulisse
) um dessen Herkunft, um seine sozialen oder musikhistorischen Wurzeln in schwarzer amerikanischer Kultur. Ganz im Gegenteil interessiert sich der Film für das
Moment am Jazz
, das identitäre Zuschreibungen (von Kreativität auf Personen, von rhythmischen Formen auf Menschengruppen etc) zu durchbrechen in der Lage ist.
Von
Lukas Foerster
Einen Film flechten: Clemence Ancelins 'Habiter' (Forum)
Außer Atem: Das Berlinale Blog
17.02.2012
Flechten, immer wieder flechten: einen Korb flechten, einen Zaun flechten, ein Dach flechten. Aus Stroh und getrockneten Palmblättern. Die Verbindung von Vertikalen und Horizontalen. Im Bild also immer wieder die grundlegende Operation des Verknüpfens, die Herstellung von etwas, das mehr ist als die Summe seiner Teile.
Von
Elena Meilicke
'Internet, wie haben Sie das gemacht?' - Eine Diskussion
Außer Atem: Das Berlinale Blog
17.02.2012
Neben ihrem umfangreichen Filmprogramm zeichnet sich die Berlinale auch durch ein flankierendes Angebot von
Diskussionsveranstaltungen
und Vorträgen aus. Der Großteil davon steht für gewöhnlich inhaltlich im Zusammenhang mit der jeweiligen Retrospektive und blickt somit also eher
zurück
in die Filmgeschichte. Als spannende Bestandsaufnahme und Blick nach vorn empfahl sich indessen das von
Frédéric Jaeger
(critic.de) moderierte Werkstattgespräch "Internet, wie haben Sie das gemacht", die ausnahmsweise einmal über das Potenzial des Internets
für
das Kino reden und entsprechende Beispiele vorstellen wollte.
Von
Thomas Groh
Erzählt von einer Mordserie an Roma: Bence Fliegaufs 'Just the Wind' (Wettbewerb)
Außer Atem: Das Berlinale Blog
16.02.2012
Ein Tag im Leben einer Familie
ungarischer Roma
in einem kleinen Dorf, ausgehend von den schlaftrunkenen, gemeinsamen, größtenteils sprachlosen Tagesvorbereitungen in der digitalen Dunkelheit des beginnenden Morgengrauens. Dann splittet der Film sich auf in drei Stränge und verfolgt: Mutter, Tochter, Sohn.
Von
Lukas Foerster
Unterkörperfixiert: Tea Lim Kouns 'Snake Man' (Forum)
Außer Atem: Das Berlinale Blog
16.02.2012
Alles beginnt mit einem halbstündigen Prolog, der nach sozialem Realismus aussieht - ein
trunksüchtiges Ekelpaket
von einem Mann, seine geschundene, aber wunderschöne Frau und das gemeinsame Kind in einer ärmlichen Hütte am Waldesrand -, wäre da nicht die sprechende Schlange, mit der die Frau in Abwesenheit ihres brutalen Gatten eine Liebesbeziehung anfängt. Es sei zwar eine Schlange, schaltet sich an dieser Stelle ein Erzähler ein, der
Sex aber allemal besser
als mit ihrem Mann. Bald kommt der Gehörnte der Schlange auf die Schliche und hackt ihr den Kopf ab. Als er im Zorn dann auch seine schwangere Frau richtet, indem er ihr den Unterleib aufschneidet, quillt eine ganze Schlangenbrut aus ihrem Uterus. Nur eine von ihnen überlebt und verwandelt sich, etliche Jahre später, in den Schlangenmann.
Von
Nikolaus Perneczky
Bewegungskino reinster Form: Steven Soderberghs 'Haywire' (Wettbewerb, außer Konkurrenz)
Außer Atem: Das Berlinale Blog
16.02.2012
In gewisser Hinsicht holt
Steven Soderbergh
mit "Haywire" den Menschen ins zuletzt von bigger-than-life-Computeranimationen und verwackelten, hektisch montierten Handkamerabildern bestimmte
Actionkino
zurück: Kaum einmal, dass seine Kamera ins Geschehen eindringt, häufiger bleibt sie auf gut ein, zwei Schritte Abstand, filmt in verhältnismäßig langen Einstellungen den Kampf zwischen zwei Körpern in ihrer Gesamtheit, deren Wendigkeit, noch mehr aber deren brutale Wucht zum Spektakel wird: Wenn
Gina Carano
, hier in der Rolle der Mallory Kane, die im Auftrag einer der Regierung unterstellten Privatfirma weltweit die
schmutzigen Jobs
übernimmt, zuschlägt, tun die Knochen schon beim Hinsehen weh. Kein Wunder: Carano blickt auf eine erfolgreiche Karriere als
Mixed-Martial-Arts-Kämpferin
zurück. Für "Haywire", für Soderbergh ist sie ein ungeheurer Gewinn: Kaum eine Viertelstunde vergeht, ohne dass Carano atemberaubend die Fäuste schwingt und noch ganz andere Stunts vollführt, um ihre
Häscher
zu erlegen.
Von
Thomas Groh
Rein imaginär: Miguel Gomes' 'Tabu' (Wettbewerb)
Außer Atem: Das Berlinale Blog
15.02.2012
Am Anfang steht ein vollbärtiger, traurig dreinblickender Mann im Dschungel, dann verwandelt er sich vielleicht
in ein Krokodil
, vielleicht wird er von einem gefressen. Dazu leise, verspielte Klaviermusik und eine sanft dröhnende Voice-Over-Stimme, die über die Möglichkeit eines melancholischen Krokodils nachdenkt.
Von
Lukas Foerster
Liebt nur ihre Katzen: Brian M. Cassidys und Melanie Shatzkys 'Francine' (Forum)
Außer Atem: Das Berlinale Blog
15.02.2012
Aus dem Gefängnis in die unfreundliche Wirklichkeit: Germanisten denken da sofort an Franz Bieberkopf, und auch der Weg von Francine scheint auf den ersten Blick nur eine Richtung zu kennen: nach unten.
Von
Elena Meilicke
Anarchy in the UK: Meryl Streep ist 'The Iron Lady' (Wettbewerb Sonderführung)
Außer Atem: Das Berlinale Blog
15.02.2012
Good girls go to heaven, bad girls kommen ins
Irrenhaus
. Zumindest heißt ein alter Konservativer
Margaret Thatcher
(Meryl Streep) entsprechend willkommen, als sie erstmals Abgeordnete das Parlament betritt: "Welcome to the madhouse!" Repräsentative Demokratie als Nervenanstalt: Es wird geschrien, gekreischt, gestampft, geklopft. Und spätestens mit Thatchers Regierungsantritt 1979 als Premierministerin scheint das Land ringsum ohnehin in Flammen aufzugehen, während Punks defätistisch ihre Liebe zur 'Eisernen Lady' bekunden.
Von
Thomas Groh
Peter Kerns 'Glaube, Liebe, Tod' (Panorama)
Außer Atem: Das Berlinale Blog
15.02.2012
Die thomistische Trias christlicher Tugenden - Glaube, Liebe, Hoffnung – hat Pate gestanden für Peter Kerns neue filmische Selbstentäußerung. Allein Hoffnung mag in diesem Rundumschlag gegen die unchristlichen Zustände an der europäischen Außengrenze keine aufkommen. Darum folgt auf den Glauben und die Liebe... der Tod.
Von
Nikolaus Perneczky
Lebenszeichen: Werner Herzogs Blick in die 'Death Row' (Berlinale Special)
Außer Atem: Das Berlinale Blog
14.02.2012
"Ich will eins von vornherein klarstellen", sagt
Werner Herzog
dem zum Tode verurteilten
James Barnes
gleich direkt ins Gesicht, "ich bin kein Befürworter der
Todesstrafe
. Aber das muss nicht heißen, dass ich dich
mag
."
Von
Thomas Groh
Duvall auf Acid: Billy Bob Thorntons 'Jayne Mansfield's Car' (Wettbewerb)
Außer Atem: Das Berlinale Blog
14.02.2012
"Manchmal muss man einen Film eben
etwas anders verpacken
, um seine Botschaft an den Mann zu bringen", sagt Billy Bob Thornton in der Pressekonferenz zu seinem Wettbewerbsbeitrag "Jayne Mansfield's Car" und weiter: "Man könnte zwar einen Film gegen Krieg drehen und diesen dann "Anti-War" nennen, dann schauen ihn aber eben auch nur jene, die eh schon gegen Krieg sind."
Von
Thomas Groh
⊳