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Berlinale Blog "Außer Atem"
Außer Atem: Das Berlinale Blog
Aktualität: 01.02.2013 bis 03.03.2013 - 57 Artikel - Seite 1 von 4
Die Bären 2013
Außer Atem: Das Berlinale Blog
16.02.2013
Goldener Bär für den besten Film: "Child's Pose" (Poziția copilului) von Călin Peter Netzer
Fordert Ergebenheit: 'Leviathan' von Lucien Castaing-Taylor und Verena Paravel (Forum Expanded)
Außer Atem: Das Berlinale Blog
16.02.2013
Lucien Castaing-Taylor, zuletzt mit "Sweetgrass" (zusammen mit seiner Frau Ilisa Barbash) auf der Berlinale vertreten, und seine Ko-Regisseurin Véréna Paravel haben - an Bord eines Industrie-Fischereiboots in den Gewässern vor Neuengland - ein Monstrum von einem Experimentalfilm geschaffen. Sein andeutungsreicher Name: "Leviathan". Die halb akademische, halb künstlerische Disziplin, woraus "Leviathan" seine ästhetischen Impulse bezieht, heißt "Sensory Ethnography": eine multisensorielle Ableitung und Ausweitung der visuellen Anthropologie, die Castaing-Taylor am Department of Visual and Environmental Studies in Harvard lehrt.
Von
Nikolaus Perneczky
Auf Augenhöhe: Die starken Frauen im Berlinale-Wettbewerb 2013
Außer Atem: Das Berlinale Blog
16.02.2013
"How to do things with women": Das könnte, spätestens seit der Nouvelle Vague, ein Motto des internationalen und hinter der Kamera nach wie vor weitgehend männlichen Autorenkinos sein. Der aktuelle Berlinalewettbewerb ist da keine Ausnahme; schon alleine in den
Filmtiteln
tauchen sechs Frauennamen auf und kein einziger Männername. Bei den
Regisseursnamen
sieht die Verteilung anders aus: drei weibliche, siebzehn männliche. Das ist eine offensichtliche Schieflage, aus der man andererseits auch nicht zuviel machen muss, schließlich wird auch diese
Perlentaucher
-Kolumne sexistische Strukturen nicht aus der Welt schaffen. Was man aber schon machen kann: sich etwas genauer anschauen, was die Filme von den vielen Frauen wollen, die sie in ihre Zentren stellen. Denn das sind jeweils durchaus unterschiedliche Dinge.
Von
Lukas Foerster
Was zu lachen: Emmanuelle Bercots 'Elle s'en va' (Wettbewerb)
Außer Atem: Das Berlinale Blog
15.02.2013
Abrechnung auf grünen Wiesen: Kaum kommt der Deneuve
das französische M-Wort über die Lippen, hält der enervierend gut gelaunte Dreikäsehoch - im Film ihr Enkel, zu dem sie kaum eine Beziehung hat - die Hände auf: Für jeden Kraftausdruck ist
ein Euro
fällig. Deneuve kann nicht zahlen, denn sie hat kein Geld. Mit Reichtum gesegnet bin auch ich nicht, aber den Euro leg' ich gerne hin: Dieser Film ist richtig Scheiße! Kassier' mich ab, wer will!
Von
Thomas Groh
Verschiebung und Variation: Hong Sangsoos 'Nobody's Daughter Haewon' (Wettbewerb)
Außer Atem: Das Berlinale Blog
15.02.2013
Ein paar Hong-Sangsoo-Filme habe ich gesehen und immer wieder die Erfahrung gemacht, dass ich mich hinterher schon bald nur noch schemenhaft an sie erinnern konnte. Immer wieder greift Hong die gleichen Motive, Schauplätze und Figuren auf, rekombiniert und rearrangiert sie, als wären alle seine Filme
in Wirklichkeit ein einziger
. Differenz und Wiederholung, Verschiebung und Variation, darum kreisen Hongs Filme, so sind sie gemacht. Das Resultat ist eine Ähnlichkeit, aber auch eine ganz eigene spielerische Leichtigkeit und Flüchtigkeit, die es so schwer machen, Hongs Filme zu fassen zu kriegen, sie festzunageln und ordentlich in Gedächtnisschubladen abzulegen.
Von
Elena Meilicke
Solo für Greta: Noah Baumbachs 'Frances Ha' (Forum)
Außer Atem: Das Berlinale Blog
15.02.2013
Eher Screwball statt Sitcom: Der athletische Körper der Greta Gerwig in einem schwarzweißen New-York-Film von Noah Baumbach - Frances Ha.
Von
Thekla Dannenberg
Bleibt ein Unvollendeter: George Sluizers 'Dark Blood' (Wettbewerb)
Außer Atem: Das Berlinale Blog
15.02.2013
George Sluizers "Dark Blood" blickt auf eine bewegte Produktionsgeschichte zurück.
Zehn Tage vor Drehschluss
starb Hauptdarsteller River Phoenix an einem drogeninduzierten Herzinfarkt; das abgedrehte Material wurde von der Versicherungsgesellschaft in Verwahrung genommen. Das war im Oktober 1993. 2012 gelang es Sluizer, der vor einige Jahren ein Aneurysma erlitten hatte, die existenten Aufnahmen zu sichern und "Dark Blood" doch noch fertigzustellen – allerdings ohne den Film zu vollenden: Die Lücken, die Phoenix’ Tod ins Narrativ gerissen hat, sind nicht trickreich kaschiert, sondern mit einem
voice-over markiert
. Sluizer verliest mit unmerklichem Akzent (er ist gebürtiger Niederländer) und fast ohne Emphase die nicht realisierten Drehbuchpassagen, manchmal über eine ausklingende Spielfilmszene gelegt, manchmal über ein Still gesprochen. Ganz zu Beginn erläutert er dieses Konstruktionsprinzip. Das Bild dazu zeigt ihn Arm in Arm mit einem verkniffen dreinblickenden River Phoenix. "Dark Blood" ist – und bleibt – Sluizers Unvollendeter.
Von
Nikolaus Perneczky
Nicht nur untergründig bösartig: Emir Baigazins 'Harmony Lessons' (Wettbewerb)
Außer Atem: Das Berlinale Blog
14.02.2013
Vorletzter Wettbewerbstag, die Pressevorstellung liegt auf der Frühschiene, um neun Uhr morgens, der Film ist ein fast zwei Stunden langes
Debüt aus Kasachstan
: Dass der Berlinalepalast auch bei "Harmony Lessons" gut gefüllt ist, spricht für die Ausdauer der akkreditierten Festivalgänger. Als dann gleich in den ersten drei Minuten
ein Schaf
direkt vor der Kamera erst eingefangen, dann geschlachtet und
ausgeweidet
wird, geht zwar ein hörbares Stöhnen durchs Publikum (nebenbei bemerkt: Das ist bei weitem nicht die erste derartige Szene des Festivals; im Gegenteil sind derartige, von der Kamera beglaubigte Tiertötungen eines der quintessentiellen Motive des Festivalkinos, fast könnte man meinen, dass die Schlachtung im Weltkino wieder eine rituelle Bedeutung zurückgewinnt, ein Band über Raum und Zeit hinweg zum Zuschauer knüpft).
Von
Lukas Foerster
Gefühlte Geschichte: Neus Ballus' 'The Plague' (Forum)
Außer Atem: Das Berlinale Blog
14.02.2013
In ihrem Film "La Plaga" erzählt die junge spanische Filmemacherin Neus Ballús von einer Reihe ganz normal faszinierender Menschen, die sich am
Stadtrand von Barcelona
durchs Leben schlagen: Raul ist Gabelstapelfahrer und führt den Baunernhof seiner Eltern, dessen Existenz grundsätzlich bedroht ist, im Moment der großen Hitze aber besonders durch einen Schädlingsbefall. Bei der Ernte hilft der Moldawier Iurie Timbur, der nach der Arbeit als Ringkämpfer trainiert.
Von
Thekla Dannenberg
Beängstigender Wald: Andreas Bolms 'Die Wiedergänge' (Perspektive Deutsches Kino)
Außer Atem: Das Berlinale Blog
14.02.2013
Wohin man auch blickt,
überall Bäume
auf dieser Berlinale: Besonders im Wettbewerb jagt ein Waldfilm den nächsten. Nina Hoss schlägt sich bei Thomas Arslan als Teil einer exildeutschen Reisetruppe durchs unwirtliche, grenzmystische Nadelholz. Tendenziell mindestens ebenso aggressiv (genauer gesagt: mindestens eine Bärenfalle aggressiver) gebärt sich der - gleichfalls kanadische - Wald, in dem Vic und Flo bei Denis Côté abhängen. Von der freundlichen Seite zeigt sich die Pflanzenwelt bei David Gordon Green: Obwohl er gleich zu Filmanfang abbrennt, bietet ein (wieder aufgeforsteter und dezent verzauberter) Wald Paul Rudd und Emile Hirsch Unterschlupf, hilft ihnen beim
bonding
und beim Verarbeiten von Liebesproblemen. Den Waldfilm
to end all
Waldfilme hat, wen wundert’s,
James Benning
gedreht: Gut zwei Stunden lang steht im Forumsfilm "Stemple Pass" eine Hütte im Wald herum; die Jahreszeiten wechseln, die Lichtverhältnisse aus, manchmal werden Texte des Unabombers
Theodore Kaczynski
verlesen, der sich jahrelang in einer ähnlichen Hütte verkrochen hatte, dann herrscht wieder minutenlang, viertelstundenlang Stille, gelegentlich tritt Rauch aus dem Schornstein der Hütte - aber der Wald, der bleibt.
Von
Lukas Foerster
Transportiert ein gewisses Männerideal: David Gordon Greens 'Prince Avalanche' (Wettbewerb)
Außer Atem: Das Berlinale Blog
14.02.2013
Es heißt ja, der diesjährige Wettbewerb sei einer voller "Frauenfilme" (was immer das sein mag). "Prince Avalanche" von David Gordon Green ist nun endlich ein
Männerfilm
– ein richtig großartiger. Alvin (Paul Rudd mit hochgezogenen Tennissocken und Tom-Selleck-Schnurrbart) und Lance (Emile Hirsch, der hier an Jack Black erinnert) verbringen den Sommer 1988 als Straßenarbeiter in einem Waldgebiet in
Texas
, das vor kurzem von einer Feuerkatastrophe heimgesucht wurde. Nie sah Texas untexanischer aus: statt Sonne, Öl und Cowboys gibt es halbverkokelten Laubmischwald, kleine Tümpel mit schmutzig-braunem Wasser und gelbe Blumen, die an Mitteleuropa erinnern. Ziemlich unpittoresk. Auch die Arbeit ist monoton: kilometerweit müssen Alvin und Lance gelbe Fahrbahnmarkierungen auf die Straße malen und Reflektorenposten aufstellen. Ganz genau nimmt "Prince Avalanche" das dafür nötige Gerät und die Handgriffe in den Blick, zeigt die zähe Textur der dickflüssigen Farbe auf dem Asphalt. Banales und Bodenständiges, in Großaufnahme.
Von
Elena Meilicke
Bille Augusts 'Nachtzug nach Lissabon' (Wettbewerb)
Außer Atem: Das Berlinale Blog
14.02.2013
Pascal Merciers Roman "Nachtzug nach Lissabon" erzählt die Geschichte des
Berner Lateinlehrers
Raimund Gregorius, der über all seinen Büchern den Anschluss an das Leben verloren hat. Eines verregneten Morgens gelangt er durch eine junge Frau, die sich wahrscheinlich von der Brücke stürzen möchte, an das Buch des geheimnisumwitterten portugiesischen Autors Amadeu Prado. Völlig in den Bann gezogen von der Frau, dem Buch und seiner Poesie, bricht er aus seinem Lateinlehrer-Leben aus und auf nach Lissabon, um der Geschichte dieses Schriftstellers, Arztes und
Widerstandskämpfers gegen Salazar
nachzuspüren. Aus dem - fiktivem - Werk zitiert der Roman seitenweise die Prado'schen Ausführungen, was durchaus etwas Peinliches hatte: "Kein Ernst ist so ernst wie der poetische Ernst", heißt es darin zum Beispiel und ganz ohne Ironie lässt Mercier dann Gregorius tief ergriffen ausrufen: Welch Brillanz! Welch Wucht! Welch stilistische Eleganz!
Von
Thekla Dannenberg
Bühne frei für Shirley Clarkes 'Portrait of Jason' (Forum)
Außer Atem: Das Berlinale Blog
13.02.2013
Wie verstörend ein Lachen sein kann, unter anderem davon handelt Shirley Clarkes großartiger Film "Portrait of Jason" aus dem Jahr 1967. Jason Holliday ist ein selbsterklärter "Hustler", einer, der mal hier und mal dort arbeitet, einer, der auf alle möglichen Weisen Geld verdient – etwa als
Haushälter bei reichen weißen Damen
, manchmal aber auch mit illegaleren Aktivitäten. Eigentlich träumt Jasons davon, durch kleine Clubs und Bars zu tingeln, zu schauspielern, auf der Bühne zu stehen. "Portrait of Jason" ist genau das: eine Bühne für Jason.
Von
Elena Meilicke
Interview mit Claude Lanzmann
Außer Atem: Das Berlinale Blog
13.02.2013
"
Das ist forsch
, das hat Klasse", sagt
Claude Lanzmann
im Tagesspiegel-Interview mit Jan Schulz-Ojala zu der Entscheidung, nach der Preisverleihung, bei der er selbst den
Ehrenbären
erhält, seinen doch eher unfestlichen Film "Sobibor, 14. Oktober 1943, 16 Uhr" zu zeigen – "einen Film, in dem Juden Deutsche töten!" Außerdem eilen die beiden durch Lanzmanns Filmgeschichte, Eichmannprozess und Hannah Arendt, den neuen Antisemitismus und
Jakob Augsteins
Gleichsetzung von Gaza mit den Lagern: "Das verurteile ich.
Von
Thekla Dannenberg
Wie entsteht die große Kunst, fragt Carters 'Maladies' (Panorama)
Außer Atem: Das Berlinale Blog
13.02.2013
Manche möchten
jemand anderes
werden, manche möchten als sie selbst ein anderes Leben führen, manche würden überhaupt erste einmal gern wissen, wer sie sind und warum. James hört auch die Stimmen, die zu ihm sprechen. Natürlich, er ist ja nicht taub! James hat auch viele Persönlichkeiten, deswegen denkt er bei seinen Strandspaziergängen auch oft etwas angestrengt darüber nach, wie man zu dem wird, der man ist: An Punkt A ist man eine Person, an Punkt B eine andere, und an Punkt C verwandelt man sich wieder. Manchmal zerspringt man an einem Punkt auch, dann ist man nur noch Winkel und Fragmente, Zonen und Bereiche.
Von
Thekla Dannenberg
⊳